Kapitel 19
Seepfote näherte sich der Wühlmaus. Schritt für Schritt. Das Beutetier nagte an etwas und schien sie nicht zu bemerken.
Seepfote spannte die Muskeln an und sprang, jedoch zu weit. Sie landete unsanft auf dem Boden, erhob sich auf die Pfoten und schüttelte sich das Moos und Gras aus dem Fell.
Hätte ich doch bloß den Sprung richtig abgeschätzt!, ärgerte sie sich.
Geisterfuchs kam auf sie zu. "Was war das denn?", fauchte er sie an, "du sollst jagen, nicht Weitsprung üben!"
Seepfote senkte den Kopf. "Tut mir leid", murmelte sie.
Dann heulte sie laut auf. Geisterfuchs hatte ihr einen heftigen Hieb an der Wange verpasst.
"Wie oft soll ich es dir noch sagen?!", fuhr er sie an, "deine jämmerlichen Entschuldigungen ändern gar nichts!
Und jetzt fang sofort ein Eichhörnchen, sonst lasse ich dich heute Abend nicht mit auf die Große Versammlung!"
Seepfote zuckte zusammen und die Aufregung durchfuhr sie wie ein Blitz.
Die Große Versammlung! Die durfte sie nicht verpassen! Sie musste einfach mitkommen!
Seepfote wollte endlich die Katzen der anderen Clans kennenlernen. Und zwar nicht die MondClan-Katzen ...
Sie prüfte die Luft und nahm Eichhörnchen wahr. Das musste sie einfach bekommen!
Seepfote näherte sich dem Tier, das gerade an einer Nuss nagte und sie nicht bemerkte. Das war die perfekte Gelegenheit! Sie konzentrierte sich auf das Beutetier und kroch langsam näher.
Bitte WunderClan, flehte sie, lass mich dieses verfuchste Eichhörnchen erwischen!
Sie spannte die Muskeln an und sprang los. Tatsächlich schaffte sie es, das Tier zu packen und durchbiss ihm die Kehle.
Innerlich jubelte Seepfote. Sie nahm das Beutetier am Nackenfell und lief zurück zu Geisterfuchs.
Ihr dunkelgrauer Mentor erwartete sie schon. "Auch mal fertig?", fragte er, "wehe, es ist nicht saftig! Und jetzt lass uns zurück ins Lager gehen!"
Ohne auf ihre Antwort zu warten, drehte er sich um und lief davon. Die beiden Katzen kehrten zurück ins Lager und Seepfote legte das dicke Eichhörnchen auf den Frischbeutehaufen.
Plötzlich bemerkte sie, wie Stimmengeflüster auf Geisterfuchs zukam. Sie sah überglücklich aus und ihre Augen funkelten vor Freude.
Seepfote wusste, dass sie die beiden Katzen nicht belauschen sollte, aber ihre Neugierde war größer. Also verkroch sie sich schnell hinter einen Brombeerstrauch und kauerte sich nieder, um nicht gesehen zu werden.
"Geisterfuchs!", maunzte Stimmengeflüster aufgeregt, "ich muss dir etwas sagen!"
Wissensdurstig spähte Seepfote zwischen den Sträuchern hindurch und erkannte, dass Stimmengeflüster vor ihrem Gefährten stand.
"Geisterfuchs, ich erwarte Jungen!", platzte es aus ihr heraus, "ist das nicht wunderbar? Du wirst Vater, und ich natürlich Mutter! Ich war gerade bei Schilfrose und diese meinte, dass es wahrscheinlich zwei Jungen werden! Ich freue mich so sehr, weswegen ich mir sogar schon Namen überlegt habe! Wie fändest du Rauchjunges und Nordjunges?"
Geisterfuchs betrachtete sie wie versteinert. "Sei still!", zischte er und zerrte sie zum Brombeerstrauch.
Seepfote kauerte auf der anderen Seite und hoffte, dass Geisterfuchs sie nicht sehen würde. Ängstlich, aber immer noch neugierig, presste sie sich enger an den Boden. Ihr Fell wurde plattgedrückt und von Staub verdreckt. Sie spähte vorsichtig zwischen den mageren Zweigen hindurch.
