Kapitel 1
Ein kalter Wind fegte durch das Lager. Ein einsames Blatt ließ sich auf dem Laubpfotes Rücken nieder, doch der Schüler schüttelte es direkt wieder ab und er konnte nur schwer ein gähnen unterdrücken.
Durch den Regen und dem Wind in der letzten Nacht, hatte keiner der Schüler schlafen können, stattdessen hatten sie sich gruselige Geschichten erzählt, was auch nicht zu genügend Schlaf beigetragen hatte.
Laubpfote streckte sich ausgiebig und machte sich auf den Weg zum Frischbeutehaufen. Dort angekommen verzog der Kater das Gesicht. Die Kuhle in der Mitte des Lagers war nur mit wenigen Beutestücken gefüllt. Schlussendlich entschied sich Laubpfote für eine mickrige Maus, immerhin hatte er schon gelernt, dass die Königinnen und Junge die größeren Beutestücke dringender brauchten.
Er nahm die Maus und machte sich auf zu einer abgelegenen Stelle des Lagers, gerade als er an dem Anführerbau, welcher in einer dichten Brombeerhecke lag, vorbeikam, hörte er leises geflüster. Eigentlich wusste Laubpfote, dass lauschen nicht gut war, doch er konnte nicht wiederstehen als er die Stimme von Tüpfelsee erkannte.
,,Tüpfelsee, jetzt beruhig dich erstmal wieder und fang nochmal von vorne an.", hörte man die Stimme von Falkenstern.
Laubpfote sah sich kurz um, dort wo er gerade stand war er einigermaßen geschützt vor den Blicken seiner Clangefährten. Er wollte sich garnicht vorstellen was seine Strafe wäre wenn er beim lauschen erwischt werden würde.
,,Also, ich hatte einen Traum... aber es war kein gewöhnlicher Traum. Ich war plötzlich auf einer Lichtung und vor mir stand ein Kater. Er hat gerochen wie eine Clankatze, aber ich weiß nicht wer er war. Dann begann er zu sprechen. S-seine Stimme war überall...", erzählte Tüpfelsee. Sie klang verängstigt.
Laubpfote rückte näher an die Brombeerhecke heran. Was hatte der Kater denn nun gesagt?
,,Er hat sowas gesagt wie: Wenn der Mond am höchsten steht und die Schatten am längsten sind, wird ein gebrochenes Herz den Clan ins Unheil stürzen. Eine Katze, die in Trauer versinkt, wird die Zeichen der Ahnen nicht mehr deuten können. Ein Funke der Hoffnung liegt in den Pfoten eines Schülers, der in der Asche der Friedens lebt. Nur durch den Bund von Treue und Vergebung kann der Clan aus der Dunkelheit zurück ins Licht geführt werden. Doch Vorsicht, denn Verrat lauert im Herzen des Waldes, wo Freund und Feind schwer zu unterscheiden sind."
Ein Schauer lief Laubpfotes Rücken hinunter. Die Worte der Kätzin schienen ein Echo zu haben und hallten in den Ohren des Schülers wieder.
Falkenstern schien davon nichts mitbekommen zu haben, zumindestens zeigte er es nicht als er weiter sprach:,, Das ist komisch. Es klingt wie als hättest du eine Prophezeiung des SternenClans erhalten... aber warum hat der SternenClan zu dir gesprochen und nicht zu mir oder Pilznase?"
Die letzte Frage stellte der Anführer mehr sich selbst als der Kätzin.
,,Vielleicht hat es etwas mit Weißpfote zu tun? Vielleicht wollte der SternenClan das ich sie auf die Gefahr vorbereite?", überlegte Tüpfelsee.
Diese Erklärung erschien Laubpfote plausibel, Weißpfote war immerhin Tüpfelsees Schülerin. Irgendwie tat ihm Weißpfote leid, er selbst wäre nicht gerne Teil einer Prophezeiung, alle würden etwas von einem erwarten und man muss alles richtig machen.
Eine Stimme ließ den Schüler aus seinen Gedanken schrecken. ,,Wenn du jetzt nicht langsam mal deine Maus isst, wirst du mit leerem Magen auf Patrouille gehen müssen.", sagte Lichthimmel, Laubpfotes Mentor.
Der Schüler wagte es nicht zu dem Kater zu blicken, wie lange hatte er Laubpfote schon beobachtet? Hatte er mitbekommen das er gelauscht hatte?
