1. KAPITEL
MIT KRÄFTIGEN Flügelschlägen hob der große, braune Adler aus seinem Nest von der Felsklippe ab und flog gen Himmel. Seine Flügelspitzen streifen einige Wipfel hochgewachsener Bäume, was ihn dazu bewegt, noch höher zu fliegen, manch ein Vogel würde nun den Boden beinahe aus den Augen verlieren, doch der Adler, mit seinen nadelscharfen, gelben Augen, hat diesen fest im Blick.
Wie die Federn eines Jungvogels schweben sanfte, unzählige weitere Schneeflocken auf die, bereits seit Tagen schneebedeckte Landschafft. Die Berge, aus welchen der Adler kam, waren zugeschneit, die Wälder, durch welche er grazil flog, die Wiesen, die weit unter seinen mächtigen Schwingen lagen und die Bäume, denen er vor wenigen Herzschlägen entflogen war, erstickten beinahe an den Mauslangen Schichten von Schnee. Es gab keinen Fluss, keinen See, der nicht von einer dicken Eisschicht umgeben war.
Inmitten dieser kalten Morgenluft drang vereinzeltes Vogelgezwitscher an die Ohren des Adlers und mit seinem stechenden Blick erkannte er Hasen, die übermütig durch das kühle Weiß hoppelten, völlig unbewusst von der Gefahr, die hoch über ihnen im Himmel umherflog. Die Füchse lagen unbekümmert in ihren unterirdischen Bauen, dicht an dicht gedrückt, um einander zu erwärmen. Die Mäuse, auf die es der weißköpfige Adler abgesehen hatte, hatten sich tief in ihren Höhlen versteckt. Gerade wollte der Adler seine Flügel zur Seite legen, um wieder zu seinem Nest zurückzukehren, doch da erspähte er eine törichte Maus, die sich trotz der klirrenden Kälte nach draußen gewagt hatte.
Voller Vorfreude blitzten seine Augen auf, er flog immer kleiner werdende Kreise, einzig seine Beute im Sinn und Blick, seine Umgebung vollkommen ausgeblendet, legte er die großen Flügel eng an seinen Körper und prescht im Sturzflug durch die Schneeflocken auf die Maus zu.
Wenige Herzschläge, bevor er die Maus hätte schnappen können, sprang eine hellbraune Kätzin aus ihrem Versteck und bohrte die Krallen in den Rücken des Adlers, erstarrt vor Schreck über diese List, versäumte der Adler es, für einige Herzschläge lang, sich zu wehren, was ihm sogleich zum Verhängnis wurde.
Blitzschnell beugte sich die schlanke Kätzin vor, nutzte die Verwirrtheit ihrer Beute aus und biss kräftig zu. Mit einem leisen knacken, dass dennoch durch die Stille des schneebedeckten Waldes laut in ihren Ohren widerhallen zu schien, brach sie dem Vogel das Genick, die Maus, die ihre eigentliche Beute hätte sein sollen, war längst vergessen und hatte sich wahrscheinlich tief in ihrem schützenden, warmen Bau verkrochen.
Zufrieden leckte sich die braune Kätzin, die weiß gesprenkelte Schnauze, fröhlich funkelten ihre grüngelben Augen, schnurrend sah sie auf zum Himmel und sprach, mit leiser, aber dennoch fester Stimme. „Danke SternenClan, danke, dass du uns diese Beute schenkst!"
Sie wand sich ab, begutachtete den Adler kurz, schnappte sich ihn und schleifte ihn mühsam in Richtung ihres Lagers, welches im Schutz eines kleinen Tales inmitten der Berge lag.
„Beim SternenClan, das ist ja ein Riesenvogel, Sperlingschweif!", quickte ein kleines, rotes Junge und stürmte um Sperlingschweifs braunweiße Pfoten, wodurch diese beinahe zu Boden ging. „We weg, Dämmerhunges, if muff daf tu den Älteften tragen!", kam es, gedämpft von dem Adler, aus dem Maul der Kätzin, die Ohren ärgerlich an den Kopf gelegt.
„Dämmerjunges!", maunzte eine weiße Kätzin ärgerlich und streckte ihren Kopf aus einer Öffnung eines Baumenkronartigen Baus – das Herz des Clans, die Kinderstube.
