Kapitel 25
Nebelschweif wollte gerade in den Fluss als sie bemerkte, dass Wolkenpfote und Borkenpelz ohne Flickenpelz los schwammen. Feuerherz war damit beschäftigt Kleinohr durch den Fluss zu ziehen. Plötzlich trieben die beiden ab. Obwohl sie Flickenpelz nicht allein lassen wollte, sprang sie den beiden hinterher. Die weiße Kätzin war Unterwasser und ihre Lungen schrien nach Luft. Mit kräftigen Pfotenschlägen schwamm sie an die Oberfläche. Am steilen Ufer sah sie eine Katze kauern. Nebelschweif strampelte zu Feuerherz und Kleinohr und drängte die beiden ans Ufer. Als die Katze am Ufer sich herunterbeugte und Kleinohr am Nackenfell aus dem Wasser zog, erkannte sie das gefleckte Fell von Leopardenfell. Feuerherz schaffte es allein die Uferböschung nach oben und zog Nebelschweif aus dem Wasser. Die Beine der weißen Kätzin brachen vor Erschöpfung unter ihr zusammen. ,,Sind das alle?" fragte Leopardenfell. Feuerherz sah sich kurz um. ,,Ich... ich glaube, ja." stammelte er. ,,Was ist mit dem da?" Nebelschweif folgte dem Blick der Zweiten Anführerin des FlussClans, der auf Flickenpelz deutete. ,,Er ist tot." gab Nebelschweif mit heiserer Stimme zurück. Ohne ein Wort glitt Leopardenfell in den Fluss und auf die andere Seite. Ihr goldenes Fell flackerte im Schein der Flammen, doch sie packte Flickenpelz' Leichnam und schwamm mit kräftigen Schlägen zurück. Ein Blitz jagte über den Himmel und ein lauter Knall, der alle Katzen zusammen zucken ließ zerriss die Luft. Leopardenfell zog Flickenpelz zu ihr und Feuerherz und legte ihn vor ihnen ab. ,,Wir beerdigen ihn beim Lager." miaute sie. ,,Beim... beim FlussClan-Lager?" hakte Feuerherz vorsichtig nach. ,,Sofern ihr nicht lieber in euer eigenes zurückkehren wollt." antwortete Leopardenfell kühl. ,,Danke." krächzte Nebelschweif. Leopardenfell neigte kurz den Kopf und machte kehrt um die Katzen zum FlussClan-Lager zu führen. Graustreif packte Flickenpelz und zog ihn mit. Feuerherz sah sich noch kurz zu Nebelschweif um. ,,Soll ich dir helfen?" fragte er. Die weiße Kätzin schüttelte den Kopf und versuchte sich hochzuhieven. Aber ihre Beine gaben unter ihrem Gewicht nach. Stumm trat Feuerherz neben sie und stützte sie. Stolpernd lief sie zum FlussClan-Lager. Auf den Weg dorthin fing es an zu Regnen.
Im Lager des FlussClans ließen sich die DonnerClan-Katzen erschöpft nieder. Blaustern lag in der Mitte und hatte dem SternenClan sei Dank nichts mehr gesagt. ,,Geh zu Streifenstern und danke ihm dafür." krächzte Nebelschweif zu Feuerherz, ehe sie zu Blaustern ging und sich neben ihr niederließ. Die weiße Kätzin lag regungslos auf der Seite. ,,Nebelschweif?" krächzte Blaustern leise. Die Kriegerin hört wie sich Weißpelz näherte. ,,Ist sie Tod?" fragte Blaustern panisch. Weißpelz schnurrt sanft. ,,Nein, sie ist nur erschöpft." Nur zu gerne hätte Nebelschweif selbst gesagt, dass alles in Ordnung wäre. Doch ihre Augen waren schwer und sie brachte keinen Ton heraus.