Bitte SternenClan mach das er nicht weiß dass ich gelauscht habe! bettelte er in Gedanken. Lichthimmel war eigentlich ein sehr freundlicher Kater, aber wenn man etwas gegen die Regeln tat konnte er sehr ungemütlich werden, außerdem hatte er die unangenehme Angewohnheit sehr nachtragend zu sein.
Doch Lichthimmel schien nichts gemerkt zu haben, zumindestens verriet seine Miene nichts als Laubpfote sich doch überwand und zu ihm aufblickte. ,,Ja, ich esse noch schnell, tut mir leid. Ich war ein wenig in Gedanken.", stammelte der Schüler wirr eine Entschuldigung zusammen, obwohl es garnichts gab wofür man sich entschuldigen musste.
Lichthimmel nickte knapp und trottete mit einem letzten Blick zu Laubpfote zu Rotauge und Sandohr welche wahrscheinlich ebenfalls mit auf Patrouille gehen würden.
Schnell schlang Laubpfote die Maus hinunter, er war sich sicher noch nie in seinem Leben so schnell gegessen zu haben. Der Falt dass er die ganze Zeit den Blick von Lichthimmel auf sich spürte machte es nicht besser.
Nur kurze Zeit später stand Laubpfote neben seinem Mentor am Lagerausgang. ,,Wir werden heute die Grenze am Fluss bis hoch auf die Hügel makieren.", erklärte Sandohr die Pläne für die anstehende Patrouille.
Laubpfote stöhnte innerlich auf. Diese Strecke war alles andere als kurz und einfach, er konnte von Glück reden wenn er vor Sonnenuntergang wieder da waren.
Die kleine Gruppe trottete gemütlich los. Normalerweise würde man so eine lange Strecke nicht auf einer Patrouille laufen, doch in letzter Zeit waren immer mehr Katzen krank geworden und alle Heilkräuter welche Pilznase ihnen gab schienen zu versagen, so mussten halt die übrigen Katzen die Arbeit übernehmen.
Der Wind riss fast schon an Laubpfotes Fell und der Kater kniff die Augen zusammen, Blätter wirbelten um die Truppe herum. Normalerweise hörte man den Fluss schon von weitem, vorallem wenn es in der letzten Zeit mehr geregnet hatte, so wie jetzt, doch der Wind machte es unmöglich das gleichmäßige Rauschen herauszuhören.
Es dauerte doch kürzer als Laubpfote gedacht hatte bis sie den Fluss erreichten. Die Strömung war sehr stark und der Schüler wollte sich nicht vorstellen wie es sein musste wenn man dort rein fiel. Die anderen Mitglieder der Patrouille waren schon dabei die Grenze zu markieren.
,,Laubpfote, weniger Tagträumen und mehr helfen!", rief sein Mentor ihm zu während Sandauge und Rotauge schon hinter dem nächsten Strauch verschwand.
Der Schüler beeilte sich seinem Mentor und den Kriegern nachzulaufen, wenn das so weiter ging würde es die langweiligste Patrouille jemals werden.
Die Truppe hatte gerade eine steile, steinige Passage hinter sich gelassen und Laubpfote hatte jede Hoffnung auf etwas aufregendes auf dieser Patrouille verloren als sie plötzlich ein Geräusch hörten. Die Ohren der Katzen schnellten nach vorne und ihr Nackenfell sträubte sich.
Der Wind, welcher in der letzten Zeit ein wenig nachgelassen hatte trug einen seltsamen Geruch zu ihnen. Laubpfote erkannte sofort, dass es sich um eine Katze handeln musste, doch es war keine Clankatze und der Geruch war vermischt mit Kräutern, welche Laubpfote noch nie gerochen hatte.
Die Umrisse einer Katze waren im Schatten der Bäume zu sehen, Lichthimmel wirbelte herum und Rotauge stellte sich schützend vor Laubpfote. Dieser gab ein leises Fauchen von sich, er war doch kein hilfloses Junges! Wenn es zu einem Kampf kam wollte er mithelfen!
Eine graue Kätzin löste sich aus den Schatten, ihr Fell war wirr und mit Blättern versehen, doch sie sah nicht verwahrlost aus. Fast als wäre ihr wilder Anblick so gewollt.
Lichthimmel gab den anderen Katzen ein kurzes Zeichen, diese richteten sich wieder auf, doch ihre Krallen zogen sie nicht ein. Die Kätzin sah nicht aus als wäre sie auf einen Kampf aus... Aber wer war sie und warum war sie hier?
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro