Chào các bạn! Vì nhiều lý do từ nay Truyen2U chính thức đổi tên là Truyen247.Pro. Mong các bạn tiếp tục ủng hộ truy cập tên miền mới này nhé! Mãi yêu... ♥

Rabenpfote

Rabenpfote fuhr mit einem sorgenvollen Fauchen aus dem Schlaf, sprang auf die Beine und hastete hinaus auf die Lichtung, ohne sich die Moosfetzen aus dem Pelz zu schütteln.

Krähenpfote!

Die Sorge um seinen Bruder machten ihn verrückt. Warum musste er ausgerechnet im GipfelClan sein, wenn dieser Todesgott am Auferstehen ist? Warum hatte Akkar nicht früher damit rausgerückt, dass das alles im GipfelClan passierte? Wut rumorte inRabenpfotes Bauch und er knurrte laut, während er auf Birkenstern zusteuerte, der gerade aus Schwarzpelzs Bau kam.  "Birkenstern!", jaulte er panisch. "Birkenstern!" Alarmiert stellte der Anführer seine Ohren auf und als Rabenpfote vor ihm schlitternd und zitternd zum Stehen kam, war die Besorgnis in seiner Stimme kaum zu überhören. "Rabenpfote, was ist passiert?" "Krähenpfote! Krähenpfote ist im GipfelClan!" Beinahe hätte er sich vor Hast auf die Zunge gebissen. Birkenstern runzelte verwirrt sein Stirnfell. "Das weiß ich, Rabenpfote, waru...""Er ist in Gefahr! Tarta..ach so ein verfuchster Dings steht auf und der GipfelClan hilft dabei!" "Ich verstehe nicht, was...""Wir müssen ihn retten!!", rief Rabenpfote außer sich vor Angst, seine Krallen rupften riesige Büschel Heidekraut aus, sein Schwaz peitschte aufgebracht hin und her. Als Birkenstern verwirrt innehielt, fing Rabenpfote an, hin und her zu laufen, während er seinen Anführer wütend fixierte. "Wir müssen uns beeilen!", knurrte er. "Was zögerst du, Birkenstern?" Der junge Kater richtete sich plötzlich drohend auf und donnerte: "BERUHIGE DICH!" Rabenpfote duckte sich erschrocken. Birkenstern zog die Lefzen zurück. "Du hast noch nicht einen einzigen logischen Satz formuliert! Wenn du erwartest, dass ich etwas tue, dann musst du mir auch den Grund dafür nennen!" Rabenpfote öffnete das Maul, um etwas zu erwidern, doch Birkenstern war noch nicht fertig. "Ich habe verstanden, dass du um Krähenpfote besorgt bist. Laut und deutlich. Warum bist du das? Erklär es mir bitte so, dass ich es verstehe." 

Rabenpfote zuckte unwillig mit dem Ohr, doch dann atmete er tief durch und erzählte. Er ließ nichts aus.  Er erzählte von seinem ersten Traum. Er erzählte von Akkar und Robin. Er erzählte von der Reise zur Schlucht und dass Akkar dort beschworen werden sollte. Und erzählte von dem Handlanger, der im GipfelClan alles ins Rollen brachte. Nachdem er geendet hatte, suchte er in Birkensterns Gesicht nach einer Regung, doch der Kater starrte nur perplex und ungläubig auf Rabenpfote. Er schwieg eine quälend lange Weile. Doch dann stieß er gepresst Luft aus, machte auf dem Absatz kehrt und verschwand erneut in Schwarzpelzs Bau. Rabenpfote blieb aufgewühlt zurück. Er begann erneut hin und herzulaufen. Die Abendsonne färbte das Heidekraut blutrot. Als wäre es ein dunkles Omen. Erneut fauchte Rabenpfote, seine Panik staute sich an. Beeil dich, Birkenstern!

