PROLOG
PFEIFEND STRICH der Wind sanft um Bäume, Büsche, Berge und Seen, Grillen zirpten dazu und Eulen stimmten mit ein. Schwach schien der Mond durch Bäume auf die unendlich große Wiese.
Aus dem Dickicht ertönte ein Rascheln, übermütig sprang eine junge Kätzin aus diesem und landete sanft auf dem weichen, saftig grünen Graß. Ganz plötzlich erhoben sich tausende von winzig kleinen, leuchtenden Punkten und sie stiegen leise in den tiefschwarzen, von Sternen gesprenkelten Nachthimmel.
„Wow.", staunte die schlanke Kätzin, während einer der Punkte an ihr vorbeiflog, neugierig streckte sie den Kopf und blickte hinauf in das unbeschreiblich große Silbervlies. Die Jungkatze hatte den nächtlichen Himmel zwar schon öfter betrachtet, aber immer erstaunte es sie, wie wunderschön er doch sein konnte.
Mit gerecktem Hals starrte sie hinauf in den Himmel und versuchte, sich jede noch so winzige Kleinigkeit einzuprägen. Sie war so damit beschäftigt, über die Sterne zu staunen, dass sie überhaupt nicht merkte, wie sich eine Katze neben sie gesellte.
„Wunderschön, nicht?", ertönte da eine knorrige Stimme neben ihr. Erschrocken zuckte die Kätzin zusammen, sprang auf und drehte sich zu der Stimme um, konnte aber keinen entdecken. Da, wo sie die Katze vermutet hatte, war nichts außer endloses Graß und ein paar Vereinzelte von diesen komischen leuchtenden Punkten. „Wo – Wo bist du?", fragte sie mit zitternder Stimme und legte ihre Ohren flach an ihren Kopf.
Mit einem eleganten Sprung setzte eine Kätzin federnd vor ihr auf den Boden. Der schwarze Pelz der Kätzin verschmolz förmlich mit der Nacht, nur dank ihrer schneeweißen Pfoten konnte die Jungkatze die andere ausmachen.
Weise, eisblaue Augen mit einem leichten Goldschimmer trafen auf junge, vor Schreck und Angst geweitete, dunkelbraune Augen.
„Ich bin die Sternensagerin.", erklang ihre knorrige Stimme erneut und musterte die andere von oben bis unten. Verwundert blinzelte die Jüngere. „Sternensagerin? Was soll das sein?", maunzte sie mit hoher Stimme, doch sie klang nicht mehr so verängstigt, wie sie es am Anfang getan hatte.
Die Sternensagerin schnurrte belustigt. „Die Sternensagerin ist die Anführerin eines Stammes, wir lesen Botschaften aus den Sternen und teilen diese anderen mit, normalerweise nur den Katzen unseres Stammes, aber die Sterne schickten mich zu dir, Aeria."
Mit gesträubtem Fell wich Aeria zurück, woher kannte diese fremde Katze ihren Namen?
Angst und Neugier kämpften in ihr, sie hatte Angst, da die Kätzin leicht verrückt klang, seit wann redeten denn Sterne? Aber sie war auch neugierig, denn wen die Sterne schon etwas über sie sagten, dann wollte sie wenigstens auch wissen, um was es ging. „Was wollen die Sterne denn von mir? Und wer kann dir da was sagen? Und – „setzte sie an. „Nicht so viele Fragen auf einmal.", ein weiteres Schnurren rumpelte aus der Kehle der Sternensagerin. „In den Sternen wohnen unsere Ahnen, weißt du? Meine Eltern, zum Beispiel, wachen dort oben und schauen auf uns herab, sie leiten unsere Pfoten. Verstehst du?" Versonnen schaute Sternensagerin zu den Sternen hinauf und seufzte. „Auch für mich ist es bald Zeit zu gehen und auf diese Welt hinabzusehen und die Pfoten meiner Stammesgefährten zu leiten."
