Prolog
"Kommandantin.", miaute der grau getigerte Kater und musterter die helle Kätzin vor sich.
"Regenherz.", antwortete sie und bedeutete ihm mit einem Nicken sich zu ihr zu setzen. Sie befanden sich auf einer Anhöhe, von der aus sie in ein kleines Tal blicken konnten. Der Gestank von Blut und Qualm hing in der Luft, bedeckte den Wald unter ihnen wie Nebel.
"Wir haben eine Gefangene. Sie sagte, sie wolle mit Euch sprechen."
Respektvoll legte er die Ohren an und senkte den Blick, als sich Wintermohns Augen auf ihn legten. Der blaugelbe Blick durchbohrte ihn fast und er trat ein paar Schritte zurück.
"So? Und wer genau möchte mich sprechen?", fragte sie ruhig mit tiefem Miauen. Regenpelz' Nackenfell stellte sich in Unbehagen auf, als er wagte den Blick zu erwidern. Er musste schlucken.
"Sie sagt uns ihren Namen nicht, sie sagt nur, dass sie Euch sprechen will."
Wintermohn nickte, sah nochmal kurz auf die Verwüstung vor ihr. Freude pochte tief in ihr. Sie hatte so viel geschafft, war so weit gekommen.
Sie schnaubte leise und erhob sich dann. "Bring mich zu ihr."
Die kleine rote Kätzin fauchte, als sie unsanft an einem Gebüsch vorbei geschoben wurde. Wieso hatte sie sich nicht gleich töten lassen? Die Katze, die sie gesehen hatte war sicher nicht Schnee gewesen und selbst wenn, würde sie sich überhaupt noch an sie erinnern? Sie war so klein gewesen, als sie sie damals verloren hatte.
Trotzdem hoffte sie mehr als innig, dass es ihre kleine Schwester gewesen war. Das weiße Fell und die zweifarbigen Augen würde sie überall erkennen. Selbst in einem Feuer zwischen kämpfenden Katzen.
"Die Gefangene", murrte eine graue Kätzin. Sternenclan, wie konnte man nur immer so schlecht gelaunt sein?
Dann sah sie sie. Dichtes weißes Fell, das breite Schultern bedeckte. Die rosa Nase und die unverwechselbaren Augen. Mohn schluckte kurz.
"Schnee?", fragte sie.
Wintermohn betrachtete die Katze vor ihr. Ihr Inneres krampfte sich zusammen und sie konnte sich grade noch beherrschen ihr nicht sofort an die Gurgel zu gehen. Sie schnippte mit dem Schweif um dem Rest zu bedeuten, dass sie gehen sollten.
Sobald sie alleine waren sträubte sich ihr Fell.
"Mohn.", miaute sie. Die Kätzin vor ihr schien sich zu freuen.
"Du erinnerst dich an mich.", stellte sie freudig fest und machte einen Schritt auf sie zu, hielt jedoch inne, als sie das tiefe grollen aus Wintermohns Kehle hörte.
"Wie könnte ich mich nicht an dich erinnern, große Schwester?"
Ihre Krallen fuhren sich aus. "Du hast mich schließlich zurück gelassen."
"W...was?", stammelte Mohn und wich verdattert eine Schweiflänge zurück.
"Oder würdest du es anders nennen? Du hast mich zurück gelassen. Du bist nie gekommen um mich zu retten. Erst jetzt, da ich dich finde kommst du wieder angekrochen."
"Schnee-"
"Nenn mich nicht so", fauchte Wintermohn und machte einen bedrohlichen Satz auf sie zu.
"Mein name ist Wintermohn, Kommandantin des Blutclans."
Mohn legte die Ohren an. War das wirklich ihre kleine Schwester? Das Junge, was immer so voll Freude war, was ihr immer Glück geschenkt hatte.
"Was ist mit dir geschehen?", fragte sie. Ihr Blick verdunkelte sich.
"Oh... Du willst wissen was geschehen ist? Ich sage es dir.
Ich sage es dir alles. Sobald die Zeit reif ist. Doch zuerst... wirst du so leiden. Leiden, wie ich es damals musste."
Wintermohn strich ihrer Schwester mit dem Schweif unter dem Kinn entlang. Furcht spiegelte sich in den grünen Blick der Kätzin.
"Oder hast du Angst, Schwesterchen?", raunte sie leise in ihr Ohr, schmiegte sich an ihre Seite.
"Keine Sorge, es tut lange weh, versprochen."
Mohn hatte den Kopf weggedreht.
"Wer bist du nur geworden?", murmelte sie und richtete den Blick in den verrußten Wald.
"Ich bin das geworden, zu dem du mich gemacht hast."
Wintermohn setzte sich wieder vor sie.
"Krieger, abtransportieren. Wir gehen heim"
Damit verschwand sie wieder.
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610 Wörter
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