"Rabenpfote?" Ein verschlafenes Gähnen kündigte seinen Freund Nesselpfote an. Er sah noch struppiger aus als sonst, Moosreste hingen zwischen seinen Ohren und überall an seinem dichten Pelz. Rabenpfote eilte zu ihm. "Du hast mich geweckt", grunzte Nesselpfote und legte den Kopf schief. Er  musste nochmals gähnen. "Krähenpfote ist in Gefahr", miaute Rabenpfote bedrückt und warf seinem besten Freund einen hilfesuchenden Blick zu. "Birkenstern berät sich gerade mit Schwarzpelz, ich weiß nicht was sie bereden. Sie sollen sich beeilen..." Nervös warf er einen Blick über die Schulter zum Eingang des Heilerbaus. Nesselpfote schüttelte sich. "In Gefahr? Was redest du denn da? Er ist doch nur beim GipfelClan." Sofort fauchte Rabenpfote. "Er hätte schon längst zurück sein sollen! Außerdem wird das Böse dort bald einfallen! Wir müssen ihn retten!" Nesselpfote zuckte vor Rabenpfotes Ausbruch zurück und legte die Ohren an. Seine Augen waren besorgt geweitet. "Böses? Was meinst du damit?" Rabenpfote wollte gerade zur Erklärung ansetzen, da hörte er Heidekraut Rascheln. Er fuhr herum und sah Birkenstern und Schwarzepelz auf die mittlerweile in kaltes Mondlicht getauchte Lichtung hinaustreten. Birkenstern trabte eilig den kleinen Anstieg neben dem Bau hinauf, positionierte sich und jaulte dann laut: "HeideClan! Versammelt euch!"  Es dauerte ein paar Herzschläge doch allmählich fanden sich alle Katzen verschlafen und müde in der Senke ein. Leises Miauen und Murren drang durch die milde Nachtluft. Birkenstern wartete nicht ab und begann sofort zu sprechen. "Hört alle gut zu! Das kommt jetzt plötzlich und unerwartet und es wird euch wahrscheinlich große Angst einjagen, doch bleibt bitte ruhig, bis ich zu Ende erzählt habe! Auch ich habe es gerade erst von Rabenpfote erfahren." Ein tadelnder Blick traf Rabenpfote, welcher sich augenblicklich kleiner machte. "Im GipfelClan braut sich etwas Schlimmes zusammen. Angeblich ist es eine böse Macht, die versucht, den Lebenden zu schaden." Rabenpfote zuckte verächtlich mit dem Ohr. Das hat er aber nett ausgedrückt... "Wir wissen selbst noch nichts genaueres darüber," fuhr Birkenstern fort "doch Krähenpfote ist immer noch nicht zurückgekehrt! Und wir lassen einen Clankameraden nicht im Stich! Ich werde also noch in dieser Nacht mit allen Kriegern aufbrechen und dem GipfelClan einen Besuch abstatten. Dann werden wir schon sehen, mit wem oder was wir es hier zu tun haben." Rabenpfote knurrte verärgert und wandte sich schnaubend an Nesselpfote. "Soll das heißen, wir dürfen nicht mit? Wie kann er es ..." Plötzlich unterbrach Birkensterns lautes Miauen seine Worte. "Doch bevor wir aufbrechen ..." und mit diesem Worten trat der gesprenkelte Kater stolz in die Senke hinab. "habe ich als Anführer noch eine Pflicht zu erfüllen." Rabenpfote und Nesselpfote sahen sich verwundert an. Der Anführer des HeideClans kam zu den beiden und blieb vor ihnen stehen. Dann richtete er sein Wort an zwei andere Katzen. "Efeudorn, Glutsturm." Die Mentoren gesellten sich schnurrend zu beiden Seiten des Anführers und blickten voller Stolz auf ihre Schüler hinab.

Langsam dämmerte es Rabenpfote. Doch es machte ihn nur bedingt glücklich. Jetzt? Warum jetzt? Wir dürfen doch keine Zeit vergeu.. 

