2. Kapitel
Schattenpfote öffnete langsam die Augen und sah Licht, das in den Bau schien. Mehr erkannte sie nicht und schloss die Augen wieder, bevor sie ihre Augen wieder öffnete. Sie konnte nur leichtes Licht sehen und schüttelte sich ungläubig. Was ist denn jetzt los?
Als sie sich schüttelte, zuckte sie zusammen und holte durch zusammengepresste Zähne Luft. Ihr Körper brannte und sie erinnerte sich, an den Kampf gestern. Oh nein! Das war meine Kriegerprüfung! Der Fuchs hat mir alles vermasselt!
Wütend knurrte sie und legte sich wieder hin. Kurz darauf hörte sie eine Katze in den Bau tappen.
"Schattenpfote, du bist wach", freute sich Grauflamme und die Schülerin drehte sich zu der Stimme.
"Ja... Wann bin ich eigentlich eingeschlafen?", fragte sie verwirrt.
"Gerade als wir gekommen sind", erklärte Grauflamme und trat zu ihr. "Wie geht's dir?"
"Mir tut alles weh", murmelte Schattenpfote. "Und ich sehe ganz verschwommen. Also ich sehe eigentlich noch fast gar nichts."
Grauflamme schwieg zögernd und trat von einer Pfote auf die andere. Schattenpfote merkte seine unsicher-
heit und zuckte mit den Ohren. "Was ist los?"
"Es tut mir wirklich Leid...", seufzte der Heiler. "Aber du hast dein Augenlicht verloren. Der Fuchs hat deine Augen stark verletzt. Du bist nun blind."
Schattenpfote sprang entsetzt auf und starrte in seine Richtung. "Was? Ich kann nicht blind sein! Dann kann ich ja gar nicht richtig kämpfen", fauchte sie schockiert und hoffte, das sollte alles nur ein schlechter Witz sein, doch Grauflammes Stimme klang bedrückt.
"Das...wäre das Nächste", erklärte er. "Ich werde nun zu Dornenstern gehen, da du wach bist. Er wird entscheiden, wie es weitergeht."
"Dann geh!", knurrte Schattenpfote ungeduldig und mit zitternder Stimme. Wird er mich zu den Ältesten schicken? Ich bin doch gerade mal 15 Monde alt! Und ich wäre gestern zur Kriegerin ernannt worden, das ist so unfair!
Verzweiflung breitete sich in ihr aus, als sie sich hinlegte, während Grauflamme den Bau verließ. An seiner Stelle kam eine kleinere Kätzin in den Bau, es war Lichtpfote, erkannte Schattenpfote ihre Schwester.
"Schattenpfote! Ich bin so froh, dass es dir gut geht", rief sie und schmiegte sich an sie, doch diese wich gereizt zurück.
"Gut?!", fauchte sie wütend. "Mir geht es gar nicht gut! Ich werde nie wieder sehen können!"
Lichtpfote zuckte verletzt zurück und schwieg. Schattenpfote legte die Ohren an und drehte sich weg.
"Tut mir leid", murmelte ihre Schwester kleinlaut. "Das wollte ich nicht."
Ich wollte sie auch nicht so anzicken..., dachte Schattenpfote, sich schlecht fühlend, dennoch ignorierte sie sie und legte ihren Schwanz über die Nase in Selbstmitleid. Nie wieder werde ich die Bäume sehen, nie wieder die Beute, die ich essen werde.
Sie wurde von ihren traurigen Gedanken unterbrochen, als Dornenstern alle rief, um sich zu versammeln. Lichtpfote huschte schweigend weg von ihrer Schwester und dieser wurde schwer uns Herz. Na toll... Jetzt hab ich meine Schwester vertrieben und gleich werde ich erfahren, was mit mir geschieht...
Sie lief hinaus und fühlte sich auf einen Schlag total beobachtet. Sie merkte die brennenden Blicke auf ihrem Pelz und spürte die bedrückende Stille. Alle sahen auf sie, war sich Schattenpfote sicher und schlug verärgert mit dem Schweif. Die sollen sich um ihre eigenen Sachen kümmern!
