Lindenpfote
„Lindenpfote!" Lindenpfote zuckte zusammen, als sie die wütende Stimme ihres Mentors Sturmschweif hörte und ließ dann den Kopf hängen, so das er fast den Schnee unter ihren Pfoten berührte. Sturmschweifs Augen blitzten wütend und er knurrte: „Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du dich nicht einfach aus dem Lager schleichen sollst!" Empört riss Lindenpfote den Kopf hoch, „Ich habe mich nicht raus geschlichen, ich bin jagen gegangen!", „Ja, aber das ohne, dass ich etwas davon gewusst habe und wie du weißt, ist das verboten." Lindenpfote ließ den Schwanz hängen und erwiderte nichts. Sturmschweif sah sie noch einmal kurz missbilligend an, dann sagte er: „Wir werden jetzt mit Rotbrust und Löwenpfote zum Kampftraining gehen und ich erwarte, dass du dich anstrengst!" „Ja Sturmschweif.", sagte Lindenpfote und als dieser sich umwandte um Rotbrust und Löwenpfote zu holen, verzog Lindenpfote das Gesicht. Löwenpfote war der anstrengendste Schüler, den man sich vorstellen konnte. Er war geschickt, stark und wusste dies auch. Dabei ging er Lindenpfote eigentlich nur auf die Nerven. Sie konnte es kaum erwarten, bis er zum Krieger wurde und das geschah zum Glück bald. „Lindenpfote! Beeil dich gefälligst!" Sie verdrehte die Augen und folgte ihrem Mentor, der schon voraus schritt.
An der Sandkuhle angekommen fingen sie an zu üben. Löwenpfote war um einiges stärker als sie und hatte so einen Vorteil. Doch Lindenpfote hatte gelernt, damit um zu gehen. Sie gewann die Hälfte der Kämpfe mit ihrer Wendigkeit. Gerade als Sturmschweif und Rotbrust ihr eine Taktik erklärten, fing es an zu regnen und dämmern tat es auch schon. „Gut das ist genug für heute, gehen wir nach hause.", sagte Rotbrust und Sturmschweif stimmte ihr zu. „Löwenpfote wir gehen." Doch als sie sich umdrehten, war da kein Löwenpfote mehr. Lindenpfote legte verwirrt ihren Kopf schief. „Er war doch eben noch hier!", rief Rotbrust aus, während kleine Tropfen auf ihr Fell fielen. Auch Sturmschweif war verwirrt. „Siehst du, ich bin nicht die einzige die nicht auf ihren Mentor hört!", sagte Lindenpfote mit leichtem Triumph in der Stimme an ihren Mentor gewandt. „Aber du bist die einzige, die jeden Tag nicht auf ihren Mentor hört.", erwiderte dieser und drehte sich suchend einmal um die eigene Achse. „Vielleicht ist er schon zum Lager gegangen.", meinte Rotbrust nachdenklich. Lindenpfote zuckte mit den Schnurrhaaren. Ihr war es herzlich egal wohin dieser nervende Fellbeutel verschwunden war. Sie wollte einfach nur zurück. Der Regen wurde stärker und patschte ihr jetzt schon unangenehm auf die Nase. Sturmschweif sagte: „Du wartest hier und rührst dich nicht von der Stelle. Ist das klar?" Er wartete nicht auf eine Antwort sondern verschwand mit Rotbrust in einem nahegelegenem Gebüsch. „Bei dem Regen finden sie den doch nie!", murmelte Lindenpfote trotzig zu sich selbst und ließ sich auf ihr Hinterteil plumpsen. Sie hatte überhaupt keine Lust hier im Regen zu stehen und darauf zu warten, dass Sturmschweif und Rotbrust mit diesem mäusehirnigem Ausreißer zurück kamen, was auch Sonnenaufgänge dauern könnte. Da wehte ihr ein Geruch in die Nase, der stark nach Löwenpfote roch. Lindenpfote setzte sich auf und drehte sich in die Richtung, aus der der schwache Geruch zu kommen schien. Dann trat sie ihren Weg an.
