Kapitel 16
Das hart gefrorene Gras am See knirschte unter Schwalbenpfotes Pfoten. Heute Nacht hatte es den ersten Frost des Blattfalls gegeben. Ausgerechnet heute sollte allerdings auch noch die Kriegerprüfung von Hasenpfote, Holzpfote und Wieselpfote stattfinden. Ob das bei dem Wetter so viel Sinn machte, wollte sie nicht hinterfragen. Es war immer noch kalt, die Sonne war noch nicht einmal richtig aufgegangen. Sie sollte gleich beim Jagdtraining als Gejagte dienen. Bei dem Wetter war das Glück schließlich nicht immer auf der Seite der Jäger. Noch sollte sie sich aber verstecken, damit die älteren Schüler ihr Aufspüren beweisen sollten. Hier am See war das Gras relativ flach, aber es mischten sich eine Menge Gerüche. Der Kräutergeruch wurde hier vom Geruch der Pflanzen dicht am DonnerClangebiet verdeckt.
Hier wo noch keine Bäume wuchsen machte sich ihr schwarzes Fell natürlich nicht gut. Trotzdem hatten die Schüler sie noch nicht gefunden. Sie duckte sich tiefer in das Gras, sodass sie weniger zu sehen war. Sie konnte die Stimmen der drei aber schon von weitem hören. "Da ist ihr Geruch", das war Holzpfote. "Hier ist er aber nicht mehr", Wieselpfote klang genervt: "Dann in der anderen Richtung." Schwalbenpfote spitzte die Ohren, als sich Schritte ihr näherten. Sie huschte tiefer in das Gras im Umkreis der Grenze. "Sie kann aber nicht über die Grenze gegangen sein oder?" Das war Hasenpfotes nervöse Stimme, im Moment machte sie ihrem Namen alle Ehre. Es war wie ein sehr nervöses Häschen, mit dem Jäger im Nacken. Sie konnte die hellbraune Schülerin durch das Gras sehen.
"Da ist sie!" Schwalbenpfote zuckte bei Holzpfotes Schrei zusammen und sprang aus ihrer Deckung auf. Die drei Schüler kamen auf sie zugerast, sie machte abrupt kehrt und flüchtete am Bach entlang die Hügel hinauf. Die Schüler kamen rasant hinter ihr hergeschossen, sie konnte ihre Rufe dicht hinter ihr hören. Holzpfote und Hasenpfote waren deutlich schneller als sie, das machte es schwieriger. Wieselpfote hatte dagegen mehr Gene von seiner FlussClan Mutter. Er war nicht ganz so schnell, aber wesentlich geschickter. Mit langen Sprüngen setzte sie den Hang eines Hügels hinauf. Oben auf dem Hügel konnte sie einen Blick nach hinten werfen. Die drei Schüler kamen die Hügel heraufgekeucht. In der Entfernung glaubte sie Nachthimmels und Nebelflugs dunkle Pelze zu sehen, also konnte Glanzschweif auch nicht weit sein.
Als sie den nächsten Hügel herunterrannte, konnte sie schon das Keuchen der Schüler in ihrem Nacken hören. Sie waren jetzt dicht hinter ihr und kamen immer näher, lange konnte es nicht mehr dauern. Sie schlug einen Hacken, kletterte in die Senke zwischen zwei Hügeln hinauf. Dann fiel ein schweres Gewicht auf ihrem Rücken. Sie strampelte mit den Pfoten und erkannte Hasenpfotes Geruch. Zähne berührten ihren Nacken, drückte aber nicht zu: "Ich hab sie!" Schwalbenpfote spürte und hörte die Schritte näherkommen. "Der Sprung war unglaublich", japste Wieselpfote, der braune Schüler umkreiste sie. "Du hättest dich selbst sehen müssen, wie eine Katze aus dem WolkenClan." Holzpfote blieb neben ihnen schlitternd stehen. "Danke", Hasenpfote ließ die schwarz-weiße Heilerschülerin los. Schwalbenpfote sprang auf die Pfoten und schüttelte das Fell aus.
"Alle Katzen, die alt genug sind, um ihre eigene Beute zu machen, mögen sich hier versammeln!" Schwalbenpfote hob den Kopf und blinzelte zu ihrer Mutter auf. Fuchsienstern stand auf dem Versammlungsstein. Nach der Jagdprüfung, hatte sie noch Kräuter gesammelt und war einfach nur körperlich erschöpft. Jetzt kam aber die Kriegerzeremonie. Eigentlich hätte sie dann als nächstes unter dem Stumpf stehen sollen und ihren Kriegernamen empfangen sollen. Aber nein, das war ja gegen den Willen des SternenClans. Der hatte sich ja schließlich vorgenommen, dass sie unbedingt Heilerin werden sollte. Was ihnen das brachte, würde wohl für immer ihr Geheimnis bleiben. Es musste doch mit Sicherheit jemanden Geeigneteres geben als sie. Schließlich war Federflug noch nicht so besonders alt und hatte noch viele Generationen Schüler vor sich.