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Rauchschweif lag etwas Abseits und sah zum Horizont, der durch die Flammen hell leuchtete. Graustreif kam zu ihr getrottet. ,,Schattenpfote und Funkenpfote wissen, dass Rabenpfote ihr Vater ist." kam die Kätzin ihm zuvor. Graustreif nickte stumm. ,,Wie haben sie es aufgenommen?" fragte er vorsichtig. Rauchschweif seufzte. ,,Die beiden sind wütend auf mich und haben seitdem kein Wort mit mir geredet. Ich war kurz vor dem Feuer bei Rabenpfote." erzählte die schwarze Kätzin. Graustreif spitzte die Ohren. ,,Und was hat er gesagt?" hakte er nach. ,,Wir haben uns gestritten, nicht weil ich meine Jungen angelogen habe. Das hatte er verstanden, wieso es nicht ging. Wir haben gestritten, weil er nicht zurückkommt. Er möchte bei Mikusch bleiben." Ihre Stimme brach am Ende. Graustreif stieß tröstend seine Nase in ihr Fell. ,,Komm, ich stelle dir meine Jungen vor." miaute er aufmunternd. Rauchschweif nickte leicht und folgte ihm in die Kinderstube des FlussClans. Die Königinnen dort sahen sie misstrauisch an. Zwei graue Junge kamen auf ihn zu und miauten aufgeregt durcheinander. Die beiden Junge verstummten als sie Rauchschweif sahen. ,,Wer bist du?" wollte der kleine graue Kater wissen. ,,Das ist Rauchschweif." stellte Graustreif die DonnerClan-Kätzin vor und wandte sich an sie. ,,Das sind Federjunges und Sturmjunges." stellte er sie vor. Rauchschweif zuckte erfreut mit den Schnurrhaaren. Federjunges musterte die schwarze Kriegerin. ,,Ich dachte immer du wärst größer." miaute die kleine Kätzin schlussendlich. ,,Graustreif hat uns schon eine Menge über dich erzählt." fügte Sturmjunges hinzu. Rauchschweif schnurrte vergnügt. ,,Er redet viel, nicht wahr?" entgegnete sie und sah neckend zu Graustreif. Die beiden Junge nickten. ,,Stimmt gar nicht." stritt der graue Krieger ab. Eine schildpattfarbene Kätzin erhob sich aus ihrem Nest. ,,Das reicht für heute, genug Trubel für euch." miaute sie zu den beiden Junge. Federjunges und Sturmjunges liefen sofort zurück ins Nest. ,,Das ist Moospelz, sie hat die beiden aufgenommen." stellte Graustreif die Kätzin vor. Moospelz kniff die Augen zusammen. ,,Dich kenne ich doch, du bist doch die Kätzin die Steinfell auf unserem Territorium entdeckt hat." miaute sie misstrauisch. Das hatte die schwarze Kriegerin fast wieder vergessen gehabt.
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Am Morgen wurde Nebelschweif von einer hitzigen Diskussion wach. Die weiße Kätzin hatte sich ein wenig erholt. Kleinohr beschwerte sich, dass Feuerherz ihn fast ertränken wollte und Rußpelz verteidigte ihn. ,,Du wärst tot, wenn er dich zurückgelassen hätte und wenn Feuerherz den Rauch nicht gerochen hätte, wären wir jetzt alle tot!" fauchte die junge Heiler-Schülerin. ,,Ich bin überzeugt, Flickenpelz, Kurzschweif und Gelbzahn sind ihm zutiefst dankbar." jaulte Dunkelstreif sarkastisch. Nebelschweif spürte wie die Wut in ihr aufflammte. ,,Gelbzahn wird ihm selber danken, wenn wir sie finden!" fauchte Rußpelz. ,,Sie finden? Sie ist den Flammen niemals entkommen. Feuerherz hätte ihr nicht erlauben dürfen ..." Weiter kam der dunkelgetigerte Kater nicht. Wie aus dem nichts stürzte sich Nebelschweif auf ihn und nagelte ihn auf den Boden fest. ,,Ich hatte bereits zu viel Geduld mit dir." knurrte sie wutentbrannt und grub ihre Zähne in sein Bein, sodass er laut aufjaulte. Weißpelz und Bernsteinkralle zogen