Kapitel 4
Anmerkung: Das Bild oben enthält einen geringfügigen Schreibfehler, der mir während der Bearbeitung aufgefallen ist und der einen riesigen und äußerst amüsanten Effekt auf den gesamten Satz besitzt. (Der orange Cursor zeigt drauf)
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STURMPFOTE STRECKTE SICH. Das Moos in seinem Nest war mittlerweile plattgelegen und so hart, als würde er auf dem blanken Boden liegen. Seine Pfoten fühlten sich schwer auf dem blättrigen Untergrund an und sein Pelz war zerstrubbelt. Schnell setzte er sich hin und fuhr sich mit der Zunge über seinen Rücken, um das abstehende Fell wieder zu glätten. Als er damit fertig war, stand er auf und lief mit dem alten Moos seines Nests zum Schmutzplatz im Gestrüpp. Anschließend eilte er zur Großen Linde, um sich frisches, weiches Moos von den dicken Wurzeln zu kratzen. Es roch angenehm süßlich und verströmte den starken Duft des Waldes, obwohl die Linde auf einer Lichtung stand.
Schließlich tappte der junge Kater wieder zurück zum Schülerbau und richtete sich ein neues Nest an der hinteren Bauwand ein. Daneben befand sich der kleine Nebenbau, den die Schüler nutzen konnten, um innerhalb des Lagers zu trainieren. Er war nicht sonderlich groß und gepolstert, aber um ein wenig darin zu üben reichte es.
,,Hallo Sturmpfote!", miaute auf einmal eine helle Stimme am Eingang des Baus. Als der grau getigerte Kater sich umdrehte, sah er seine Schwester Schneepfote, die mit einem aufgeregten Blick auf ihren Bruder zugelaufen kam und sich zur Begrüßung kurz an ihn drückte. ,,Bist du bereit für unsere erste Große Versammlung?"
,,Und wie ich das bin!", schnurrte Sturmpfote freudig. Er sah nach oben und konnte zwischen den verflochtenen Ästen des Baus den späten Abendhimmel sehen, dessen restliches Glühen am Horizont verebbte. Auf der anderen Seite zeigte sich der strahlend weiße Vollmond mit den vielen Sternen. Keine einzige Wolke war am Himmel. Als er jedoch an Wolken dachte, blitzten bei Sturmpfote kurz die Bilder des Wirbelsturms auf, der den Clan vor knapp einem Mond heimgesucht hatte. Unwillkürlich merkte der junge Kater, wie sich sein Fell ein wenig sträubte, darum verwarf er den Gedanken gleich wieder und lief mit Schneepfote hinaus auf die Lichtung. Dort wartete Klauenstern bereits mit den anderen Katzen, die auf die Große Versammlung mitgehen sollten: Rotherz, Sonnenrinde, Blauwolke, Ampferpelz, Dämmerpfote, Nachtpfote und Cremepfote. Ihre Pelze spielten wie bunte Farben unter dem Mondlicht und glänzten dabei mit einem leichten Silber. Sie wirkten dadurch wie Sterne, die vom Silbervlies hinabgeholt worden waren und nun auf der großen Wiese ruhten.
Als sich alle Katzen für die Große Versammlung eingefunden hatten, sah sich Klauenstern noch einmal um und gab mit einem lauten Miauen das Kommando, um loszulaufen. Zügig folgten ihm nacheinander erst Rotherz mit Sonnenrinde an der Seite, dann die Krieger und zum Schluss die Schüler. Sturmpfote kribbelte das Fell. Wie würden die anderen Clans wohl sein und wie sahen sie alle aus? Könnte er sich mit den anderen Schülern anfreunden?
,,Autsch!", zuckte der junge Kater auf einmal zusammen, als er im Dornentunnel einigen der Dornen zu nahe gekommen war.
,,Pass auf, dass du dich vor lauter Aufregung nicht noch verläufst", murmelte ihm Nachtpfote verächtlich hinterher und begab sich mit schnelleren Schritten neben seine Mentorin. Dämmerpfote fing an zu seufzen, als sie dem großen Kater hinterher sah und sich zurückfallen ließ, um mit Sturmpfote und Schneepfote weiterzulaufen.
,,Warum ist er eigentlich immer so furchtbar schlecht gelaunt?", fragte Schneepfote missbilligend.
,,Wenn ich das bloß wüsste" entgegnete Dämmerpfote leise, während sie ihren Blick auf dem schwarzen Kater vor sich ruhen ließ. ,,Vielleicht erwartet man einfach zu viel von ihm, weil er der Schüler der Zweiten Anführerin ist. Viele denken, dass er ein besonders guter Krieger werden muss und es kann sein, dass ihm das zu viel ist."
,,Dann soll er das aber nicht an uns auslassen", knurrte Sturmpfote.
,,Ich weiß", miaute Dämmerpfote, ,,aber wenn man ihn erst einmal wirklich kennt, kann man ihn verstehen lernen. Vielleicht versucht ihr einfach, euch mit ihm anzufreunden", lächelte sie daraufhin. Sturmpfote betrachtete sie nachdenklich. Das war ein Vorschlag, den er vielleicht ausprobieren konnte.
,,Also gut", antwortete der grau getigerte Kater mit einem leichten Kopfnicken, ,,ich werde es versuchen."
Mit einem zufriedenen Schnurren neigte Dämmerpfote den Kopf und beschleunigte wieder ihren Schritt, um sich neben ihren Bruder zu gesellen. Dieser schien sie jedoch kaum zu beachten, da er sich mit Rotherz unterhielt. Die rötliche Kriegerin lief mit erhobenem Kopf hinter Klauenstern her, während ihre strengen, blauen Augen auf ihrem Schüler ruhten. Offensichtlich besprach sie etwas Ernstes mit Nachtpfote. Vielleicht ein paar Kampf- oder Jagdtechniken. Eine Idee kam Sturmpfote daraufhin auf. Wenn er Nachtpfote anbot, mit ihm zu trainieren oder jagen zu gehen, konnte er den großen Kater möglicherweise beschwichtigen. Entschlossen setzte sich der grau getigerte Kater schließlich in den Kopf, am nächsten Tag Nachtpfote zu fragen. Schief gehen konnte nichts, der Schüler konnte nur zustimmen oder ablehnen und beides würde Sturmpfote wohl kaum stören.
,,Sieh nur!", riss ihn eine helle Stimme aus den Gedanken. Schneepfote stand neben ihm und deutete mit ihrer Pfote auf den See, der sich vor ihnen auftat. Der Wald endete an der Stelle, an der die SonnenClan-Katzen stehengeblieben waren. Das Gras wurde flacher und die Büsche weniger. Nur am Rand eines breiten, dunkelgrauen Weges tummelten sich die Blumenbüschel und langen Grashalme, deren intensiver, süßer Geruch in Sturmpfotes Nase stieg. Neue Geräusche sammelten sich in seinen Ohren. Er hörte viele Bienen und unbekannte Vogelgesänge sowie den Wind, der mit einer angenehm warmen Brise über die Wiesenlandschaft strich. Am Horizont konnte er durch die Dunkelheit gerade noch so erkennen, wie sich riesige Berge auftürmten und nicht zu enden schienen. Er konnte sich an dem Anblick der gesamten Landschaft kaum sattsehen, doch plötzlich stieg Sturmpfote ein neuer Geruch in die Kehle, einen, der ihn beinahe zum Würgen brachte.
,,Iiieh! Was ist das für ein Gestank?", beschwerte er sich.
,,Das ist der Donnerweg", antwortete Klauenstern. ,,Er wird von den Monstern der Zweibeiner genutzt, die einen furchtbaren Atem ausstoßen. Leider müssen wir diesen Weg überqueren, um zum Zweibeinernest aus Holz zu kommen. Dort liegt der Versammlungspunkt."
,,Und wie es scheint, sind wir nicht die ersten", entgegnete Rotherz mit einem Blick auf eine Gruppe von Katzen, die sich weiter entfernt zum Weg Richtung Versammlungsort begab.
,,Ahh, der LichtClan ist fast dort", gab Klauenstern verständlich zurück. ,,Dann sollten wir uns wohl beeilen."
Mit zügigen Schritten trabte der alte Kater über den Donnerweg, gefolgt von Rotherz und ihrem Schüler. Sonnenrinde sprintete zusammen mit Dämmerpfote und Cremepfote hinterher, während die restlichen Krieger gemütlich die anderen aufholten. Schließlich waren nur noch Sturmpfote und Schneepfote übrig. Zögernd stellten sich die beiden an den Rand des Donnerwegs und betrachteten diesen zweifelnd. Die anderen waren es gewohnt, ihn zu überqueren, aber die Geschwister taten es zum ersten Mal.
Schließlich fasste Sturmpfote aber seinen Mut zusammen, als er Nachtpfotes abwertenden Blick bemerkte, und rannte wie ein geölter Blitz über den Donnerweg. Dieser fühlte sich noch warm an, aber die Oberfläche war furchtbar rau, so rau, dass er dachte, es würde ihm seine Pfotenballen zerreißen. Demnach war er froh, als er die andere Seite erreichte und kurz nach hinten sah, um sich zu vergewissern, dass Schneepfote ihm gefolgt war. Die weiße Kätzin befand sich direkt hinter ihrem Bruder. Er lächelte sie kurz an, bevor er zu den anderen Katzen sah und weiterlief. Schlussendlich erreichte auch der SonnenClan den Weg, der zum hölzernen Zweibeinernest führte. Das Schilf raschelte leise im Nachtwind, während der Vollmond ein silbernes Glitzern auf die Oberfläche des Sees warf. Das Wasser plätscherte sanft gegen einige dünne Stämme, die den Weg über dem Wasser stützten. Schon nach kurzer Zeit erreichten die SonnenClan-Katzen das Zweibeinernest aus Holz. Es war an allen Wegseiten offen, nur vier Stämme stützten den oberen Teil, der scheinbar Schutz vor Regen bot. Darunter befanden sich bereits der LichtClan und der DämmerClan, deren Katzen sich munter miteinander unterhielten oder geduldig auf den Beginn der Großen Versammlung warteten. Sie rochen alle ganz anders als seine eigenen Clankameraden, aber der junge Kater konnte dennoch erkennen, dass es zwei verschiedene Clans waren. Die einen rochen nach Wiese und Kräuter, die anderen nach Fels und Wasser.
,,Kommt", miaute Dämmerpfote zu Sturmpfote und Schneepfote, ,,ich möchte euch die Schüler der anderen Clans vorstellen."
Die goldene Kätzin lief hinüber zu zwei Schülern, die im gleichen Alter wie sie selbst zu sein schienen. Es waren eine rotbraune Kätzin mit bernsteinfarbenen Augen und ein kräftiger, dunkler Kater mit leichten Streifen in seinem Fell und grünen Augen dazu.
,,Das sind Rehpfote und Tigerpfote aus dem DämmerClan", stellte Dämmerpfote die beiden Schüler vor. Diese neigten leicht ihre Köpfe, was ihnen Sturmpfote und Schneepfote gleichtaten. Sturmpfote wollte ihnen gerade eine Frage stellen, aber Nachtpfote gesellte sich plötzlich zur Gruppe und begrüßte Tigerpfote mit einem Lächeln. Der DämmerClan-Schüler erwiderte das Lächeln und verließ daraufhin zusammen mit Nachtpfote die anderen Schüler.
