"Mein" Pferd
Also, nachdem ich danach gefragt worden bin, bzw. einige von euch wissen wollten, warum ich „mein" Pferd geschrieben habe, werde ich jetzt mal versuchen unsere Geschichte ganz kurz zusammenfassen. Wer keinen Pferdefilm-Ostwind-Quatsch mag, der sollte (wie gesagt ^^) am besten einfach diesen Part überspringen.
Nun denn: Ich will ihn erst mal kurz vorstellen:
Das ist der Bursche, über den wir hier sprechen:
Sein Name ist Bàtor, das ist ungarisch und heißt übersetzt so viel wie mutig oder tollkühn, wobei letzteres deutlich besser zu ihm passt, als ersteres. Er ist inzwischen 17 Jahre alt (sein Geburtstag ist der 16.04.2004) und ein Ungarisches Sportpferd. Ursprünglich kommt er aus der Nähe von Budapest, wurde aber dann von einer Pferdehändlerin, die ich persönlich kenne und wirklich richtig tolle Pferde verkauft, gekauft und nach Österreich gebracht. Von ihr wurde er schlussendlich abgekauft und sollte am Hof an dem ich reite Schulpferd werden, aber zu dem später mehr. Bator ist ca. 1,67m groß und hat die meiste Zeit ziemlich viel stures Temperament. Wie man sieht ist er ein Schwarzbrauner. Ok, so die Basic Infos, nun zu unserer Story:
Das erste Mal als ich ihm begegnete, war im Dezember 2018, da wurde er als neues Schulpferd an unseren Hof gebracht. Ich bin zur der Zeit schon seit 14 Jahren geritten, wenn auch nicht wirklich als ehrgeiziger Dressurreiter, ich war eher ein besserer Freizeitreiter mit ziemlich guter Sattelfestigkeit, weswegen ich in Schulstunden oft die „schweren" Pferde zugeteilt bekam oder die, die in der Stunde zuvor Kinder abgeworfen hatten. Bator galt damals noch nicht als „schweres" Pferd. Um ehrlich zu sein war er sehr faul und ist kaum angaloppiert, geschweige denn jemals am Zügel oder über den Rücken gelaufen. Aber sein Charakter war schon damals zuckersüß. Wahnsinnig verschmust und äußerst sanft. Vielleich noch etwas schüchtern. Ich wusste da noch nicht, was mich später mit diesem Pferd verbinden würde, er war irgendwie unscheinbar. Nichts Besonderes. Ca. ein halbes Jahr bin ich ihn nicht geritten, bzw. habe ihn kaum beachtet, da ich ja genug mit anderen Pferden zu tun hatte. Aber dann änderte er sich. Er ging durch. Warf regelmäßig Reiter ab, ich habe sogar mitbekommen, dass ein Mädchen sich beim Runterfallen von ihm den Arm gebrochen hatte. Von da an wurde es immer schlimmer mit ihm. Er ging bis zu 10-Mal die Stunde durch. Mit ihm ins Gelände zu reiten war unmöglich. Bei dem leisesten Geräusch, der leisesten Bewegung schoss er los. Die damalige Reitleherin traute sich nicht, ihn als Schulpferd für Erwachsene, geschweige denn für Kinder zu verwenden. Lediglich in Privatstunden wurde er verwendet, doch auch die „erfahreneren" Reiter, die dort ritten, warf er einen nach dem anderen ab. Zu der Zeit stand er Recht viel, wurde ab und zu geritten und war häufig auf der Koppel. Nicht mal vom Boden aus konnte man mit ihm arbeiten, da ihm nie das „Laufen lassen" beigebracht wurde. Wenn man ihn von sich wegtrieb ist er nicht gelaufen, hat nicht auf die Peitsche reagiert und ist die Menschen angegangen. Er ist regelmäßig gestiegen und hat geschlagen. Dann im Juni 2019 hab ich mir in einer Privatstunde gewünscht, ihn zu reiten. Ich wollte unbedingt wissen, ob er echt so schlimm war, wie alle sagten. Denn inzwischen hatten die meisten Reiter vor ihm Angst. Die Reitlehrerin hat widerwillig zugestimmt und ich war erstaunt: er ist nicht durchgegangen, wobei ich nicht glaube, dass das an mir lag. Er war an diesem Tag einfach in guter Stimmung. Die Reitlehrerin sagte mir am Ende der Stunde, dass er einen Trick beherrsche und nachdem das Reiten so gut geklappt hat, fragte sie mich, ob ich diesen ausprobieren wollte. Ich hab natürlich ja gesagt, denn wer sagt schon nein, wenn sich das Pferd auf Kommando hinlegen kann. Und ich glaube, als er das so super brav gemacht hat, habe ich mich ein Stück weit in ihn verliebt. Den ganzen Sommer über war ich dann sozusagen seine Pflegebeteiligung und habe mich um ihn gekümmert, da er inzwischen maximal einmal in der Woche in einer Reitstunde verwendet wurde. Mir