Der Wind trug einen markanten Duft heran. Er war schwer auszumachen, da der Schafsgeruch penetrant in der Nachtluft hing, doch Rabenpfote würde seinen Bruder unter jeglichen Umständen riechen können. "Krähenpfote!", jaulte er aufgeregt. Er sprang auf, rempelte ohne Rücksicht an Graufuß vorbei und stürmte die Böschung hinauf. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Er verschwendete keinen Gedanken an die Zeremonie, brach durch die Tannen und jagte weiter Richtung GipfelClan- Territorium. Mit jedem Sprung wurde der vertraute Geruch stärker. Krähenpfote! Es geht ihm gut! Rabenpfote konnte beim besten Willen kein Blut riechen. Und dann sah er ihn. Auch Krähenpfote rannte. Als er seinen Bruder sah, jaulte er erfreut auf. Noch wenige Herzschläge, dann waren die Brüder wieder vereint. Laut schnurrend fielen sie übereinander her, beide zitterten. "Rabenpfote!" "Krähenpfote!" Beide verstummten, als sie bemerkten, dass der jeweils andere gerade etwas erzählen wollte. Rabenpfote schnurrte laut. "Du zuerst." Krähenpfote zögerte nicht. "Rabenpfote, irgendwas stimmt nicht im GipfelClan!" Seine hellblauen Augen waren vor Angst weit aufgerissen. "Als ich angekommen bin, hat Dohlenkralle gesagt, Himmelssturm wäre bereits aufgebrochen, um seine neun Leben zu bekommen, doch als ich gerade gehen wollte, war da ein riesiges Donnern und Rumpeln und der ganze Boden hat gebebt!" Bilder von dem Bergsturz in der Ferne und der riesigen Rauchschwade schossen Rabenpfote in den Kopf. Er war sich sicher, dass sein Bruder das gleiche Ereignis meinte. Mit Verwirrung und Panik in der Stimme fuhr Krähenpfote fort. "Ich wollte zusammen mit den GipfelClan-Katzen nachsehen, was passiert ist, doch Dohlenkralle hat mich fortgejagt! Ich war schon auf dem Rückweg, da bin ich doch noch zurück, weil ich wissen musste, ob Himmelsturms Patroullie etwas zugestoßen ist und.. und..." Der schwarzgraue Schüler war völlig außer sich. Sein Schweif klemmte zwischen den Hinterbeinen. "Dann.." Er schluchzte. "Dann hab ich gesehen, wie so ein riesiger Kater Bären zur Höhle gelockt hat! Dann.. dann bin ich geflohen..." Krähenpfote sah seinem Bruder verzweifelt und traurig in die Augen. Doch Rabenpfote hatte selbst zu große Angst, um etwas zu erwidern. Bären?  Das war noch viel schlimmer, als er es sich hätte ausmalen können. 

"Krähenpfote!" Birkenstern, Efeudorn, Glutsturm und Hagelschweif kamen über die Heide herbeigelaufen. Sie brauchten nicht lange, dann waren sie bei den Brüdern angekommen, die sich eilig aufgerappelt hatten. Birkensterns Gesicht war völlig verunstaltet vor Sorge. "Krähenpfote! Was ist passiert? Warum hast du so lange gebraucht?" Hagelschweif, Krähenpfotes Mentor, schnurrte erleichtert und berührte mit seiner Schnauze begrüßend die Stirn seines Schülers, der jedoch bereits völlig abgelenkt war und begann, seine Geschichte nochmal zu erzählen. 

Als er zu Ende gesprochen hatte, sahen sich die Krieger an. Birkenstern seufzte und bemühte sich sichtlich, die Fassung nicht zu verlieren. Er sah in die verängstigten Gesichter seiner Katzen. "Ich weiß. Das ist ganz schön beunruhigend.", miaute er ruhig. "Doch lasst uns jetzt erst einmal das beenden, was wir gerade begonnen haben." Er schenkte Rabenpfote ein Lächeln und blinzelte Krähenpfote aufmunternd zu. "Kommt." Und gemeinsam folgten sie Birkenstern zurück ins Lager. Als sie durch die Büsche traten, schaffte es Krähenpfote bereits wieder seinen Schwanz aufgerecht aufrecht zu tragen. "Wir werden Krieger, wir werden Krieger, wir werden Krieger!", miaute er überglücklich und hüpfte voraus zu Nesselpfote der unruhig gewartet hatte. "Da bist du ja!", rief er erleichtert und rieb seinen Kopf schnurrend an Krähenpfotes Schläfe. "Lange Geschichte", seufzte dieser nur und stimmte in das Schnurren mit ein. 

Wenig später hatten alle Katzen Krähenpfote begrüßt und umsorgt, Birkenstern und die Mentoren hatten sich wieder in Stellung gebracht und die drei Schüler sich herausgeputzt. Aufgeregt saßen sie dicht nebeneinander und blickten erwartungsvoll ihrem Anführer entgegen. Erst jetzt fiel Rabenpfote auf, dass er größer als Birkenstern war. Nicht viel, nur ein paar Schnurrhaaresbreiten, doch diese Erkenntnis ließ Stolz in ihm aufsteigen. Seine starken Muskeln zuckten aufgeregt unter dem glänzend schwarzen Pelz. 