,,Die beiden sind gute Freunde", erklärte Rehpfote mit neutralem Blick. ,,Ich weiß noch immer nicht ganz, was ich davon halten soll..."
Dämmerpfote brachte ein leises Lachen hervor.
,,Immerhin können wir froh sein, dass sie sich mit ihrer Laune als Freunde gefunden haben."
,,Das ist wohl auch das einzig gute an der Sache", entgegnete die rotbraune Kätzin mit einem kurzen Seitenblick auf die beiden Kater. Ihr Blick änderte aber die Richtung und fiel auf zwei weitere Schüler, als diese sich zur Gruppe setzten.
,,Hallo, Fangpfote", miaute Dämmerpfote lächelnd. ,,Das ist Fangpfote aus dem LichtClan", fügte sie an Sturmpfote und Schneepfote gewandt hinzu. ,,Wer ist denn das?", fragte sie auf einmal verwirrt, als ihr Blick auf die weiße Kätzin fiel, die sich neben Sturmpfote gesetzt hatte. Auch dieser richtete seinen Blick nun auf die Schülerin und sofort fiel ihm auf, wie hübsch sie war. Ihr weißes Fell strahlte wie der Vollmond in der Nacht und ihre Augen waren so blau wie der Himmel am Tag. Ein süßlicher Duft flog von ihr hinüber und Sturmpfote hatte Mühen, seinen Blick von ihren Augen zu trennen. Es war ihm so, als würde er unbewusst von ihr in einen Bann gezogen, der ihn fesselte und nicht mehr loslassen wollte.
,,Das ist Weißpfote", ertönte die Stimme des goldbraunen Katers, der neben der kleinen, weißen Kätzin saß. ,,Und wer sind deine beiden neuen Schüler?", kam die Gegenfrage.
,,Das sind Schneepfote und Sturmpfote", entgegnete Dämmerpfote schnurrend.
,,Ihr beiden scheint also auch noch nicht so lange Schüler zu sein", miaute Weißpfote daraufhin, während sie einen schüchternen Blick auf Sturmpfote warf. Ihr Stimme klang so zart und Sturmpfote wollte am liebsten, dass sie weiterredete. Sofort versank der grau getigerte Kater wieder in ihren himmelblauen Augen, weswegen Schneepfote augenrollend antworten musste.
,,Seit etwa einem Mond, um genau zu sein. Und ihr?"
,,Ich wurde erst vor ein paar Tagen ernannt", miaute Weißpfote stolz.
,,Tigerpfote und ich sind seit sechs Monden Schüler", brachte sich Rehpfote ein und sofort machte sich Bewunderung in Schneepfotes Gesicht breit.
,,Dann müsstet ihr ja bald Krieger werden!"
,,Das stimmt", nickte ihr Gegenüber stolz, ,,ich warte nur auf die Prüfung meiner Mentorin. Wenn ich diese bestehe, werde ich Kriegerin", fügte sie mit erhobenem Kopf hinzu. Ihr Blick wanderte zu Fangpfote hinüber, der seinen Kopf drehte, um Cremepfote zu begrüßen.
,,Hallo Fangpfote!'', erwiderte der Schildpattkater den Gruß freudig. Er stupste den goldbraunen Schüler kurz an, bevor beide die Gruppe der Schüler verließen und etwas weiter entfernt mit einem dünnen Zweig zu spielen begannen. Schneepfote gesellte sich kurzerhand zu den beiden Katern, nachdem sich Dämmerpfote und Rehpfote zu ihren Brüdern begeben hatten und kurzerhand saßen Sturmpfote und Weißpfote zu zweit zwischen den Kriegern der Clans. Unsicher, was er sagen sollte, grübelte Sturmpfote daraufhin in seinem Kopf nach möglichen Gesprächsthemen.
,,Wie ist der Wald so?", fragte Weißpfote auf einmal und Sturmpfote war ihr dankbar, dass sie die Stille zwischen den beiden unterbrochen hatte.
,,Naja...", hob der junge Kater an, ,,es riecht immer sehr nach Laub und verschiedenen Kräutern und man hat viele Versteckmöglichkeiten, wenn man jagen ist und einer Beute auflauert. Ich mag es, auf kleinere Bäume zu klettern und mich vor meiner Schwester zu verstecken."
,,Das mache ich auch bei Fangpfote", kicherte Weißpfote. ,,Nur bei uns verstecke ich mich immer im hohen Gras."
Ein kurzes Schweigen unterbrach sie, bevor sie weitersprach.
,,Wie heißt eigentlich dein Mentor?"
,,Schattenlicht", antwortete Sturmpfote mit einem flüchtigen Seitenblick auf den Krieger. ,,Und deiner?"
,,Himbeerpelz ist meine Mentorin. Sie ist da drüben bei Taupelz und Seidenstern."
Weißpfote deutete mit ihrem Schweif auf eine rötliche und eine weiße Kätzin sowie einem blaugrauen Kater, die bei Klauenstern, Rotherz und zwei weiteren Katzen saßen. Eine davon, ein brauner Kater, sah schon ziemlich alt aus.
,,Himbeerpelz ist Fangpfotes Mutter", fügte die junge Schülerin noch hinzu. ,,Das ist irgendwie lustig, denn mein Vater Dunkelfeuer ist sein Mentor. Gibt es bei euch auch solche lustigen Zufälle? Wen haben deine Eltern denn als Schüler?"