„Gehen? Wohin den? Wie kommst du denn zu den Sternen?", Aeria hatte sich hingesetzt und schlug aufgeregt mit dem Schweif. „Zu dem Stamm der ewigen Jagd, meinen Ahnen. Wenn ich sterbe, wird mein Geist von ihnen empfangen, sie werden mich in ihre Kreise aufnehmen.", erklärte ihr Sternensagerin. „Hm.", Aeria blinzelte und sah auf zu den Sternen, wie winzige Punkte blickten sie auf sie hinab. „Komm ich eines Tages auch in den Stamm der ewigen Jagd?" Neugier schwang in ihrer Stimme mit.
Sternensagerins schwarzes Gesicht verzog sich leicht, dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, ich fürchte, du wirst deine eigenen Jagdgründe finden müssen. Deshalb schickten mich die Sterne zu dir. Ich soll dir mitteilen, dass du den SternenClan gründen wirst, dort werden deine Ahnen auf dich warten und über dich wachen."
Fasziniert starrte Aeria die ältere Kätzin an, erneut schwirrte ihr Kopf voller Fragen. „Wie Gründe ich ihn? Wie mache ich das?" Ihre braunen Augen blitzten auf vor Neugierde.
Traurig wand Sternensagerin ihren großen Kopf zu der kleineren Kätzin. „Du wirst – sterben müssen."
Fauchend machte Aeria einen Satz nach hinten und entblößte ihre scharfen, gelblichen Zähne. „Nein! Ich bin zu jung, um zu sterben, ich hab noch mein ganzes Leben vor mir! Du bist doch bloß Eine mäusehirnige, alte Kätzin, die nicht weiß, wovon sie redet! Soll dieser SternenClan sich doch selbst gründen!" Aerias braunes Fell stand in alle Richtungen ab und ihre Krallen hatten sich in den Boden gegraben.
Ohne groß darüber nachzudenken, sprang sie in das nächstlegende Gebüsch und rannte, so schnell und lange ihre kurzen Beine sie trugen. Ängstlich und wütend spähte die Kätzin nach hinten, fand aber nichts außer Dunkelheit hinter ihr. Erleichtert seufzte Aeria auf, sie war dieser Mäusehirnigen entkommen.
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Aeria streckte sich genüsslich und blickte wohlwollend auf ihre winzigen Jungen, welche sich eng an ihren flauschigen, weißen Ball kuschelten. Liebevoll leckte sie den kleinen Fellbündeln über ihre Köpfe. Es waren 4 wundervolle Junge, eins schöner als das andere. Das Kleinste, ihre Tochter Schatten, war eine fast schwarze Kätzin mit tiefschwarzen Streifen und einer einzelnen weißen Pfote, kurz nach ihrer Geburt hatte es so ausgesehen, als würde die kleine Kätzin sterben, doch sie hatte es überstanden. Ihre ältere Schwester Nacht, war ebenfalls eine kleine Kätzin und das Einzige, was sie von Schatten unterschied, war, dass sie komplett schwarz war und kein bisschen weiß an ihrem Fell hatte. Krähe war einer ihrer zwei Söhne, er war ein dunkelgraues Bündel mit braunen Pfoten und der letzte im Bunde, Farn, war ein schildpattfarbener Kater, der Aeria an ihre Großmutter erinnerte. Ob sie wohl über Aeria wachte? Ein Schaudern lief ihr über den Rücken, sie durfte nicht an solche Sachen denken, sonst schweiften ihre Gedanken zu der merkwürdigen Begegnung mit der alten Kätzin Sternensagerin. Ängstlich kniff Aeria ihre Augen zusammen, verscheuchte die eigenartige, schwarze Katze aus ihrem Kopf.
Schwere Schritte außerhalb ihres versteckten Nestes in einem Holderbusch verrieten der braunweißen Katze, dass ihr Gefährte von der Beutejagd zurückgekehrt war. „Milo?", rief sie den schwarzen Kater zu sich. Sofort steckte sich der große Kopf des Katers durch den Eingang in den Busch hinein und schnurrte ihr liebevoll zu. „Hallo Aeria. Hallo, ihr vier.", den letzten Teil flüsterte der sanfte Riese an seine Jungen gewandt.
