Funkenpfote
Alle Muskeln waren angespannt.
Ihre Sinne waren scharf.
Ihre Augen waren auf die dicht bewachsene Wiese vor ihr fixiert.
Der Wind strich über ihr Fell und schickte silberne Wellen über das wogende Berggras. Die hochstehende Sonne ließ das Gras golden aufleuchten.
Der Duft anderer GipfelClan-Katzen umgab sie.
Sie war nervös. Das war ihr erstes Mal. Sie durfte keinen Fehler machen.
Die Katzen warteten. Die Körper so dicht wie möglich an den Boden gedrückt. Sie durften sie nicht sehen.
Funkenpfote hörte ihr kleines Herz in ihrer Brust hämmern. Ihre Mutter hatte Recht behalten: Es war bereits jetzt ein berauschendes Gefühl, obwohl sie noch nicht einmal begonnen hatten.
Plötzlich tauchten mehrere graue Köpfe aus dem Gras auf. Mit wild zuckenden Nasen observierten sie die Landschaft.
Konnten sie die GipfelClankatzen riechen?
Funkenpfote hielt die Luft an.
Nach ein paar Herzschlägen senkten sich die großen Tiere wieder auf alle viere. Zuversichtlich, dass keine Gefahr ihm Verzug war, verteilten sich die Murmeltiere langsam auf der Wiese, entfernten sich immer weiter von ihrem Bau.
Aus dem Augenwinkel sah sie, wie die erste Gruppe sich langsam zu bewegen begann. Wenn sie ihre Augen zusammenkniff, konnte sie das Gras hinter den Bauen ebenfalls leicht rascheln sehen.
Ein Jaulen zerriss die Luft.
Das war Himmelssturms Signal!
Die Gruppe, die sich dich bei den Bauen befand, platze mit lautem Jaulen aus ihrem Versteck. Augenblicklich richteten sich alle acht versammelten Murmeltiere kerzengerade auf und stießen warnende, hohe Pfiffe aus. Sie waren nicht dumm. Innerhalb eines Herzschlages erkannten sie, dass sie nicht in ihre unterirdischen Gänge zurück konnten. Also flohen sie wie auf Kommando in alle Richtungen, keiner nahm die gleich Richtung.
Genau wie Himmelssturm es vorhergesehen hat!
Neben sich spürte Funkenpfote, wie Nebelpfote ihre Muskeln anspannte. Ein Murmeltier schob seinen wuchtigen Körper mit großer Geschwindigkeit direkt auf ihr Versteck zu. Sie konnte seinen schnellen Atem hören, das Trippeln der Pfoten. Der beißende Panikgeruch, der dem Murmeltier voraus eilte, war ein Geschenk für die beiden Schülerinnen, denn das große braungraue Tier würde sie nicht riechen können.
Die Schwestern wechselten einen Blick. Dann richteten sie sich mit einem Ruck auf und sprangen.
Das Murmeltier quietschte, als die zwei Katzen auf dem großen Rücken landeten. Funkenpfote auf der linken Seite, Nebelpfote auf der rechten. Mit unerwartet heftiger Gegenwehr warf sich das Murmeltier hin und her, seine kleinen, aber messerscharfen Krallen fuhren wild durch die Luft, das Maul mit den gewaltigen Schneidezähnen war panisch aufgerissen.
Funkenpfote erinnerte sich an die Anweisungen von Dohlenkralle: "Halt dich von ihren Zähnen fern! Sie können dir die Pfoten mit einem Biss abhacken!"
Das Murmeltier kreischte, als Nebelpfote das rechte Auge attackierte. Blut spritzte. Funkenpfote hatte alle Pfoten damit zu tun, sich an dem dichten Pelz fest zu klammern, wie konnte ihre Schwester eine Pfote lösen und angreifen? Angst durchfuhr Funkenpfote. Himmelssturms Anweisungen waren eindeutig. Sie sollten das Murmeltier festhalten, es am Fliehen hindern. Aber nicht angreifen! Das war viel zu gefährlich!
"Nebelpfote, pass auf!" Funkenpfote versuchte, ihre große Schwester zurückzuhalten, doch diese schien wie im Rausch. Immer wieder hieb sie auf den großen Kopf des Tieres ein, das sich fiepend hin und her warf. Beinahe hätte Funkenpfote den Halt verloren, eilig krallte sie sich tiefer in das borstige Rückenfell, eines ihrer Hinterbeine fuhr durch die Luft und sie versuchte erneut, ihre Hinterkrallen in den Bauch des Murmeltiers zu schlagen, als sich plötzlich der ganze Körper auf die Hinterbeine hob.