„Ich gehe ja schon, Mama.", piepste die angesprochene und rannte zügig zu ihrer Mutter ins warme, diese leckte ihr eifrig über den Kopf, um ihr Wärme zu spenden. Danach hob sie den honigfarbenen Kopf und sah die Kriegerin entschuldigend an, was diese mit einem Freundlichen nicken, abtat und mit zielsicheren Schritten in Richtung des Ältestenbaus trottete. Mit einem leicht amüsierten Schnauben erinnerte sich die Kätzin, dass ihre Tante, Mondgesicht, bald auch noch solche Wirbelwinde gebären wird.
Schwer seufzend hielt sie vor dem Bau, der Buschpelz, Rosenfeuer und Nebelläufer vor dem Wetter schützte, an. Die junge Kätzin weigerte sich hartnäckig dagegen, ihren ehemaligen Baukameraden Narbenpranke zu nennen.
Wie hatte Tropfenstern nur so grausam sein können, den entstellten und Querschnittsgelähmten Kater solch einen Namen geben zu können und ihn damit noch mehr zu demütigen? Wütend peitschte ihr flauschiger Schweif hin und her.
Jeder nannte ihn so, jeder sah an ihm einzig und allein die Verletzungen und die Behinderung, keiner sah die Schönheit, die unter all diesen Narben lag. Niemand sah es, bis auf sie.
Sie erkannte seine Schönheit, seinen Mut, seine Tapferkeit. Wenn andere ihn ansahen, sahen sie nur den vernarbten Kater Narbenpranke der, nicht wie andere Katzen seines Alters, jagen und kämpfen konnte, sondern ein weiteres lästiges Maul war, was es zu stopfen gab.
Rosenfeuer, Buschpelz und Sperlingschweif sahen allerdings Nebelläufer in ihm, der Kater, der als frisch ernannter Krieger Dämmerjunges, Aschenjunges und Mottenjunges vor einer Hundemeute wegbrachte, als diese sich aus dem Lager geschlichen hatten.
Er hatte gekämpft wie ein Löwe, war stark wie ein Bär gewesen, war gerannt wie ein Leopard, aber nun wurde er bloß, wie eine lästige Krähe behandelt.
Das war nicht fair, dass wusste sie, dass wusste Rosenfeuer und das wusste Buschpelz, nicht einmal ihr eigener Bruder konnte das sehen. Er war einst der beste Freund von Nebelläufer gewesen, dennoch hatte sich Spatzensprenkel während der Zeit von Nebelläufers Genesung von ihm abgewandt und wollte nichtmehr ansatzweise mit dem verkrüppelten Kater in Verbindung gebracht werden und das machte sie ungemein wütend.
Nebelläufer hatte auf ihn gezählt, auf seinen Besten Freund, sie selbst hatte ihn jeden Tag besucht, doch sie konnte den Schmerz nicht lindern, der ihn durch den Bruch der Freundschaft zugefügt wurde.
Behutsam, dem Alder keine weiteren Schäden zuzurichten, oder den Ältestenbau zu zerstören, schob sie ihren braun-weißen Kopf durch den Eingang des Baus. „Sperlingschweif!", wurde sie freudig von Narbenpranke begrüßt, seine Augen leuchteten auf.
Rasch legte sie ihre Beute ab und rieb ihren Kopf laut schnurrend an seinen. „Das ist ja ein großes Stück Fliegevieh", krächzte eine matschfarbene Kätzin. Sie tappte aus der Ecke des Baus, erblickte Sperlingschweif und rümpfte angewidert die Nase. „Schneit es schon wieder?" Sperlingschweif nickte, ihre Ohren zuckten nervös. „Ja", seufzte sie. „Leider"
Nun kam auch Rosenfeuer dazu, etwas wackelig erhob sie sich auf ihre Pfoten und kam – leicht schwankend – auf die drei Katzen zu. „Rosenfeuer? Geht es dir nicht gut?", miaute Sperlingschweif besorgt und eilte schnell an die Seite der wackeligen Ältesten. Dankbar und erleichtert lehnte diese sich an diese, wobei Sperlingschweif mit einem dumpfen Schmerz in Wange bemerkte, dass Rosenfeuer so dünn war, dass ihre spitzen Schultern sich in ihre Wange bohrten. „Es geht schon... nur ein bisschen kalt, aber...", ein Husten schüttelte Rosenfeuers Körper und unterbrach ihren Satz, bevor sie diesen jedoch erneut aufgreifen konnte, legte Sperlingschweif ihr sanft die Schwanzspitze aufs Maul und sah sie mit besorgten Augen und bittendem Blick an. „Nicht sprechen. Ich hole Farnglanz, leg dich wieder hin, Nebelläufer bringt dir den Adler, dann teilt ihr ihn euch am Nest, ja?"
Schwach nickte die orange-rote Kätzin, gestützt von Buschpelz ließ sie sich wieder in ihr Nest fallen, auch der graue Kater kam zu ihnen, mit dem Adler im Maul. Erst ließ er ihn, dann sich links neben der alten Kätzin fallen. Um sie zu wärmen, drückte er sich eng an sie, auch Buschpelz drückte sich auf der anderen Seite an ihre Freundin und spendete ihr mit dem dickem Pelz Wärme.
Gerührt von dieser Szene drehte sich Sperlingschweif um und machte sich auf in Richtung Heilerbau.
„Schwesterchen!", brüllte da jemand quer durch das Lager.
Na großartig, dachte sie, ihr Bruder, Spatzensprenkel. „So oft wie du bei den Ältesten bist, wirst du bald auch eine!", gluckste er und Adlerstreif, die den Boden unter seinen Pfoten mehr anbetete als den SternenClan, lachte mit. Wahrscheinlich betete sie auch sein Geschäft an, welches er auf dem Schmutzplatz verrichtete.
Genervt seufzte die Gefleckte auf. „Mir doch egal, jeder kommt dort theoretisch mal hin."
Ohne sich noch einmal in die Richtung ihres Bruders oder der braun gestreiften Kätzin zu sehen, lief sie weiter, sie wollte nichts mehr von den beiden hören. Irgendetwas rief er ihr noch, höchstwahrscheinlich etwas mäusehirniges, aber das hörte sie nicht mehr und hätte sie auch nicht hören wollen.
„Farnglanz?", rief sie in den, nach Kräutern duftenden, Heilerbau. Doch anstatt gelbgrüner Augen blickte ihr ein blaues Augenpaar fragend entgegen, zu welchem ein riesiger, grauer Körper mit weißen Sprenkeln gehörte. Sperlingschweifs Ohren zuckten nervös und sie musste schlucken, Hagelbart. Wie immer, wenn sie sich in seiner Nähe befand, wurde sie zittrig und ihr Herz flatterte so wild wie ein Schmetterling, sie war sich der Fehler ihrer Gefühle bewusst, doch Liebe war nun einmal nicht zu beeinflussen, oder?
„Was kann ich für dich tun, Sperlingschweif?" Seine wohlklingende, ruhige Stimme weckte in ihr die Erinnerung an Honig und die Geborgenheit des weichen Fells ihrer Mutter. Einige Herzschläge lang war es still im Heilerbau und Sperlingschweifs Hirn ratterte. Warum war sie nochmal hergekommen?
„Rosenfeuer!", rief sie aus. Hagelbart legte den großen Kopf fragend zu Seite und zuckte mit seinen langen Schnurhaaren, welchen er seinen Namen zu verdanken hatte. Peinlich berührt fuhr Sperlingschweif fort. „Es geht ihr nicht gut. Sie hustet und ist beinahe zu schwach, um überhaupt auf die Pfoten zu kommen." Besorgt wurde sie von den eisblauen Augen Hagelbarts angesehen. „Weißt du, ob sie friert?". Schnell nickte Sperlingschweif, so wie sie sich dankbar an Buschpelz und Nebelläufer gedrückt hatte, hatte ziemlich deutlich gezeigt, dass sie fror. Hagelbart nickte ernst und legte seine Stirn in Falten. Er drehte Sperlingschweif kurz den Rücken zu, verschwand in seinem Bau und kam wenige Herzschläge später mit einem Maul voller Blätter zurück. „Dann los.", brummte er und stapfte in Richtung des Ältestenbaus. Bei diesem angekommen hatte sich das Bild, das Sperlingschweif zurückgelassen hatte, kaum verändert. Noch immer kuschelten Narbenpranke und Buschpelz mit Rosenfeuer, der einzige Unterschied war nur, dass diese nun heftig zu zittern angefangen hatte. Sie zitterte so stark, dass Sperlingschweif befürchtete, ihr würde gleich der orangene Pelz vom Körper fallen.
Hagelbarts Augen quollen beinahe über vor Besorgnis, sanft schob er sich an den anderen beiden Ältesten vorbei, welche – wenn auch nur widerwillig – zu Seite wichen. „Rosenfeuer?" Hagelbart legte seine Nase auf die Stirn der Kätzin und stellte erschrocken fest, dass sie glühend heiß war. „Farnglanz?", murmelte die orangene träge und blinzelte zu dem Kater auf. „Nein, Farnglanz sucht nach Kräutern – ich bin es, Hagelbart.". miaute er sanft. „Du musst dich richtig hinlegen, damit du dich ausruhen kannst." Sie kam seiner Aufforderung ohne murren nach und kuschelte sich, auf der Seite liegend, tief in ihr Nest.