Die Nacht wurde dunkler. Wolken schoben sich vor den Mond.

Birkenstern begann mit Krähenpfote. "Hagelschweif. Bist du der Meinung, dass dein Schüler Krähenpfote bereit ist, die Pflichten eines Kriegers anzunehmen?" Dieser nickte stolz und brummte: "Das ist er. Mehr als das." Krähenpfote schnurrte laut bei den Worten seines Mentors. Birkenstern legte seinen Kopf in den Nacken und richtete sich an das verdunkelte Sternenvlies. "Ich,Birkenstern, Anführer des HeideClans, rufe den SternenClan an und bitte ihn, auf diesen Schüler herabzublicken. Er hat hart trainiert, um eure edlen Gesetze zu erlernen und für sie kämpfen zu können, und ich empfehle ihn dir nun als Krieger."  Er senkte seinen warmherzigen Blick wieder. "Krähenpfote." Rabenpfotes Bruder richtete sich noch ein Stück weiter auf. "Krähenpfote, versprichst du, das Gesetz der Krieger  einzuhalten und deinen Clan zu beschützen und zu verteidigen, selbst wenn es dein Leben kostet?"" Birkensterns Stimme bebte vor Ergriffenheit. Es war seine erste Ernennung eines Kriegers als Anführer eines Clans. Rabenpfote fieberte mit dem jungen Kater mit. Krähenpfote antwortete wie er es gelernt hatte. "Ich verspreche es", miaute er fest und mit einer Leidenschaft, die seinen Bruder mit Stolz erfüllte. Birkenstern schnurrte die nächsten Worte mehr, als er sie miaute.

"Dann gebe ich dir, mit der Kraft des SternenClans, deinen Kriegernamen. Krähenpfote, von diesem Augenblick an wirst du Krähenfall heißen. Der SternenClan ehrt deine Loyalität und deine Entschlossenheit und wir heißen dich als vollwertigen Krieger des HeideClans willkommen." Birkenstern legte dem frisch gebackenen Krieger die Schnauze auf den Kopf und Rabenpfotes Bruder leckte ihm dafür kurz über die Schulter. Als sich Krähenfall umdrehte, strahlten seine Augen wie zwei Sonnen. Rabenpfote rief als Erster und am lautesten von allen: "Krähenfall! Krähenfall! Krähenfall" 

Der Mond war fast vollständig verschwunden. Die Nacht wurde tiefschwarz. 

Sein Freund Nesselpfote durfte die gleichen Worte sprechen. Birkenstern ehrte seinen Eifer und sein Pflichtbewusstsein und gab ihm feierlich seinen Kriegernamen. Der ganze Clan echote den Ruf. "Nesselstreif!" Rabenpfote rief so laut er konnte. "Nesselstreif! Nesselstreif!" Der muskulöse Kater schien noch größer geworden zu sein, als er sich neben Krähenfall niederließ. 

Nervös bearbeitete Rabenpfote den weichen Boden. Jetzt war er an der Reihe. Birkenstern schenkte ihm ein warmes Lächeln, bevor er sich an seine Gefährtin Efeudorn wandte: "Efeudorn, ist Rabenpfote bereit ein vollwertiger Krieger zu werden?" Die schöne Kätzin schnurrte leise, ihr glatter Pelz schien einen eigenen Schein in der Dunkelheit zu verbreiten. "Bereit, der Beste zu werden", miaute sie stolz, woraufhin Birkenstern die Worte des Rituals sprach und Rabenpfote voller Inbrunst sein Versprechen gab. "Dann gebe ich dir, mit der Kraft des SternenClans, deinen Kriegernamen." Ein Schauer ging durch Rabenpfotes Körper. "Rabenpfote, von diesem Augenblick an wirst du Rabenherz heißen. Der SternenClan ehrt deine Leidenschaft und Hingebung für den Clan und wir heißen dich als vollwertigen Krieger in unseren Reihen willkommen." Sobald Rabenherz die Schnauze seines Anführers auf seinem Kopf spürte, fühlte er sich als könnte er Berge versetzen. Als würde ihm alles gelingen. Als würde ihm niemals jemand Schaden zufügen können. 

Noch im selben Herzschlag wurde er eines besseren belehrt. 

Ein gewaltiges Beben ging durch die Erde. Doch nicht nur durch den Boden, es war ein Beben in seinen Knochen, in seinem Atem, in seinem Herzschlag, in seinem Geist, in seiner Existenz. Eine Welle des Schmerzes, wie er ihn noch nie erlebt hatte, brach über ihn herein. Schwemmte ihn fort. Mit einer Wucht, als wolle er jedes Leben aus ihm herauspeitschen. Druck baute sich auf. Wurde stärker und stärker, drängte in seinen Geist, in jede Zelle seines Körpers und mit ihm kam Schmerz. Noch mehr Schmerz. Rabenherz konnte nicht atmen. Sein Maul riss auf, er wollte schreien, doch konnte nichts hören. Das Blut rauschte so laut in seinen Ohren, als wäre es ein reisender Strom. Die Qualen wurden so stark, dass er glaubte, zerrissen zu werden. Plötzlich war er sich sicher, genau hier und jetzt zu sterben. 

Dann. War der Schmerz fort. Stille. 

Rabenherz kam wieder zu Bewusstsein. Und fand sich in der vertrauten, mystischen Welt von Akkar wieder. Die anderen Katzen waren von der Senke verschwunden. Die Form des Gottes war wie immer ein tiefschwarzer Rabe, dunkler als der Nachthimmel, dunkler als irgendein Schatten jemals sein könnte. Er saß auf der größten Tanne. Die Augen spiegelten den farbenüberzogenen Himmel wieder und ruhten auf Rabenherz.

Ich hatte dich gewarnt. 

Rabenherz war noch völlig starr vor Schreck. Die Schmerzen pochten als phantomartige Empfindungen noch durch seine Adern. Seine Stimme war erstickt, er fand kaum Energie, Worte zu formen. Es war, als hätte etwas fast all seine Lebensenergie aus ihm gesaugt und nur noch einen kümmerlichen Rest übrig gelassen. "W..wa..s.. wa..r .. das?" Rabenherz musste husten, seine Lungen ächzten unter der Last der Atmung.

Tartaras. Er ist auferstanden. 

Rabenherz spürte die Last der Worte nun zum ersten Mal. Der Schmerz. Diese aggressive Macht, die das Leben aus ihm reißen wollte. Das war also Tartaras. Der Todesgott. 

Hör zu. Ich habe dich auserwählt, weil du die einzige Kreatur warst, die meine Energie ertragen und wahrnehmen konnte. Du bist die letzte Hoffnung für deine Artgenossen und für deine Ebene der Existenz. Scheiterst du, wird nicht nur deine eigene Welt von Tartaras und seinen Dämonen verschlungen werden, sondern auch wir Götter werden immer machtloser, je mächtiger er wird. Ist er mit dieser Eben fertig, wird er nach weiterne Formen des Lebens suchen. Und wir, die Götter, die dem Leben verschrieben sind, werden den Todesgöttern zum Opfer fallen. Das Gleichgewicht ist auf ewig gestört. Der Tod wird regieren. Bis nichts mehr übrig ist. 

Rabenherz konnte nichts anderes tun, als laut zu winseln und sich tiefer auf den unwirklich kühlen Boden zu drücken. 

Reiß dich zusammen, Sterblicher. Unser aller Schicksal hängt von dir ab. Von dir und den anderen Auserwählten. 

Rabenherz wollte fragen, welche anderen Auserwählten er meinte, doch brachte nicht genug Kraft auf. Dennoch schien der Gott seine Frage verstanden zu haben. 

Neben dir gibt es noch weitere Lebewesen, die Unsereins spüren und ertragen können. Doch unterschiedliche Lebewesen sind für unterschiedliche Götter erschaffen. Einst gab es für jede Art einen Schutzgott. Doch diese undankbaren Wesen haben die Traditionen in Vergessenheit geraten lassen. Ohne die passenden Rituale und magischen Handlungen ist es für uns Götter geradezu unmöglich in andere Eben zu gelangen. Meistens reichen die Rituale nur aus, um einen Teil unserer Macht auszusenden. Wir erfüllen Wünsche im Gegenzug für den Zugang zu anderen Ebenen, aus denen wir Kraft ziehen können. Doch je weniger man uns anruft, desto schwächer werden wir und desto schwerer wird es für uns, Wesen wie dich zu erreichen. Das können nur die Stärksten. 