Bei der letzten Frage wurde Sturmpfote ein innerlicher Stich versetzt. Seine Eltern waren nicht im Clan. Sie waren nicht einmal mehr am Leben. Er hatte stets vermieden, über die beiden zu reden und demnach war ihm unwohl dabei, dieses Thema aufzugreifen.
,,I-ich", stotterte er ganz leise, ,,meine Eltern haben niemanden als Schüler... Ich habe sie nicht einmal wirklich gekannt, weil sie von einem Luchs..." Er stockte und ließ seinen Kopf traurig hängen. ,,Schneepfote und ich waren damals erst einen Mond alt gewesen. Wir konnten von großem Glück reden, dass uns unser Clan gefunden und aufgenommen hat. Regenblüte hat sich mit Leuchtfell um uns gekümmert, bis wir vor einem halben Mond zu Schülern ernannt wurden."
,,Das tut mir echt Leid für euch", miaute Weißpfote leise und senkte dabei mitfühlend den Blick. ,,Ich möchte mir nicht vorstellen, wie das wohl ist. Für mich waren Dunkelfeuer und Morgenschweif immer da..."
Sturmpfote nickte leicht. Er verstand, was sie meinte und für die Wärme und das Mitgefühl in ihrer Stimme wollte er sich am liebsten an sie schmiegen. Er unterdrückte den Impuls allerdings, da er wusste, dass es seltsam gewirkt hätte. Stattdessen wollte er gerade seinen Dank für ihr Mitgefühl aussprechen, als ein tiefes, vertrautes Miauen ertönte und sich alle Katzen zu den Anführern der Clans drehten. Diese hatten sich inzwischen auf ein paar aufgestapelte Stämme gesetzt. Klauenstern saß in der Mitte, Seidenstern links neben ihm und rechts von ihm befand sich der Anführer des DämmerClans.
,,Wir eröffnen die Große Versammlung dieses Mondes", rief dieser mit einer überaus alt klingenden, kratzigen Stimme. ,,Seidenstern, willst du anfangen?", bot er der weißen Kätzin neben Klauenstern an. Diese nickte.
,,Der LichtClan erblüht wie die Knospen in der Blattfrische", rief sie mit lauter Stimme. ,,Die Jagden sind sehr erfolgreich und unsere Königin Mandelfell hat uns zwei neue Junge geschenkt. Honigjunges und Nussjunges sind nun bald einen Mond alt und erfreuen sich bester Gesundheit. Zudem haben wir eine neue Schülerin" - Seidensterns gelbe Augen fielen auf Weißpfote - ,,Himbeerpelz bildet nun Weißpfote zur Kriegerin aus. Aber vor allem möchte ich meinen neuen Zweiten Anführer vorstellen. Nachdem Frostpelz einen tragischen Tod durch den Angriff einiger Luchse ertragen musste, steht nun Taupelz an meiner Seite."
Die Blicke der Krieger wanderten zu dem kräftigen, blaugrauen Kater, dessen Bernsteinaugen mit einem Hauch von Nervosität, aber trotzdem einer gewissen Kälte über die Katzenmenge sahen.
,,Auch wir haben zwei neue Schüler", miaute Klauenstern, als er Seidenstern mit einem respektvollen Nicken ablöste. ,,Schattenlicht und Grellschrei unterrichten nun Sturmpfote und Schneepfote. Die beiden machen sehr gute Fortschritte und lernen mit großem Eifer."
Sturmpfote prickelte das Fell, als er das Lob von seinem Clananführer hörte und er merkte, wie einige Krieger und Schüler sowie die Anführer der anderen Clans auf ihn und seine Schwester sahen. Er strengte sich mit aller Mühe an, das stimmte. Dennoch hatte er nicht mit diesem großzügigen Lob gerechnet.
,,Zudem hat unsere Königin Regenblüte während des letzten Wirbelsturms ihr Junges bekommen und so begrüßen wir nun Ahornjunges in unseren Reihen."
Sturmpfote kniff die Augenlider verärgert zusammen. Klauenstern hatte Buchenjunges nicht einmal erwähnt! Hatte er das Junge etwa schon vergessen? Oder wollte er nichts von ihm erzählen, weil er befürchtete, dass die anderen Clans dies als schlechtes Zeichen für seinen eigenen Clan sehen konnten? Warum auch immer Klauenstern Buchenjunges verschwieg, es ließ ein wenig Ärger über Sturmpfotes Pelz fahren. Er beruhigte sich allerdings und zwang sich, sein Fell wieder anzulegen, als er bemerkte, dass ihn Weißpfote mit einem verwirrten Blick betrachtete. Daher kauerte er sich näher an den Boden und sah wieder zu den Anführern der Clans.
,,Rindenstern, möchtest du fortfahren?", bot Klauenstern dem alten Kater gerade an, der leicht nickte und weitersprach.
,,Uns hat die Blattfrische auch neue Jungen gebracht. Samtfell kümmert sich nun um Malvenjunges, Lindenjunges, Steinjunges und Bernsteinjunges, die wohlauf und gesund sind. Zudem wird es für unsere Schüler innerhalb des nächsten halben Mondes eine Prüfung geben, die entscheiden wird, ob sie zu Kriegern ernannt werden können!"
Die gelben Augen des alten Katers schlichen über die Katzenmenge hinweg zu Tigerpfote und Rehpfote, die nebeneinander am Rand des Zweibeinernests saßen und lächelnd zu ihrem Anführer blickten. Sturmpfote war bewusst, dass sich die beiden sehr auf ihre Prüfung freuten und ihn faszinierte auf einmal der Gedanke, wie wohl seine Prüfung eines Tages aussehen würde. Was passierte, wenn er sie nicht bestand? Würde er dann niemals Krieger werden dürfen oder konnte er einen zweiten Versuch wagen? All das war für ihn so spannend wie die erste Jagd, auf die er jemals mitgenommen wurde. Für Sturmpfote war klar, dass er dafür hart trainieren musste, aber eines setzte er sich in seinen Kopf: er wollte seine Prüfung eines Tages bestehen!