war auch erlaubt ihn zu reiten, aber er ging auch bei mir immer durch. Irgendwann im Herbst hat der Besitzer des Hofes – selbst ein sehr guter Reiter – mitbekommen, wie stark Bator durch die Halle gebuckelt ist und ich mich dennoch auf ihm gehalten habe. Wie gesagt, ich bin sehr sattelfest. Nach sieben weiteren Bucklern an diesem Tag hat er mir angeboten, sich mal auf das Pferd zu setzten und ihm zu zeigen, dass es so nicht geht. Am Anfang wollte Bator wie immer zicken, aber der Besitzer hat ihm sehr schnell gezeigt, dass er der Chef ist. Und dann ist dieses Pferd gelaufen – ich kanns euch gar nicht beschreiben – wie ein Hochklasse Dressurpferd. Am Zügel, über den Rücken, ist von hinten druchgetreten, hatte Schwung....einfach fantastisch. Da wurde mir klar: ich will auch so reiten können wie er. Ich hatte aber sehr viel Respekt vor ihm, schließlich war er der Hofbesitzer und ihm gehörten die Schulpferde am Hof. Zaghaft habe ich ihn dann gefragt: „Kannst du mir vielleicht erklären, wie du den Bator so schön an den Zügle bekommen hast?" Seine Antwort erstaunte mich: „Klar. Setzt dich drauf. Ich geb dir ne Stunde." Und nur nebenbei, der Chef gibt normal keinen Unterricht, das war was ganz besonders. Und so bin ich zum ersten Mal mit richtigem Reiten in Berührung gekommen. Der Hofbesitzer hatte scheinbar seine Freude daran gefunden mir (und später auch meiner Schwester) Unterricht zu geben. Und so hat es sich eingependelt, dass wir beide jeden Sonntag eine private Dressurstunde vom Chef bekamen. Bator und ich wurden immer besser. Schließlich war ich sowas wie seine Reitbeteiligung und bin ihn durchschnittlich viermal die Woche, wenn nicht sogar öfter geritten. Anfang 2020 hat uns (mich und meine Schwester) für die Jugendförderstunde, die es an unserem Hof gibt, empfohlen und wir hatten nun Samstag und Sonntag wahnsinnig guten Unterricht. Zu Beginn des ersten Lockdowns war ich so sehr mit Bator zusammengewachsen, dass inzwischen jeder zu ihm „dein" Pferd sagte. Das Buckeln hatte sich bei mir gelegt, obwohl er in den Schulstunden immer noch durchging, wenn auch weniger als am Anfang. Nachdem ich noch nie mit ihm im Gelände war, wollte ich das Mal mit ihm ausprobieren. Das ging zweimal gut. Obwohl die Ganze Situation sehr angespannt war. Beim dritten Mal ist er dann auf der Stelle umgedreht und im vollen Galopp zum Hof zurückgefetzt, ich konnte ihn nicht bremsen. Ich bin nur darauf gesessen und habe gebetet, dass niemand im Weg steht. Er hätte knallhart alles umgerannt, was ihm in die Quere gekommen wäre. Da habe ich das Ausreiten mit ihm vorerst mal aufgegeben und mich auf reine Dressurarbeit konzentriert. Durch die ganze Förderung wurden wir ziemlich gut und erreichten ca. Mitte 2020 das E-Dressur-Level. Jeder, der reitet, weiß wie schwer es ist, erst mal zu E zu kommen. Bator stand schließlich zu Verkauf, da die neue Reitlehrerin keinen Ausweg sah, da er immer noch nicht mal ansatzweise ein gutes Schulpferd war. Ich war fast schon davon überzeugt, dass ich ihn diesen August das letzte Mal sehen würde. Ich wurde sogar von einer potentiellen Käuferin angerufen und über ihn befragt, also Charakter etc. Die alte Reitlehrerin hatte ihr, da ich Bators Reitbeteiligung war, meine Nummer gegeben. Doch dann nahm die Hofbesitzerin die Kaufanzeige zurück. Als ich sie danach fragte, sagte sie: „Ihr seid jetzt so gut zusammen gewachsen, da wollte ich dir das nicht antun, dass ich ihn dir wegnehmen. Wenn du dafür sorgst, dass er brav bleibt, behalten wir ihn." Da fiel mir ein riesiger Stein vom Herzen. Ich hoffte, Bator so weit zu bringen, dass er brav genug für Schulstunden war. Ihr könnt euch nämlich nicht vorstellen, wie schwer es ist, für ein Pferd, das als ehemaliges Schulpferd zum Verkauf ausgeschrieben ist, einen für-immer-Platz zu finden; Vor allem, wenn man ihn nicht im Gelände reiten kann, er kein gutes Springpferd ist (und sogar über am Bodenliegende Stangen stolpert), in der Halle regelmäßig durchgeht und noch dazu so „alt" ist. Ich wollte ihm unbedingt ersparen, dass er von einer Hand in die nächste übergeht und