"Wir haben uns hier versammelt, damit drei Schüler ihre Namen erhalten." Schwalbenpfote stand auf und trottete zu Federflug hinüber. "Nebelflug, Glanzschweif und Nachthimmel, ihr wart die Mentoren der drei, sind sie bereit um Krieger zu werden?" "Wieselpfote ist ein hervorragender Kämpfer. Er ist nicht der Schnellste, aber sehr geschickt, er wird einen hervorragender Krieger abgeben." Glanzschweif klang nachdenklich: "Ich möchte ihn und die anderen als Krieger empfehlen." "Dem kann ich mich anschließen, Hasenpfote ist schnell und ihre Sprünge sind hervorragend." Das war Nebelflugs Stimme, er klang entschieden. "Ich möchte auch Holzpfote als Krieger empfehlen, genau wie die anderen." Nachthimmel legte den Kopf schief: "Er ist ein schneller Jäger und ein herausragender Kämpfer, ich möchte sie alle als Krieger empfehlen, sie haben es verdient."
"Wenn dem so ist", Fuchsiensterns Ohren zuckten: "Holzpfote, Wieselpfote, Hasenpfote, tretet vor." Schwalbenpfote sah den dreien zu, als sie nach vorne gingen, mit vor Aufregung gesträubtem Fell. "Ich, Fuchsienstern, Anführerin des WindClans rufe meine Kriegerahnen auf, auf diese Schüler herabzublicken. Sie haben hart gearbeitet, um euer edles Gesetz zu erlernen, nun empfehle ich sie euch als Krieger. Holzpfote, Wieselpfote und Hasenpfote, versprecht ihr das Gesetz der Krieger zu achten und euren Clan zu verteidigen, selbst wenn es euch das Leben kostet?" "Ich verspreche es", Hasenpfote hatte das Fell vor Aufregung gesträubt. "Ich verspreche es", echote Wieselpfote. Dann richteten sich alle Augen auf Holzpfote, der schweigend dastand, doch dann hob er mit leuchtenden Augen auch den Kopf: "Ich verspreche es." Seine Stimme klang ernst und fest.
"Dann gebe ich euch mit der Kraft des SternenClans eure Kriegernamen." "Holzpfote von diesem Moment an sollst du Holzkralle heißen. Der SternenClan ehrt deinen Mut und deine Schnelligkeit und heißt dich als vollwertigen Krieger des WindClans willkommen." Sie trat vom Stumpf und berührte Holzkralles Kopf mit dem Kinn. Der hellbraune Krieger leckte ihr rasch über die Schulter. "Wieselpfote von diesem Moment an sollst du Wieselschweif heißen. Der SternenClan ehrt deine Geschicklichkeit und deine Treue und heißt dich als vollwertigen Krieger des WindClans willkommen." Auch Holzkralles Bruder leckte der Anführerin über die Schulter. Dann fasste die Anführerin Hasenpfote ins Auge. Die einzige weibliche Schülerin im Wurf erwiderte starr ihren Blick. Ihre gelbgoldenen Augen, die denen ihrer Mutter so ähnlich sahen verrieten absolut nichts. Auch nicht als Fuchsienstern einen Moment wartete.
"Hasenpfote von diesem Moment an, sollst du Hasensprung heißen. Der SternenClan ehrt deine Sprungkraft und deine Ernsthaftigkeit und heißt dich als vollwertige Kriegerin des WindClans willkommen." "Hasensprung! Wieselschweif! Holzkralle!" Schwalbenpfote fiel erst verzögert in die Rufe der anderen ein. Sie wünschte, sie würde in wenigen Monden auch dort vorne stehen, ihr Gelöbnis ablegen und ihren Kriegernamen erhalten." Ihr Gelöbnis würde aber erst deutlich später und am Mondsee stattfinden. Davor musste sie sich wahrscheinlich auch noch Moospfotes Heilerzeremonie anhören. Er war der geborene Heiler, vorallem im Gegensatz zu ihr. Er war intelligent und konnte sich Dinge schnell und einfach merken. Windblüte sprach immer in höchsten Tönen von ihm. Farblich waren der Heilerschüler und seine Mentorin natürlich komplett unterschiedlich. Windblüte war nachtschwarz und Moospfote weiß wie Schnee in der Blattleere.
Sie wandte sich ab, wollte einfach nur noch in ihr Nest. Aber Federflug hielt sie zurück: "Du solltest etwas essen. Du hast den ganzen Tag noch nichts gegessen und warst fast nur unterwegs." "Okay", Schwalbenpfote gähnte und trottete widerwillig zum Frischbeutehaufen. Viel war nicht darauf, er war schon von den Kriegern geplündert worden. Sie schnappte sich eine magere Maus. Sie schmeckte nach Wald, als sie sich damit vor dem Heilerbau niederließ. Federflug setzte sich wenig später neben sie mit einer eigenen Maus: "Guten Appetit Schwalbenpfote." "Danke dir auch", Schwalbenpfote hoffte, dass sie einfach nur schnellstmöglich in ihr Nest konnte.
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