,,Hat noch einer der Clans etwas zu berichten?", ertönte Klauensterns tiefe Stimme wieder, die Sturmpfote aus den Gedanken riss. Die anderen Clananführer schüttelten ihre Köpfe, woraufhin die Versammlung beendet wurde und die Clans sich wieder in ihren Gruppen zusammenfanden. Sturmpfote war ein wenig betrübt darüber, dass er jetzt schon wieder nach Hause gehen musste. Er wollte lieber noch etwas bleiben und mit Weißpfote reden, schließlich hatte er sie doch gerade erst kennengelernt. Vielleicht konnten sie beide sogar Freunde werden, wenn man ihm nur ein bisschen mehr Zeit gab. Aber stattdessen folgte er gehorsam seinem Clananführer, der sich an die Spitze der Gruppe gestellt hatte und das Kommando gab, um aufzubrechen. Mit zügigen Schritten machten sich die Katzen des SonnenClans dann schließlich auf den Heimweg.
Der nächste Tag war angebrochen. Sturmpfote war diesmal schon früher wach, da er versuchen wollte, Nachtpfote zu finden. Der schwarze Kater war aber offensichtlich in der Nacht irgendwann aufgestanden und mit seiner Mentorin auf die Mondhoch-Patrouille gegangen. Ein wenig zögerte Sturmpfote noch, den großen Schüler zu fragen, ob er mit ihm trainieren oder jagen gehen wollte. Nachtpfote war ohnehin schon oft schlecht gelaunt und was war nun, wenn er verärgert zurück ins Lager kam und Sturmpfote ihn fragte? War er dann noch schlechter drauf?
Der junge Schüler schüttelte sich kurz und beschloss dann, Nachtpfote an einem anderen Tag zu fragen. Stattdessen suchte er seinen eigenen Mentoren, den er vor einer Weile zum Schmutzplatz hatte gehen sehen. Sturmpfote schlug daher die Richtung zum Lagerausgang ein, der zu diesem Platz führte, doch weiter als bis dahin brauchte er nicht zu gehen, denn Schattenlicht trat auf einmal aus den Dornenranken hervor und begrüßte seinen Schüler mit einem Kopfnicken.
,,Guten Morgen, Sturmpfote", sagte er lächelnd.
,,Guten Morgen", erwiderte der Schüler, der seinen Mentoren Nase an Nase begrüßte. ,,Gehen wir heute wieder jagen?", wollte er daraufhin wissen.
,,Nicht nur", meinte der schwarz-weiße Krieger, ,,heute werden wir mit Fuchskralle und Dämmerpfote auf eine Jagdpatrouille gehen. Klauenstern wird auch mitkommen, denn er wollte eine merkwürdige Fährte überprüfen, die in der Nacht entdeckt wurde."
,,In Ordnung". Sturmpfote prickelte vor Aufregung das Fell. ,,Wann geht es los?"
,,Jetzt gleich, ich möchte nur eben unsere Begleiter holen gehen", lächelte Schattenlicht. ,,Kannst du Dämmerpfote Bescheid geben?"
Sturmpfote nickte eifrig und rannte sofort in den Schülerbau, in dem alle Schüler außer ihm und Nachtpfote noch schliefen. Sachte tappte er daher zu Dämmerpfote hinüber und stupste sie sanft mit der Vorderpfote an.
,,Dämmerpfote", miaute er leise. ,,He, Dämmerpfote, wach auf, wir wollen auf die Patrouille."
Die goldene Schülerin regte sich erst nicht, doch dann öffnete sie langsam ihre waldgrünen Augen und streckte sich ausgiebig, nachdem sie festgestellt hatte, dass Sturmpfote sie versuchte zu wecken. Schnell fuhr sie sich mit der Zunge über das Brustfell, um dieses zu glätten, und folgte dem grau getigerten Kater hinaus. Auf der Lichtung warteten Schattenlicht, Klauenstern und Fuchskralle bereits auf die beiden Schüler. Mit einem Lächeln begrüßten sich Dämmerpfote und ihr Mentor Nase an Nase, während Klauenstern ein respektvolles Kopfneigen geschenkt wurde.
,,Können wir los?", fragte dieser, woraufhin alle nickten und er als erster das Lager durch den Dornentunnel verließ. ,,Wir schlagen die Route zum Trainingsplatz und dann zum unteren Bachlauf ein", fügte er hinzu, als alle Katzen der Patrouille außerhalb des Lagers waren. Augenblicklich änderte die Gruppe ihre Richtung und lief den Weg entlang, der zur Lichtung des Trainingsplatzes führte. Als sie daran vorbeiliefen, betraten sie den Platz jedoch nicht, sondern machten einen kleinen Bogen herum, der sie auf einen neuen Pfad führte. Dort lag viel Laub auf dem Boden sowie unzählige Blumen, die dort wuchsen und das matte Braun gegen einen Regenbogen aus bunten Blüten abwechselten.
,,Ich rieche etwas", sagte Fuchskralle, der seinen dunkelrotbraunen Kopf zu Dämmerpfote drehte und sie aufmerksam aus seinen bernsteinfarbenen Augen betrachtete. ,,Du auch?"
Dämmerpfote nickte.
,,Riecht ihr die seltsame Fährte?", fragte Sturmpfote verwirrt.