Nachdem die Schülerin den Boden nach Stöcken und Steinen abgetastet hatte, setzte sie sich hin und ein Kater berührte sie am Ohr. Erschrocken zuckte sie zurück, sie hatte den Geruch gar nicht wahrgenommen, so abgelenkt war sie, doch nun merkte sie, wie ihr Vater Sturmflamme ihr beruhigend übers Ohr strich.
"Alles wird gut", flüsterte er Und sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Wenigstens er war an ihrer Seite.
"Wie ihr vermutlich alle mitbe-
kommen habt, wurde Schattenpfote während ihrer Kriegerprüfung von einem Fuchs angegriffen", begann Dornenstern und Schattenpfotes Fell knisterte vor Angst. Ich will doch einfach wieder sehen, dachte sie verzweifelt und schluckte traurig. Ich werde mich niemals daran gewöhnen!
"Grauflamme hat soeben erzählt, dass sie wohl nie wieder ihr Augenlicht zurückbekommen wird", fuhr Dornenstern fort und der Clan um sie herum murmelte mitfühlend. "Wie es wahrscheinlich klar ist, kann sie nun keine Kriegerin werden", erklärte der Anführer und Schattenpfote verlor jegliche Hoffnung. Schattenpfote, die einzige Älteste mit Schülernamen...ich werde sterben vor Langeweile. Mein ganzes Leben ist zerstört...hätte er mir nicht wenigstens eine Chance geben können, mich auch blind als Kriegerin zurechtzufinden?
"Dennoch möchte ich ihr einen Kriegernamen geben", meinte Dornenstern und Schattenpfote wurde etwas erleichterter. Wenigstens etwas.
"Schattenpfote, der SternenClan ehrt deinen Mut und dein Pflicht-
bewusstsein. Vor allem ehren wir aber deine Taten, die nun jedoch zur Blindheit geführt haben. Von diesem Augenblick an wirst du Schattenseele heißen. Wir heißen dich als vollwertiges Mitglied im Schattenclan willkommen."
Ihre Clangefährten jubelten und riefen ihren Namen, doch Schattenseele fühlte sich kein bisschen besser. Ihre Augen würden trotzdem nicht mehr funktionieren, das war ihr einziger Gedanke. Als Sturmflamme ihr stolz über die Stirn leckte und tröstend schnurrte, beruhigte sie sich etwas.
"Doch da Schattenseele nun unmöglich gut jagen und kämpfen kann, wird die zur Heilerin ausgebildet werden und somit Grauflamme als Mentor bekommen", erklärte Dornenstern und Grauflamme trat neben sie. Schattenseeles Fell sträubte sich. "Was? Heilerschülerin? Ich will keine Heilerin werden!", rief sie, doch Dornenstern ignorierte sie.
"Lichtpfote, aus diesem Grund, wird Eisherz nun deine Mentorin sein und dich zur Kriegerin ausbilden."
Schattenseele spürte, wie Sturmflamme sich anspannte.
Na super, das wird ja immer besser!, dachte Schattenseele wütend. Ich darf jetzt mit Kräutern herumhantieren und meine Schwester darf jagen und kämpfen! Und dazu bekommt sie auch noch meine ehemalige Mentorin! Wollen die mich komplett ersetzen?
Fauchend drehte Schattenseele sich um und rannte aus dem Lager, wobei die über einen Baumstamm stolperte und gegen einen Baum rannte. Oh man wie peinlich!, dachte sie, doch rannte dann am Baum vorbei und wollte einfach weg vom Lager. Sie fühlte sich unnötig und sinnlos, wie sie durch den Wald stolperte und schließlich hinfiel. Ihre Wunden brannten immernoch und so beschloss sie, einfach liegen zu bleiben. Vielleicht kommt ja der Fuchs und setzt dem ein Ende, womit er angefangen hat, hoffte sie still und merkte, dass sie aufgegeben hatte.
"Es macht doch eh keinen Sinn mehr", schluchzte sie und legte den Kopf auf die Pfoten. Traurig und kraftlos blieb sie liegen und bemitleidete sich selbst.
----------------
1031 Wörter
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro