"Seepfote! Wach endlich auf! Ich muss dir etwas erzählen! Wach auf!"

Morgenpfote schrie ihre Schwester weiter an, und als diese sich nicht rührte, bohrte sie ihre Krallen in Seepfotes Schulter.
Seepfote schreckte hoch. Wütend schubste sie Morgenpfote von sich weg.

"Hast du Distelwolle im Kopf?!", fauchte sie verärgert und leckte sich das Fell glatt.

"Du bist halt nicht aufgewacht", schnaubte Morgenpfote. Unschuldig sah sie ihre Schwester an. Seepfote erhob sich auf die Pfoten.

"Mach das bloß nicht wieder", knurrte sie, "du kannst mich auch anders wecken, wenn du dein Mäusehirn zum Denken benutzen würdest!"

"Ist ja gut." Morgenpfote leckte sich das Brustfell. "Aber ich muss dir was erzählen!"

Seepfote öffnete das Maul zu einem gewaltigen Gähnen. "Was denn?", fragte sie, "wir sollten jetzt lieber essen und dann zum Kampftraining gehen. Geisterfuchs zerkratzt ..."

Ihre Stimme brach ab. Irgendetwas in ihr verbot ihr zu sagen, dass Geisterfuchs sie so "hart" trainierte.

"Was soll Geisterfuchs dir den Pelz zerkratzen?", spottete Morgenpfote, "was ist überhaupt mit dir los? In letzter Zeit bist du so ... komisch. Immer unternimmst du etwas mit Sturmpfote und machst alles, was man dir sagt, ohne Widerworte. Wo ist deine Abenteuerlust? Früher haben wir immer versucht, uns aus dem Lager zu schleichen! Wir haben Spaß gehabt!"

Seepfote verdrehte die Augen. "Wir sind inzwischen zehn Monde alt. Findest du nicht, dass wir endlich aufhören sollten, uns wie Jungen zu benehmen?"

Morgenpfote funkelte sie an. "Hör doch auf, dich zu benehmen, als wärst du etwas Besseres! Nur weil dich alle mögen, du so einfühlsam bist, dass es schon nervt, und die beste Kämpferin, musst du nicht immer so angeben!"

Seepfote riss entsetzt die Augen auf. "Was habe ich denn getan?", fauchte sie, "ich mache gar nichts! Du bist doch in Moorpelz verliebt! In einen Krieger!"

Morgenpfote bleckte die Zähne. "Und du tust alles, um Geisterfuchs zu gefallen!", knurrte sie, "Geisterfuchs, schau mal, ich habe drei Eichhörnchen gefangen! Ist der Kampfzug auch wirklich richtig so? Geisterfuchs, tut mir leid, dass ich nach rechts gelaufen bin und nicht nach links!"

Wenn du wüsstest, wie es ist, bei jeder Gelegenheit geschlagen zu werden.

"Außerdem bist du nur neidisch", fauchte Seepfotes Schwester, "wahrscheinlich weißt du schon, dass Moorpelz gestern Nacht mit mir im Wald spazieren war und mir gesagt hat, dass wenn ich zur Kriegerin ernannt werde, er mich als Gefährtin nimmt!"

Seepfote bohrte die Krallen in die Erde. Dachte Morgenpfote wirklich, dass sie auf dieses Mäusehirn neidisch wäre?

"Dieses Fuchsherz liebt dich doch nicht! Du bist wie Beute für ihn! Warum verstehst du das denn nicht? Bist du so ein Fischhirn?", knurrte sie.

Morgenpfotes Augen weiteten sich, sodass man das Weiße sehen konnte. "D-D-Du lügst!", stotterte sie.

Seepfote schnaubte. "Glaub, was du willst." Dann verließ sie fauchend den Bau.

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Katzen huschten auf der Lichtung umher: Bienenschweif führte eine Jagdpatrouille zurück ins Lager, bestehend aus Ahornfeuer, Johannisbeerschweif, Luchsauge und Sandpfote. Sie bildeten aus ihrem Erbeuteten einen kleinen Haufen und zogen sich zurück.

Seepfote war der Hunger vergangen. Warum musste Morgenpfote nur so neidisch sein? Sie gab doch gar nicht an!
Und was meinte sie mit einfühlsam? Konnte Morgenpfote etwa nicht die Gedanken der anderen manchmal hören?

Ist Morgenpfote so anders? Oder ... bin ich es, die anders ist?

Seepfote schluckte. Sie wollte nicht anders sein, sie hatte doch gar nichts getan. Egal. Ich sollte mich besser beeilen, ehe Geisterfuchs verärgert ist.

Als sie das Lager verließ, kam ihr Wachtelbach entgegen. "Hallo, Seepfote?", begrüßte er sie, "wohin gehst du?"

"Ich gehe zu Geisterfuchs. Habe gleich Kampftraining", murmelte sie abwesend und verließ das Lager.

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Erschöpft vom Training ließ sich Seepfote in ihr Nest fallen. Ihre Pfoten schmerzten von den Kampfzügen, an ihrer Flanke glänzten Wunden.
Sie schloss die Augen und wollte in den Schlaf gleiten, als ein Schrei die Stille zerriss: "Wir werden überfallen!"