Kapitel 38
Seerose wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie war wie erstarrt. Damit hatte sie nicht gerechnet. Hatte Geisterfuchs gerade wirklich gesagt, dass er sie liebte?
"Geisterfuchs", murmelte sie, "ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll. Meinst du das ernst?"
Sie sah in seine bernsteinfarbenen Augen und versuchte, dort eine Emotion zu finden.
An alle, die sagen, dass die Augen das Tor zur Seele sind - ich weiß jetzt, was sie meinen.
In Geisterfuchs' Blick lagen so viele Gefühle: Trauer, Schmerz, Wut und Liebe.
Seerose schüttelte den Kopf, immer noch verunsichert, ob er es ernst meinte.
"Ich meine es ernst", miaute Geisterfuchs knapp, "aber jetzt können wir nicht darüber reden. Wir müssen gehen. Sofort. Ehe wir so enden wie Löwenfell."
Seerose kniff die Augen zusammen, als der Rauch dichter wurde. Bestand überhaupt noch eine Chance zu fliehen?
Das Feuer breitete sich immer weiter aus. Die Flammen wurden größer und aggressiver. Die Situation schien ausweglos.
Wir haben um unser Leben gekämpft und jetzt sollen wir in den Flammen sterben?
Seerose konnte das nicht glauben. Sie hatte so lange gekämpft. Sie hatte überlebt, als Löwenfell damals den Stein nach ihr geworden hatte. Den Husten hatte sie überstanden. Ihr Abenteuer im Fluss. Den Fuchsangriff, als Schwarzfluss gestorben war. Sie hatte den Schmerz über den Tod ihrer Mutter besiegt und den Fuchsangriff überlebt. Sie hatte im Kampf gegen den MondClan alles gegeben. Als sie vertrieben wurden, war sie erfolgreich geflüchtet. Im Wald des SternenClans hatte sie einen Fuchs ermordet und heute den Angriff ihres eigenen Bruders überlebt!
Und jetzt sollte sie sterben?! Jetzt, nachdem sie um ihr Leben gekämpft hatte? Nein, das würde sie nicht zulassen! Sie würde um ihr Leben kämpfen und wenn es das Letzte war, was sie tat.
"Lass uns gehen", murmelte Seerose, "solange wir noch können." Ohne sich zu vergewissern, dass Geisterfuchs ihr folgte, sprang sie los.
Die Flammen teilten sich, um sie zu verschlingen. Der Rauch nahm ihr die Sicht. Außer des Knisterns des Rußes hörte sie nichts. Die Asche war alles, was sie roch.
Seerose fürchtete, dass das Feuer sie jeden Moment erfassen und verschlingen würde. Dass sie ersticken würde. Aber ein Teil von ihr gab nicht auf. Ein Teil, der kämpfte.
Die Glut sprang in die Luft, der Rauch flog über die Felsen, doch dann geschah etwas.
Seerose spürte etwas Kaltes auf ihrem Pelz. Etwas Nasses. Kleine Regentropfen fielen auf sie hinab. Sie konnte es nicht glauben! Es regnete tatsächlich!
Wer hätte gedacht, dass ich dem Wetter eines Tages dankbar sein würde?
Schon bald wurde aus den Tropfen ein Niesel, aus dem ein Sturm entstand. Das Feuer sank zu Boden und machte den beiden Katzen das Durchqueren der Flammen einfacher.
Gleich haben wir es geschafft!
Seerose schöpfte neue Hoffnung.
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Nach einer kurzen Zeit hatten sie es geschafft, aus dem Wald zu entkommen, und waren zum Fluss geflüchtet. Geisterfuchs war Seerose gefolgt und starrte nun auf die andere Seite des Wassers.
"Ich muss gleich wieder gehen", murmelte er, "ich spüre, dass meine Clan-Gefährten schon auf mich warten. Ich muss mich beeilen, sonst werden sie noch denken, ich sei tot."
Seerose wirbelte herum. "Willst du einfach so gehen?", fauchte sie, "ich verstehe ja, dass du zu deinem Clan willst, aber wir haben uns gerade aus einem Feuer gerettet, in dem du mir gesagt hast, dass du du mich liebst, und jetzt willst gehen?! Was ist dir wichtiger? Dein verfuchster Clan oder ich?!"
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Ich mag Seerose ja eigentlich, aber für den letzten Satz könnte ich ihr eine reinhauen. Mach doch nicht so ein Drama uff
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