Geisterfuchs hatte sich vor der verwirrten Stimmengeflüster aufgebaut. "Ich habe dir doch gesagt, dass ich keine Jungen will!", fauchte er wütend, "was soll ich mit dummen Jungen anfangen, die nur Dachsreiten spielen wollen?"
Stimmengeflüster starrte ihn verständnislos an. "Aber die Jungem tragen dein Blut!", protestierte sie, "sie werden eines Tages große Krieger sein! Das ist ihnen vorbestimmt!"
Geisterfuchs schnaubte. "Ich habe eine Schülerin, die ich ausbilden kann", fauchte er.
Stimmengeflüster riss die Augen auf: "Dann geh doch zu deiner tollen Schülerin und bekomm mit ihr Jungen!"
Geisterfuchs hob die Pfote und zog seiner Gefährtin seine Krallen durchs Gesicht. "Wie kannst du es wagen, so einen dummen Mist zu sagen?!"
Stimmengeflüster brach unter seinem heftigen Hieb zusammen. "Bitte!", wimmerte sie, "hör auf!"
Geisterfuchs ließ die Pfote sinken. "Mach das nie wieder", knurrte er, "und was diese Jungen angeht; das war dein erster und letzter Wurf verstanden?"
Stimmengeflüster antwortete nicht, aber Seepfote konnte ihre Gedanken hören:
Als ob man das kontrollieren kann!
Nun wandte sich Geisterfuchs wütend von ihr ab und ging in den Kriegerbau.
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"Seepfote! Komm jetzt!"
Die Sonne versank schon hinter dem Himmel, als Aschenstern die Katzen zum Aufbruch versammelte. Morgenpfote drängte ihre Schwester, sich zu beeilen.
Seepfote war genervt. "Ich komme schon!", fauchte sie wütend und beschleunigte ihr Tempo minimal.
Morgenpfote ließ sich etwas zurückfallen. "Welchen Kater magst du eigentlich?", fragte sie, "Rabenpfote? Tigerstreif?"
Seepfote verdrehte die Augen und schüttelte den Kopf. "Rabenpfote ist viel zu nervig und Tigerstreif zu alt!"
Morgenpfote starrte sie ungläubig an. "Magst du etwa Geisterfuchs?!", fragte ihre Schwester erschrocken.
Seepfote riss die Augen auf. "Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe?! Diese Katzen sind zu alt! Wie kommst du überhaupt auf die widerliche Idee, ich würde Geisterfuchs lieben?!", knurrte sie.
Morgenpfote sah sie schweigend an. "Keine Ahnung", murmelte sie und zuckte mit der Schwanzspitze.
Seepfote verdrehte die Augen und ließ sich zurückfallen. Sie dachte überhaupt nicht über einen Gefährten oder "Liebe" nach! Das war doch eh keine Liebe, sondern nur eine Schwärmerei! Warum war sie nur so anders als ihre Baugefährten? Seepfote kannte die Antwort nicht, weswegen sie den Gedanken einfach verdrängte.
Die hellgraue Schülerin ließ ihren Blick über die anderen Katzen schweifen:
Aschenstern lief neben seinem Stellvertreter Dornenblatt, Birkensee und Schilfrose folgten ihnen. Lichtglanz tappte neben Fischsprung und Honignase her, Geisterfuchs unterhielt sich mit Luchsauge, Glanzfuß und Blütentraum schwatzten miteinander und Käferfleck lief alleine.
Rabenpfote und Buchenpfote gingen nebeinander und flüsterten leise, Quellenpfote beobachtete sie, während Sturmpfote unbeirrt auf sie einredete.
Sandpfote und Morgenpfote quatschten laut, während Löwenpfote alleine als Letzter ging.
Sein bernsteinfarbener Blick war auf Seepfote gerichtet. Sie zuckte zusammen und lief schnell zu Sand- und Morgenpfote.
"Hallo", maunzte sie etwas unbeholfen, "worüber redet ihr?"
Sandpfote starrte sie an, als hätte sie gefragt, ob Igel fliegen können. "Welcher Fuchs hat dich denn gejagt?", fragte er.
Seepfote blinzelte. "Es ist nichts", antwortete sie.
Inzwischen waren sie beim Fluss angekommen. Sie würden den Fluss quer durchschwimmen und dann den Mischwald erreichen, den sich der Himmel- und MondClan teilten. Von dort aus wäre es kein weiter Weg mehr bis zur Versammlungskuhle.
