7. Kapitel
Eine Pfote stieß Lilienwolke unsanft in die Rippen. Gibt es den keine Katze im ganzen Wald, die einen sanft aufwecken kann! Stöhnend öffnete Lilienwolke die Augen. Ein rötlicher Lichtschein drang in den Heilerbau und inzwischen musste es Sonnenuntergang sein. Vor ihr stand Apfelschweif mit leuchtenden Augen, anscheinend war sie ziemlich aufgeregt. „Was ist los?", fragte Lilienwolke und setzte sich auf. Während sie sich das Fell putzte, begann Apfelschweif zu erzählen: „Ich habe Eiskristall gefragt, ob er mein Gefährte werden will...und er hat ja gesagt! Kannst du dir das vorstellen?" Lilienwolke war nun endgültig wach und rief begeistert: „Heiliger SternenClan! Das hätte ich wirklich nicht erwartet!" „Autsch! Bin ich wirklich so schlimm?", fragte die andere nun gespielt beleidigt. „Oh nein. Du doch nicht!", schnurrte Lilienwolke tröstend und kuschelte sich an ihre große Schwester. Diese begann zu schnurren und einen Moment verharrte sie so, bis eine Katze die Hölle betrat. „Hallo, ihr beiden!", rief Funkenpelz. Der Bruder der beiden Kätzinnen begrüßte sie mit einem Stupser gegen die Nase und Lilienwolke musterte ihn von oben bis unten. Er hatte ein paar Kratzer und Stellen in seinem weißen Fell mit den schwarzen und gelben Flecken an denen kein Fell mehr war, doch ansonsten sah er unversehrt aus. „Du warst also auch, beim Grenzkampf dabei", stellte Lilienwolke fest. „Ja, Schwesterherz!", gab Funkenpelz zurück. Er schien stolz darauf, was Lilienwolke gar nicht gefiel. Funkenpelz entwickelte sich zu einem richtigen Kämpfer und wurde immer brutaler. „Wie geht es Nachtherz? War sie auch am Kampf beteiligt?", fragte Lilienwolke, die noch nicht ganz wieder auf dem neuesten Stand war. „Ihr geht's gut, sie war mit dem Ausbau des Kriegerbaus beschäftigt, als ihr gekämpft habt", antwortete Apfelschweif. Die drei schwiegen eine Weile und Funkenpelz wollte sich gerade zum Gehen wenden, doch Lilienwolke hatte noch eine Frage an ihn: „Hat dir Apfelschweif, die Neuigkeiten schon erzählt?"
***
Lilienwolke hatte sich aus dem Bau geschlichen, während Perlenkraut noch schlief. Im kalten Licht der Morgensonne lief sie zur TalClan-Grenze. Sie prüfte immer wieder die Luft auf fremde Katzen Gerüche. Erst als sie sich der Grenze näherte roch sie den fremden Katzen-Geruch, der vom Wald herüber wehte. Zum Glück waren die Katzen auf der anderen Seite der Grenze und dorthin gehörten sie auch. Lilienwolke setzte sich unter einen Busch und wartete. Sie wusste selbst nicht auf was sie wartete. Nach eine Weile raschelte es im Gebüsch und eine Patrouille des TalClans trat aus dem Wald. Es waren drei Katzen. Lilienwolke erkannte Gipfelschatten und Horizontgeist. Die letzte Katze, war der grau getigerte Kater, der ihr die Wunde am Bauch zugefügt hatte. Lilienwolkes Nackenhaare sträubten sich automatisch, doch sie blieb unbeweglich dort sitzen. Wenn sie mich entdecken bin ich Krähenfraß! Ihre Instinkte rieten ihr dazu wegzulaufen, doch ihr Verstand und auch ihr Herz sagten ihr das Gegenteil. Die fremden Katzen standen ihr Gegenüber ohne sie zu bemerken und starrten ins Wasser. Plötzlich sprang Horizontgeist vor und katapultierte einen silbernen Fisch aus dem Wasser und in hohem Bogen hinter sich. Augenblicklich sprang er hinterher und tötete ihn. Ihh! Warum essen die Sowas! Lilienwolke verzog die Nase, bei dem Fischgeruch der herüber wehte. Als sie noch eine Schülerin gewesen war hatte Zweigblatt ihr eine Fisch gefangen. Lilienwolke, damals noch Lilienpfote, hatte ihn angeekelt wieder ausgespuckt und sich geschworen nie wieder Fisch zu essen. Wieder einmal in ihren Tagträumen versunken, hatte sie nichtbemerkt wie der getigerte Kater zu ihr hinübergesehen hatte. Lilienwolke blickte auf und sah gerade noch wie er den beiden Kriegern ein Zeichen gab, das sie ohne ihn weitergehen sollten. Er wartete bis sie im Wald verschwunden waren und er ihre Schritte nicht mehr hören konnte, dann watete er durch den Fluss zu Lilienwolke hinüber. Wie erstarrt blieb die Kätzin sitzen, sie hielt den Atem an. Doch auch das half nichts, der Kater kam zu ihr und schüttelte sich das Wasser aus dem Fell. Leise fauchend sprang Lilienwolke zurück. Sie hasste Wasser! „Pass doch auf!", knurrte sie. „Entschuldigung!", schnurrte der Kater. „Ich bin Stacheleis. Wie heißt du?", fragte er. Kurz zögerte sie, doch dann gab sie sich eine Ruck: „Ich bin Lilienwolke." „Ja, das weiß ich. Ich habe nur aus Höflichkeit gefragt. Ähm, dass bei dem Kampf vor ein paar Sonnenaufgängen tut mir leid. Ich hatte echt nicht beabsichtigt dich so zu verletzten.", maunzte er. Lilienwolke hätte ihm am liebsten die Krallen über die Nase gezogen. Wie konnte man nur so arrogant sein! Sie wollte etwas verletzendes oder aggressives Antworten, doch stattdessen sagte sie: „Passt schon. Du konntest ja nicht wissen, dass ich dort eine Narbe habe." Stacheleis sah sie überrascht an: „Ja, das wusste ich tatsächlich nicht, aber anscheinend geht es dir schon besser und Perlenkraut hat dich aus dem Heilerbau entlassen." Schuldbewusst senkte die Kätzin den Kopf und murmelte: „Nein, ich habe mich rausgeschlichen." Stacheleis schnurrte belustigt: „Na dann bist du also eine kleine Rebellin!" Am Liebsten wären Lilienwolke bei ihrem nächsten Satz im Erdboden verschwunden, doch leider konnte sie die Zeit nicht zurückdrehen, als sie sagte: „Ich bin nicht klein!" Stacheleis hob seine Augenbrauen und sagte provozierend: „Ach ja?" Das reichte Lilienwolke und sie stand auf. Sie reckte sich zu ihrer vollen Größe, doch selbst dann reichte sie ihm kaum zur Schulter. Er schnurrte und Lilienwolke ließ sich von seinem Schnurren anstecken. Er rieb kurz seine Wange an ihrer und flüsterte: „Ich mag dich. Treffen wir uns morgen Nacht auf der Insel? Ich werde da sein und auf dich warten." Mit diesen Worten drehte er sich um und durchquerte den Fluss. Bevor er in den Wald trat, drehte er sich noch einmal zu Lilienwolke um.
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