Rabenherz saugte die Worte des Gottes auf. Es war so viel. Es war so unglaublich. Es war faszinierend. Mächtige Worte. Mächtige Geschichten. Sie machten ihn gierig wie nach einem ganz besonders saftigen Beutestück. 

Und selbst wenn wir eigentlich anderen Wesen verbunden sind, können wir nur noch diese wenigen erreichen, die eine ausreichend starke Seele haben, unabhängig von der Art. Dies ist der Grund, weshalb ich, der Vogelgott, eine Katze wie dich um Hilfe bitten muss. Der einzige der noch stark genug war, sich ebenfalls einer Auserwählten zu zeigen, ist Equu. Und er ist noch viel stärker als ich. Er hat es geschafft, sich vollständig aus unserer Ebene der Existenz in die Ebene der sterblichen Wesen, in eure Ebene, zu transferieren. Er ist völlig unabhängig von Anbetung und Machtzug geworden. 

Rabenherz erholte sich langsam von seinem anfänglichen Schock. Er kam zitternd auf die Beine. Auch seine Stimme fand er wieder. "Was kann ich tun, Akkar?"

Mich beschwören. Wie oft muss ich dies noch wiederholen?

"Und damit kann ich die Bedrohung abwenden? Das kannst du?" Das klang zu einfach. Und er hatte Recht.

Nein, so mächtig bin ich nicht, dass ich dazu allein im Stande wäre. Mit Equu stehen unsere Chancen immer noch lächerlich schlecht, ihn überhaupt nur bremsen zu  können,da wir nur zwei Götter des Lebens sind, während Tartaras, der mächtigste Todesgott, sämtliche kleinere Todesdämonen beschwören kann. Doch es ist besser als nichts zu versuchen.

Rabenherz verlor den Mut. Es musste doch etwas geben, was Tartaras aufhalten konnte! "Gibt es denn niemand der Tartaras vollständig aufhalten kann? Dieses...Gleichgewicht wieder herstellen kann?", sprach er seine Hoffnung aus. 

Akkar schwieg. Nicht lange, dann antwortete er zögerlich.

Doch. Die Mutter alles Lebens. Die älteste Göttin. Wir nennen sie Ruvyn. Die große Mutter. In beschworener Form wäre sie mächtiger als Tartaras und all seine Schergen. 

"Und? Warum beschwören wir nicht einfach diese Göttin?", miaute Rabenherz hoffnungsvoll, doch die Akkars Antwort folgte prompt und niederschmetternd. 

Das ist unmöglich. Sie ist so alt, dass es kein einziges Lebewesen mehr gibt, dass die Ruvyns Rituale kennt. Sie ist kaum noch ein Schatten ihrer selbst. 

Tiefe Trauer schwang in seinen Worten mit. 

Wenn Götter für eine zu lange Zeit keinen Zugang zu anderen Ebenen haben, löst sich ihre Existenz auf. Dieser Prozess ist so langsam, dass es praktisch niemals so weit kommt. Doch Ruvyn ist älter als alles Leben anderer Ebenen. Sie hat die anderen Eben geformt, das Leben erschaffen. Und sich dabei selbst von ihnen abhängig gemacht. Jetzt ist sie fast vollkommen verblasst. Ich kann ihre Präsenz nicht einmal mehr spüren, vielleicht ist sie bereits tot. 

Rabenherzs Kehle schnürrte sich zu. Das klang entsetzlich. Hoffnungslosigkeit ergriff ihn wie eine unbarmherzige Fessel, machte ihn bewegungs- und handlungsunfähig. Wenn Akkar und Equu nicht einmal ausreichten, um Tartaras zu bremsen ...