—————
Als der SonnenClan den Versammlungsort erreichte, stand der Vollmond schon hoch am Himmel.
Der Mond- und SternenClan waren bereits eingetroffen. Geisterfuchs trat nahe zu Seepfote. "Geh ruhig und rede mit anderen Schülern oder Kriegern", flüsterte er, "aber sage nichts über den Clan!"
Seepfote nickte und tappte zu Sandpfote. "Lass uns die anderen Schüler treffen!"
Seepfote warf einen Blick auf die Hochsteine. Vier riesige Felsen, die über der ganzen Kuhle aufragten. Aschenstern saß dort mit vier anderen Katzen. Zwei Kätzinnen und zwei Katern.
Die eine Kätzin hatte sonnenfarbenes Fell mit weißen Flecken, etwas hinter ihr stand ein weißer Kater mit schwarzen Sprenkeln. Das müssen Lichtstern und ihr Gefährte Schwarzsprenkel sein.
Der andere Kater war ziemlich groß und muskulös mit weißem Fell. Neben ihm stand eine graue Kätzin. Himmelsstern und Windseele.
"Seepfote! Komm jetzt!", drängte Sandpfote seine Schwester und lief weiter. Sie erreichten die Schüler, die sich schon unterhielten. Seepfote nahm den Geruch von Kiefern und Laub wahr. Das müssen MondClan und SternenClan-Katzen sein.
"Hallo", miaute Sandpfote feierlich. Die anderen Katzen wirbelten herum.
"Hallo", erwiderten zwei SternenClan-Katzen. Beide hatten graues Fell.
"Ich bin Amselpfote und das ist Schmetterlingspfote", erklärte eine von ihnen.
Drei weitere Schüler traten vor.
"Ich bin Kieselpfote", sagte ein goldener Kater mit grünen Augen.
Zwei weitere graue Kater traten vor. "Mein Name ist Habichtpfote und das ist mein Bruder Muschelpfote", miaute der etwas Größere.
Sandpfote neigte den Kopf. "Ich heiße Sandpfote und das ist meine Schwester Seepfote", stellte er sich vor.
Seepfote bemerkte, wie sich die Augen der zwei MondClan-Katzen weiteten.
"Bist du nicht die Kätzin, die als Junges fast mit ihrer Schwester Morgenjunges im Fluss ertrunken ist?", fragte die Kätzin vor ihnen.
Seepfotes Blick verfinsterte sich. "Ich rede nicht gerne darüber", miaute sie zähneknirschend.
Nun trat der Kater vor. "Niemand würde gerne darüber reden, dass er fast gestorben", stellte er fest.
Seepfote verengte die Augen zu Schlitzen. "Das ist es nicht!", fauchte sie.
Die Kätzin legte den Kopf schief. "Was dann?"
Seepfotes Geduld war fast am Ende. "An diesem Tag war der Fuchsangriff!", knurrte sie leise und sah den Kater wütend an.
Der Kater und seine Schwester verstanden immer noch nicht. "Ja und?"
Nun hatte Seepfote wirklich genug und auch Sandpfote schien allmählich wütend zu werden.
"An diesem Tag wurde meine Mutter Schwarzfluss von einem Fuchs ermordet!", fuhr sie den Kater an. Ihr Fell hatte sich zu voller Größe aufgestellt, und ihre Zähne waren gebleckt.
Der Kater fuhr wütend die Krallen aus. "Können wir doch nicht wissen!", blaffte er.
"Wenn du merkst, dass sie nicht darüber reden will, warum fragst du dann weiter?", fauchte Sandpfote und trat schützend vor Seepfote.
Darauf wusste der junge Schüler des MondCans keine Antwort, weswegen sein Fell wieder anlegte und sie nur wütend anfunkelte.
"Spinnenpfote, beruhige dich", miaute inzwischen seine Schwester.
Seepfote spitzte die Ohren. "Heißt du Efeupfote?", fragte sie die Kätzin neugierig.
Die blaugraue Schülerin nickte zur Bestätigung. "Ja."
"Hast du auch einen weiteren Bruder namens Erlenpfote, der Heilerschüler geworden ist?"
Wieder bejahte Efeupfote.
"Und euer Vater heißt Grasfell?"
Nun senkten beide Schüler die Köpfe. "So heißt dieser dämliche Kater", murmelte Spinnenpfote.
Seepfote erkannte, dass sie nicht darüber reden wollten und strich Sandpfote mit dem Schwanz übers Mundwerk, sodass er erkannte, dass er schweigen sollte.
Kieselpfote mischte sich nun ein:
"Wie würdet ihr gerne als Krieger heißen?", fragte er, um vom Thema abzulenken.
"Ich würde gerne Amselschweif heißen", miaute die SternenClan-Schülerin.
"Und ich wünsche mir als Kriegernamen Schmetterlingsflügel", fügte ihre Schwester hinzu.
"Ich will Sandläufer sein", miaute Seepfotes goldener Bruder.
"Ich fände Efeuklang schön", erwiderte Efeupfote.
"Ich will Spinnenbiss heißen", verkündete ihr Bruder.
"Und ich Habichtflügel oder Habichtflug!", ergänzte Habichtpfote.
"Ich will Muschelfuß sein!"
"Und ich Kieselschlag!"
Nun drehten sich die Schüler zu Seepfote um. "Und wie willst du heißen?", fragte Kieselpfote.
"Ich wäre ja gerne Seeblüte", miaute Seepfote kleinlaut.
"Schöner Name", maunzte Amselpfote, "aber letztendlich entscheiden das ja unsere Mentoren. Ich hoffe, meiner sucht einen guten Namen für mich aus!"
"Ich auch", ergänzte Efeupfote, "stell dir nur vor ..."
Seepfote hörte nicht mehr zu, was die beiden Schülerinnen sagten, und wandte sich ab. Sie sah hinauf zum Anführerfelsen. Hoffentlich werde ich dort eines Tages stehen! Irgendwann werde ich Seestern sein!, dachte sie freudig.
Sie schaute sich um. Der HimmelClan war nun auch eingetroffen und ein riesiger, schwarzer Kater stand nun auf dem vierten Felsen. Neben ihm eine hellbraune Kätzin.
Taustern und Geierblüte.
Seepfote betrachtete die Anführer neidisch. Wie gerne würde sie dort oben stehen und erzählen, welche neuen Krieger, Schüler oder Jungen sie hatten!
Sandpfote war zu ihr gekommen.
"Ich verspreche dir, dass wenn ich eines Tages Sandstern bin, ich dich zu meiner Stellvertreterin ernenne!", miaute er.
Seepfote zweifelte zwar an seinen Worten, entschied sich aber, nichts zu sagen.
Wir alle wollen dort oben stehen, aber es bleibt nur den Wenigsten vorbehalten.
Sie schluckte. Was, wenn es gar nicht so toll wäre, Anführer zu sein, wie alle dachten?
Schließlich musste man auch schwierige Entscheidungen treffen, die für das Schicksal des Clans wichtig waren.
Man hatte eine große Verantwortung und musste immer alles im Überblick haben.
Ich stelle mir das ziemlich schwierig vor ... Es ist schon nicht einfach als Krieger. Immer muss man jagen gehen, die Grenzen patrouillieren und tun, was der Anführer und der Zweite Anführer verlangen.
Man darf nicht einfach essen, sondern erst, wenn die Jungen, Ältesten und Königinnen satt sind. Vielleicht muss man in einer Schlacht sein Leben geben und für seinen Clan sterben. Man muss immer nach dem Gesetz der Krieger leben ...
Aber gerade das ist es, was uns zu Kriegern macht! Wir leben und sterben für unseren Clan. Mit jedem Atemzug!
Es sei denn, man heißt Windnebel ... Und trotzdem, das ist es, was uns von Streunern oder Hauskätzchen unterscheidet! Wir leben für alle!
Ein lauter Ruf riss Seepfote aus ihren Gedanken über das Leben in einem Clan:
Taustern war vorgetreten und hatte seine Stimme erhoben, die nun durch die Kuhle polterte: "Die Versammlung beginnt!"
Endlich!
Die Stille vertrieb den Lärm, als Taustern zu erzählen begann: "Meine Gefährtin Geierblüte hat ein Junges bekommen: Veilchenjunges!"
Lichtstern sah den riesigen Anführer misstrauisch an: "Und trotzdem hast du deine Gefährtin mitgebracht und das Junge alleine gelassen?"
