... NACHT UND NEBEL
❝ fall der funken. ❞
❝ 1. Kapitel ❞
Die warme Sonne prickelte auf dem schneeweißen Pelz der jungen Katze. Angenehme Wärme machte sich in ihrem ganzen Körper breit und leises, grollendes Schnurren drang aus ihrer Kehle. Es war ein so mächtiges Geräusch für die kleine Kätzin, der ihren ganzen Körper zum Beben brachte.
Genüsslich gähnend drehte sie sich sanft auf die andere Seite und verbog sich in ein kleines, warmes Knäul aus Fell. Es war selten, dass sie die warme Sonne so sehr genießen konnte und Spaltpfote wollte jeden Herzschlag dieser Sensation genießen. Wie könnte sie es auch nicht?
So angenehm, wie die Sonnenstrahlen sich auf ihrem Fell niederlegten, wurde sie wieder und wieder in den Schlaf gelullt. Einen Schlaf, den sie seit Tagen, wenn nicht sogar Monden, dringend nötig hatte.
Dachte sie zu lange darüber nach, spürte Spaltpfote noch immer den pochenden Schmerz in ihren Gliedern, oder das polternde Pochen ihres Herzens. Seit Monden bereitete sich sich mit dem härtesten Training auf ihre Kriegerprüfung vor, die Sorge diese nicht zu bewältigen überwog jeden Schmerz.
Die Sorge und Angst war ein ständiger Begleiter der jungen Kätzin und manchmal fragte sie sich, wie ein so junges Herz und ein so junger Geißt, überhaupt so viel Angst verspüren konnte.
Vielleicht kann ich hier einfach liegen bleiben, für immer, seufzend versucht Spaltpfote sich in einen noch kleineren Ball aus Fell zu knäulen, um der Welt und ganz besondere ihrem Clan zu entschwinden. Eine anderes Leben, ein Leben ohne diesen Clan, genau das wäre es, was sie bräuchte. Ein Leben alleine, wo sie bestimmen konnte.
Hoffentlich würde Schwadenstrich sie vorerst nicht brauchen. Und hoffentlich würde Goldregen sie wenigstens heute schlafen lassen, die Kätzin stellte ihr in den Träumen andauernd nach und Spaltpfote wachte mindestens genauso erschöpft auf, wie sie eingeschlafen war. Wenn nicht sogar noch mehr.
Das rascheln von Gräßern und dumpfe, leise Schritte schreckten die Schülerin aus der seichten Ruhe und sie hob abrupt den Kopf. Ihre Augen flogen auf und aus Reflex zückte sie ihre Krallen, bereit sich von potentiellen Feinden zu verteidigen.
Ihr blieb kaum Zeit, sich aufzurappeln, da warf sich ein schwarzer, schwerer Körper schon auf den ihren und begann, mit eingefahrenen Krallen, auf sie einzuhämmern.
Jaulend und sich vor dem dumpfen Schmerz windend, warf Spaltfpote sich mit aller Kraft auf den Bauch. In genau dem selben Moment hatte sie das Glück, dass ihre Hinterbeine auf das weiche Bauchfell des Katers trafen. Es brauchte gar nicht viel Kraft ihrerseits, da beförderte sie den Angreifer gleich einige Schwanzlängen nach hinten.
Keuchend sprang Spaltpfote auf, die Krallen bereit, um auf den Kater loszugehen. Ihr Atem ging flach und in ihren Ohren rauschte das Blut. Ihr Körper zuckte vor Adrenalin.
"Sichelpfote", keifte sie laut, die Wut und Frustration deutlich hörbar in ihrer Stimme. Spaltpfotes Vorhaben, den Kater in kleine Fetzen zu reißen, oder ihn wenigstens mit ihren Krallen übel hinzurichten, haute also nicht hin. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie sich noch unbeliebter im Clan machen würde, würde sie einer Schüler zerfetzten.
Ob das überhaupt geht? Noch mehr unten durch bei den allen zu sein?, ein wütendes Schnauben begleitet diese Gedanken und sie schüttelt verärgert den Kopf. Mit einem rollen ihres weißen Kopfes versucht Spaltpofte ihre Anspannung und aufbrodelnde Wut fallen zu lassen.
"Was willst du hier?", fragte sie, ein leicht säuerlicher Unterton verfolgte weiterhin ihre Stimme. Selbst wenn der Kater sie nicht angegriffen hätte, wär sie kaum weniger sauer. So oder so, sie konnte Sichelpfote nicht ausstehen, genauso wenig wie sonst jemand aus ihrem Bau.
Der Kater rollte mit seinen grellen, adlergleichen gelben Augen, die einen wunderbaren Kontrast zu seinem schattenschwarzen Pelz bildeten. Sichelpfote, der zu Spaltpfotes Ärger mehr oder weniger eine Mäuselänge über ihr ragt, machte einen Schritt nach vorne und verzog sein Gesicht zu einer hämischen Grimasse.
Spaltpfotes Herz pochte. Natürlich bekam sie mehr Training als der Kater, er war ihr im Wald der Finsternis noch nie begegnet, jedoch war ihr genauso bewusste, wie viel mehr Körperstärke er hatte. Jeder Kampfzug würde ihr wohl kaum etwas nutzen, wenn Sichelpfote sie zuvor ernsthaft auf den Boden drückt und sich in ihrem Hals verbeißt.
"Schwadenstrich hat mich nach dir Suchen geschickt", murrt der ältere Schüler und begutachtet sie abschätzig. Mit einem zucken seines Schweifes dreht er sich in die Richtung, aus welcher er gekommen war. "Komm", vorderste er sie fauchend auf und zwängt seinen muskulären Körper durch das enge Dickicht.
Spaltpfote muss ein Schnauben unterdrücken, wie Sichelpfote Probleme dabei hat, sich durch die Büsche zu bewegen, bereitet ihr tatsächlich beinahe Freude. Sie selbst kann ganz einfach durch die kleinen Äste schlüpfen und bleibt noch nichtmal mit ihrem Pelz hängen.
Geschmeidig drängte sie sich hinter Sichelpfote ins Lager vorbei und erblickte sogleich den grau gescheckten Kater, der sich ihren Mentor nannte. Wobei, wenn Spaltpfote so genauer drüber nachdachte, würde Schwadenstrich wohl auch lieber andere Sachen tun, als sich mit ihr herumzuschlagen.
Um ganz genau zu sein, würde das wohl jede Katze lieber. Ohne sie sein.
Der ganze Clan würde das wohl lieber und ihm würde das bestimmt besser tun, als eine kleine, verräterische Schülerin zu haben.
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