Vergangene Kämpfe
Sprenkelpfote fröstelte. Wieder hatte es angefangen zu schneien. Sie wusste schon jetzt, dass sie Schnee bis zu ihrem Lebensende hassen würde. Nebelpfote hingegen schien sich zu freuen und sprang wie wild auf und ab, um möglichst viele der weißen Flocken aus der Luft zu schlagen.
Die erste Nacht außerhalb des Lagers war kalt gewesen, die zweite noch kälter und nach der dritten hatte sie schon vergessen, was Wärme überhaupt bedeutete. Zwar kuschelten die zwei Schüler und ihre Mentoren sich immer dicht zusammen, doch das half nicht viel, wenn jeder von ihnen ein Eisblock war.
Während sie darauf warteten, dass Schattenstern sie zurückrief, brachten Kräuselsturm und Efeubein ihren Schülern schon erste Jagd- und Kampftechniken bei. Die Eintönigkeit war nur vor zwei Tagen unterbrochen worden, als Blendfeuer bei ihnen aufgetaucht und sie vor Hase gewarnt hatte. Aber es war nichts passiert. Trotzdem meinte Sprenkelpfote, manchmal eine Katzengestalt zu sehen, die in ihrer Nähe durch die Halme streifte. Doch jedes Mal, wenn sie sich zu ihr umdrehte, verschwand die Gestalt sofort wieder.
»Du musst dich noch weiter ducken«, miaute Kräuselsturm ihr zu und machte es vor. »Ungefähr so.«
Sprenkelpfote merkte sich seine Haltung und probierte es dann selber aus. Ihre Muskeln schmerzten schon, so stark hatte sie sie angespannt, aber sie wollte es auch bis zum Ende aushalten.
»Schon besser«, lobte Kräuselsturm sie. »Merk dir diese Position. Das ist das Jagdkauern.«
Die kleine Kätzin nickte aufgeregt und atmete erleichtert aus, als sie sich aufrichtete und ihre Muskeln sich entspannten. Sie schielte an ihrem Mentor vorbei zu Efeubein und Nebelpfote, die ebenfalls das Jagdkauern übten. Ihr Bruder schien hingegen Schwierigkeiten zu haben, denn der dunkelbraune Krieger vor ihm zuckte unzufrieden mit den Ohren.
»Das wird so nichts«, sagte er schließlich und bedeutete dem dunkelgrauen Kater, aufzustehen. »Wenn du dich etwas ausgeruht hast, kriegst du es vielleicht besser hin.«
»Wie kann ich es besser machen, wenn du es mir nicht mal vormachen kannst«, murmelte Nebelpfote etwas lauter als er wohl beabsichtigt hatte.
Efeubein spannte sich an. Der Ärger war ihm deutlich anzusehen. »Nur, weil ich es dir nicht vormachen kann, heißt das nicht, dass ich es nicht kann!«, fuhr er seinen Schüler an. »Ich wurde von allen Kämpfern des LuftClans im Kämpfen ausgebildet, aber das Jagen hat mir meine Schwester beigebracht und ihre Fähigkeiten wiegen die von zwanzig Kämpfern zusammen auf!«
»Das... Das tut mir leid«, stotterte Nebelpfote eingeschüchtert. »Ich wusste nicht, dass... Ich... Ich dachte nur... Wegen deinem Bein...«
»Du meinst mein steifes Hinterbein.« Efeubein setzte sich, wobei er es von sich streckte. »Das ist meine Erinnerung an die erste Katze, die ich je getötet habe.«
Sprenkelpfote konnte nicht anders als zuzuhören. Sie warf Kräuselsturm einen fragenden Blick zu, der ihr zunickte. Also näherte sie sich dem dunkelbraunen Krieger und setzte sich in seiner Nähe hin, um seinen Worten zu lauschen.
»Ihr wisst, dass es bei den alten Clans die Gesetze des Windes gab«, hob Efeubein an. »Das vierte besagt, dass ein Kater sich bei seiner Kämpferzeremonie eine Gefährtin aussuchen darf. Aber wollen zwei Kater die gleiche Kätzin haben, wird gekämpft und der Gewinner darf zuerst wählen.«
Nichts Neues, dachte Sprenkelpfote. Ob um Schattenstern auch gekämpft wurde?
»Schon zu meiner Schülerzeit war ich in Spritzklang verliebt. Aber ich war nicht alleine. Auch ein Schüler namens Eichenpfote stellte ihr nach. Bei unserer Kämpferzeremonie war er der erste, der vortrat und sie wählte. Ich konnte das nicht zulassen. Schließlich war er der beste Freund von Honigpfote, später Honigklaue, dem brutalsten Kater im LuftClan. Jeder Clan hatte so einen Kater.«
Efeubein senkte kurz den Kopf, bevor er fortfuhr: »Gerade hatte ich meine Herausforderung ausgesprochen, als Eichenpfote auf mich losging. Er schlug mich nieder und wollte mir an die Kehle, aber gerade noch rechtzeitig konnte ich mich von ihm befreien. Ich war der beste Kletterer im LuftClan und beschloss also, ihn auf einen Baum zu locken. Er war so blind vor Wut, dass er mir auch wirklich folgte. Wir kämpften zwischen den Ästen. Jeder nur einen Schritt vom Tod entfernt.
Irgendwann schien Eichenpfote genug zu haben. Ich sah in seinen Augen, dass er lieber uns beide tot sehen wollte als mich an Spritzklangs Seite. Er warf sich mit voller Wucht auf mich und ich verlor den Halt. Wir beide stürzten hinab in den Tod. Doch ich überlebte. Mein Bein war gebrochen, aber ich lebte.«
Wieder hielt er inne und ein tiefer Schmerz stand in seinen Augen. »Als Weise Amsel, unsere Windwahrerin, mich aus ihrem Bau entließ, erfuhr ich, dass Honigklaue als Rache für seinen besten Freund meine Schwester Blättersturm als Gefährtin gewählt hatte. Sie verzieh mir, aber wie kann ich mir selbst verzeihen? Ich habe nun die Kätzin, die ich liebe, an meiner Seite, aber meine Schwester wurde bis zu ihrem Tod von Honigklaue gequält. Wenigstens ist sie nun beim SternenClan...«
Eine Weile sagte keiner ein Wort. Sprenkelpfote hatte Mitleid und zugleich Respekt vor dem dunkelbraunen Kater mit dem steifen Bein. Sie hatte nicht gewusst, durch was er hindurchgegangen war.
»Aber das ruht nun in der Vergangenheit«, seufzte Efeubein schließlich und stand wieder auf. »Wir sollten uns auf die Gegenwart konzentrieren. Nebelpfote, zeig mir nochmal dein Jagdkauern.«
Auch Kräuselsturm forderte Sprenkelpfote dazu auf, weiter zu trainieren. »Wo hast du eigentlich das Jagen gelernt?«, fragte sie ihren Mentor beiläufig, während er ihre Haltung kritisch musterte. »Und wo ist deine Gefährtin? Du bist doch als Kämpfer zu uns gekommen, hattest also schon deine Zeremonie.«
»Du musst deine Pfoten näher zum Körper ziehen«, sagte der graue Kater nur und Sprenkelpfote verstand, dass er nicht darüber reden wollte.
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Eigentlich sollte in diesem Kapitel noch etwas passieren, allerdings ist es dann zu lang geworden, sodass ich es in der Mitte aufspalten musste. Ich hoffe, ihr seid mir nicht böse und es gefällt euch trotzdem :) Was denkt ihr über Kräuselsturms seltsame Antwort bzw. Nicht-Antwort? Und wer ist diese seltsame Gestalt, die immer herumschleicht? O.o
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