Taustern schnaubte: "Natürlich. Was soll denn schon passieren? Löwenblatt bewacht das Lager!"
Wie dumm ist er, das laut zu sagen?!
Nun trat Lichtstern vor: "Dem SternenClan geht es gut. Trotz dem Blattfall finden wir noch viele Eichhörnchen und andere Wühler.
Außerdem haben wir fünf neue Krieger:
Rabenflügel, Sandohr, Korallenkralle, Mondschatten und Sturmgeist!"
Die Blicke der anderen Katzen richteten sich auf fünf junge Krieger, welche etwas abseits standen.
Rabenflügel, ein schwarzer Kater.
Sandohr, ein honigfarbener Kater.
Korallenkralle, eine sandfarbene Kätzin.
Mondschatten, ein blaugrauer Kater und
Sturmgeist, ein schildpattfarbener Kater.
Plötzlich erklang ein lauter Schrei und alle Katzen wirbelten herum. Seepfote beobachtete entsetzt, wie Brisenklang laut aufschrie. Ein HimmelClan-Krieger hatte sich auf sie gestürzt.
"Lass sie sofort los, Wiesellicht!", jaulte Taustern über die Lichtung.
Wiesellicht trat zurück und funkelte seinen Anführer an. "Sie hat behauptet, wir hätten die Jungen des MondClans gestohlen, weil wir so wenige hätten!"
Verwunderte Gesichter breiteten sich aus und Seepfote wusste gar nicht mehr, was sie denken sollten.
"Ich denke, Himmelsstern wird uns gleich alles über die verschwundenen Jungen erklären", fuhr Taustern ruhig fort, "wir sprechen uns morgen, Wiesellicht!"
Seepfote empfand keinen Mitleid mit Brisenklang. Sie schaute zu ihrem Vater, Windnebel, der die Zähne gebleckt hatte und so aussah, als würde er gleich losspringen wollen.
Tu es doch, dann wissen wir alle, was für ein Verräter du bist, dachte Seepfote.
Himmelsstern sprang vom Anführerfelsen und trat auf Brisenklang zu. "Hornissenkralle, Blumenmond", hob er an, "begleitet sie ins Lager!"
Hornissenkralle, ein goldbraun getigerter Kater, und Blumenmond nickten und verschwanden samt Brisenklang.
Wie gerne hätte ich ihr das Gesicht zerkratzt, dachte Seepfote wütend.
Lichtstern wandte sich an Himmelsstern, der inzwischen wieder auf den Anführerfelsen gesprungen war.
"Ich schlage vor, du erzählst jetzt von den verschwundenen Jungen", miaute sie sanft. Lichtstern ist wirklich eine nette Kätzin.
"Gut", miaute Himmelsstern, "aber zuerst möchte ich euch unsere neue Zweite Anführerin vorstellen: Regenlicht!"
Einige Katzen murmelten: "Was ist mit Grasfell?", andere begrüßten Regenlicht, so auch Seepfote: "Regenlicht!"
Eigentlich sollte sie um Grasfell trauern, weil er ihr das Leben gerettet hatte, aber irgendwas in ihr miaute, dass etwas nicht stimmte.
"Vor einem Viertelmond hat Lilienauge zwei Jungen bekommen, doch kurz nach der Geburt verschwanden sie", miaute Himmelsstern, "Grasfell hat sie ausgesetzt!"
Schockierte Ausdrücke standen den Katzen ins Gesicht geschrieben.
"Warum?", fragte Lichtstern mit erstickter Stimme.
"Er hat seine Gefährtin mit Lilienauge betrogen!", erwiderte der MondClan-Anführer.
Seepfote erstarrte. Das kann nicht sein!
Sie bemerkte eine blaugraue Kätzin, die traurig auf ihre Pfoten starrte. Das muss Wassersturm sein, dachte Seepfote und ohne, dass sie es wollte, hörte sie ihre Gedanken wieder:
Warum hast du mir das angetan, Grasfell? Was ist mit unseren Jungen, mit mir? Reichen wir dir nicht?
"Er hat sie in der Nähe des SonnenClan-Lagers ausgesetzt", fuhr Himmelsstern fort.
