Zusatzkapitel (zwischen Kapitel 26 u. 27)
Das Kapitel spielt nach der Verbannung der Vier und ist aus Geisterfuchs' Sicht geschrieben.
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"Es reicht", jaulte Geisterfuchs durch die Menge der Katzen um ihn herum. Sie alle wollten Seepfote verbannen. Seepfote darf nicht verbannt werden! Nicht sie! Nicht Seepfote!
Von den anderen Mentoren war er der Einzige gewesen, der versucht hatte, seine Schülerin in Schutz zu nehmen. War es ihnen denn so egal, dass ihre eigenen Schüler verbannt wurden?!
"Wofür verbannst du sie?", fragte Geisterfuchs seelenruhig, aber dann brauste seine Stimme auf, "für dich selbst! Weil dich irgendetwas an ihnen stört! Was ist es? Dass sie die Jungen eines Verräters sind?! Das macht sie nicht auch zu Verrätern!"
Aschensterns Augen wurden dunkler und er blitzte Geisterfuchs an. "Wie kannst du es wagen ....?!", fauchte er, "ich bin dein Anführer und ich verbanne sie! Schweig! Sonst gehst du auch ins Exil!"
Der dunkelgraue Krieger wollte protestieren, doch da legte ihm Seepfote die Schwanzspitze auf die Schulter. "Ist gut", murmelte sie und wandte sich ab.
Geisterfuchs zerriss es das Herz, sie so zu sehen. Wie konnte sie das einfach akzeptieren? Wie konnte sie akzeptieren, dass sie verbannt wurde?!
Er hörte gar nicht, was sie zu ihren Wurfgefährten sagte, da jaulte Aschenstern schon: "Das könnt ihr vergessen! Tötet sie!"
Geisterfuchs riss die Augen auf. "Nein!", schrie er, "Seepfote!" Aber seine Stimme erstarb in dem Gejaule.
Etliche SonnenClan-Katzen stürzten vor. Ergriffen die Schüler und wollten sie zerfetzen. Laute Schreie erfüllten die Insel. Geisterfuchs sprintete los. Er durfte Seepfote nicht verlieren! Sie durfte nicht sterben!
Er riss Käferfleck nach hinten, der gerade Seepfote angreifen wollte. "Was tust du da, Geisterfuchs?!", fauchte dieser überrascht.
Geisterfuchs verpasste ihm einen heftigen Schlag ins Gesicht. "Lass deine Krallen von ihr, sonst zerfetz ich dich!"
Käferfleck betrachtete seinen Sohn aus zusammengekniffenen Augen. "Wie redest du mit mir?"
Geisterfuchs bleckte die Zähne. "So wie ich es mit jedem tun würde!", knurrte er und drängte seinen Vater weg von Seepfote.
Plötzlich erklang ein lautes Jaulen. Alle Katzen wirbelten herum und erkannten Löwenpfote, der Wellenteich in die Kehle gebissen hatte.
Dickes Blut quoll aus Wellenteichs tödlicher Wunde, dessen Körper zuckte. Mit letzter Kraft gab er gurgelnde Geräusche von sich. Löwenpfote ließ den nun schlaffen Körper fallen wie Gejagtes auf den Frischbeutehaufen.
"Ihr werdet mich nie vergessen", knurrte er die SonnenClan-Katzen an, die ihn entsetzt anstarrten. Geisterfuchs war schockiert, doch nicht gelähmt. Er wollte gerade zu Seepfote preschen, als diese und ihre Geschwister losrannten.
Sie erreichten schnell den Fluss, den sie auch zu überqueren begannen.
Aschenstern jaulte los: "Verfolgt sie! Bringt sie mir!"
Gerade, als Geisterfuchs losstürmen wollte, wurde er von mehreren Katzen zurückgehalten, die ihn zu Boden pressten. Unter ihnen Ahornfeuer und Johannisbeerschweif. Wellenteich war Ahornfeuers Bruder und Aschensterns Sohn gewesen, weswegen dieser ziemlich wütend schien.
"Du bleibst hier!", befahl Aschenstern, "du hast mich verraten!"
Geisterfuchs riss sich von den Katzen, die ihn festhielten, los und funkelte seinen Anführer an, besann sich dann aber eines besseren und neigte den Kopf.
"Es tut mir leid", miaute er, "ich hätte dich nicht verraten dürfen." Er machte eine Pause, ehe er erklärte: "Ich wollte dich nicht verraten, Aschenstern. Ich bin dem SonnenClan treu ergeben! Aber Seepfote ist es auch! Sie hat nichts getan, weswegen sie verbannt werden sollte."
Ich muss Aschenstern vorspielen, dass es mir leid tut, was aber nicht heißt, dass ich Seepfote nicht weiterhin verteidigen werde!
