3.
Langsam, ganz langsam öffnete Kristalljunges die Augen. Sie konnte kaum den Kopf heben, blickte sich aber nur mit den Augen etwas um. Es war warm und die Luft voller Milchgeruch. Vereinzelte Sonnenstrahlen fielen durch die Ginsterranken der Kinderstube. Kristalljunges Beine zitterten, als sie versuchte, sich aufzustemmen, doch schaffte es nicht und fiel zurück in das flauschige Fell ihrer Mutter. Doch sie schien nicht zu atmen. Ihr Bruder rührte sich auch nicht, kein einziger Muskel in der Kinderstube regte sich. Nicht einmal die Blätter wackelten.
"Kristalljunges."
Erschrocken riss Kristalljunges den Kopf herum. Hinter ihr stand eine Kätzin mit einem hübschen Tigermuster im Fell und schönen, funkelnden Augen. Das kleine Junge legte den Kopf schief und guckte die Katze an.
"Schön.", piepste sie und verfolgte die herumwirbelnden Sterne im Pelz der Kätzin.
"Danke, Süße. Ich mag meine Sterne auch. Aber du musst mir jetzt gut zuhören.", miaute die Kätzin sanft und nahm das Junge hoch um es nach draußen zu tragen. Bei einer Pfütze setzte sie es ab.
"Mein Name ist Bernsteinfeder, Kleine. Ich bin hier um dir etwas ganz wichtiges mitzuteilen. Schau in die Pfütze."
Kristalljunges gehorchte und blickte ihr Spiegelbild an. Graues, flauschiges Fell und gelbe, klare Augen. Doch dann berührte Bernsteinfeder sie mit der Nase und ihre hübschen, sonnenfarbenen Augen trübten sich. Erschrocken wich sie vom Wasser zurück.
"Es ist ganz wichtig, dass du niemandem erzählst, was ich gemacht habe. Sie werden alle glauben, dass du blind bist. Und du darfst niemandem verraten, dass du sehen kannst."
Kristalljunges wurde das alles zu viel. Diese Katze hatte ihre Augen trüb gemacht. War sie böse? Automatisch stellte sich ihr Flauschfell auf.
"Hab keine Angst. Der SternenClan wird immer auf dich aufpassen.", mit diesen Worten löste sich die Kätzin in glitzernden Staub auf.
Ein warmer Wind fuhr durch Kristalljunges Fell. Sie hörte Gemurmel und kauerte sich zusammen.
"Kristalljunges!", eine aufgeregte Kätzin stürmte aus der Kinderstube und schnappte sich das Junge.
"Du darfst noch nicht raus, du bist zu jung.", bestimmt legte die Kätzin das Junge zurück.
"Mama!", maunzte die Kleine und guckte ihre Mutter an. Sie war ihr so ähnlich. Das gleiche graue Fell, die gleiche Gesichtsform und bis vor kurzem auch noch die gleichen Augen. Doch jetzt nicht mehr.
"Lass dich mal ansehen, Kleine.", ein besorgter Ausdruck trat in Saphirschweifs Augen und sie hob mit der Pfote Kristalljunges Kinn an.
"Tauflügel! Tauflügel komm schnell!"
Der rotbraun Gestreifte kam in die Kinderstube.
"Was ist denn jetzt los? Müssen alle ständig nach mir brüllen?"
"Quatsch nicht, ich glaube Kristalljunges ist blind."
"Lass mal sehen."
Tauflügel schob die besorgte Königin beiseite und sah Kristalljunges in die Augen. Vorsichtig strich er über die Augenlider.
"Ich denke du hast recht. Sie ist blind. Tut mir leid."
Tränen stiegen in Saphirschweifs Augen und sie ringelte sich um ihre Jungen.
Warum ist sie traurig? Ich mag es nicht wenn Mama traurig ist.
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