sie von Dunkelstreif herunter. Einige FlussClan-Katzen kamen auf die Lichtung um zu sehen, was dort vor sich ging. Nebelschweif versuchte sich gegen Weißpelz und Bernsteinkralle zu wehren. ,,Du hast ihn umgebracht!" schrie sie schmerzerfüllt. ,,Du hättest mit ihm gehen sollen!" fauchte sie Dunkelstreif an. Alles kam mit einem Mal hoch. Dunkelstreif stand auf und sah mit seinen funkelnden Augen in ihre. Nebelschweif stockte der Atem als sie in seinen Augen etwas sah, was sie bereits in Tigerkralles Augen sah, Mordlust. ,,Lasst mich los." knurrte die weiße Kätzin und hielt still. Zögernd ließen Weißpelz und Bernsteinkralle sie los. Dunkelstreif wollte gerade etwas sagen, doch Borkenpelz kam ihn zuvor. ,,Du solltest mehr Respekt für deine verlorenen Clan-Kameraden zeigen und..." Borkenpelz sah einfühlend auf die verängstigte Rauchpfote. ,,...vorsichtiger sein mit dem, was du sagst. Unser Clan hat schon genug gelitten!" Dunkelstreif sah überrascht zu seinem ehemaligen Schüler, dann kniff er die Augen zusammen. ,,Borkenpelz hat recht. Wir sollten nicht miteinander streiten." sagte Feuerherz ruhig, der alles aus dem Schatten beobachtet hatte. ,,Nebelschweif, komm her!" rief Streifenstern sie zu sich. Die DonnerClan-Katzen sahen ihr neugierig nach, als sie zu ihm lief. ,,Was kann ich für dich tun?" fragte sie höflich und zwang sich ruhig zu bleiben. Der FlussClan-Anführer sah ihr fest in die Augen. ,,Ich sehe den Sturm, der in deinen Augen wütet. Ich weiß wie es ist jeden zu verlieren der einem Nahe steht. Es ist der Fluch." sagte er leise. Nebelschweif sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. ,,Komm in meinen Bau, ich erzähle es dir." miaute er und ging voran. Nebelschweif folgte ihm stumm.
Im Bau setzte sie sich Streifenstern gegenüber. ,,Also, was für ein Fluch?" wollte sie ungeduldig wissen. ,,Als ich ein Junges war, kurz nach meinem Unfall am Sonnenfelsen, hat mich eine schildpattfarbene Kätzin in meinen Träumen besucht." fing er an zu erzählen. Nebelschweif sah ihn fragend an. ,,Ihr Name war Ahornschatten. Sie hat viele Monde vor uns gelebt, sie war eine DonnerClan Katze." Der weißen Kätzin stockte der Atem, Gänsefeder hatte sie mal erwähnt und sie ahnte bereits böses. ,,Sie wurde vom Clan verstoßen, weil sie einen Gefährten im FlussClan hatte und versucht hat ihre Jungen zu ihm zu bringen. Die Jungen sind jedoch gestorben, als sie den Fluss überqueren wollte. Ihr Gefährte wandte sich daraufhin von ihr ab und auch der FlussClan verstieß sie." Nebelschweif schnaubte. ,,Wieso erzählst du mir das, was hat das mit dem Fluch zu tun?" fragte sie genervt. ,,Weil es wichtig ist, dass du die ganze Geschichte kennst." herrschte er sie an. ,,Denn eben dieser Gefährte hat sich eine neue Gefährtin gesucht und sie haben eine Tochter bekommen, die einen Sohn zur Welt brachte, der Muschelherz hieß. Der mein Vater war." erzählte er aufgeregt. ,,Ahornschatten hat mich als Junges auf die Probe gestellt, ob ich in ihren Augen ebenfalls so schwach wäre wie meine Vorfahren und ich habe versagt. Aber in ihren Augen hätte ich niemals ihre Prüfung bestehen können, weil sie Rache an der gesamten Blutlinie von Apfelnacht geschworen hat. Der Tod von Weidenbrise, meiner Jungen und Eichenherz war kein Zufall. Das war alles diese verdorbene Katze." miaute er aufgebracht. Nebelschweif schüttelte benommen den Kopf. ,,Wieso erzählst du mir das alles?" wollte sie