4.
"Gut, Blumenpfote, was denkst du ist das beste für Rotkehlhenjunges Husten?"
Mit diesen Worten schob der elegante Schildpattkater ihr drei Kräuterhäufchen zu. Von einem wusste sie, dass es Katzenminze war, der starke Geruch, der ihr das Wasser im Maul zusammenlaufen ließ, war unverwechselbar. Das zweite Kraut hatte ebenfalls eine einprägsamen Duft, aber längst nicht so angenehm, wie der der Katzenminze. Der Geruch stach so scharf in der Nase, dass Blumenpfote die Augen brannten.
"Das ist Fenchel. Gut gegen Husten, aber zu viel könnte ihn zum Erbrechen bringen", miaute sie entschlossen und schob das Fenchelhäufchen von sich. Die Katzenminze schloss sie noch nicht aus, doch sie hatten sehr, sehr wenig von diesem seltenen Kraut und solange es noch eine andere Möglichkeit gab, wollte sie sie nicht benutzen.
"Das hier wäre gut. Habichtsgras. Als Ersatz für die Katzenminze."
"Sehr gut. Das wird ihm vorerst helfen. Aber es heißt Habichtskraut, nicht Habichtsgras."
Dass Nesselfrost sie korrigierte quittierte Blumenpfote nur mit einem Augenrollen, sie nahm das Kraut mit den halb verwelkten, gelben Blüten auf und trug es zur Kinderstube, wo sie es dem kranken Jungen zerkaute und ihm ins Maul schob. Kaum stark genug um zu protestieren, rollte sich Rotkehlchenjunges etwas mehr zusammen und winselte leise. Mit einem sorgenvollen Seufzen streichelte sie den goldenen Kater mit dem Schweif. E brauchte dringend seine Mutter. Wann wollte Sumpfstern endlich etwas unternehmen?
Wie aufs Stichwort schallte die tiefe Stimme des Anführers durch das Lager. Alle Katzen des RegenClans versammelten sich unter dem Himmelsstein, der durch seinen Standort in der Morgensonne vom Tau glitzerte. Blumenpfote setzte sich neben ihren Mentor und Flammennarbe, der zum ersten Mal seit Tagen Hoffnung in seinen Augen hatte.
"Wie ihr alle wisst ist Honigfrost seit nunmehr zwei Tagen verschwunden. Wie ich von unseren Heilern gehört habe, werden es die Jungen nicht überleben, sollte unsere einzige Königin nicht bald den Weg zurück in den RegenClan finden. Deshalb werde ich jetzt eine Patrouille einteilen, die die Grenze zum SchneeClan übertritt, und die Freilassung unsere Clan-Gefährtin fordert", donnerte der matschbraune Kater, sichtlich verärgert. Blumepfote schnaubte nur.
Das hätte er viel früher tun müssen! Dann wären die Jungen vielleicht nicht krank, weil sie der Hunger schwächt.
Schon seit sie als Junges geradaus denken hatte können, war ihr Sumpfstern unsympathisch gewesen. In ihren Augen war er nur ein Feigling, auch wenn er sich immer stark und protzig gab. Lieber gab er eine Königin und ihre Jungen auf, als einen Kampf zu riskieren. Wieso Bachstern ihn als Nachfolger gewählt hatte, war Blumenpfote ein Rätsel.
"Moorsturm wird diese Patrouille leiten und dabei sein wird Flammennarbe, Rosenblüte und Federbach. Zudem möchte ich, dass Blumenpfote mitgeht, falls es zu einem Kampf kommt, oder Honigfrost verwundet ist."
Verwundert riss die gesprenkelte Schülerin den Kopf hoch. Sie sollte mitgehen?
Nesselfrost schien die Idee ebenso mäusehirnig zu finden, wie sie selbst.
"Sumpfstern, sie ist nur eine Schülerin. Lass mich statt ihr mitgehen, Blumenpfote kann sich noch nicht verteidigen", miaute der langbeinige Kater zum Himmelsstein hinauf.
Was soll das heißen, ich kann mich nicht verteidigen?
Gereizt stieß die Heilerschülerin die Luft aus. Welche große Taktik brauchte es schon, einer Katze die Krallen ins Gesicht zu rammen?
"Nein, du musst die Jungen versorgen und den Kräutervorrat aufstocken. Blumenpfote kennt noch nicht alle Kräuter, die sie für die Blattleere sammeln muss. Sie wird mit die Patrouille begleiten."
Steckt da irgendwas dahinter? Will er mich loswerden? Wieso besteht er so sehr darauf, dass ich gehe? Ich kann mich sehr gut um die Jungen kümmern!
Die gesprenkelte Kätzin konnte ein ärgerliches Schweifpeitschen noch verhindern, dennoch sprühte ihr brauner Blick wütende Funken. Wollte er, dass eine SchneeClan-Katze sie in Stücke riss?
Widerwillig sammelte sie im Heilerbau die letzten Reste der Kräuter zusammen, die sie für Verletzungen gelagert hatten und packte alles in ein halbwegs frisches Kastanienblatt, um sie zu transportieren. Fahrig rollte sie das Bündel zusammen, wobei einige Ringelblumenblätter heraussegelten, und nahm es ins Maul. Draußen hatte sich die Patrouille schon eingefunden, nur Federbach fehlte noch, die offenbar noch Anweisungen von Sumpfstern erhielt.
Immer noch schnaubend legte sie das Bündel neben Moorsturm ab und wartete, bis die silbern gestreifte Stellvertreterin sich zu ihrer Aufgabe bequemte.
"Nervös?", maunzte ihr der große, rotbraune Kater neben ihr zu und stupste sie neckisch mit der Schnauze an.
"Ich bin kein kleines Junges mehr, Moorsturm", antwortete Blumenpfote etwas zu heftig, doch der erfahrene Krieger nahm es mit Humor.
"Du wirst immer mein kleines Junges sein."
Die gescheckte Kätzin rollte nur mit den Augen. Konnte ihr Vater sie nicht behandeln wie eine ausgewachsene Katze?
Doch auf einmal schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht, als sie ein vertrautes, schwarz-weißes Fell durch die Menge flitzen sah.
"Spechtpfote!", miaute sie freudig und begrüßte ihren Bruder mit einem Stups an die Nase.
"Ich wollte mich nur verabschieden", flüsterte der kleine Schüler, sodass nur Blumenpfote ihn verstehen konnte.
"Du tust ja so, als würde ich für immer fortgehen", merkte sie ein wenig entrüstet an. Es war aber nun einmal Spechtpfotes Art, alles etwas überzudramatisieren.
"Versprichst du mir, dass du auf dich aufpasst?"
"Natürlich. Du wirst sehen, ich werde gleich wieder da sein. Du kannst mich gar nicht vermissen."
Dann drückte sie sich noch einmal in das Fell ihres Bruders und stand auf.
"Federbach ist da. Wir müssen jetzt los. Mach dir keine Sorgen okay? Mir nichts dir nichts bin ich wieder bei dir, ja?"
Spechtpfote nickte zart und blickte ihr einsam hinterher. Am liebsten hätte Blumenpfote noch einmal mit ihm gekuschelt, doch die Patrouille setzte sich in Bewegung und sie verließen das Lager.
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