Rabenherz, gib die Hoffnung nicht auf. Wir besitzen zwar nicht einmal einen Bruchteil von Ruvyns Macht, doch wir können zumindestens die Todesdämonen, die Tartaras beschwört, zurückdrängen, solange sie schwächer oder gleich stark sind wie Equu und ich. Das verschafft dir und der anderen Auserwählten Zeit. Ich glaube nicht, dass diese Zeit irgendetwas bewirkt, sie ist in unserer Ebene nicht einmal einen Herzschlag lang, doch in eurer Ebene deutlich länger. Ich kann jedenfalls nichts anderes tun, als gegen den Tod und das Böse anzukämpfen, es ist meine Bestimmung, dafür wurde ich geschaffen. Und es ist doch deutlich besser, mit erhobenem Haupt zu sterben, als mit eingezogenem Schwanz. 

Rabenherz erkannte, dass auch er nichts anderes tun konnte, als zu kämpfen. Für jede Sekunde des Lebens, die ihm und allen, die ihm wichtig waren, noch übrig blieb. 

Geh, Rabenherz. 

Rabenherz schlug die Augen auf. Der nächste Schock. Sämtliche Clankatzen krümmten sich auf dem Boden. Die Schreie, die sie ausstießen, waren Zeichen für die unerträglichen Qualen, die sie gerade erlitten. Hilflos stand Rabenherz in der Mitte der Senke. Sein Blick traf Birkensterns Blick. Auch er war noch bei Sinnen. Er starrte entsetzt und verzweifelt auf seine Katzen, die eine nach dem anderen verstummte. Rabenherz stellte überrascht die Ohren auf. Es dauerte quälend lange, doch eine Katze nach der anderen hörte auf, zu schreien, die Gesichtszüge entspannten sich, die Krallen wurden eingefahren. Bald öffneten die ersten ihre Augen und rappelten sich entkräftet auf. Efeudorn war eine von ihnen, Rabenherz eilte sofort zu ihr. "Efeudorn! Wie geht es dir? Was ist passiert?" Die schöne Kätzin blinzelte. Dann erkannte sie Rabenherz. "Rabenherz ..." Sie sah sich verwirrt um. "Der SternenClan ... er.. er hat mich beschützt." Birkenstern kam angerannt und drückte sich angstvoll schnurrend an seine Gefährtin. "Efeudorn, wie froh bin ich, dass es dir gut geht. Dein Glaube war stark genug, dich hat der SternenClan also auch beschützen können." Er schnurrte laut und leckte der noch völlig perplexen Kätzin über die Wange. 

Langsam begriff Rabenherz. Akkar hatte ihn vor Tartaras' Einfluss beschützt. Und der SternenClan hatte anscheinend ebenfalls die Fähigkeit, das Böse für eine bestimmte Zeit abzuwehren. 

Plötzlich wurde ihm eiskalt. 

Er fuhr herum. Stürzte dorthin, wo sich Nesselstreif auf dem Boden gekrümmt hatte und immer noch schrie. 

"Nesselstreif! Nesselstreif, hörst du mich?", jaulte Rabenherz außer sich vor Panik, er schüttelte seinen Freund, immer wieder, doch der langezogene Schmerzensschrei brach nicht ab. Tränen stiegen ihm in die Augen. "Nesselstreif, du musst kämpfen! Ich brauche dich!", winselte er und schüttelte weiter den schweren Körper seines besten Freundes. "Nesselstreif!" Sein Winseln erstickte in seiner Kehle bei dem Anblick des gepeinigten Katers. Nesselstreif begann sich wild hin und her zu wälzen, er warf seinen Kopf in die Luft, schrie noch lauter. Auf einmal war Krähenfall neben ihm und begann ebenfalls auf Nesselstreif einzujaulen. "Nesselstreif! Wach auf!" Die Stimme seines Bruders war zum Schluchzen verzerrt. Rabenherz konnte kaum noch etwas durch die Tränen verschleierten Augen sehen, doch er stieß seinen Freund weiter an. 

Plötzlich brach das Schreien abrupt ab. Der Körper regte sich nicht mehr. 

Rabenherzs Herz setzte aus. 

Dann bäumte sich Nesselstreif auf. Nur um gleich wieder wie tot da zu liegen. 

Krähenfall und Rabenherz wichen zurück. 

Ein Knurren. 

Nesselstreif richtete sich langsam auf. Mit dem Rücken zu den Brüdern. So langsam, als würde jemand ihn hochziehen. Dann warf der Kater den Kopf herum und fletschte die Zähne. 

Die Augen. Blutrot. 

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro