Kapitel 29
Der Himmel blieb während der nächsten Tage grau und wolkenverhangen, aber die Schauer behinderten nicht den Wiederaufbau des Lagers. Die Katzen hatten schwer geschuftet um annähernd alles wie früher aussehen zu lassen. Heute schien wieder hell die Sonne und es war keine einzige Wolke am Himmel. Feuerherz trat zu Nebelschweif. ,,Was machen wir wegen der Großen Versammlung heute Nacht?" fragte der Zweite Anführer ehrfürchtig. Blaustern hatte sich nicht erholt, sie war immer noch weit davon entfernt die Alte zu sein. ,,Du musst das machen Feuerherz." miaute Nebelschweif entschlossen. Blaustern wollte nicht einmal eine angemessene Zeremonie für ihre toten Clan-Kameraden vollziehen. ,,Ich will sie nicht in die Pfoten des SternenClans geben. Unsere Kriegerahnen verdienen die Gesellschaft von DonnerClan-Katzen nicht." hatte sie zornig gerufen. Nebelschweif hat daraufhin die Nächte damit verbracht zum SternenClan zu beten und sich für Blausterns Verhalten zu entschuldigen. Sie müssen ihre Schwester bei sich aufnehmen. Nebelschweif hatte versucht die Zeremonie abzuhalten, aber ihre Stimme hatte immer versagt. Daher hatte Weißpelz den ängstlichen Clan besänftigt, indem er Worte sprach, die Gelbzahn und Kurzschweif sicher zu ihren alten Freunden im Silbervlies senden würden, so wie er es schon für Flickenpelz im FlussClan-Lager getan hatte. Nebelschweif war mächtig stolz gewesen auf ihren Neffen. ,,Ich kann doch nicht einfach auf den Großfelsen springen und losplappern." holte Feuerherz die weiße Kätzin aus den Gedanken. Nebelschweif sah ihn bedrückt an. ,,Komm mit." wies sie ihn an und lief voraus zu Blausterns Bau.
Die beiden betraten die Höhle zu Blausterns Bau. Ohne den Flechtenvorhang war es hell und windig hier drin. Rußpelz saß neben der zusammengekauerten Blaustern und schob ihr die Kräuter zu. ,,Danach wirst du dich besser fühlen." drängte die Heilerin. ,,Ich fühle mich gut." schnauzte Blaustern sie an, die Augen auf den sandigen Boden gerichtet. Feuerherz sah besorgt zu Nebelschweif. ,,Ist schon in Ordnung Rußpelz. Ich kümmere mich darum." miaute Nebelschweif leise. Rußpelz nickte. ,,Dann lass ich die Kräuter hier. Vielleicht nimmt sie sie später." Dann humpelte die Heilerin zum Ausgang. ,,Wie geht's ihr?" flüsterte Feuerherz. ,,Sie ist stur." gab Rußpelz zurück und glitt aus dem Bau. Nebelschweif murrte leise. Blaustern hatte eben auch eine sehr sture Seite. Feuerherz sah fragend zu Nebelschweif. Er wusste nicht ob er Blaustern ansprechen sollte. Die weiße Kriegerin nickte ihm zu. Behutsam näherte sich Feuerherz der Anführerin. ,,Blaustern," begann er zögernd. ,,Heute Nacht ist die Große Versammlung. Hast du schon entschieden, wer hingehen wird?" fragte der Stellvertreter behutsam. ,,Die Große Versammlung? Du entscheidest, wen du mitnimmst. Ich werde nicht gehen. Es gibt keinen Grund mehr für mich, den SternenClan zu ehren." Während sie sprach, wehte eine Aschewolke durch den offenen Eingang und ein Hustenanfall schnitt ihr das Wort ab. Nebelschweif bemerkte Feuerherz' bestürzten Blick. ,,D...du brauchst nicht den SternenClan zu ehren. Sei einfach anwesend, um deinen eigenen Clan zu vertreten. Er braucht jetzt deine Stärke." stammelte Feuerherz schließlich. Nebelschweif seufzte, es brachte nichts. Sie selbst hatte schon versucht irgendwie an Blaustern zu appellieren. ,,Meine Jungen haben mich vor Zeiten gebraucht, ich aber habe sie einem fremden Clan gegeben, damit er sie aufzieht. Und warum? Weil mir der SternenClan gesagt hat, ich hätte eine andere Bestimmung. Ist das jetzt meine Bestimmung? Von Verrätern angegriffen zu werden? Meinen Clan um mich herum sterben zu sehen? Der SternenClan hatte unrecht. Das war es nicht wert." flüsterte Blaustern. Dann sah sie zu ihrer Schwester. ,,Dabei ist es deine Bestimmung alle um dich herum sterben zu sehen." fauchte die Anführerin. Nebelschweifs Brust zog sich schmerzhaft zusammen, bei diesen Worten. Auch vor Feuerherz konnte sich nicht verbergen, dass diese Worte sie verletzt hatten. Die weiße Kätzin atmete tief ein und räusperte sich. ,,Ich bin dem SternenClan unendlich dankbar, dass Schneepelz dich nicht so sehen muss." zischte Nebelschweif. Blaustern sprang blitzartig auf und sprang die Kriegerin an. Nebelschweif drückte Blausterns abgemagerten Körper mit Leichtigkeit zu Boden. ,,Sie wäre enttäuscht, was aus dir geworden ist." fauchte Nebelschweif. Blaustern fauchte und kratzte mit ihren Hinterläufen Nebelschweifs Bauch entlang. Die weiße Kätzin setzte sich zur Wehr und kratzte zurück. ,,Du Verräterin!" schrie Blaustern. ,,Ich versuche dir zu helfen!" herrschte Nebelschweif ihre Schwester an. Feuerherz war komplett überfordert mit der Situation. Er hatte nie damit gerechnet, dass die beiden sich angreifen würde. Bis er es nun endlich schaffte sich aus seiner Starre zu lösen und die beiden Schwestern voneinander trennte. Nebelschweif und Blaustern standen sich mit wütend funkelnden Augen keuchend gegenüber. Die weiße Kätzin konnte einen Funken von dem Feuer in Blausterns Augen erkennen, den sie solange vermisst hatte. Nebelschweif entspannte sich wieder. ,,Ich werde mich nicht mehr von dir abwenden, Blaustern, da kannst du noch so stur und unausstehlich sein. Du bist meine Schwester, zusammen werden wir diesen Sturm überstehen." sprach die weiße Kätzin außer Atem. Blaustern ließ sich wieder nieder und sah zu Boden.