Nun trat Aschenstern vor. "Dazu möchte ich etwas sagen", miaute er, "unsere Schüler Seepfote und Löwenpfote haben zwei Jungen im Fluss gefunden und sie in den Heilerbau gebracht, jedoch ist eines von ihnen gestorben, das andere Junge wird nun von Kleewelle gesäugt."
Himmelsstern nickte Aschenstern zu. "Wir danken euch, dass ihr das getan habt, aber wir möchten das Junge nun wieder haben."
Seepfote erwartete, dass Aschensterns Fell sich sträuben und er fauchen würde, aber ihr Anführer blieb ganz gelassen:
"Das kannst du vergessen", miaute er, "mein Clan und dieses Junge können nichts dafür, dass deine Katzen ihren Gefährten fremdgehen, mit anderen Katzen Junge bekommen und diese dann am Fluss aussetzen. Himmelsstern, ich weiß nicht, wie oft du Windseele schon betrogen und deine Jungen in den Fluss geworfen hast, aber ich werde nicht zulassen, dass Lichterjunges in so einem Clan aufwächst."
Als er endete, starrten alle Katzen ihn schockiert an. Himmelsstern verlor die Fassung und stürzte sich auf Aschenstern, dessen Felsen sich unter seinem befand.
Seine Krallen schlitterten über den glatten Stein und er verfehlte den Boden mit den Pfoten, sodass er fast hinunter fiel. Mit der Pfote hielt er sich an der Kante fest. Aschenstern starrte Himmelsstern von oben an.
"Hilf mir", miaute Himmelsstern und seine Stimme zitterte vor Angst. Alle Katzen beobachten schockiert, wie Aschenstern sich das Brustfell leckte, "Nein" miaute und sich setzte.
Der Stein bröckelte ab und Himmelsstern würde fallen. In letzter Sekunde packte er Aschenstern und riss ihn mit in die Tiefe.
Der SonnenClan-Anführer öffnete das Maul zu einem lauten Schrei, der jedoch nie kam.
Und dann zerriss eine schreckliche Stille die Luft. Beide Katzen prallten auf den Boden auf und gaben keinen Ton von sich.
Ihre Körper krümmten sich und Seepfote erkannte, dass beide ein Leben verloren. Birkensee und Schilfrose eilten Aschenstern zu Hilfe. Wolfsnarbe führte Erlenpfote zu Himmelsstern.
Tropfenzahn, der Heiler des HimmelClans, und auch Finkennase, die Heilerin des SternenClans, kamen. Alle anderen Katzen schwiegen.
Nach einer Weile erhoben sich die Anführer wieder auf die Pfoten. "Bist du jetzt zufrieden?!", fauchte Aschenstern Himmelsstern an, "du hast uns beiden ein Leben genommen!"
Himmelsstern funkelte ihn schweigend an, dann wandte er sich ab. Lichtstern sprang vom Anführerfelsen, jedoch vorsichtig, dass nichts passierte.
"Die Versammlung ist beendet!", jaulte sie, "alle Katzen gehen!"
Seepfote hob den Kopf und sah zum Himmel. Dicke Wolken hatten sich vor den runden Mond geschoben. Das bedeutet nichts Gutes.
Himmelsstern drehte sich noch einmal zu Aschenstern um. "Wenn du uns Lichterjunges nicht gibst, holen wir sie uns!"
Er rief seinen Clan zusammen und führte sie aus der Kuhle hinaus. Auch der Himmel- und SternenClan gingen.
Aschenstern versammelte seinen Clan um sich herum:
"Ihr habt gesehen, was passiert ist", miaute er, "wir werden von nun an die Grenzen besser kontrollieren und die Patrouillen verstärken! Jede MondClan-Katze, die in unser Territorium eindringt, wird sofort getötet! Egal, ob es ein Junges, ein Schüler, ein Krieger, ein Ältester, eine Königin oder der Anführer höchstpersönlich ist!"
Mit diesen Worten drehte er sich um und führte seinen Clan aus der Kuhle.
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Aschenstern lebt nun sein siebtes Leben und Himmelsstern sein achtes.
Damit es nicht zur Verwirrung kommt: Himmelsstern ist Anführer des MondClans, der HimmelClan wird von Taustern geleitet!
Das war übrigens das längste Kapitel des Buches LMAO
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