,,Nein", entgegnete ihm Fuchskralle lächelnd, ,,eine Wühlmaus. Wir sind schließlich auf einer Jagdpatrouille." Der Blick des rotbraunen Kriegers glitzerte amüsiert. ,,Willst du versuchen, sie zu erlegen?''
Sofort grinsend nickte Sturmpfote und schnupperte an der Luft, um die Maus ausfindig zu machen. Er fand sie ein paar Fuchslängen von sich entfernt zwischen den Wurzeln einer kleinen Birke, unter denen sie scheinbar ihren Bau hatte. Der junge Schüler gab sein bestes, um so sanft wie möglich aufzutreten und keinen Muchs zu machen. Doch plötzlich kam ihm ein Ast in die Quere und mit einem lauten Knack zerbrach er. Die Maus hörte dies sofort und sprang blitzschnell in das Gebüsch neben ihr.
,,Pass auf, ich zeige dir nochmal, wie man sich schneller an die Maus anschleichen kann", bot Dämmerpfote lächelnd an. Sturmpfote überlegte kurz, aber nahm dann doch dankbar ihre Hilfe an. Die goldene Kätzin kauerte sich daraufhin in die Lauerhaltung und verharrte so für einen Augenblick. Offensichtlich hatte sie die Wühlmaus bereits wieder ausfindig machen können. Plötzlich jedoch setzte sich Dämmerpfote mit geschickten Schritten in Bewegung und schlängelte sich geschmeidig zwischen den Ästen hindurch, bis sie der Maus sehr nahe war. Schließlich setzte sie zum entscheidenden Sprung an und drückte sich dann blitzartig mit aller Kraft nach vorne - ...
Doch die Maus war schneller und floh in ihren Bau zurück. Ein wenig peinlich berührt wich Dämmerpfote daraufhin wieder zurück und gesellte sich neben ihren Mentoren.
,,Naja", sagte sie lachend, ,,jedenfalls weißt du jetzt, wie man es schonmal nicht macht."
Sturmpfote lachte auch, aber Klauenstern unterbrach die beiden kurzerhand.
,,Wir sollten weiter. Ich habe die Fährte entdeckt, nach der wir suchen."
Der hellbraune Kater drehte sich rasch um und setzte sich langsam in Bewegung. Schattenlicht und Fuchskralle eilten ihm sofort hinterher und Dämmerpfote kam mit Sturmpfote als letztes angetrottet. Zusammen machten sie sich auf den Weg zum Ort, zu dem die Fährte führte. Die Gruppe aus Katzen wand sich durch die vielen Büsche und Bäume durch, bis sie letztlich an einem kleinen Hang zum Stehen kam. Einige Dornenranken und hohes Gras verdeckte ihnen die Sicht, aber Sturmpfote konnte hören, dass sie sich beim unteren Bachlauf befanden. Das Wasser plätscherte leise vor sich hin, während der Wind die Äste und Blätter der Bäume über ihnen zum Rauschen brachte. Doch dann war da auf einmal noch ein anderes Geräusch. Ein seltsames Mauzen, das viel zu groß für eine normale Katze klang.
Als Klauenstern seinen Kopf durch eine winzige Lücke in den Sträuchern drückte, fing er plötzlich an zu knurren.
,,Was siehst du?", flüsterte Sturmpfote, der merkte, wie ihm ein unwohles Gefühl den Rücken entlangkroch. Was auch immer sich hinter den Büschen befand, musste so gefährlich sein, dass es selbst Klauenstern den Pelz sträuben ließ.
,,Luchse", antwortete dieser.
,,Luchse?", wiederholte Schattenlicht überrascht und fauchte leise. ,,Als ob wir nicht bereits genug Probleme hätten."
,,Was machen wir jetzt?", fragte Sturmpfote kauernd, während er merkte, wie sich sein Fell in alle Richtungen sträubte. Er wollte sich nicht einmal vorstellen, gegen etwas zu kämpfen, das sogar seinem Clananführer Respekt einflößte. Was sollte dann erst er selbst dagegen ausrichten können?
Als ob der SternenClan seine Gedanken wahrgenommen hätte, kamen auf einmal Grellschrei, Blauwolke und deren beiden Schüler aus dem Gebüsch hinter der Patrouille getreten. Sie blieben abrupt strehen, als sie sahen, wie die anderen hinter dem Strauch kauerten, der sie von den Luchsen trennte.
,,Was ist hier los?", flüsterte Blauwolke so leise, dass Sturmpfote sie fast gar nicht verstand. Dieser sah zu seiner Schwester, die offenbar an seinem gesträubten Fell seine Angst erkannte und dadurch selbst ihr Fell aufplusterte.
,,Luchse", wiederholte sich Klauenstern, während er mit dem Schweif die Katzen um sich herum verteilte. ,,Wir sollten sie besser vertreiben, bevor sie dem Lager zu nahe kommen."
,,Geschweige denn, es finden", fügte Grellschrei hinzu.
Sturmpfote positionierte sich neben seine Schwester und sah sie verängstigt an. Kämpften sie nun tatsächlich gegen große, gefährliche Tiere? Er fühlte sich keineswegs bereit für einen richtigen Kampf, denn er wusste, dass er darin noch nicht besonders gut war. Ihm schoss der Gedanke an Dämmerpfote durch den Kopf, die ihn mit Leichtigkeit im Schülerbau besiegt hatte. Das hatte ihm bewiesen, dass er noch viel üben musste.
Auf einmal wünschte sich Sturmpfote sehnlichst wieder in die Kinderstube zurück. Zurück zu einer Königin, die ihn beschützte. Aber er war nun Schüler und musste seinem Clan beistehen, auch wenn das hieß, gegen Luchse zu kämpfen. Trotzdem sträubte sich sein Fell, was sein Mentor nach einem kurzen Seitenblick endlich bemerkte.
