Kapitel 30 (Schatten)
Die Bergketten
Schatten folgte dem weißen Kater vor ihr. Sie bahnten sich durch die fremden Katzen, dessen Gesichter die schwarz-grau-weiß gesprenkelte Katze nie gesehen hatte.
Sie alle drehten sich nach ihr um und sahen ihr bewundernd nach.
Sie konnte sich nicht entscheiden, wen sie ansehen sollte. Ihr Blick jagte von rechts nach links und wieder zurück.
Die Fremden schienen immer näher zu kommen und Schatten einzuengen, sie zu überrennen und ihr die Luft zum Atmen nehmen zu wollen.
Sie drängte sich mit dem Blick zum Boden gerichtet durch die Menge und behielt Schnees Pelz immer im Blick.
Die Katzen verschwanden mit der Zeit und nur mehr ein paar drehten sich nach ihr um.
Erleichtert atmete sie ein. Sie hasste es keinen Platz zu haben und dieses Gefühl hatte ihr diese Katzen gegeben.
Als Schnee vor einem Baum stehen blieb, einer mächtigen Fichte, drehte er sich zu ihr um.
"Dort oben wartet er auf dich. Sei respektvoll, er wird dich nicht verschonen wie ich es getan habe" sprach er und wies ihr an dort hoch zu klettern.
Schatten warf ihm einen kalten Blick zu und schlug ihre Krallen in den Stamm.
Immer höher kletterte sie bis zu einer Art Plattform.
Sie war aus Ästen und Flechten gebaut und dort oben trohnte ein großer Kater, fast so groß wie ein Fuchs.
Er hatte mausgraues Fell mit dunkelgrauen Sprenkeln. Seine Augen waren olivgrün und strahlten Macht aus.
Als er Schatten sah, lächelte er doch sie konnte nichts einschätzen was es bedeutete.
"Sei gegrüßt, Schatten. Ich bin großer Stern. Willkommen im Bergstamm"
Schatten starrte den Kater interessiert aber zugleich abweisend an.
"Ich kann mich an nichts erinnern. Vielleicht kannst du mir ja einige Fragen beantworten" miaute sie mit kalter Höflichkeit in der Stimme.
Sie wollte nicht mit diesem Kater sprechen. Er roch nach Gefahr.
"Oh ja, ich stehe dir zur Verfügung. Du bist Schatten, wie dir Schnee bereits gesagt hat und du bist hier im Bergstamm, deiner Heimat. Bei einem Kampf gegen unsere größten Feinde, die Talclans, dachten wir wir hätten eine unserer größten Kriegerinnen verloren, aber hier bist du" miaute er und Schatten begann sich zu erinnern.
Sie war in einen Fluss gefallen, die Wellen hatten sie hin und her geschwemmt und sie hatte das Bewusstsein verloren.
Stern riss sie aus ihren Gedanken.
"Schnee hat dich aus dem Fluss gefischt und hier her gebracht, zurück zu uns. Ganz alleine, ohne die Hilfe anderer" erzählte er weiter und ein schreckliches Gefühl baute sich in Schatten auf.
"Ich... ich habe ihn nicht gut behandelt...aber er hat mich gerettet..." miaute sie schuldbewusst und Stern kam etwas näher.
"Keine Sorge, Schnee ist ein harter Brocken. Er ist nicht nachtragend" beruhigte er sie sanft.
Wie konnte so ein muskolöser, großer Kater, der eine so gefährliche Aura hatte, nur so mitfühlend sein?
"Wer...wer sind meine Eltern? Meine Geschwister?" fragte Schatten wild darauf los. Sie wollte sich an alles erinnern.
"Ruhig meine Liebe. Ruhig. Alles mit seiner Zeit. Du solltest dich etwas ausruhen, dein Kopf muss doch unfassbar schmerzen" miaute der Kater und tatsächlich fühlte die Katze Schmerz.
"Ich...ich sollte mich wirklich auruhen..." stellte sie fest und Stern nickte verständisvoll.
"Geh nur. Schnee wartet bestimmt auf dich" miaute er und Schatten tat was er sagte.
Als sie den Baum nach unten geklettert war, sah sie den weißen Pelz von Schnee, der geduldig auf sie gewartet hatte.
Doch als sie Schnees Gesicht sah, erinnerte sie sich tatsächlich an ihn.
"Schnee...ich erkenne dich wieder" miaute sie immer noch distanziert.
Zwar hatte er ihr Leben gerettet, eigentlich hatte sie ihm danken wollen, aber irgendetwas in ihr schrie das sie hier nicht zu Hause war. Etwas fehlte. Jemand fehlte. Ohne sie, würde dieser Platz nie zu einem Heim werden, nur eine Unterkunft.
Schatten verfluchte sich selbst.
Eigentliche wollte sie diesem Stern kalt und gefühlslos gegenüber treten, doch irgendetwas hatte ihre weiche Seite hervor geholt.
Dieser Kater hatte es irgendwie geschafft sie zu manipulieren. Aber wie nur? Sie hatten nur ein paar Worte gewechselt.
"Ja. Wir sind im selben Clan, schon viele Blattwechsel lang" erwiederte er und ging vorraus.
"Nein! Ich kenne dich nicht schon so lange. Ich habe dich erst einmal gesehen. In einem dunklen Wald" miaute sie forsch. Die Erinnerung sickerte langsam wieder an die Freiheit, eine Blockade war gelöst worden.
Ruckartig drehte der Kater sich um, seine Augen voller Kälte, die Schatten frösteln ließ.
"Du bist verwirrt. Ich sollte dich zu Fliegender Falke bringen" stellte er fest und änderte seine Richtung.
"Mir geht es gut!" fauchte sie und blieb stur stehen.
"Benimm dich nicht wie ein Junges und komm gefälligst mit!" knurrte er genervt und ging einige Schritte auf sie zu.
"Ich gehorchen dir nicht! Nur eine Katze darf mir Befehle geben und das ist Sturmpfote!" fauchte sie, doch als sie diesen Namen aussprach, Sturmpfote, wurden ihre Züge sanfter, ihre Augen schweiften ab und sie hatte ein Gesicht vor Augen.
Sturmpfotes Gesicht!
Es war grau und ihr Unterkiefer war wie ihre Brust weiß. Sie sah verängstigt aus und etwas lag in ihren stechenden, blauen Augen, das Schatten nicht in ihnen kannte. Trauer.
"Sturmpfote? Das ist schon so lange her" miaute er und Schatten sah ihn verständnislos an.
"Was meinst du?" fragte Schatten. Das Bild war verschwunden, wie Rauch hatte es sich aufgelöst.
"Naja, Sturmpfote war einmal hier bei uns im Stamm. Ihr wart beste Freunde, aber dann hat sie gegen das Gesetz verbrochen. Sie hatte einen Clan-Gefährten und traf diesen jede Nacht.
Da sie Junge erwartete, schickte Stern sie fort damit sie ein neues Leben anfangen konnte. Du warst damals sehr traurig darüber, bist aber bei uns geblieben" erzählte er und Schatten war sich nicht sicher ob sie ihm trauen konnte oder nicht.
Sie beschloss die Geschichte erst einmal zu speichern und sich auch das Bild der grauen Kätzin in Erinnerung zu bewahren.
"Gehen wir jetzt. Du musst wieder trainieren um dich fit zu halten. Wenn es dir wieder so gut geht, wie du sagst, hast du bestimmt kein Problem mit einem kleinen Kampf" meinte er und ging vorraus.
Wir nähern uns dem Ende mit immer größeren Schritten.
Und wir können das Ende nicht aufhalten.
Es liegen noch ca. 10 Kapitel (etwas mehr) vor uns.
Also zählen wir den Countdown.
1...
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