Das Licht der untergehenden Sonne schien auf die flache Landschaft. Alles war rot und orange und gelb. Die Farben des Feuers.

Eine Katze trat hervor. Das Licht, das von ihrem hellen Pelz zurückgeworfen wurde, ließ sie aussehen, als würde sie brennen. Eine zweite Katze erschien. Ein Kater. Seine gelben Augen leuchteten genauso hell wie das Fell der Kätzin.

»Es ist Zeit«, sagte der Kater. »Bald wird der Tag des Windes kommen und sie werden sich wieder gegenseitig töten.«

Die Kätzin nickte. In ihren blauen Augen lag ein trauriger Blick. »Doch wir haben noch eine Hoffnung. Wenn das Geheimnis endlich gelüftet wird, können alle wieder normal leben. So wie die Urclans. Die schwarze Blüte muss sich dem Zorn der Flammen entziehen, um den finsteren Wolken, die über uns schweben Einhalt zu gebieten. Und erst wenn das Dunkle aus dem Feuer gewichen ist, wird alles wie vorher.«

***

Schwarzpfote hatte Angst. Sie schmiegte sich näher an die Schulter ihres Bruders Aschenpfote. Flammenpfote, Rotpfote und Krallenpfote wurden mit ihnen zu Jägern und Kämpfern ernannt. Schwarzpfote hatte nicht etwa Angst vor dem Jägerinnen-Dasein. Nein, sie hatte Angst vor Flammenpfote. Der leuchtend rote Kater war ihr nicht geheuer. Als kleines Junges hat er mit einem Falken gekämpft um seine Schwester Rotpfote zu retten, dabei hatte er jedoch seine Narbe erhalten, die sich nun über sein ganzes Gesicht zog. Als Feuerstern die Stimme erhob, zuckte Schwarzpfote zusammen.

»Wir haben uns hier versammelt, damit sechs Schüler ihre neuen Namen erhalten. Tretet vor.«

Mit diesen Worten traten Aschenpfote, Flammenpfote und Krallenpfote vor. Schwarzpfote selbst blieb sitzen, genauso wie die beiden anderen Schülerinnen.

Bitte nicht Flammenpfote, hoffte Schwarzpfote.Bitte nicht er.

»Wählt euren Namen«, sagte Feuerstern.

Als erstes nannte Aschenpfote seinen neuen Namen. »Mein Name ist Aschenhaar und ich wähle Leuchtflügel«, rief er die traditionellen Worte in den Himmel.

Leuchtflügel schnurrte glücklich.

Nun erhob sich Krallenpfote. »Mein Name ist Krallenmond und ich wähle Schwarzglanz.«

Ja!, jubelte Schwarzglanz innerlich, doch nun trat Flammenpfote vor.

»Mein Name ist Flammenzorn und ich wähle auch Schwarzblüte.«

Das verhieß nichts Gutes. Mit einem schmerzerfüllten Schrei brach Krallenmond unter dem gewaltigen Hieb von Flammenzorn zusammen. Er hatte verloren. Der leuchtend rote Kater sah Schwarzblüte an. In seinen Augen stand kalter Wahnsinn.

»Ich wähle Schwarzblüte«, rief Flammenzorn noch einmal.

Krallenmond lag immer noch auf dem Boden. Da Rotwind nun seine Gefährtin war, eilte sie zu ihm. Allen Kätzinnen, deren Namen ihr Gefährte noch nicht ausgesprochen hatte, wurde vorläufig der Beiname Wind gegeben. Nur selten wurde er im Nachhinein noch geändert.

Schwarzblüte saß nur zitternd da. Sie sah aus dem Augenwinkel wie Aschenhaar sich schnurrend mit Leuchtflügel unterhielt. Doch ihr restliches Blickfeld wurde von Flammenzorn beansprucht, der nun vor ihr stand. Er kam gleich zur Sache.

»Ich will morgen zwei Eichhörnchen ohne Fell und eine Maus ohne Schwanz, Ohren und Pfoten haben. So kaut es sich besser. Und ich möchte, dass du mir die Albino-Amsel fängst, von der Sonnenblume neulich erzählt hat.« Er knurrte. »Und ich will zwei Würfe. Einen mit zwei Katern und einer Kätzin und einen mit einem Kater und drei Kätzinnen.«

Mit diesen Worten drehte Flammenzorn sich um und ging davon. Schwarzblüte ließ er einfach dort sitzen, wo sie war.

Nein! Das geht doch nicht! Das geht doch alles nicht! Das ist unmöglich!

Flammenzorns Worte schwirrten immer noch in ihrem Kopf, als sie langsam einschlief. Sie spürte nur noch, wie Krallenmond, der anscheinend wieder zu Bewusstsein gekommen war, sie zu ihrer Mooskuhle schleifte.