„Papa?", da strahlte ein meerblaues Augenpaar den großen Kater an. „Schatten.", schnurrte er und leckte ihr sanft über den Kopf, obwohl Schatten diesen schnell wieder zurücksteckte, dabei kicherte und ihre Geschwister weckte. „Hast du uns eine Maus mitgebracht?", fragte ihre Schwester neugierig und wackelte aufgeregt mit ihrem Schwanz. Der schwarze Kater nickte, drehte sich kurz um und kam dann mit einer Maus in seinem Maul zurück. Nur wenige Herzschläge, nachdem er die Maus abgelegt hatte, stürzten sich drei schwarze und ein buntes Fellbündel auf die Maus.
Aeria stand vorsichtig auf und spürte einen stechenden Schmerz in ihren Beinen. „Ich gehe mir die Beine vertreten", murmelte sie Milo zu, der dies mit einem kleinen Nicken abtat.
Mit staksenden Beinen lief Aeria in den Wald und sog die frische Luft ein, normalerweise hätte sie das beruhigt, aber nicht Heute. Wieder schweifte sie in Gedanken zu Sternensagerin ab und dachte über deren Worte nach.
Du wirst den SternenClan gründen. Du wirst sterben. Du wirst den SternenClan gründen. Du wirst sterben. Du wirst st-
„Halt den Mund!"; kreischte die braune Kätzin erbost, kniff die Augen zusammen, sank zu Boden und presste sich ihre Pfoten auf die Ohren. „Halt den Mund, halt den Mund, halt den Mund!", schrie sie immer und immer wieder, doch es war, als ob die Stimme sie einfach nicht loslassen wollte.
Aeria wusste nicht, wie lange sie da gelegen und geschrienen hatte, doch plötzlich verstummte die Stimme und sie war allein. Allein im dunklen Wald, wie sie erschrocken feststellte. War es nicht gerade noch hell gewesen? dachte sie verwirrt und sah sich unsicher um. Mit zitternden Schnurrharen setzte sie langsam und bedacht eine Pfote vor die andere, sie kannte den Wald zwar sehr gut, aber so dunkel und bedrohlich hatte sie ihn noch nie erlebt und das machte ihr ungeheure Angst.
Wie ein Regenschauer fühlte sich die Angst auf ihrem Rücken an, als sie, mit dem Fell gesträubt und die Krallen ängstlich ausgefahren weiter durch den Wald umherirrte. Sie hatte nicht einen blassen Schimmer, wo sie sich befand.
„Milo?", rief sie aus, doch ihre Stimme war viel leiser und schwächer, als sie es beabsichtigt hatte – so würde der Kater sie nie im Leben hören. „Milo!", versuchte sie es erneut, dieses Mal klang ihre Stimme schon lauter, aber noch immer nicht so stark, wie sie es sich gewünscht hätte. Unsicher tapste sie einige Schritte nach vorne und versuchte irgendwas in der Dunkelheit zu erkennen oder wahrzunehmen, aber das Einzige, was sie roch, war ihr eigener Angstgeruch. „Mit diesem Tempo komme ich nie aus dem Wald", murmelte sie und verfiel in einen leichten Trab. Sie wollte hier raus und das so schnell wie nur irgend möglich. Es war egal, in welche Richtung sie gehen würde, irgendwann wird der Wald immer Enden. So mit beschloss sie, einfach geradeaus zu laufen, entschied sich dann aber, doch lieber zu rennen und setzte mit hastigen Sprüngen in die ausgewählte Richtung.
Ihre braunen Augen starr noch vorne gerichtet, versuchte die Kätzin alles um sie herum auszublenden, es würde ihr ja doch nichts nützen, alles war schwarz.
Ihr Vorsatz, sich nicht umzusehen oder umzuhören wurde aber schlagartig vereitelt, als sie Pfotengetrappel hinter sich hörte. Aerias Atem stockte, wer konnte das sein?
Von Angst getrieben rannte die schlanke Kätzin nur noch schneller, in der Hoffnung, die andere Katze loszuwerden. Ob es Milo war, war ihr dabei egal, dass einzige was für sie im Moment zählte, war ihre enorme Angst.
Sie bewegte ihre Ohren nach hinten und konzentrierte sich auf die Schritte der Katze und musste mit Schreck feststellen, dass die Katze weg war. Verdattert wollte Aeria stehen bleiben, doch da wurde sie plötzlich von der Seite gerammt und viel auf den kalten Waldboden.
