Regenpfote schlich sich gerade an eine Amsel an, die im Laub einer Buche nach Insekten suchte. Er hatte schon eine Wühlmaus, eine Spitzmaus und eine Taube gefangen.

Doch bevor er die Amsel erlegen konnte, raschelte es im Gebüsch hinter ihr und sie flog mit einem lauten Alarmschrei auf und landete in der Buche. „Mäusedung! Wer war das?", fragte Regenpfote verärgert.

„Entschuldigung! Ich wollte die Amsel nicht aufschrecken!", kam die Antwort aus dem Gebüsch und das grau-schwarz gestreifte Gesicht von Sturmpfote tauchte auf. „Sturmpfote! Ich dachte, du würdest mit Mondstrahl in der Mooskuhle trainieren! Was machst du hier?"

„Mondstrahl hat das Training beendet und hat gesagt, dass ich mit dir und Hasenpelz jagen könnte!", erklärte Sturmpfote. „Wo ist Hasenpelz eigentlich?"

„Er jagt unten am Flussufer. Wir haben uns getrennt, weil er der Meinung war, dass wir so mehr fangen könnten."

Sturmpfote und Regenpfote jagten im Wald nahe des Flusses, bis sie reichlich Beute gefangen hatte. Am Felsenhügel trafen sie auf Hasenpelz.

„Hallo Sturmpfote! Mondstrahl hat dich anscheinend frühzeitig entlassen, um uns beim Jagen zu helfen!", begrüßte ihn Hasenpelz und streifte ihn mit seiner Schwanzspitze an der Flanke. „Ja, das stimmt! Ich habe mit Regenpfote am Waldrand gejagt!"

„Kommt mit, Sturmpfote und Regenpfote! Wir sammeln die Frischbeute, die ihr gefangen habt, später ein! Als ich am Fluss gejagt habe, sind mir ein paar sehr schwache Duftmarken aufgefallen! Die müssen unbedingt erneuert werden!", erklärte Hasenpelz den beiden Schülern.

„Aber ist das nicht die Aufgabe der Grenzpatrouille?", fragte Sturmpfote, der Hasenpelz und Regenpfote folgte. „Eigentlich schon, aber die Morgenpatrouille wurde nur für die ErdClan-Grenze und die Grenze am Donnerweg zum Zweibeinerort eingeteilt. Es wurde nämlich mehr Frischbeute benötigt, deshalb gingen die meisten Katzen auf die Jagd. Außerdem geht die nächste Patrouille erst zu Sonnenuntergang und da wir schon einmal hier sind, können wir gleich die Duftmarken erneuern."

Hasenpelz, Regenpfote und Sturmpfote folgten dem Flusslauf bis zur Zweibeinerbrücke und setzten zwischendurch frische Duftmarken.

Regenpfote schaute immer wieder über den Fluss und suchte sein Ufer und den Waldrand nach Katzen des BaumClans ab. Seit der Großen Versammlung hatte er keine Katzen aus anderen Clans mehr gesehen.

Als sie an der Zweibeinerbrücke eine Duftmarke erneuerten, tauchte plötzlich eine BaumClan-Patrouille auf. Es waren vier Katzen, zwei kleinere und zwei größere Katzen, wahrscheinlich Mentoren mit ihren Schülern, die ebenfalls jagten, denn alle hatten ein Stück Frischbeute im Maul.

Regenpfote hatte den Kater am Rand schon einmal auf der Großen Versammlung gesehen. Ihm war auf der mondbeschienenen Lichtung schon sein hellgraues, fast weißes Fell mit den schwarzen Streifen aufgefallen. Die anderen drei Katzen hatte er noch nie gesehen.

„Seid gegrüßt! Wie läuft es mit der Beute?", fragte die Kriegerin neben dem grau-schwarzen Kater höflich. „Sehr gut!", antwortete Hasenpelz. Mit einem Nicken auf die Frischbeute, die sie abgelegt hatte, miaute er: „Anscheinend läuft sie bei euch auch gut!"

„Ja, da hast du recht!" Diesmal hatte der gestreifte Kater gesprochen. „Kennt ihr schon unsere Schüler?", fragte er.

„Finkenstern hat zwar erwähnt, dass ihr drei neue Schüler habt, aber gesehen habe ich sie noch nicht!" Regenpfote betrachtete die beiden Schüler genauer. Sie waren eindeutig jünger, als er und Sturmpfote, denn sie waren auch um einiges kleiner als sie. Die Kätzin hatte ein dunkelbraun gestreiftes Fell und eine weiße Pfote. Der Kater neben ihr war ebenfalls gestreift und hatte eine weiße Pfote, doch sein Fell war grau statt braun.

„Das ist meine Schülerin Blattpfote!", stellte die silbergraue Kätzin ihre Schülerin vor. „Und das ist ihr Bruder Adlerpfote! Graupfote, der dritte Schüler, ist mit seiner Mentorin Veilchenduft im Lager geblieben."

Blattpfote und Adlerpfote neigten höflich den Kopf, als ihre Namen genannt wurden. Sie wirkten ein wenig schüchtern, aber sie waren eindeutig selbstbewusster als die ErdClan-Schülerin Buntpfote, die er auf einer Grenzpatrouille kennengelernt hatte.

Regenpfote schaute Blattpfote direkt in die flussblauen Augen. Sie erwiderte seinen Blick und für einen Moment nahm Regenpfote nichts mehr um sich war. Erst als Sturmpfote ihn mit seiner Schwanzspitze über das Gesicht fuhr, schüttelte er den Kopf und löste seinen Blick von Blattpfotes Augen.

„Regenpfote! Hasenpelz hat gerade gesagt, dass wir gehen! Kommst du?", fragte Sturmpfote und stupste seinen Bruder mit der Pfote an. „Ja! Ich komme schon!", miaute Regenpfote schnell und folgte Sturmpfote zu Hasenpelz, der schon am Waldrand wartete.

„Wie heißen die beiden Krieger?", fragte Regenpfote seinen Mentor, als er neben ihm herlief. „Die Kätzin heißt Windflug und der Kater Streifenfell. Wieso sein Name Streifenfell ist, wirst du wohl gesehen haben! Eine Katze mit so einem Streifenmuster wirst du nicht oft sehen. Windflug hat ihren Namen ihrer Schnelligkeit zu verdanken. Selbst unter Bäumen ist sie so schnell wie der Blitz, denn sie ist auch sehr beweglich. Sie hat übrigens LuftClan-Blut in sich, denn ihre Großmutter war eine LuftClan-Kätzin." Hasenpelz erzählte ihnen wichtige Sachen über den BaumClan, wie sie jagten und worauf man im Kampf mit ihnen achten sollte. „Im Territorium des BaumClans wachsen sehr hohe Bäume mit niedrigen Ästen, die sich gut zum Klettern eignen. Da es aber am Boden kaum Deckung gibt, springen diese Katzen von Baum zu Baum, fast wie Eichhörnchen. Diese Technik wird zum Jagen von Eichhörnchen und Vögeln benutzt, die hoch oben in den Baumwipfeln sitzen, aber auch im Kampf ist sie sehr nützlich. Wenn man in einem Kampf gegen den BaumClan in ihr Territorium getrieben wird, sollte man stets nach oben schauen, denn alle Katzen klettern auf Bäume und lassen sich auf ihre Gegner hinunterfallen."

Regenpfote war mit seinen Gedanken schon wieder wo anders und hörte nicht mehr wirklich zu. Als er kurz zu seinem Bruder schaute, der neben ihm lief, hatte dieser ebenfalls einen abwesenden Ausdruck in den Augen.