"Na gut", knurrte Aschenstern, "ich glaube dir. Du bist vermutlich einer der besten Krieger in diesem Clan. Du hast eine Gefährtin, die bald deine Jungen bekommt. Dieses Mal kommst du ungeschoren davon, aber lass das nicht zur Gewohnheit werden!"
Eine Gefährtin! Ich liebe Stimmengeflüster nicht! Sie ist eine Freundin und ich werde sie auch niemals lieben! Eher liebe ich Seepfote!
Er erstarrte. Ist das überhaupt so weit hergeholt?! Was ist, wenn ich sie wirklich liebe?! Das kann nicht sein! Ich kann nicht meine ehemalige Schülerin lieben!
Er schloss die Augen und erinnerte sich an all die Momente, in denen er sie geschlagen hatte. Aber ich habe das nur getan, weil ich wollte, dass aus ihr eine gute Kriegerin wird. Er seufzte. Darüber werde ich noch nachdenken können.
"Wir müssen uns jetzt um Wellenteich kümmern!", befahl Ahornfeuer plötzlich, "er muss beerdigt werden!"
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"Alle Katzen, die alt genug sind, ihre eigene Beute zu erlegen, fordere ich auf, sich um den Regenfels zu versammeln!", erklang Aschensterns Ruf.
Die Patrouille, die Seepfote und ihre Wurfgefährten verfolgt hatte, war zurückgekehrt. Zu Geisterfuchs' Erleichterung hatten sie ihre Spur verlieren.
"Katzen des SonnenClans", hob Aschenstern an, "heute ist Wellenteich im Kampf von Löwenpfote ermordet worden. Wir werden ihn nie vergessen! Gleich werden wir eine Totenwache halten, aber vorher möchte euch Dornenblatt noch etwas sagen."
Geisterfuchs zuckte mit den Ohren, als Dornenblatt vortrat:
"Blütentraum, Glanzfuß, Birkensee, Bienenschweif, Käferfleck und ich haben beschlossen, in den Ältestenbau umzuziehen", verkündete der Zweite Anführer, "heute haben wir gemerkt, dass wir alt werden. Wir danken dem Clan für diese lange Zeit!"
"Dornenblatt! Dornenblatt!", rief der Clan laut. Der Zweite Anführer neigte den Kopf und tappte vom Regenfels weg.
"Blütentraum! Glanzfuß! Birkensee!" Auch die drei Kätzinnen traten zurück und folgten dem ehemaligen Zweiten Anführer.
"Bienenschweif! Käferfleck!" Die letzten beiden Katzen verließen die Versammlung, um sich ihre Nester im Ältestenbau einzurichten.
Als sie gegangen waren, drehten sich alle Katzen wieder zu Aschenstern um, der gerade verkündete: "Da Dornenblatt nicht länger unser Zweiter Anführer ist, brauchen wir einen neuen!"
Gemurmel brach unter den Katzen aus. Manche sahen zu Fischsprung, andere zu Lichtglanz oder Eibenfleck. "Ich rufe den WunderClan an und bitte ihn, meine Entscheidung gutzuheißen", rief Aschenstern, "Ahornfeuer tritt vor."
Ahornfeuer, der einzige Sohn, der Aschenstern geblieben war, ging zu seinem Vater. Sein schildpattfarbenes Fell glänzte sauber.
"Von diesem Augenblick an wirst du der neue Zweite Anführer des SonnenClans sein! Eines Tages, wenn ich meine neun Leben gelebt habe, vertraue ich dir, dass du meinen Clan gut führen wirst!", miaute Aschenstern feierlich.
Geisterfuchs wusste nicht, ob er sich freuen sollte. Ahornfeuer war sein Mentor gewesen, andererseits war es unfair, dass Aschenstern ihn wählte. Es gab definitiv Katzen im Clan, die dafür besser geeignet waren. "Ahornfeuer! Ahornfeuer!"
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Geisterfuchs lag in seinem Nest und konnte es immer noch nicht glauben. Seepfote war wirklich verbannt worden! Die Katze, die er wirklich liebte. Stimmengeflüster lag mit einem dicken Bauch in der Kinderstube und er? Er liebte seine ehemalige Schülerin!
Entsetzt von sich selbst seufzte er. Was war er nur für ein Krieger? Ein Krieger, der seine Schülerin liebte!
Und selbst, wenn du sie liebst, sagte er sich, mach dir keine Hoffnungen, dass sie genauso fühlt. Aber ich muss sie einfach wiedersehen! Ich muss wissen, dass es ihr gut geht! Und ich werde sie wiedersehen!
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War nur ein kleines Zusatzkapitel, aber es soll Geisterfuchs' Gefühle ein wenig erläutern :D
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