Funkenpfote jaulte erschrocken auf, als das Murmeltier sie unter sich zu begraben drohte.
Sie hatte keine Wahl. Sofort zog sie die Krallen ein und stieß sich ab, rollte heftig atmend in das Gras, bevor der riesige Körper auf dem Boden aufschlug.
Wieder kreischte das Murmeltier. Funkenpfote rappelte sich eilig auf. Und erstarrte vor Angst. Was zum Fuchs tat ihre Schwester da??
Die große Schülerin hatte sich erneut auf das Murmeltier geworfen und bearbeitete wie wahnsinnig den weichen Bauch des riesigen Tieres, welches sich vor Schmerz laut quietschend wand und mit den scharfen Krallen nach seinem Angreifer schlug.
"AAaaaa" Funkenpfote musste miterleben, wie die messerscharfen Waffen durch die Haut ihrer Schwester fuhren, als wäre es ein Blatt. In Schock sah sie das dicke Blut, das die Schulter ihrer Schwester hinab ronn.
"Lass los, Nebelpfote! Weg da!!", rief sie verzweifelt ihrer erbittert kämpfenden Nestschwester zu, doch sie hörte nicht. Hilflos und mit gesträubten Fell stand Funkenpfote im hohen Gras. Es war unmöglich, ihrer Schwester zu helfen. Auf das rasende Murmeltier zu springen, wäre Selbstmord.
Was tut sie nur? Sie bringt sich um! Panisch sah sie sich um. Himmelssturm musste jeden Moment kommen! Wieso brauchte er so lange?
Ein helles Kreischen ließ Funkenpfote vor Schreck niederkauern. Ihr ganzer Körper zitterte. Tränen stiegen ihr in die Augen. Sie kniff sie zusammen. Die Tränen brannten heiß und hell auf ihren Wangen.
Himmelssturm, hilf ihr!! Oh SternenClan, lass sie nicht sterben!!
Ein dunkles Knurren ließ sie aufschrecken. Er war da! Himmelssturm jagte blitzschnell durch das Gras, er war wie ein Schatten, der über das dichte Grün flog. Er sprang in die Luft. Seine Muskeln tanzten im Sonnenlicht, die großen Reißzähne leuchteten auf, die gewaltige Pranke durchschnitt die Luft wie ein Komet. Sie raste durch die Luft und schlug mit einer unglaublichen Wucht den Kopf des Murmeltiers auf den Boden. Nebelpfotes Schmerzesjaulen, als sich die scharfen Zähne mit einem Ruck aus ihrem Beim lösten, war unerträglich. Himmelssturm schubste sie grob von dem wild tobenden Murmeltier und warf Funkenpfote einen Blick zu. Funkenpfote verstand sofort. Zitternd rannte sie zu ihrer Schwester, die vor Schmerz fiepend im Gras lag. Ihre Flanken bebten, ihre Brust hob und senkte sich in viel zu schnellem Tempo.
Während hinter ihr das sterbende Murmeltier röchelnde Laute ausstieß, versuchte Funkenpfote nicht auf das ganze Blut an ihrer Schwester zu achten, sondern sie zum Aufstehen zu bewegen.
Sie mussten so schnell wie möglich zu Krähenfluch oder sie würde verbluten!
Doch ihre Schwester zitterte zu stark. Sie schien das Bewusstsein verloren zu haben. Verzweifelt zerrte Funkenpfote an ihrem Nackenfell, doch sie war zu schwer. Das durfte einfach nicht wahr sein! War sie wirklich zu schwach, ihrer Schwester das Leben zu retten? Erst konnte sie nicht mit ihr kämpfen und jetzt war sie unfähig, ihre bewusstlose Schwester aufzuheben? Die Tränen verschleierten Funkenpfotes Blick. Schluchzend versenkte sie ihre Zähne erneut in dem Nackenfell und begann zu ziehen. Ein gequältes Stöhnen ihrer Schwester ließ sie sofort wieder loslassen. Wenn sie ihre Schwester auf diese Weise zerrte, würde sie ihre Wunden noch verschlimmern! Verzweiflung und Selbsthass griffen tief in Funkenpfotes Inneres und schickten eine schreckliche Kälte durch ihren Körper.
Plötzlich tauchte Himmelssturm auf. Getränkt mit Murmeltierblut. Sein gewaltiger Kopf senkte sich und er hob Funkenpfotes Schwester vorsichtig auf, als hätte sie das Gewicht einer Fliege. Er warf Funkenpfote einen Blick zu. Diese zuckte unter seinem Blick zusammen, als wäre sie geschlagen worden.
"Du musst Krähenfluch Bescheid geben. Lauf!"
Weinend, schluchzend und zitternd rannte Funkenpfote los. In Windeseile trugen ihre Pfoten sie zurück zum GipfelClan-Lager. Ohne sich um die sorgenvollen Gesichter der Lagerwachen zu kümmern, fetzte sie durch die Höhle und rannte Krähenfluch fast um, als dieser gerade aus seiner Höhle kam.
"Funkenpfote", miaute er überrascht und erkannte sofort den Ernst der Lage. "Was ist passiert?"
Schluchzend rang Funkenpfote nach Luft. "Nebelpfote", wimmerte sie. Ihr Körper zitterte wie Espenlaub. "Sie ist schwer verletzt ... die Murmeltiere ..." "Danke, ich weiß, was zu tun ist." Er eilte zurück sein Nest. Sie hörte ihn wühlen und werken, dann kam er keinen Herzschlag später mit einem dicken Bündel voller Pflanzen und Spinnweben wieder heraus. "Funkenpfote", wies er sie streng an. "Du bleibst hier. Ruh dich aus. Ich habe keine Lust, dann auch noch dich verarzten zu müssen, weil du vor Panik und Sorge um deine Schwester zusammenbrichst. Bleib hier und berichte deiner Mutter, was geschehen ist." Der schwarze Kater mit der weißen Gesichtshälfte rannte aus der Höhle, ohne sich nochmals umzudrehen.
Funkenpfotes Geist war wie benebelt.
Irgendwie schaffte sie es zum Nest ihrer Mutter. Sie hörte sich reden und sie hörte Rotlaub besorgt antworten. Sie spürte die Zunge, die beruhigend über ihren Kopf strich und sie konnte die Zuversicht in Rotlaubs Miauen hören. Sie sog sie auf, als wäre es ein saftiges Stück Frischbeute.
Irgendwie schaffte es ihr entkräfteter Körper in einen unruhigen Schlaf zu fallen.
Sie hatte gefühlt gerade erst ihre Augen geschlossen, da wurde sie auch schon wieder von ihrer Mutter aus dem Schlaf gerissen.
"Funkenpfote, wach auf" Rotlaubs Stimme war krank vor Sorge und Verzweiflung.
Mit hämmerndem Herzen öffnete Funkenpfote die Augen. Sie hatte schreckliche Angst, als sie das Gesicht ihrer Mutter sah.
"Krähenfluch ... er hat ..."
Sofort stürmte Funkenpfote an ihrer aufgelösten Mutter vorbei, schob sich durch die Katzen, die sich vor Krähenfluchs Höhle versammelt hatten, ignorierte deren hoffnungslose Gesichter und kam mit gesträubtem Fell vor dem Moosnest zum Stehen, in dem ihre Schwester lag.
Ihr wurde übel.
Ihre Schwester lag wie tot da. Sie war immer noch nicht bei Bewusstsein. Das Fell verklebt mit Blut. Dicke Spinnweben lagen über riesigen Krallenspuren. Krähenfluch hatte ihr verwundetes Bein auf einen flachen Stein neben dem Nest gebettet. Es lag da. Präsentiert wie ein Stück Frischbeute. Die Stelle, an der sich das Murmeltier verbissen hatte, ...
Funkenpfote wandte winselnd den Kopf ab. Es war unerträglich anzusehen.
"Funkenpfote, es tut mir leid." Krähenfluch räumte gerade unterschiedliche Salben neben den Stein und sah sie mit starrer Miene über die Schulter hinweg an.
Funkenpfote blickte zitternd auf. "Was tut dir leid?" Krähenfluch öffnete das Maul, doch sie ahnte bereits, warum er so viele Spinnweben neben seine Schwester gelegt hatte. "Nein... nein. NEIN!", jaulte sie und fegte die Spinnweben gegen die Höhlenwand. "Du kannst sie heilen! Du MUSST sie heilen!" Ihre Augen brannten. Ihre Kehle war so zugeschnürt von Panik, dass es ihr schwer fiel, zu atmen.
Die kühlen, zweifarbigen Augen des Heilers sahen sie nur resigniert an. Er seufzte. "Funkenpfote. Die Muskelbänder sind völlig zerfetzt. Der Knochen liegt frei und ist angesprungen. Da ist selbst der SternenClan machtlos."
Funkenpfote schüttelte nur den Kopf. "Nein, nein, nein. Nein ..." Ihr Blick fixierte das rohe Fleisch, als könnte sie es dadurch wieder zusammenwachsen lassen. Es sah so furchtbar aus.
Ihre Schwester würde ihr Bein verlieren. Ihr Bein. einfach weg.
Es ging nicht in ihren Kopf.
Sie schrie den schwarzen Heiler an, der sich Nebelpfote bereits näherte, um sein hässliches Werk zu verrichten.
"Nein! Das kannst du nicht tun!" Ihre Stimme überschlug sich in ein heißeres Kreischen. Als der GipfelClan-Heiler nicht reagierte und die Pfote ihrer Schwester berührte, warf sich Funkenpfote auf den schwarzen Kater. Mit ausgefahrenen Krallen nagelte sie ihn auf dem felsigen Boden fest und fauchte ihm ins Gesicht. "FASS SIE NICHT AN!", jaulte sie. Die ausdruckslosen Augen des Heilers machten sie rasend vor Wut. Sie wünschte sich nichts mehr, als dem schwarz weißen Gesicht eine Spur rot zu verpassen. Plötzlich wurde sie am Nackenfell gepackt und von Krähenfluch gehoben. Sie tobte, kratzte, schlug um sich, doch Himmelssturm ließ sie nicht los. Hilflos musste sie zusehen, wie Krähenfluch erneut die Pfote ihrer Schwester untersuchte.
Sie weinte. "Nein .. nein..." Schluchzend kniff sie die Augen zusammen.
Plötzlich tauchte der Krieger Ahornkralle neben Himmelssturm auf. "Himmelssturm, vor dem Lager ist ein Einzelgänger aufgetaucht! Wir halten ihn fest, was sollen wir tun?" Himmelssturm nickte nur und setzte sich mit ihr im Maul in Bewegung. Mit eiligen Schritten trug er sie zum Höhleneingang des Lagers. Funkenpfote wehrte sich wie verrückt, doch genau so gut hätte sie versuchen können, einen Berg zu bewegen.
Himmelssturm ließ sie grob zwischen seine riesigen Pfoten fallen. Knurrend richtete sich Funkenpfote auf.
Vor ihnen standen Ahornkralle und der riesige Brandpelz, zwischen ihnen einen unbekannten Kater, der in Funkenpfote augenblicklich Misstrauen weckte. Und Furcht.
Als erstes fiel iihr das fehlende Auge auf. Sein linkes Auge war ein schwarzes, stark vernarbtes Loch. Doch tief in der Dunkelheit schimmerte es blutrot. Sie sah genauer hin. Das waren keine normalen Narben. Es sah aus, als hätte eine Spinne dicke schwarze Fäden über das Auge gezogen. Sein rechts Auge war nicht minder einschüchtern. Es war ein stechendes Violett, wie sie es noch nie gesehen hatte. Rauchwind, der Anführer des MoorClans, hatte blaue Augen, die lila schimmerten, sobald Licht auf sie traf, aber diese Augen ... Es klackerte leise. Erschrocken erkannte Funkenpfote, dass dieser gruselige Kater ein Seil um den Hals trug. Und es war geschmückt mit Knochen. Knochen kleiner Beutetiere und Schädel unterschiedlichster Vögel.
Eingeschüchtert drückte sie sich enger an die starken Beine von Himmelssturm.
Dieser machte sich keine Mühe sein Misstrauen zu verbergen. "Du hast unsere Duftmarken ignoriert und bist in unser Territorium eingedrungen. Was willst du hier, Fremder?", knurrte er angespannt. Ihm war bewusst, wie ungünstig der Moment war. "Wir haben gerade keine Nerven für Eindringlinge." Der gruselige Kater grinste und erst jetzt fielen Funkenpfote seine riesigen Schneidezähne auf, die aus seinem Maul ragten, selbst wenn sein Maul geschlossen waren. Ein knöcherndes Kichern ertönte aus der Kehle des Einzelgängers.
"Sei gegrüßt, Himmelssturm. Ich bin hier, um zu helfen."
Himmelssturm knurrte. "Wobei solltest du uns helfen können?"
Der Kater verengte die Augen. "Die Schülerin."
Funkenpfote schnappte nach Luft. Woher wusste er von ihrer Schwester?
Auch Himmelssturm peitschte unruhig mit den Schweif. Seine Muskeln waren bis zum Äußersten angespannt. "Woher weißt du von ihr? Ich warne dich, wenn..."
"Spielt das eine Rolle?", zischte der Kater leise und grinste wissend. "Ich kann ihr Bein retten."
Funkenpfotes Herz machte einen Satz. Sofort legte sie ihren Kopf in den Nacken und sah Himmelssturm flehend an. Dieser schien zu zögern.
Der fremde Kater legte den Kopf schief. "Du musst deine Entscheidung schnell treffen, Anführer. Euer Heiler legt bereits los." Seine Stimme war wie das Zischen einer Schlange. Leise, gefährlich, sanft.
Himmelssturm nickte schließlich. "Folge mir. Und wage es nicht, ihr ein Leid zuzufügen."
Ein keckerndes Kichern war die Antwort. "Das würde ich niemals tun."
Ahornkralle und Brandpelz hielten sich dicht an den Seiten des schildpattfarbenen Eindringlings. Der Kater war so groß wie Brandpelz, stelle sie erschrocken fest. Er war nur einen halben Kopf kleiner als Himmelssturm. Das war mehr als beunruhigend.Auch sein Gang war seltsam. Die Beine waren untersetzt, die Rippen und die Hüftknochen standen hervor, als hätte der Kater seit einem Mond nicht gefressen.
Funkenpfote stand etwas perplex am Höhleneingang des Lagers. Wer war dieser Kater? Konnte er wirklich das Bein ihrer Schwester retten? Misstrauen juckte unter ihrem Pelz wie tausend Ameisen. Etwas stimmte nicht mit diesem Fremdling. Diese Augen. Die Knochen. Und diese Zähne!! Das war keine normale Katze. Doch sie konnte nichts tun. Sie wünschte sich nichts mehr, als dass er ihre Schwester rettete, also entschied sie, ihr Misstrauen für eine Weile zurückzuhalten und abzuwarten.
Sie trabte zur Heilerhöhle, ihr Schweif war steil aufgerichtet, ihre Ohren zuckten nervös hin und her. Ahornkralle und Brandpelz hatten sich als Wachen vor dem Eingang positioniert. Als sich Funkenpfote näherte, gaben sie ihr unmissverständlich zu verstehen, dass sie im Inneren nicht erwünscht war. Kurz überlegte sie, ob sie sich trotzdem zu ihrer Schwester kämpfen sollte, doch da kam Krähenfluch mit wütendem Gesicht herausgestapft. Sein Schwanz peitschte aufgebracht hin und her, während er Richtung Lagerausgang stampfte und dabei Flüche murmelte. "Der SternenClan wird das nicht dulden, der SternenClan hat doch Gesetze, Himmelssturm ist doch nicht dumm, warum...." Sein Keifen wurde leiser, bis er aus der Höhle verschwunden war.
Kurz darauf kam auch Himmelssturm aus der Höhle. Funkenpfote wurde es heiß und kalt. Mit gesträubten Fell trat sie auf den Anführer zu. "Warum hast du sie allein gelassen, Himmelssturm? Er ist jetzt allein mit ihr, was passiert mit ihr??", fragte sie vorwurfsvoll, doch der große Weiße schüttelte nur ratlos mit dem Kopf. "Er hat gesagt, er muss allein sein." Er sah die Schülerin nur traurig an. "Oder willst du, dass deine Schwester für immer als Krüppel leben muss?" Funkenpfote schluckte ihre Angst hinunter. Himmelssturm hatte recht.
Nachdem sie bis in die Nacht vor der Heilerhöhle auf und ab gelaufen war, legte sie sich völlig entkräftet neben ihre Mutter, die den Eingang ununterbrochen fixierte. Rotlaub überredete sie dazu, sich auszuruhen und versprach ihr, sie zu wecken, falls es Neuigkeiten gab. Das ließ sich Funkenpfote nicht zweimal sagen. Sie rollte sich zusammen und schlief einen Herzschlag später wie ein Stein.
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