,,Du hast Angst", murmelte er, wodurch Sturmpfote beschämt die Ohren anlegte. Schattenlicht hingegen schüttelte nur den Kopf und ließ ein leichtes Lächeln über seine Lippen huschen. ,,Ist in Ordnung. Du bist noch am Anfang deiner Schülerzeit und wir können nicht sofort erwarten, dass du dich einer solchen Gefahr auszusetzt. Schneepfote ebenfalls. Ihr könnt uns dennoch helfen, indem ihr ins Lager lauft und um Verstärkung bittet. Holt Rotherz und Nachtpfote."
Sturmpfote war erleichtert und wollte gerade nicken, als wie aus dem Nichts der Busch neben ihm knisterte und plötzlich einer der Luchse mit einem Kreischen aus den Ästen gesprungen kam. Blitzschnell zuckten dornenscharfe Krallen aus sämtlichen Pfoten und gelbe Zähne bleckten einander an. Ein zweiter Luchs kam hinzu und wollte sich auf Sturmpfote stürzen, doch Schattenlicht preschte dazwischen und warf sich gegen das große Tier, sodass es an den Rand eines Busches polterte. Wütend erhob es sich daraufhin und knurrte so furchteinflößend, dass sich Sturmpfote vor Schreck nicht bewegen konnte. Er fühlte sich wie eingefroren. Die eisblauen Augen des Luchses starrten ihn hasserfüllt an, doch ehe das Tier ihn angreifen konnte, kamen Blauwolke und Dämmerpfote zur Unterstützung. Mit einer eleganten Wendigkeit, die Sturmpfote nur bewundern konnte, sprangen die Kätzinnen auf den gefleckten Rücken und schlugen ihre Krallen und Zähne in diesen hinein. Die Pinselohren des Luchses wippten im Wind, als er herumfuhr und jaulend nach den beiden biss. Doch er verfehlte und gab somit Schattenlicht die Chance, anzugreifen. Der schwarz-weiße Krieger schnellte nach vorne und biss dem Luchs in den Hinterlauf.
Weiter hinten erkannte Sturmpfote, wie Klauenstern und Grellschrei mit dem anderen Luchs zu tun hatten. Innerlich hoffte der junge Kater, dass kein drittes von diesen Untieren dazukam und angreifte. Doch zu seinem Glück schienen es nur zwei zu sein. Allerdings hatten die fünf Krieger auch mit den beiden bereits mehr als alle Pfoten voll zu tun. Grellschrei, die sich auf dem Rücken des Luchses befand, wurde herabgeschleudert und landete gefährlich nah vor den riesigen Zähnen des goldenen Tieres. Auf einmal rannte Schneepfote neben ihrem Bruder los und langte mit einem Kampfschrei nach der Schnauze des Luchses. Sturmpfote war überrascht, aber zugleich auch entsetzt und besorgt, dass seine Schwester eine solche Aktion wagte. Denn nun war sie es, die beinahe im Maul des Angreifers landete. Das wollte Sturmpfote allerdings nicht zulassen und sofort schoss er selbst eine Fuchslänge nach vorne, um sich auf das Gesicht des Luchses zu stürzen. Nur haarscharf konnte er seine Hinterpfote von den gefährlichen Zähnen fernhalten, die ihm mühelos das Bein zertrennt hätten. Aber Sturmpfote gelang es, Halt zu finden, in dem er seine Krallen tief in das Kopffell des Luchses bohrte und nicht losließ. Unter vollster Aufregung, aber auch gleichzeitig einem gewissen Stolz über sich selbst, gewann der Schüler an Kraft und versuchte seine Hinterläufe so zu positionieren, dass er dem Luchs die Bernsteinaugen auskratzen konnte. Er schaffte es jedoch nur, einmal seine hinteren Krallen auszufahren und die Nase zu erwischen, bevor er den Halt verlor und Hals über Kopf durch die Luft flog. Er landete weich auf einem kleinen Strauch, von dem er hinuntersprang und sich auf die Pfoten warf. Der Sturz hatte ihm nichts ausgemacht. Sein Herz pumpte so stark, dass das Blut in seinen Ohren dröhnte. Adrenalin überschüttete seinen Körper und verlieh Sturmpfote immer mehr Kraft. Jetzt war er bereit, seinem Clan wie ein echter Krieger beizustehen.
Er sah die nächste Gelegenheit für einen Angriff bei dem anderen Luchs, mit dem Blauwolke, Schattenlicht und Fuchskralle zu tun hatten. Die drei Krieger fauchten, kratzten und bissen, um das große, gefleckte Tier in die Flucht zu treiben. Als Sturmpfote hinzukam und es attackieren wollte, fauchte es jedoch auf einmal auf und machte einen Satz zurück. Mit einem Mauzen, das wie eine Mischung aus Hundebellen und Katzenfauchen klang, bedeutete es dem anderen Luchs, aufzuhören und wollte gerade kehrt machen, als Fuchskralle neben Sturmpfote vorpreschte und einen letzten Angriff startete. Der andere Luchs kam jedoch herbeigesprungen und erwischte den rotbraunen Kater in letzter Sekunde mit seinen gewaltigen Pranken, sodass Fuchskralle zur Seite geschleudert wurde und reglos an der Seite liegen blieb. Kurz darauf knurrten die beiden Luchse noch einmal und machten kehrt, um ihm Gebüsch zu verschwinden.
,,Fuchskralle!", rief Dämmerpfote besorgt, als die Luchse nicht mehr zu hören waren. Die goldene Schülerin rannte zu ihrem Mentoren, der auf dem Boden lag und sich nicht bewegte. Urplötzlich durchfuhr ein Schock Sturmpfote. War der Krieger etwa tot? Das durfte nicht sein! Was sollten sie alle dann Cremepfote erzählen, dessen Vater Fuchskralle schließlich war? Der Schüler wäre garantiert untröstlich gewesen. Aber Sturmpfote konnte erleichtert ausatmen und dankte innerlich dem SternenClan, als nach einigen Augenblicken voll angespannter Herzschläge sich Fuchskralles Flanke leicht anhebte und somit zeigte, dass er noch lebte.
,,Er ist bewusstlos und verletzt", bemerkte Schattenlicht kurz darauf. ,,Wir sollten ihn schnell zu den Heilern bringen, damit er versorgt wird."
Klauenstern nickte und gab sofort Anweisungen.
,,Fuchskralle", sagte der hellbraune Kater, nachdem der verletzte Krieger seine Augen wieder etwas geöffnet hatte, ,,halte dich an uns fest. Wir stützen dich."
Mit einem Kopfnicken bedeutete der Clananführer Sturmpfote und den anderen Schülern, sich um Fuchskralle zu positionieren. Gemeinsam hievten sie den recht großen Krieger hoch und trugen ihn langsam in Richtung Lager.
Es war ein mühsamer Weg und Sturmpfote drohte nach einer Weile fast selbst vor Erschöpfung umzufallen. Aber er hielt durch, bis sie es schließlich zum Lager geschafft hatten.
,,Kannst du vom Trainingsplatz eben bitte schnell diese Kräuter holen?", bat ihn Sonnenrinde, als die Katzengruppe Fuchskralle zum Heilerbau gebracht hatte. Die sandfarbene Kätzin legte ihm ein paar restliche Kräuter vor die Pfoten, die Sturmpfote schnell aufnahm und damit zum Trainingsplatz rannte. Es dauerte nicht lang, bis er die Pflanzen entdeckt hatte, die er mitbringen sollte und sofort eilte er mit den frisch gepflückten Blüten und Blättern zurück zum Heilerbau. Kurz davor blieb er jedoch stehen, denn er hörte, wie sich Klauenstern und Fuchskralle leise unterhielten; dabei erwähnten sie immer wieder den Namen einer Schülerin. Sie unterhielten sich über Dämmerpfote!
,,Sie hat heute gut gekämpft", sagte Fuchskralle und Sturmpfote hörte, wie er dabei schnurrte.
,,Wie eine Kriegerin", antwortete Klauenstern und eine lange Pause schlich sich in das Gespräch. ,,Ich überlege, sie zu ernennen."
Sturmpfote schlug das Herz vor Aufregung. Wenn er Sonnenrinde die Kräuter gebracht hatte, musste er das sofort Dämmerpfote erzählen! Schnurstracks betrat der grau getigerte Kater daher den Heilerbau, legte Sonnenrinde die Kräuter vor die Pfoten und verschwand wieder, nachdem er sich mit einem kurzen Nicken von den Katzen im Bau verabschiedet hatte. Seine Pfoten stolperten fast über die weiche Wiese, als er mit höchster Geschwindigkeit zum Schülerbau rannte und gerade noch vor einer überraschten Schneepfote zum Stehen kam.
,,Dämmerpfote! Dämmerpfote!", miaute er um die goldenen Schülerin hüpfend. ,,Ich glaube Klauenstern will dich zur Kriegerin ernennen!"
Dämmerpfote wirkte ein wenig überrascht und verwirrt, aber sagte nichts, sondern trat zu Sturmpfote und legte ihm freundlich ihren Schweif über die Schultern.
,,Beruhige dich erst einmal", kicherte sie. ,,Du bist ja aufgeregter als ein aufgewühltes Eichhörnchen."
Sturmpfote hörte mit dem Hüpfen auf und sah die goldene Schülerin verlegen an.
,,Entschuldigung."
,,Ist schon alles gut", erwiderte sie. ,,Klauenstern hat also vor, mich zu ernennen? Bist du dir sicher? Ich weiß nicht, ob er mich schon als bereit dafür sieht..." Sie senkte den Kopf erst, hob ihn jedoch wieder mit einem fragenden Blick. ,,Woher weißt du das eigentlich?"
,,Ich...", murmelte Sturmpfote, ,,ich habe die beiden gehört..."
,,Du meinst belauscht?"
,,Nein, zufällig gehört...", protestierte er. ,,Ich sollte Kräuter für Sonnenrinde holen und als ich wiedergekommen bin, habe ich die beiden über dich reden hören."
Dämmerpfote sagte für einen kurzen Moment wieder nichts, sondern senkte bloß den Blick auf den Boden. Als sie Sturmpfote dann mit ihren waldgrünen Augen ansah, konnte der grau getigerte Kater Dankbarkeit, aber auch Unsicherheit darin erkennen.
,,Ich danke dir, dass du es mir gesagt hast", miaute sie dann mit einem freundlichen Ton in ihrer Stimme. ,,Falls du Recht hast, kann ich mich darauf vorbereiten. Und falls nicht, kann ich weiter trainieren und daran arbeiten, eine Kriegerin zu werden."
Die goldene Kätzin lächelte, bevor sie sich wieder umdrehte und sich in ihrem Nest zusammenrollte. Auch Sturmpfote legte sich in sein Moosnest, während er noch einmal zum Ausgang des Schülerbaus sah und sich dann die Pfoten zu waschen begann. Fuchskralle zu tragen war für ihn doch ziemlich anstrengend gewesen.
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