Feuerherz und Nebelschweif drehten sich um und verließen den Bau.
,,Was machen wir bloß?" fragte der rote Kater kopfschüttelnd. ,,Wie gesagt, du musst das jetzt übernehmen." gab die weiße Kätzin zurück und rief mit einem Schwanz zucken Weißpelz zu ihr und Feuerherz. Weißpelz trottete zu den beiden. Als er näherkam, sah er Nebelschweifs zerzaustes Fell. ,,Was ist passiert?" fragte er verblüfft. ,,Blaustern geht es nicht gut genug, um die Große Versammlung zu besuchen." sagte Feuerherz zu Weißpelz, der den Kopf schüttelte, als ob ihn die Nachricht nicht überraschte. ,,Es hat eine Zeit gegeben, in der Blaustern nichts, aber auch gar nichts von einer Großen Versammlung abgehalten hätte." bemerkte Weißpelz ruhig. Nebelschweif stieß ihn mit der Nase an. ,,Ich weiß." tröstete sie ihn. ,,Wir sollten trotzdem eine Abordnung hinschicken. Wir müssen die anderen Clans vor Tigerkralle warnen. Seine Streuner-Bande ist eine Bedrohung für alle." meinte Feuerherz. Nebelschweif seufzte und stimmte mit Weißpelz zu. ,,Vielleicht sollten wir ihnen sagen, dass Blaustern krank ist." schlug der weiße Kater vor. Nebelschweif schüttelte energisch den Kopf. ,,Nein, wenn sie wissen, dass Blaustern schwach ist, könnte das den ganzen Clan in Schwierigkeiten bringen." protestierte sie. ,,Jedenfalls wäre es schlimmer, überhaupt nicht zu gehen. Die anderen Clans werden über den Waldbrand Bescheid wissen. Wir müssen so stark erscheinen, wie wir nur können." sagte Feuerherz. Die weiße Kätzin nickte grübelnd. ,,Und der WindClan ist ganz offensichtlich immer noch feindselig." stimmte Weißpelz Feuerherz bei. Nebelschweif sah die beiden fragend an. ,,Dass Sandsturm, Wolkenpfote, Funkenpfote und ich auf ihrem eigenen Territorium gegen sie gekämpft und sie besiegt haben, ist sicherlich nicht hilfreich gewesen." gab Feuerherz zu. ,,Das habt ihr nicht getan." mahnte die weiße Kätzin. Feuerherz sah sie entschuldigend an. Nebelschweif schüttelte den Kopf. ,,Und da ist auch noch der FlussClan zu bedenken." merkte die Kriegerin an. Weißpelz sah sie neugierig an. ,,Sie haben uns doch Zuflucht gewährt nach dem Feuer." Feuerherz ergriff das Wort. ,,Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich frage mich ständig, ob Leopardenfell nicht etwas als Gegenleistung verlangen wird." entgegnete der Zweite Anführer. ,,Wir haben nichts zu geben." gab Weißpelz zurück. ,,Wir haben die Sonnenfelsen." antwortete Nebelschweif. ,,Der FlussClan hat aus seinem Interesse an diesem Teil des Waldes nie ein Geheimnis gemacht." Feuerherz seufzte. ,,Gerade jetzt brauchen wir aber jedes Stückchen unseres Territoriums für die Jagd." Weißpelz zuckte erfreut mit den Ohren. ,,Wenigstens ist der SchattenClan durch die Krankheit geschwächt. Der wird uns eine Weile nicht angreifen." meinte der weiße Krieger. Feuerherz stimmte mit einem zaghaften Ja zu. ,,Und dann könnte uns auch die Nachricht über Tigerkralle nützen." Nebelschweif und Weißpelz sahen verwirrt zu Feuerherz und er fuhr fort. ,,Wenn ich die anderen Clans davon überzeugen kann, dass er für sie ebenso eine Bedrohung darstellt wie für uns, werden sie vielleicht ihre ganze Kraft darauf verwenden, ihre eigenen Grenzen zu schützen." Weißpelz nickte langsam. ,,Das könnte sie tatsächlich von unserem Territorium fernhalten, während wir wieder zu Kräften kommen. Du hast recht, Feuerherz, wir müssen zur Großen Versammlung, selbst wenn Blaustern nicht mitkommen kann." miaute Weißpelz. Blaustern könnte, wenn sie wollte zur Großen Versammlung gehen, aber sie wollte nicht.
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