nie ein endgültiges Zuhause findet. Schließlich war der Hof, an dem er gerade stand ziemlich perfekt: 3 Hallen, 2 Außenplätze, Koppelgang, schöne Boxen, liebes Personal und Führanlage. Besser geht es für ein Pferd eigentlich nicht. Dank Corona wurden leider im Herbst die Jugendförderstunden gestrichen, doch die Privatstunden mit dem Hofbesitzer konnten trotzdem mit Abstand und Hygieneregeln etc. fortgesetzt werden. Im zweiten Lockdown machten wir schließlich wahnsinnige Fortschritte in der Bodenarbeit: wo Bator zuvor nicht mal wusste, was Laufen lassen in der Halle ist, lief er Anfang 2021 frei in der Halle und reagierte sogar auf Peitsche. Auch die freien Handwechsel ohne Reiter, Longe oder Halfter wurde immer besser. In der Halle ging er inzwischen nicht mehr durch und ich schaffte es, ihn zu einem super Geländepferd zu machen. Inzwischen ist er ein richtiges Verlasspferd im Gelände. Klar er zuck manchmal zusammen oder erschrickt, aber er geht nicht mehr grundlos durch oder rennt einfach weg. Bator bleibt stehen und schaut sich das vermeintlich „Gefährliche" an und geht dann daran vorbei. Leider hat sich durch mein Studium die Zeit sehr verringert, die ich bei ihm sein kann, da ich weit entfernt vom Hof studiere und nicht zu ihm fahren kann. Lediglich an den Wochenenden kann ich zu ihm kommen. Doch inzwischen ist er so brav, dass er wieder in Schulstunden für Fortgeschrittenere verwendet werden kann und somit gut gefördert wird. Mein reiterlicher Stil hat sich leider wieder etwas verschlechtert, da ich im ersten Viertel 2021 auf einem soliden A-Level war, jedoch durch sehr lange Pause durch die Prüfungsphase sehr unsauber mit meinen Hilfen geworden bin. Doch daran arbeiten ich und der Hofbesitzer wieder eifrig. Ich werde zwar regelmäßig zusammengestaucht, aber ohne einen strengen Trainer wird man einfach nicht besser. Zudem haben wir mit leichtem Springreiten angefangen, auch da kommen wir langsam auf ein gutes E-Level, was für Bator schon eine Kunst ist, da er eigentlich ein reines Dressurpferd ist. Aber wie gesagt, ich muss wieder sauberer reiten, meine Galoppwechsel und viele Hilfen sitzen einfach nicht mehr so gut, wie sie einmal saßen. Aber das wird schon. Ein Meister ist noch nicht vom Himmel gefallen und schließlich habe ich einen wahnsinnig guten und sehr strengen Trainer/Mentor. Das Ziel dieses Jahr ist nämlich: Teilnahme (und vielleicht Platzierung) in unserem ersten gemeinsamen E-Dressur Turnier. Wenn ich im September Semesterferien habe, werde ich wahrscheinlich jeden Tag mit Bator trainieren, um wieder auf mein altes Level zu kommen.
Ich hoffe ich hab euch mit der Story nicht zu sehr gelangweilt. ^^
Bator ist auch eine echte Wasserratte, wie sich herausgestellt hat. Ich habe vor diesen Sommer mal mit ihm Schwimmen zu gehen. ^^
Rechts ist Bator, links daneben Tekila (das Pferd, das meine Schwester reitet). Das war dieses Jahr Weihnachten.
Ausritte sind inzwischen fast kein Problem mehr.
Und auf der Koppel ist er ein richtiger Genießer. Er liebt es, wenn man sich zu ihm setzt, wenn er sich hinlegt und ihn dann hinter den Ohren und am Widerrist krault. Manchmal legt er sich dann auch ganz flach wie eine Flunder hin und will eifach nur gestreichelt werden.
Das ist das Bild von oben. Das war letzten Herbst, da waren wir in der Dressur ziemlich gut, vor allem, da ich ihn ja auch eigentlich jeden Tag geritten bin. Ich will genau da wieder hin. Aber mein Trainer ist zuversichtlich, seine Aussage dazu: "Ich habe dich die letzten paar Wochen bisschen schleifen lassen, weil ich meinte, dass wäre mit dem Studium und so besser für dich. Aber jetzt packen wir das wieder richtig an. Schließlich sollst du mal besser reiten wie ich. Da arbeiten wir dran." Und das mag was heißen, schließlich ist er ein sehr guter Reiter und mit sehr gut meine ich wirklich seeeeeehr gut: Er reitet mit seinen Pferden S-Dressur und S-Springen. Das ist die höchste Klasse, die es beim Reiten gibt: Im Grand Prix etc. werden nämlich meist S** Lektionen o.Äh. gezeigt. Das ist brutal gut.
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