Eine große, grauweiße Pfote schob ihr einige Stängel mit tiefblauen Blüten zu. „Hier, schluck. Sie werden dein Fieber senken." Ohne die Augen zu öffnen, streckte Rosenfeuer den Hals, schnüffelte kurz an den Stängeln und leckte sie dann auf. Mit wachsamen Augen beobachtete Hagelbart sie, er vergewisserte sich, dass sie jeden Stängel schluckte. „Sperlingschweif", er hob kurz den Kopf über seine breite Schulter. „Geh bitte in den Heilerbau und hole mir Honig. Er liegt fast am Ende der Kräutersammlung." Sperlingschweif nickte knapp und preschte los.
Als sie den Heilerbau zum zweiten Mal an diesem Tag betrat, schlug ihr eine Geruchswolke der verschiedensten Kräuter in Gesicht, gepaart mit dem Geruch von Hagelbart und Farnglanz. Sie kniff die Augen zusammen und versuchte sich auf den süßen Geruch des Honigs zu konzentrieren. Nach einer kurzen Suche hatte sie ihn gefunden und machte sich zügig auf den Weg nach draußen. Sofort leitete sie ihren Weg auf den vertrauten Ältestenbau, der beinahe zentral im Lager lag, er bestand aus einem holen Baumstamm, dieser musste vor vielen Blattwechseln umgefallen sein, seitdem diente er als Ältestenbau. Innen drin war es dunkel, doch einige Löcher an den Seiten des Baumes ließen Licht und Luft in den Stamm, im Winter wurden diese mit Stöcken, Graß oder Moos zugesteckt, damit die kalte Luft nicht eindrang. An dem einen Eingang des Stammes kam niemand rann, da dieser direkt an einer Felswand lag und somit diese Seite verschloss, der offene Durchgang wurde durch einen Farnvorhang geschützt, welcher dafür sorgte, dass kaum kalte Luft in den Bau gelang. Dadurch, dass es ein Baumstamm war, war es der trockenste und wärmste Bau des Lagers.
„Honig!", mit diesen Worten platzte sie in den Bau und überreichte diesen schnell Hagelbart und trat zurück, um dem Kater genügend Platz zum arbeiten zu lassen. Sie hoffte sehr, dass es der alten Kätzin so weit gut ging und sie überleben würde. Wie eine Ratte nagte die Angst an ihrem Herzen. Buschpelz und Narbenpranke schien es ähnlich zu gehen, während Buschpelz unruhig auf und ab tigerte, lag Narbenpranke stumm auf seinem Nest und zerfetzte dieses mit seinen Vorderpfoten. Sperlingschweif konnte sich vorstellen, dass der dunkelgraue Kater am liebsten auch rumtigern würde, nur ging das schlecht und würde zu anstrengend sein. Wütend fauchte er leise und begann, das Moos brutaler aus seinem Nest zu rupfen.
Buschpelz bemerkte seine Frustration, lief zu ihm und murrte leise. „Lasst uns unsere Beine vertreten, Hagelbart braucht Platz und Rosenfeuer Ruhe." Trübselig stapften die drei Katzen raus in den kalten Schnee, Buschpelz rechts und Sperlingschweif links von Narbenpranke, er lief zwar ansatzweise sicher, dennoch schwankte er von Zeit zu Zeit noch etwas. Zum Glück lag der Schnee im Lager nicht so hoch, wie er es auf den Jagdgebieten des FelsenClans tat. „Lasst uns etwas Frischbeute holen, ich hatte heute noch nichts.", gab Sperlingschwief zu, außerdem sahen Buschpelz und Narbenpranke auch noch hungrig aus, weshalb die beiden zustimmten. Der Frischbeutehaufen lag etwas abseits der Baus, er lag relativ am Rand des FelsenClan-Lagers, da es dort einen Steinvorsprung gab, unter welchem ihre Beute geschützt vor Raubvögeln und Regen blieb.
Ein kleines jämmerliches Häufchen erwartete die drei Katzen dort, wo normalerweise ein gut gefüllter Haufen war. Kritisch begutachtete Buschpelz den Frischbeutehaufen. „Haben wir normalerweise nicht auch in der Blattleere mehr?", knurrte sie mit zusammengekniffenen Augen und vor verwirrung schlagendem Schweif. „Normalerweise schon.", brummte Narbenpranke sauer. „Ich kann mit schon denken, warum hier kaum etwas liegt."
„Ach wirklich, kannst du?", höhnte eine Stimme hinter den drei Gefährten. Spatzensprenkel, schon wieder. Nur mit Mühe schafften es die drei, sich ihr Fauchen zu verkneifen. „Für Krüppel wie dich, gibt es nichts, dass weißt du doch.", maunzte der überwiegend braune Kater und sprach dabei so, als würde er ein Junges tadeln. „Nenn ihn nicht so!", fauchte Sperlingschweif und stellte sich schützend vor Narbenpranke, welcher die Schultern hängen ließ und mit trüben Augen zu Boden sah. „Du hast kein Recht", knurrte die Kätzin, ihre Stimme zitterte vor Wut. „Ihn so runterzumachen – nur weil er anders ist! Er mag anders aussehen, anders laufen, aber er ist und bleibt Nebelläufer!". Mit beinahe jedem Wort hatte sie einen Schritt auf ihren Bruder zugetan, zu Ende ihres Satzes standen sich die beiden Geschwister so nahe, wie schon lang nicht mehr. Ihre Schnurhaare berührten sich beinahe und beide konnten die Wut in den Augen des anderen blitzen sehen. „Ja genau! Der Krüppel hat noch nicht einmal den Charakter von Nebelläufer!"; wütend kräuselte sich seine weiß gesprenkelte Nase und er blickte ihr unerschrocken in die grüngelben Augen. Was sollte ihm die Kätzin auch tun? Kätzinnen waren schwach, sie waren nicht dazu da, zu kämpfen. Also, warum sollte er Angst haben?
„Er ist Nebelläufer!", Sperlingsschweifs Stimme überschlug sich vor Wut und sie zeigte ihre spitzen Zähne. „Du machst mir keine Angst, Schwesterchen, du bist nur eine – Kätzin.", das letzte Wort sprach er so voller Hohn aus, dass Sperlingschweif einfach nicht anders konnte, als ihm auf sein vorlautes Maul zu schlagen. Also schlug sie, fuhr ihre spitzen Krallen aus und schlug kräftig zu, sie zog ihre Krallen über seine Nase bis zu seinem Maul. Erschrocken jaulend taumelte ihr Bruder nach hinten, fasste sich sogleich aber wieder und knurrte verächtlich. Er spannte seine Muskeln an. Seine gelben Augen zielten auf ihre linke Flanke und er machte einen gewaltigen Satz nach vorne, um diese zerkratzen zu können. Mit einem geschickten Hüpfer wich sie ihm aus. Er drehte sich, aber da hatte sie ihm auch schon gegen das Ohr geschlagen und brachte ihn erneut zum Taumeln. Wut blitzte in seinen Augen, während in ihren Augen kalter Hass funkelte. Wie konnte er Narbenpranke – Nebelläufer – so runtermachen und auch noch alle Kätzinnen in den Dreck stoßen?
Mit einem Kampfschrei beider Seiten und blitzenden Krallen, sprangen Bruder und Schwester aufeinander los und schlugen blindlings auf den anderen ein.
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„Erzähl weiter!", quickte die schwarze Kätzin mit leuchtenden Augen aufgeregt und drängte sich dichter an den, mit Narben übersäten, braunroten Pelz. Die Braune zuckte bei der intensiven Berührung zusammen. „Ein andermal. Ich bin müde. Lass mich schlafen.", knurrte sie kurzangebunden und legte den vernarbten Kopf auf die roten Pfoten.
„Aber-", quengelte eine weiße, langhaarige Kätzin. „Ich habe 'Nein' gesagt! Also sei still, Flocke!", fauchte die braune Kätzin und starrte die andere mit einem Auge wütend an. Erschrocken wich die angesprochene Kätzin zurück, wobei sie über den schlafenden, braunweißen Kater stolperte. „Pass doch auf.", murrte dieser verschlafen, beachtete sie aber nicht weiter. „Lassen wir sie, Flocke.", sprach die Schwarze und legte dieser beruhigend den Schweif auf den Rücken. „Ich denke, sie braucht ihre Ruhe."
Es denkt, dachte Rankenfeuer verächtlich und schnaubte leise. Das letzte, was sie von den beiden Jungkatzen hörte, war „Warum hasst sie mich bloß so?" Flocke. „Sie hasst dich nicht, sie ist nur – launisch." Stern.
Pf. Von wegen launisch. Ich und launisch! Ich bin viel, aber nicht launisch – und, ich hasse sie, Stern, und wie ich das tue.
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Wörter 2.856
Es geht spannend weiter, jedenfalls hoffe ich das. Wie findet ihr das erste Kapitel und die Länge?
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