Kein Wort
(820 Wörter - 21.08.2023)
(Überarbeitet: 11. Oktober 2023)
Winterpfote
Noch nie, wirklich nie, war Winterpfote so froh ihren Vater und Sonnensturm zu sehen.
Mit einem lauten Fauchen sprang der schneeweiße Kater auf den Fuchs und schlug, biss und kratzte. Es ging so schnell, dass Winterpfote gerade nur noch mitbekam, wie sich auch Sonnensturm in den Kampf stürzte.
Eine Katze packte sie am Nackenfell und zog sie von den Krallen weg unter einen Busch. Erst nach ein paar Augenblicken bemerkte sie, dass Aschenpfote bei ihr saß. Sein Fell berührte ihres und es handelte sich dabei nicht um eine leichte, zufällige Berührung. Aschenpfotes berührte sie ganz bewusst. Unter seinem Pelz konnte die weiße Schülerin seine angespannten Muskeln spüren.
Zittrig atmete sie aus und schloss die Augen. Ihr Herz schlug noch immer schnell und etwas unregelmäßig. Ein triumphierendes Maunzen ließ sie die Augen aufschlagen.
„Verzieh dich und komm nie wieder!", brüllte Sonnensturm, während Zeitstern sich schon umgedreht hatte und zu seiner Tochter gerannt kam.
Seit Aschenpfote sie weggezerrt hatte, hatte sich keiner der beiden Schüler bewegt, jetzt rückte Aschenpfote von ihr ab. Winterpfote blieb zusammen gekauert wo sie war, wie eine verschreckte und in die Ecke gedrängte Maus.
„Winterpfote? Geht es dir gut? Hat der Fuchs dich verletzt?", wollte Zeitstern wissen und begann seine Tochter von oben bis unten zu untersuchen.
„Mir geht es gut, aber Aschenpfote hat was abbekommen", entgegnete Winterpfote und schaute zu dem jungen Kater.
Seine Muskeln waren noch immer angespannt und er starrte in die Leere.
„Mit dir habe ich noch einiges zu besprechen!", kündigte Zeitstern mit einem finsteren Blick auf Aschenpfote an und scheute dann seine Tochter auf.
„Ab ins Lager und lasst euch von Fuchsbeere untersuchen!"
Zeitstern stapfte voraus und Sonnensturm lief am Schluss.
Winterpfote fühlte sich wie eine Gefangene in ihrem eigenen Clan. Sie verstand warum ihr Vater wütend war, aber sie verstand nicht, warum er mit Aschenpfote noch etwas zu besprechen hat. Er hat doch nichts getan!
Der hellgraue Schüler trottete mit hängenden Schultern vor Winterpfote. Er sah sehr müde aus, so als ob er seit Monden nicht mehr wirklich geschlafen hatte und diese Nacht schon gar nicht. Das war aber auch verständlich nach so einer Versammlung.
Aber auch Winterpfote war müde, nur nicht so müde wie Aschenpfote es war.
Die vier Katzen erreichten das Lager. Alle Clanmitglieder schienen noch zu schlafen. Leise Geräusche von den schlafenden Katzen drangen aus dem Ältesten sowie dem Kriegerbau.
Sonnensturm nickte Zeitstern zu.
„Winterpfote, am besten gehst du jetzt nochmal in dein Nest bis dich Sprenkelohr für das Training abholt, schau davor aber noch schnell zu Fuchsbeere", schlug der zweite Anführer vor. Aber es war kein Vorschlag, sondern ein Befehl. Winterpfote wiedersprach nicht und verabschiedete sich mit einem Winken des Schweifes von ihrem Vater und Aschenpfote.
Was will mein Vater noch von Aschenpfote?
Leise schlüpfte Winterpfote in den Heilerbau und zu Fuchsbeeres Nest. Ihre Ohren blieben dabei gespitzt. Sie hörte Zeitstern sprechen und Sonnensturm wie er etwas Zustimmendes sagte.
„Fuchsbeere?", flüsterte Winterpfote und entdeckte die Heilerin bei ihrem Kräutervorrat. Winterpfote erzählte, während die rot getigerte Kätzin sie untersuchte, die ganze Geschichte.
Nachdem die Heilerin nichts gefunden hatte, verabschiedete sich Winterpfote und lief zurück zum Schülerbau. Die Sonne ging schon auf und es konnte nicht mehr lange bis zum Training dauern. Winterpfote gähnte und spitzte die Ohren. Sie hörte die Stimme von ihren Vater, wie er, wahrscheinlich mit Aschenpfote, sprach.
Die Schülerin beschloss vor dem Bau zu bleiben, damit sie ihre Geschwister und die Schüler von Natternschuppe und Goldkralle nicht aufweckte.
***
„Guten Morgen!", begrüßte Sprenkelohr Winterpfote als sich die Mentorin dem Schülerbau näherte. Sie fragte nicht, warum die Schülerin schon auf war und weckte stattdessen Schmetterlingspfote, Ringelpfote und Blattpfote auf. Sobald alle wach waren, erklärte sie, dass heute alle Schüler zusammen mit Steinpfütze und ihr das Jagdkauern und die Mäusejagd üben würden. Sandfell und Regenkralle, die Mentoren von Schmetterlingspfote und Blattpfote, würden den ganzen Tag am äußersten Rand des Territoriums auf Patrouille sein.
Winterpfote wurde abgelenkt durch Aschenpfote, der den Anführerbau verließ. Seine Schultern hingen herunter und er wirkte nicht gerade glücklich, aber das war er nie.
„Ist alles in Ordnung? Was hat Zeitstern gesagt?", fragte Winterpfote Aschenpfote als er nah genug war. Der hellgraue Schüler zuckte mit den Schultern und verschwand im Schülerbau. Er sagte kein Wort. Wieder einmal.
Enttäuscht wandte sie sich wieder den anderen Katzen zu. Steinpfütze verließ den Kriegerbau und sprang zu ihnen herüber.
„Los geht's!", maunzte er fröhlich. Ringelpfote gähnte und drehte sich zum Lagerausgang.
„Wer hat gesagt, dass wir das Lager verlassen?", fragte Sprenkelohr und zuckte amüsiert mit den Schnurrhaaren.
„Können wir nicht rausgehen?", jammerte Schmetterlingspfote und bearbeitete den Boden mit ihren Krallen.
„Nein, leider nicht. Soweit ich weiß, macht Aschenpfote heute seine Jagdprüfung und da wollen wir doch nicht stören", antwortete Steinpfütze bevor Sprenkelohr das Maul aufmachen konnte. Die dunkelbraun gesprenkelte Kätzin nickte zustimmend und führte die vier Schüler neben den Ältestenbau, wo eine große frei Fläche war.
„Versucht mal mich und Steinpfütze nachzumachen. Wir korrigieren euch dann", befahl Sprenkelohr und kauerte sich mit einer fließenden Bewegung hin.
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