
4. Kapitel
Der Himmel färbte sich in ein düsteres Grau und ein starker Wind zog auf. Die Kiefer wankten und knarrten bedrohlich. Heute wird die Nacht stürmisch, dachte Windbrise und sträubte das Fell gegen die Kälte.
Tannennadeln prasselten auf sein schwarzes Fell. Verärgert schüttelte er sie ab.
Windbrises Blick schweifte durch das Lager. Die meisten seiner Clan-Gefährten lagen müde auf dem rauen, kalten Felsboden, der mit einer Schicht von Kiefernadeln und Pinienzapfen bedeckt war. Der Frischbeutehaufen war leer. Nur einzelne Knochenstücke lagen am Rand der Lichtung verteilt.
Windbrise seufzte. Wenn das so weiter geht, wird der FinsterClan bald verhungern. Kurai, der Anführer des Clans und auch die mächtigste Katze im Wald, lag neben dem Moosfelsen, welcher auch sein Bau war, und kaute an einem Rattenknochen.
Windbrise tappte auf ihn zu. Der große getigerte Kater blickte mit seinen dunklen, orangen Augen zu ihm auf. "Was willst du?", knurrte er und biss wieder in den Knochen. "Ich möchte eine Jagdpatrouille anführen." Höflich senkte sich Winbrise, sodass sein Bauchfell den Boden streifte.
"Nur zu", brummelte der Anführer.
Winbrise wandte sich ab und steuerte auf den Kriegerbau zu. Der schwarze Kater schob die verdorrten Tannenzweige, die den Eingang schützten, beiseite und steckte seinen Kopf in die dunkle Höhle hinein.
Felszahn lag zusammengerollt an der Wand und schlief tief. Auf der anderen Seite lagen Fleckenpelz und Schattenkralle.
Windbrise bewegte sich auf die älteren Krieger zu. Schattenkralle zuckte unruhig im Schlaf. Vorsichtig stupste er den schwarzen Kater an. Ruckartig fuhr er den Kopf hoch. Seine lilafarbenen Augen waren trüb vor Müdigkeit. "Was ist?", murmelte Schattenkralle und gähnte, dabei entblößte er seine scharfen Zähne.
"Ich führe eine Jagdpatrouille aus. Kommst du mit?" Schattenkralle nickte und erhob sich. Windbrise weckte Felszahn und Fleckenpelz auf, dann verließ er mit den Kriegern den Bau. Schattenkralle streckte sich ausgiebig, dabei kringelte sich sein buschiger Schwanz.
"Hoffentlich finden wir eine anständige Beute", meinte Felszahn der sich am Ohr kratzte.
"Versuchen wir unser Glück", entgegnete Windbrise, während er die Patrouille aus dem Lager führte.
Die Tannennadeln stachen ihm in die Ballen, als Windbrise zwischen die Kiefern trottete.
"Wäre es nicht besser wenn wir uns aufteilen?", schlug Fleckenpelz vor und blieb stehen. "Felszahn und ich jagen an der Grenze, und Schattenkralle und du im Sumpfgebiet."
Windbrise nickte. "Also gut."
Die Gruppe teilte sich auf. Windbrise und Schattenkralle schlugen den Weg, wo das Röhricht wächst, ein. "Wir sollten uns beeilen, es wird bald regnen", meinte Schattenkralle und beschleunigte die Schritte.
Dünne Äste knackten unter seinen Krallen, als Schattenkralle voraus preschte.
Windbrise folgte ihm hastig. Es dauerte nicht lange, bis er den morastigen Geruch wahrnahm. Der Boden wurde unter seinen Pfoten schlammig.
Windbrise sog die Luft ein und versuchte den stechenden Geruch des Sumpfes zu ignorieren. Schattenkralle ließ sich in Kauerstellung nieder und schlich langsam voran. Zwischen den Schachtelhalmen kauerte ein Tier. Eine Sumpfratte, erkannte Windbrise. Er ließ den Blick ab und konzentrierte sich wieder auf sich.
Da sah er plötzlich etwas weißes zwischen dem Röhricht aufblitzen. Seine Augen verengten sich und er atmete den Geruch ein. Ein Eindringling!
Windbrise preschte über die kleine Lichtung und sprang mit ausgefahrenen Krallen auf den Fremden.
Doch seine Pfoten trafen den matschigen Boden. Vor sich entdeckte er eine grau-weiße Kätzin. Sie hatte das Fell gesträubt und in ihren bernsteinfarbenen Augen spiegelte sich entsetzliche Angst.
"B-Bitte, tu mir nichts! Ich habe mich verlaufen!", flüsterte sie ängstlich und kauerte in den Schlamm, wobei ihr Fell dreckig wurde. Winbrise verharrte und zog die Krallen wieder ein. "Verlaufen?" Seine Augen wurden schmal. "Woher kommst du?"
Das Fell auf ihren Nackenhaaren legte sich wieder. "Aus der kleinen Stadt hinter dem Wald, ich habe früher bei Hausleuten gelebt."
Windbrise blinzelte. "Du warst also ein Hauskätzchen?"
"Windbrise!"
Die Kätzin machte einen Satz und stürmte davon, als sie Schattenkralles Stimme hörte.
Winbrise wandte sich nach hinten und entdeckte den schwarzen Krieger ein paar Schwanzlängen entfernt. Eine Sumpfratte und eine Spitzmaus baumelten aus seinem Maul.
"Keine Beute?", fragte er mit gedämpfter Stimme. Windbrise schüttelte den Kopf. Sein Blick schweifte zurück zu der Stelle, wo die Kätzin eben noch stand.
Plötzlich traf ein kalter Tropfen seine Nase. Es fing an zu regnen. Schattenkralle zuckte mit dem Schwanz. "Lass uns zurück gehen."
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