Kapitel 9
Schattenpfote war am frühen Morgen bereits wach. Sie wollte nicht noch einmal verschlafen. Frisch herausgeputzt und stocksteif gerade saß sie vor dem Bau der Krieger. Nach einer ganzen Weile kam Sturmwind heraus. Seine Ohren zuckten amüsiert als er seine Schülerin dort sitzen sah. ,,Wie lange sitzt du schon hier?" fragte Sturmwind fing an sich zu putzen. Schattenpfote überlegte einen Moment. ,,Sonnenaufgang." gab sie kurz zurück. Schattenpfote wartete geduldig bis ihr Mentor mit der Fellpflege fertig war. ,,Ich werde nur etwas Essen und dann bringe ich dir heute das Jagen bei, in Ordnung?" erklärte Sturmwind. Die kleine Kätzin nickte voller Vorfreude.
Sturmwind und Schattenpfote waren auf der weiten Wiese, bei den Sonnenfelsen. Erst wollten sie zur Sandkuhle, doch dort trainierten bereits Bernsteinkralle und Funkenpfote. Sturmwind kauerte sich knapp über den Boden nieder und schlich durch das Gras. ,,Achte darauf dein Gewicht auf deine Oberschenkel zu verlagern, denn Mäuse spüren die Erschütterung im Boden, wenn du läufst." erklärte Sturmwind. ,,Eine Maus spürt dich, bevor sie dich hört oder sieht." fügte er hinzu. Schattenpfote nickte. ,,Und nun, zeige wie du dich einer Maus anschleichen würdest." wies er seine Schülerin an. Schattenpfote kauerte sich nach vorn. ,,Das Hinterteil muss ein wenig weiter runter." miaute er. Die schwarze Kätzin tat was er sagt. ,,Gut so, und der Schwanz ist keine Fahne, er muss knapp über dem Boden sein." erklärte er. Schattenpfote ließ den Schwanz knapp über den Boden sinken. Die Schülerin fing an zu schwanken, ehe sie das Gleichgewicht verlor und einen Ausfallschritt machen musste. ,,Tut mir leid." entschuldigte sie sich und sah zu Boden. Sturmwind stupste sie mit seiner Nase an. ,,Das hast du wirklich gut gemacht, für den Anfang. Rauchschweif hat es auch nicht beim ersten Mal geschafft." munterte er seine Schülerin auf. Schattenpfote sah verlegen auf. ,,Ich möchte auch mal wie sie werden." sagte sie mit großen Augen. Sturmwind schnurrte belustigt. ,,Lieber nicht, sie war anstrengend als Schülerin, keiner hat mehr Unsinn getrieben als sie. Aber erzähl ihr nicht, dass ich dir das erzählt habe." miaute er verschwörerisch. ,,Nun komm, jetzt suchen wir eine Maus und testen was du gelernt hast." miaute Sturmwind und ging voran. Schattenpfote folgte ihm.
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Im Lager sollte Feuerherz gerade die Patrouillen einteilen. ,,Wer soll denn nun, die Abendpatrouille übernehmen?" fragte Dunkelstreif ungeduldig. ,,I-ich, also, ich ... Weißpelz, such du aus." stammelte er. Weißpelz nickte und teilte die Katzen zu den Patrouillen ein. Feuerherz atmete erleichtert aus. Nebelschweif humpelte näher. ,,Du kannst deine Aufgaben nicht immer auf Weißpelz abrollen." merkte sie leise an. ,,Ich weiß, aber er ist mir eine riesige Hilfe." gab Feuerherz zurück. Nebelschweif schnurrte vergnügt. ,,Ja, er war bereits als Junges äußerst hilfsbereit und bescheiden." miaute sie sanft. Feuerherz sah sie fragend an. ,,Ist er auch dein Sohn, wie Bernsteinkralle?" fragte Feuerherz. Die weiße Kätzin schüttelte den Kopf. ,,Er ist mein Neffe, ich habe mich um ihn gekümmert, nachdem seine Mutter gestorben ist." erzählte sie. Feuerherz nickte leicht. ,,Und was ist mit seinem Vater?" hakte der Zweite Anführer nach. ,,Siehst du die Kerbe in seinem Ohr?" fragte Nebelschweif und deutete auf Weißpelz' Ohr. Feuerherz nickte. ,,Die ist von seinem Vater als er ihn als Junges trainieren wollte." Der rote Kater sah erschrocken auf. Er wollte so gerne mehr wissen, doch die weiße Kätzin kam ihm zuvor. ,,Wenn wir mehr Zeit haben erzähle ich dir alles." miaute sie und ging wieder in Blausterns Bau. Der rote Kater trat an Rauchschweif heran und ließ sich neben ihr nieder. ,,Was bedrückt dich?" fragte sie leise und fuhr mit ihrer Zunge über seinen Kopf. ,,Es ist so anstrengend, Befehle zu erteilen." seufzte er. ,,Ich finde du machst das prima. Es hat sich jedenfalls noch keiner Beschwert." sprach sie ihm Mut zu. Sandsturm kam zu den beiden an getrottet. ,,Hey Feuerherz, willst du mit mir jagen gehen?" fragte sie verlegen. Feuerherz sah kurz zu Rauchschweif. ,,Willst du mitkommen?" fragte der rote Kater sie. Rauchschweif verdrehte innerlich die Augen, hatte er denn nicht gemerkt, dass Sandsturm mit ihm allein sein wollte? ,,Nein, ich bin schwer beschäftigt. Geht ihr nur alleine." miaute sie und zwinkerte Feuerherz zu, der jetzt die Anspielung verstand und sich erhob. Sandsturm und er gingen aus dem Lager, als Rauchschweif ihnen hinterherrief. ,,Viel Spaß euch beiden!"
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In Blausterns Bau schob Nebelschweif gerade ihrer Schwester ein Blatt mit Kräutern hin. ,,Hier iss das, dann wird es dir besser gehen." murmelte sie leise. ,,Ich brauche keine Kräuter mehr, meine Wunden sind so gut wie verheilt." weigerte Blaustern sich. ,,Ich weiß, aber die Wunden sollen sich nicht entzünden." blieb Nebelschweif ruhig. Die graue Kätzin beugte sich zögernd hinunter und aß die Kräuter bis zum letzten Bissen auf. Blaustern gähnte und rollte sich in ihrem Nest ein. ,,Ich bin so müde." gähnte die Anführerin und versuchte die Augen offen zu behalten. Nebelschweif schmiegte sich an sie. ,,Ich weiß, Blaustern." miaute sie leise. ,,Ruh dich aus und schlafe ein wenig." hauchte sie und fuhr mit ihrer Zunge über das graue Fell ihrer Schwester. Blausterns Augen waren zu gefallen und nun schlief sie ruhig. ,,Es wird alles gut, Blaustern." flüsterte sie leise, ehe sie selbst ihren Kopf auf den Pfoten nieder legte und einschlief.
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