Sie hatte sich noch nicht lange durch die Farne geschoben, als sie ein Hilferuf hörte. Sie stockte und rannte dann los. Die Farnwedel peitschten ihr unsanft und nass ins Gesicht und sie fluchte. Da brach sie durch die Büsche und stand bei den Sonnenfelsen. Na toll! Es war Blattfrische und der Fluss führte so viel Wasser, dass er fast die Felsen überflutete. Dahin wollte Lindenpfote jetzt ganz bestimmt nicht. Da hörte sie eine Stimme: „Hilfe! Hier drüben!" Da erkannte sie die goldbraunen Pfoten, die an den nassen glatten Felsen verzweifelt nach Halt suchten. Löwenpfote! Schoss es ihr durch den Kopf und mit wenigen Sprüngen war sie bei ihm. „Löwenpfote! Wir haben dich gesucht! Du kriegst massig Ärger, wenn dich Rotbrust in die Pfoten kriegt!", „Das tut sie aber bald nicht mehr, es sei denn du entscheidest dich jetzt, mir zu helfen!", ächzte er. Sie versuchte ihn mit ihren Pfoten zu packen, aber es klappte nicht. „Schnell, ich kann mich nicht mehr lange halten!"
Unter ihm strömte der reißende Fluss. Lindenpfote zögerte nicht und versengte ihre Zähne in seiner Pfote. Seinen Schmerzensschrei ignorierte sie. Dann begann sie, ihn nach oben zu ziehen. Seine Krallen scharrten auf dem glatten Stein, als er versuchte, sich hoch zu stemmen. Schließlich kamen sie keuchend auf dem kalten Gestein zum Liegen. Es regnete immer noch stark und die Dunkelheit war schon vor langem herein gebrochen. „Suchen wir uns einen Platz für die Nacht.", sagte Lindenpfote matt. Löwenpfote nickte nur. Sie erhoben sich und Lindenpfote stützte den älteren Schüler, während sie sich einen Platz für die Nacht suchten. „Hier ist es gut.", sie nickte mit dem Kopf zum Fuß eines großen Baumes, zwischen seinen großen Wurzeln, bewachsen mit Moos und überdacht von Farnen war es etwas geschützter und gemütlicher.
„Warum musstest du mir auch in die Pfote beißen", murrte Löwenpfote. Lindenpfote riss jetzt endgültig der Geduldsfaden und sie fauchte wütend: „heißte das, du wärst lieber ertrunken! Wir können gerne noch einmal zurück zum Fluss gehen! Ich habe kein Problem damit dich von den Felsen zu schupsen! Dann bin ich dich wenigstens los! Ich rette dir dein Leben obwohl ich genauso gut hätte einfach wieder ins Lager spazieren können und du beschwerst dich über eine verletzte Pfote!" Sie merkte, wie sich ihre Nackenhaare aufstellten. Löwenpfote starrte sie erschrocken an und sagte nichts mehr. Immer noch wütend drehte sie sich einmal um die eigene Achse um es gemütlicher zu haben und legte sich dann hin. Sie bettete den Kopf auf den Pfoten und schloss die Augen. Da spürte sie etwas Warmes an ihrer Flanke. Sie lugte hinüber zu Löwenpfote, der sich zusammen gerollt hatte und sie fast fasziniert und interessiert musterte. Sie schloss die Augen wieder und legte die Schwanzspitze auf ihre Nase. Dann bald war sie eingeschlafen.
//Seine Sicht//
Löwenpfote beobachtete, wie ihr Atem regelmäßiger wurde. Das Mondlicht schien durch die Bäume und verlieh ihrem sandfarbenem Pelz etwas mystisches. Erst jetzt wurde Löwenpfote bewusst, wie schön seine Baugefährtin war. Ihr Körper hob und senkte sich im gleichmäßigen Takt und er hatte das Gefühl, das Pochen ihres Herzens selbst an ihren Hinterläufen zu spüren, ganz sacht nur, aber spürbar. Sie ist so hübsch! Dachte er und schlang den Schwanz um die Pfoten.
Noch lange saß er da und beobachtete Lindenpfote beim Schlafen. Dann irgendwann besiegte ihn die Müdigkeit und er versank in ruhigen Träumen.
//Normale Sicht//
Am nächsten Morgen wurde sie von den Sonnenstrahlen geweckt, die sich langsam durch die Baumkronen schoben. Sie gähnte und streckte sich. Dabei bog sie ihren schlanken Rücken durch und drehte den Kopf zur Seite. Löwenpfote schlief noch. Bei jedem Ausatmen seinerseits wehte das Moos vor seinem Gesicht kurz nach vorne. Die Sonne schien auf seinen getigerten Pelz und ließ diesen golden aufleuchten. Seine Schultern waren breit und gaben ihm etwas anmutiges. Sie schüttelte sich. Du verliebst dich nicht in Löwenpfote! Ermahnte sie sich selbst in Gedanken und stupste ihn dann sanft an, damit er aufwachte. Er zuckte kurz mit den Ohren, dann öffnete er verschlafen die Augen und gähnte herzhaft. Sie sah ihn mit leicht spöttisch funkelnden Augen an und sagte dann: „Komm du Langschläfer, wir sollten langsam los, nachher denken die noch, wir sind abgehauen.", „Tust du doch eh dauernd", erwiderte er und streckte sich ebenfalls. Sie sah ihn gespielt beleidigt an, dann gingen sie los, wobei man es bei Löwenpfote eher humpeln nennen konnte.
Als sie im Lager ankamen, wurden sie bereits erwartet. Abendstern saß zusammen mit Rotbrust und Sturmschweif in der Mitte des Lagers. Die beiden Schüler warfen sich ängstliche Blicke zu, bevor sie auf ihre Mentoren und ihren Anführer zu liefen. „Wo seid ihr gewesen?", die Stimme ihres Anführers war ruhig, aber fordernd. Sie warfen sich einen Blick zu, dann sagte Löwenpfote: „Ich...mir..mir war langweilig also bin ich der Spur eines Kaninchens gefolgt, dessen Geruch ich plötzlich entdeckte. Ich habe es aufgespürt und es gejagt. Aber es lief zu den Sonnenfelsen, dort schlug es einen Haken, ich bemerkte es zu spät und rutschte ab. Wenn Lindenpfote nicht meine Rufe gehört und mir daraufhin gefolgt wäre, wäre ich jetzt wahrscheinlich tot." Sturmschweif kniff die Augen zusammen und sagte: „Und warum seid ihr nicht zurück gekommen, als Lindenpfote dich gerettet hat?" Lindenpfote sprang für Löwenpfote ein: „Es war schon dunkel, außerdem habe ich Löwenpfote um ihn zu retten in die Pfote gebissen", ihre Stimme wurde kleinlaut und sie machte eine Pause, bevor sie fortfuhr: „Und er konnte deswegen nicht gut laufen. Heute ist es schon besser." Abendstern nickte, „Federbart soll sich deine Pfote ansehen Löwenpfote und danach kommst du wieder hier her. Bei Sonnenhoch ernennen wir dich zum Krieger.", er schwieg kurz,
„Trotz deinem.....Missgeschick. Und was dich angeht Lindenpfote, du hättest deinem Mentor Bescheid geben sollen, anstatt eine Spur allein zu verfolgen! Das weißt du und jetzt geh etwas essen." Damit wandte der Anführer sich um und ging. Mit einem letzten Blick auf die Schüler folgten die Krieger ihm. Lindenpfote war der Kiefer nach unten geklappt: „Du hättest deinem Mentor Bescheid sagen sollen! Das wars? Das ich eine Katze gerettet habe, interessiert keinen! Na toll!" Mit diesen Worten stapfte sie zum Schülerbau. Löwenpfote rannte hinter ihr her, „Lindenpfote warte!", sie drehte sich zu ihm um „Warum soll ich warten? Du musst dich doch auf deine Ernennung vorbereiten! Ich fasse es nicht, wir sind fast gleichlange Schüler, du begehst eine Dummheit, ich helfe dir aus dem Hummelnest wieder heraus und alles was sie für mich übrig haben ist: Du hättest deinem Mentor Bescheid sagen sollen! Das ist so unfair! Immer machst du alles besser als ich! Also tu mir wenigstens einen Gefallen....und lass mich in Ruhe." Dann ging sie mit hängendem Schwanz davon. Löwenpfote starrte ihr verwirrt und geschockt zu gleich nach, dann wandte auch er sich ab und trabte zum Heilerbau.
Lindenpfote schlug ihre Krallen ins Moos und zerrupfte es. Dann ließ sie sich traurig und verzweifelt darauf fallen.
Es musste einige Zeit vergangen sein, denn das Nächste, was sie hörte war Abendsterns Stimme: „Alle Katzen die alt genug sind ihre Beute selbst zu erlegen, mögen sich unter dem Hochstein versammeln!" Sie schnaubte wütend, während ihr Bruder Dachspfote sich schon nach draußen schob, „Kommst du Lindenpfote? Ich wette, sie ernennen Löwenpfote zum Krieger!", „Ach ne", murmelte Lindenpfote und schob sich mies gelaunt nach draußen. Die anderen Clankatzen hatten sich bereits versammelt. Auch Löwenpfote saß schon unter dem Felsen, sein Fell war sauber geputzt und glänzte in der Sonne. Er suchte ihren Blick, aber sie wandte sich ab und setzte sich neben Blaupelz, die angesichts von Lindenpfotes Laune ein verwirrtes Gesicht machte. „Wie viele Wespen haben dich denn gestochen?", fragte sie halb verwirrt halb belustigt. „Tausende und alle hießen Löwenpfote!", murmelte Lindenpfote traurig und sah die junge Kriegerin an, die Lindenpfote aufmunternd an stupste: „Eines Tages wirst du dort stehen, glaub mir!" Lindenpfote seufzte und wandte ihr Gesicht zum Fels. Gerade begann Abendstern zu sprechen: „ Löwenpfote, versprichst du, den Clan zu beschützen, selbst wenn es dein Leben kostet?" Löwenpfote nickte ernst. „Dann gebe ich dir jetzt mit Hilfe des Sternenclans deinen Kriegernamen: Von nun an wird man dich Löwenherz nennen! Der Sternenclan ehrt deine Unerschrockenheit und deinen Mut und wir heißen dich als vollwertigen Krieger im Clan willkommen." Damit legte er Löwenherz seine Schnauze auf den Kopf und dieser leckte ihm kurz die Schulter, dann drehte er sich mit leuchtenden Augen dem Clan zu und dieser rief: „Löwenherz! Löwenherz!" Seine Blick blieb an Lindenpfote hängen, aber diese wich seinem Blick aus und verschwand so schnell es ging im Bau, ohne ihm zu gratulieren.
Die Tage vergingen und es wurde wärmer. Lindenpfote war auf der Jagt, jedoch viel zu unkonzentriert, um etwas zu fangen, dauernd musste sie an Löwenpfote, nein Löwenherz nennen und daran, dass er ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf ging, obwohl sie ihn doch eigentlich total doof finden sollte. Da hörte sie plötzlich etwas. Sie hob den Kopf und sprang mit einem Schrei zurück. Dann erkannte sie, was sie da erschreckt hatte: Löwenherz hing Kopf über von einem Baum. Bei näherem Hinsehen merkte sie, dass Löwenherz sie nicht einfach so aus Spaß erschreckt hatte immerhin hatten sich die beiden seit seiner Ernennung zum Krieger ignoriert. Nein, er hing an einer Efeuranke fest, die den Baum hoch gewachsen war. „Was zum Kuckuck machst du da oben?" Den Kommentar du super starker Krieger vergriff sie sich. „ich suche Eichhörnchen.", sagte Löwenherz trocken sie warf im einen veräppeln-kann-ich-mich-selber-Blick zu und begann an der Ranke zu nagen. Schließlich landete der junge Krieger mit einem dumpfen RUMMS auf dem Boden und rappelte sich auf. „Danke!", „Jetzt schuldest du mir schon zwei Gefallen!", erwiderte sie auf sein Dank hin und wollte sich schon abwenden, als er sie aufhielt. „Warte mal!", „Was denn", fauchte sie und funkelte ihn an. „Ich muss mit dir reden und ich bitte dich nur kurz zu zuhören. Seit Tagen gehst du mir aus dem Weg und gibst mir keine Chance mit dir zu sprechen." Sie schwiegen sich an bis Lindenpfote fauchte: „Dann rede auch!" „Ich wollte Abendstern bitten, dich auch zur Kriegerin zu machen, weil ich nur wegen dir noch lebe, aber er meinte, du wärst noch zu jung. Er wüsste, was du getan hast, aber deine Ausbildung ist deswegen noch nicht abgeschlossen." „Und das war alles!" Sie wollte sich schon umdrehen und gehen, als er wieder vor sie sprang und sagte: „Nein, dass ist nicht alles, da wäre noch eine Sache: Ich liebe dich!" DAS kam jetzt unerwartet! Eine Einleitung wäre ganz gut gewesen.
Perplex starrte Lindenpfote ihn an und fragte dann mit leicht zittriger Stimme: „Wirklich?"
Er nickte fast schüchtern. Da sah sie ihn aus sanften Augen an und berührte seine Nase sanft mit ihrer. „Ich dich auch." Flüsterte sie und er schnurrte.
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