Erschrocken schnappte sie nach Luft, fuhr die Krallen aus und schlug blindlings los, bis sie den Geruch der Katze vernahm. Es war ein ihr sehr bekannter Geruch von Tannen und Mäusen. „Milo!"; kreischte sie, als der Kater seine Krallen in ihren weichen Bauch rammte. „Milo, stopp! Ich bin es!"; verzweifelt schlug die Kätzin nach dem Kater, versuchte seine Augen zu treffen, da dies das Einzige waren, was sie in der Dunkelheit sah. Wie die leuchtenden und schwebenden Punkte, die sie vor all den Jahren bei der Begegnung mit Sternensagerin beobachten konnte, tanzten Milos gelbe Augen in der Schwärze umher.
Ob der Kater sie erkannt hatte, wusste sie nicht, dennoch holte sie entschlossen aus und bekam eines seiner Augen unter ihre glänzenden Krallen. Fauchend vor Schmerzen wich der Kater zurück und bleckte wütend seine Zähne. Aeria wollte aufspringen und ihren Gefährten entrüstet zur Rede stellen, doch ihr Bauch schmerzte zu sehr, als dass sie aufstehen, geschweige denn aufspringen könnte. Mit angelegten Ohren rollte sie sich auf die Seite, um dennoch zu versuchen, sich in eine aufrechte Position zu begeben.
In demselben Moment, indem ihr Bauch den Boden berührte, bereute Aeria, dass sie nicht einfach liegen geblieben war. Zu spät erkannte sie die Gefahr, dass sie Milo den Rücken zudrehte. Nicht einen Herzschlag später und sie wurde erneut brutal zu Boden gerissen und auf die schmerzende Wunde gedrückt. „Warum – tust du das?", brachte die braune keuchend, unter zusammengebissenen Zähnen hervor.
„Weil es kein Gut, ohne Böse geben kann.", erklang es erschreckend nah an ihrem Ohr und sie vernahm den übelriechenden Atem ihres Gefährten – eine Mischung aus Blut und Krähenfraß.
Verwirrt zuckte Aeria mit dem Schweif. „Ich verstehe nicht - " setzte sie an, wurde jedoch sogleich von Milo unterbrochen.
„Natürlich nicht!", fauchte dieser bitter in ihr Ohr. „Du verstehst so vieles nicht. Arme, kleine Aeria. Hättest du Sternensagerin damals besser zugehört, würdest du wissen, dass neben dem SternenClan auch der Wald der Finsternis erschaffen werden sollte – eine Aufgabe, wie für mich geschaffen."
Nach Luft schnappend versuchte Aeria einen klaren Gedanken zu fassen – ein Platz für die guten und einen für die bösen Ahnen – das machte durchaus Sinn, doch verstand sie nicht, warum Milo sie nicht schon bei ihrer ersten Begegnung umgebracht hatte. „Warum – warum jetzt?", fragte sie ihn leise, der Schmerz deutlich in ihrer Stimme.
„Weil ich mit unseren Jungen bereits mehr Mitglieder im Wald der Finsternis habe als du im SternenClan."
„Nein!", stieß Aeria panisch hervor und wandte sich hektisch unter dem großen Kater. „Du wirst unsere Jungen da raushalten! Du wirst ihnen ni- "
Der Wald war von Stille erfüllt, als Milo langsam durch ihn hindurch lief und sich eine Geschichte zurechtlegte, was im Wald vorgefallen war und warum er ohne ihre Mutter, aber blutverschmiert und verletzt zurückkam. Er sah kurz noch einmal über seine Schulter und sah das braune Fellbündel verabscheuend an, er hatte der Welt geholfen, indem er sie von dieser erbärmlich schwachen Kätzin befreit hatte, da war er sich sicher.
Er verharrte einige Sekunden, dann verfiel er in einen schnellen Trab, doch er wurde immer langsamer, je näher er der Lichtung mit dem Holderbusch kam. Seine schweren Pfotenschritte ließen seine Kinder aus dem Bau schießen und ihn, mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen, anstarren. „Papa?", maunzte Schatten, die jüngste, verwirrt und besah sich seiner blutbeschmierten Gestalt. „Was ist im Wald passiert?", wimmerte Nacht, die sich an ihre Schwester brachte und aus dem Zittern gar nicht mehr herauskommen. „Eure Mutter", fing er an und legte eine theatralische Pause ein," ich – sie hat mich angegriffen. Ich hatte sie gerade erst entdeckt, als sie sich plötzlich auf mich warf und blendete. Ich versuchte, sie so wenig wie möglich zu verletzten, doch – „Gespielte Trauer überkam ihn und er senkte den Kopf. Im Flüsterton fuhr er fort. „Sie schrie mich an, meinte, dass ich einen schlechten Einfluss auf euch habe. Sie meinte, ich wäre ein schlechter Kater und – Vater."
„Das bist du nicht!", quickte Krähe, er rannte zu seinem Vater und legte ihm die Kratzer, an die er mit seinen kurzen Beinen herankam. „Mama war die Böse!" Milo war über die Leichtgläubigkeit seines Sohnes verwundert, aber nicht verärgert, dass würde alles nur noch leichter machen, wenn doch nur die anderen auch so reagieren würden, doch das taten sie nicht.
„Hast du Läuse im Hirn?", fauchte Schatten und stellte sich vor Farn und Nacht, ihre Ohren angelegt und ihr Fell gesträubt zeigte sie dem viel größeren Kater ihre winzigen Zähne. „Aeria ist viel kleiner als du, sie hätte es niemals geschafft, dich einfach zu überrumpeln! Du lügst!" Nacht und Farn schien das Argument ihrer Schwester einzuleuchten, denn sie sahen mit einem Mal genauso entschlossen aus, wie die vor ihnen stehende Kätzin. „Ich war Über – „, versuchte Milo sich zu rechtfertigen. „Ich glaube dir kein Wort!", presste Schatten mit vor Wut peitschendem Schwanz. „Ich werde mir Mutters Leiche ansehen.", beschloss sie, drehte sich um und lief in die Richtung, aus der ihr Vater gerade erst gekommen war.
Mit einem gewaltigen Satz landete er vor Schatten. „Das wirst du nicht! Ich verbiete es dir!", spuckte er wütend aus und nun sträubte auch er sein schwarzes Fell, was ihn noch größer erscheinen ließ, als er es sowieso schon war. „Warum nicht!", knurrte Schatten scharf „Hast du etwa zu verbergen, dass du sie ermordet hast?!" Schattens Stimme überschlug sich und Milo konnte nicht anders. Als überrascht sein. Woher wollte sich die kleine Kätzin so sicher sein, dass er – ihr eigener Vater – seine Gefährtin und ihre Mutter getötet hatte? Doch seine Geduld war zu Ende und er schlug mit seiner Pranke nach Schatten, welche dumpf zu Boden fiel. „Schatten!", ertönte das entsetzte Jaulen dreier Jungen.
„Krähe!", blaffte Milo „Sie beschuldig mich des Mordes, ich dachte du glaubst mir?" Sofort war das viel kleinere Ebenbild von Milo an seiner Seite, obwohl er noch immer ängstlich auf seine Schwester starrte, die sich mühsam wieder aufrappelte – zu ihrem Glück hatte Milo sie mit eingefahrenen Krallen geschlagen.
Schatten schwankte kurz, wurde aber sofort von Nacht und Farn gestützt und sie alle drei blickten ängstlich, wenn auch wütend zu Milo. „Wir gehen", bestimmte Schatten, was ihre Geschwister mit einem hektischen Nicken unterstützen. Fragend sah Schatten ihren dunkelgrauen Bruder an, der jedoch energisch den Kopf schüttelte - nein, er würde ihnen nicht folgen. „Dann verschwindet doch!"; knurrte Milo mit einem wütendem Schwanzschnippen „Wenn ihr noch nicht einmal eurem eigenen Vater trauen könnt!"
Durch diese Worte bestätigt drehten sich die zwei schwarzen und das schildpattfarbene Junge um und rannten, solange ihre kleinen Pfoten es vermochten, sie zu tragen.
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Erschöpft fielen die beiden Schwestern auf ihre Moosnester und drückten sich aneinander. Es waren fünf Monde vergangen, seit sie von Milo und Krähe gerannt sind und zwei, seit sie ohne ihren Bruder Farn weiterreisten. Er wurde von einem felllosen Riesen gepackt und weggetragen. Nacht und Schatten hatten vergebens versucht, ihm zu helfen, doch sie blieben erfolgslos. „Was meinst du, wie es Krähe geht? Und Farn?", fragend blickte Nacht ihre jüngere und dennoch größere Schwester an. „Ich weiß es nicht.", gab Schatten zu und wenn sie ehrlich war, interessierte sie es auch wenig, Sie musste sich darauf konzentrieren, sich und ihre Schwester am Leben zu erhalten und das würde sie tun, komme was wolle. „Schlaf jetzt:", miaute sie der schwarzen Kätzin zu, „Wir werden Morgen wieder losziehen."
„Wieso wandern wir andauernd umher?", maulte Nacht, als sie am nächsten Tag durch hohe Gräßer liefen, bei denen sie kaum die Schwanzspitze herausrecken konnten. „Still" zischte Schatten, die unmittelbar vor ihr lief. Beleidigt legte Nacht die Ohren an und wollte sich erneut beschweren, dass Schatten ihr nicht einfach den Mund verbieten konnte. Doch da sträubte sich Schattens Fell und wenn dies geschah, konnte das nur eins bedeuten. „Renn!"; kreischte Schatten panisch auf, drehte sich um und rannte blindlings in irgendeine Richtung. Kurz verdattert blieb Nacht stehen, doch dann roch und hörte sie es auch. Hunde! Panisch rannte sie der Geruchsspur ihrer Schwester hinterher, die im hohen Gras nicht mehr zu sehen war. Nacht wurde sich schmerzlich bewusst, dass sie nie so lange hatte Zögern dürfen, als sie den heißen Atem eines Hundes an ihrer Schwanzspitze fühlte. „Schatten!"; schrie sie, noch immer konnte sie die Kätzin nicht entdecken, sie würde sie doch nicht allein gelassen haben? „Schatten?", mit jedem Schrei war die Panik in ihrer Stimme deutlicher zu hören. „Hier oben!"; ertönte es plötzlich. Schatten saß auf einem Baum! Schnell änderte Nacht ihre Richtung, was den Hund hinter ihr ins Schleudern brachte, doch gleich danach, war ihr ein anderer auf den Fersen. So schnell sie konnte, raste sie auf den Baum zu und machte sich bereit, diesen mit einem Sprung zu besteigen.
Sie wollte grade zum Absprung ausholen, da jaulte der Hund hinter ihr plötzlich auf, eine Kätzin stand wenige Schwanzlängen hinter Nacht und hatte dem Hund, der mindestens doppelt so groß wie sie war, einfach die Krallen über die Nase gezogen. Nacht sah es schon vor sich, gleich würde er die Kätzin in Stücke fetzen. Doch wider ihre Erwartungen zog der Hund den Schwanz ein und machte sich davon.
„Geht es euch gut?", maunzte die cremefarbene Kätzin besorgt und fing sofort an, Nacht schnuppernd auf Verletzungen zu überprüfen, während Schatten umständlich den Baum hinunterkletterte. „Er hat mich nicht erwischt", gab die dunkelgraue von sich und blickte besorgt zu ihrer dunkleren Schwester. „Mich auch nicht.", keuchte sie, immer noch atemlos von dem anstrengenden Lauf.
„Ich bin Dohle", stellte sich die cremefarbene vor, „kommt doch mit mir, ich lebe mit ein paar anderen Katzen ganz in der Nähe!". Nacht und Schatten sahen sich einige Herzschläge lang an und kamen zu dem Schluss, dass sie mit der freundlichen Kätzin gehen würden – endlich konnten sie für mehr als einen Tag ruhen.
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Wörter 3250
Was haltet ihr von dem Prolog, ist die Länge okay oder findet ihr sie zu lang?
Wenn ihr Rechtschreibfehler oder Ähnliches findet, sagt mir bitte Bescheid, dann werde ich diese verbessern!
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