5. Kapitel
Der Mond war schon fast vollständig untergegangen und es wurde allmählich heller. Bald würde die Sonne aufgehen.
Durch den Dornentunnel kamen die Katzen vom Suchtrupp mit den Vermissten zurück. Wenige Katzen hatten noch auf der Lichtung gewartet, doch immer mehr strömten aus ihren Bauen, um die Heimkehrenden zu begrüßen. Am Ende des Trupps erschien Weißdorn, neben ihr ging Sonnenfell mit einem kleinen orangenen Bündel im Maul. Als Regenjunges näher kam, erkannte er ein winziges Kätzchen, kleiner als er selbst.
Als er seinen Blick über die restlichen Katzen schweifen ließ, entdeckte er seine Mutter bei Wolkenschauer. „Mama!", rief er aufgeregt und schoss auf sie zu. „Achtung, du kleiner Krieger! Schmeiß mich nicht gleich um!", schnurrte sie amüsiert. „Jetzt lasst eure Mutter mal in Ruhe. Sie ist sehr müde und braucht ihre Ruhe. Wie wäre es, wenn ihr schon mal in die Kinderstube geht und ihr ein gemütliches Nest macht? Ihr könntet auch gleich Sonnenfells Nest vergrößern. Sie schläft heute nämlich nicht allein. Ist das in Ordnung für euch?" fragte Wolkenschauer seine Söhne. „Ja, machen wir!", rief Sturmjunges und sauste schon los, Regenjunges hinter ihm. „Wir haben wirklich wunderbare Kinder!", hörte Regenjunges noch seinen Vater zu Kirschblüte sagen.
„Ich mach Sonnenfells Nest und du machst das von Kirschblüte!", ordnete Sturmjunges an. Regenjunges hatte aber eine bessere Idee: „Wie wäre es, wenn du frisches Bettmaterial holst und ich das Alte entferne!" „Gute Idee! Ich hole gleich welches!" Noch während er redete, drehte er sich schon um und schlüpfte aus der Kinderstube. Währenddessen sortierte Regenjunges das alte Moos aus. Er gab alles auf einen Haufen, um es später auf dem Schmutzplatz zu entsorgen.
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Während Regenjunges in der Kinderstube arbeitete, suchte Sturmjunges hinter dem Bau der Ältesten frisches Moos. Da das Feuer fast alles eingeschwärzt hatte, konnte er im ersten Moment keines entdecken. Als er weiter suchte, sah er aber hinter dem Baumstamm, fast schon außerhalb der Lagerumwallung, etwas grünes. Er zwängte sich unter ein paar Zweigen hindurch und entdeckte einen ganzen Haufen Moos, der von dem Feuer und dem Ruß verschont worden war. Sturmjunges sammelte so viel wie er tragen konnte und rannte in die Kinderstube zurück. Dort wartete schon Regenjunges, der mit dem Aussortieren des Bettmaterials fertig war.
Gemeinsam legten sie das frische Moos in die Nester und verteilten es.
Als sie damit endlich fertig waren, kamen auch schon die Königinnen. „Das ging aber schnell! Ihr wart aber wirklich fleißig!", lobte sie Kirschblüte und schnurrte dabei laut.
Nach ein paar Umdrehungen lagen alle Katzen gemütlich in ihren Nestern. Glockenblume legte ihren Schwanz auf ihre Nase und fing schon bald an leise zu schnarchen. Sonnenfell leckte verschlafen ihrem neugeborenen Sohn die Ohren, während dieser zufrieden bei ihr saugte. Regenjunges und Sturmjunges kuschelten sich müde an Kirschblütes Flanke und schnurrten.
Kirschblüte putzte ihre Jungen und langsam kehrte Ruhe in der Kinderstube ein. Bald waren alle eingeschlafen.
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Als Regenjunges erwachte, war Sonnenhoch schon vorbei und die Kinderstube war leer, bis auf ihn, seinem Bruder und Sonnenfells Jungem. „Hey, Sturmjunges! Wach auf! Es ist schon nach Sonnenhoch!", versuchte Regenjunges seinen Bruder aufzuwecken. „Ich bin noch müde! Lass mich nur noch ein paar Augenblicke schlafen!", kam die gedämpfte Antwort. „Na gut", sagte Regenjunges und flitzte auf die Lichtung.
Die drei Königinnen sonnten sich vor der Kinderstube und teilten sich Frischbeute. „Na, du? Auch schon wach?", fragte plötzlich eine Stimme neben ihm. Als er sich zur Seite drehte, sah er seinen Vater Wolkenschauer, der sich unbemerkt genähert hatte. „Ja!", antwortete Regenjunges. „Wo ist denn dein Bruder? Schläft er etwa noch?", erkundigte sich Wolkenschauer. „Ja! Er hat gesagt, er sei noch viel zu müde zum Aufstehen!", beklagte er sich. „Es war gestern ein sehr langer und anstrengender Tag und außerdem wart ihr beiden fast die halbe Nacht lang auf. Ich wundere mich, dass du nicht mehr schläfst." „Ich bin nicht mehr müde! Außerdem kann ich mir es nicht leisten den ganzen Tag zu verschlafen", erklärte Regenjunges. Sein Vater fragte: „Aber warum denn nicht? Du hast doch noch genug Zeit, bis du ein Schüler bist und keine Mittagsschläfchen mehr machen kannst. Manchmal wünsche ich mir sogar, ein kleines Schläfchen zu machen, statt mich ständig um irgendwas kümmern zu müssen." „Ist das wirklich war? Das kann ich mir kaum vorstellen!", miaute sein Sohn überrascht. „Wirklich! Aber ich liebe meine Arbeit als zweiter Anführer und kümmere mich gerne um meinen Clan, auch wenn das bedeutet, dass ich kein Schläfchen machen kann!", erklärte Wolkenschauer. „Ich werde eines Tages auch zweiter Anführer und danach Anführer!", verkündete Regenjunges. „Das will ich doch hoffen! Mein kleiner Anführer!", schnurrte er laut.
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