wissen. Streifenstern sah ihr fest in die Augen. ,,Weil ich merke wie meine Leben sich dem Ende neigen und ich mit jemanden darüber reden muss der den Schmerz versteht, wenn einem scheinbar alles genommen wird." sagte er leise. Aber Nebelschweif sah, dass da noch etwas war. ,,Was verschweigst du?" fragte sie vorsichtig. Streifenstern sah sie gequält an. ,,Ich habe sie wieder gesehen und sie ist an dir interessiert." antwortete er. Nebelschweif sah ihn fragend an. ,,Warum sollte eine Kätzin die schon seit Generationen im Wald der Finsternis herumirrt, an mir interessiert sein?" fragte sie sich laut. Streifenstern rückte unruhig hin und her. ,,Weil sie sagte, dass es verblüffend sei wie ähnlich ihr euch seid." miaute er ehrfürchtig. ,,Also frage ich dich, was hast du getan, Nebelschweif?" Die weiße Kätzin sah erschrocken auf. ,,I-ich habe nichts getan, diese Katze muss verrückt sein." stammelte die weiße Kätzin nervös. Streifenstern sah sie ernst an und sie seufzte. ,,Schneepelz war kurz vor ihrem Tod einer SchattenClan-Patrouille über den Donnerweg gefolgt. Blaustern hat mir erzählt, dass sie Nachtstern, Aschenfell und Farnschatten deutlich erkannt hatte. Also habe ich beschlossen sie dafür zu bezahlen lassen, der SternenClan hatte seine Chance gehabt über sie zu richten und er hat es nicht getan." fing sie an zu erzählen, dabei sah sie auf einen Punkt weit in die Ferne gerichtet. ,,Was ist passiert?" hakte Streifenstern nach. ,,Eines Tages legte ich mich auf die lauer und wartete bis Farnschatten vorbeikam, ich bot ihr eine Maus an, die sie natürlich annahm. Sie wusste allerdings nicht, dass ich die Maus mit Fingerhutsamen präpariert hatte. Kurze Zeit später setzte die Lähmung bei ihr ein und sie konnte nicht mehr laufen." Nebelschweif stoppte und schluckte schwer. ,,Ich habe sie dann auf den Donnerweg gezogen und dort liegen lassen. Es hat nicht lange gedauert bis ein Ungeheuer kam und sie tötete." Streifenstern sah sie mit entsetzten Augen an. ,,Ich weiß nicht was dort mit mir passiert ist, aber ich weiß das es falsch war. Und ich weiß auch, dass ich das nicht mehr Rückgängig machen kann. Ich werde nie vergessen wie sie um ihr Leben gefleht hat." gab Nebelschweif alles zu. Streifenstern schüttelte benommen den Kopf. ,,Und was war mit Habichtherz?" fragte er. Die weiße Kätzin schnappte nach Luft. ,,Ich habe ihn in einem ehrlichen und fairen Kampf besiegt." entgegnete sie ehrlich. Streifenstern nickte leicht, aber sein entsetzen in den Augen blieb. ,,Dafür wirst du in den Wald der Finsternis kommen." stellte er erschrocken fest. Nebelschweif zuckte traurig mit den Schnurrhaaren und nickte. ,,Alle dachten immer ich würde den Donnerweg meiden, wegen dem Tod meiner Schwester, doch sie lagen falsch. Ich habe mich nicht in die Nähe getraut, weil es mich daran erinnerte, was ich getan habe." miaute sie gequält. ,,Ich weiß, dass ich meine Chance beim SternenClan verwirkt habe." fügte Nebelschweif leise hinzu. Die weiße Kätzin fürchtete sich vor seiner Reaktion. Er würde sie nun verachten. ,,Das glaube ich nicht." miaute Streifenstern leise. Die weiße Kätzin sah mit trauererfüllten Augen auf. Warum gab es immer wieder Katzen, die darauf vertrauten, dass der SternenClan sie aufnehmen würde? Es machte keinen Sinn. ,,Ich werde nun zu Blaustern gehen." miaute Nebelschweif. Mühsam stand sie auf und trottete aus seinem Bau.
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