Kapitel 9
Krallenpfote hatte nach der Einladung von Broke beschlossen, die Nacht auch wirklich bei den vier Katzen in ihrer Höhle zu verbringen. Auch von der von Lilia gefangenen Frischbeute durfte er etwas haben, wofür er wirklich dankbar war.
Nachdem sie alle satt waren, sprang Nibo auf einmal um Krallenpfote herum und stupste ihn an. Seine Augen leuchteten und seine Schnurrhaare zuckten aufgeregt.
"Kannst du mir jetzt ein paar Kampfzüge zeigen? Bitte?", fragte der junge Kater bettelnd und sah ihn aus glänzenden Augen an.
Leise seufzte Krallenpfote auf und zögerte mit seiner Antwort. Eigentlich war er viel müde und erschöpft, um noch irgendwelche Kampfzüge auszuführen, geschweige denn sie einer anderen Katze beizubringen, doch bei Nibos offensichtlicher Begeisterung fiel es ihm schwer, nein zu sagen. Dann kam auch noch Juli dazu, in deren Gesicht sich noch leicht abzeichnete, wo Krallenpfote sie mit seinen Krallen getroffen hatte. Auch sie sah ihn begeistert an.
"Oh ja, bitte zeig uns ein paar Kampfzüge!"
Als Krallenpfote trotz seiner schmerzenden Glieder schon drauf und dran war, zuzustimmen, griff Lilia ein, die ihn ganz genau beobachtet und seine Kraftlosigkeit erkannt hatte, und stupste ihre Jungen sanft mit der Nase an.
"Ich bin mir sicher, Krallenpfote würde euch sehr gerne noch einige Kampfzüge zeigen, aber das muss wohl noch bis morgen warten. Es ist spät und morgen will ich euch mal beim Jagen sehen, also los, legt euch schlafen."
Sofort begannen beide Jungen zu protestieren und auf ihre Mutter einzureden, doch Krallenpfote, der sehr erleichtert über das Einschreiten von Lilia war, gab Nibo einen leichten Stoß mit der Pfote und tippte Juli mit der Schwanzspitze an, woraufhin beide verstummten und ihn anblickten; ganz offensichtlich in der Hoffnung, er würde sie unterstützen.
Doch zu ihrer Enttäuschung stimmte der getigerte Kater ihrer Mutter zu:
"Eure Mutter hat recht, es wird langsam spät und ihr solltet euch schlafen legen. Außerdem bin ich selbst auch ganz schön müde und würde gerne schlafen. Die letzten paar Tage waren sehr anstrengenden für mich."
Kurz schwiegen die beiden kleineren. Vielleicht überlegten sie, ob es sich lohnte, doch noch einmal zu protestieren. Krallenpfote wusste es nicht. Doch am Ende nickten beide ergeben und legten sich in ihre Nester. Lilia sah ihn freundlich an und neigte kurz den Kopf, um ihm damit Gute Nacht zu sagen, ehe sie Broke folgte, der nach dem gemeinsamen Essen noch einmal nach draußen gegangen war.
Als sie nach draußen verschwunden war, tappte Krallenpfote zu seinem provisorischen Nest aus Laub und ein wenig Moos und rollte sich dort zusammen. Es dauerte nicht lange, bis er in einen ruhigen Schlaf abrdriftete.
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Am nächsten Tag erwachte Krallenpfote erst nach allen anderen. Er war alleine in der Höhle und auch als er nach draußen trat, fand er nur Broke, von den anderen drei war keine Spur zu sehen.
Als der cremefarbene Kater den jüngeren bemerkte, sah er ihn einen Moment aus seinen gelb-braunen Augen an, bevor er begann zu sprechen.
"Du meintest gestern, du würdest gerne einen neuen Clan finden, in dem du dich wohl fühlst." Der getigerte Kater nickte knapp, woraufhin der andere fort fuhr. "Nun, wie bereits gesagt, war ich früher Krieger in einem Clan. Ich hieß Borkenkralle und gehörte dem EchoClan an. Es war ein guter Clan, wirklich. Wir hatten eine gute, aber noch junge Anführerin, Nebelstern und ihr Zweiter Anführer Finsterstreif. Jeder wurde mit Respekt behandelt."
Das hört sich schön... Ganz anders als der WasserClan, dachte Krallenpfote sehnsüchtig, ehe er den Kopf leicht schief legte.
"Aber wenn der Clan so toll war, warum bist du dann gegangen?"
Broke zuckte kurz mit einem Ohr. "Es war ein toller Clan, ja, aber es war einfach nicht das richtige Leben für mich. Das Clanleben war noch nie für mich geschaffen und dann, kurz nach meiner Kriegerzeremonie, beschloss ich, dass ich dort nicht länger leben konnte. Meine Clangefährten waren alle traurig, dass ich ging, besonders meine Eltern und meine Nichte, Eisenpfote. Sie stand mir sehr nahe. Mittlerweile hat sie wahrscheinlich schon ihren Kriegernamen erhalten."
In Brokes Augen war ein warmes Glänzen zu sehen, als er über die Kätzin sprach.
"Wenn ich den EchoClan finden sollte, dann werde ich Eisenpfote - oder wie auch immer sie nun heißt - von dir grüßen und ihr sagen, dass es dir gut geht und du hier glücklich bist."
"Ja, das bin ich wirklich." Sein Blick wanderte zu den Bäumen, die einen kleinen Wald am Rande der Wiese bildeten, wo gerade Lilia, Nibo und Juli heraustraten und auf die Höhle zusteuerten.
"Danke", fügte Broke mit einem Kopfnicken an Krallenpfote gewandt hinzu, bevor er seiner Familie entgegen trottete, seine Gefährtin Nase an Nase begrüßte und ihr dann beim Tragen eines großen Kaninchens half.
Aus Nibos Maul baumelte eine kleine Maus, während Juli leer ausgegangen war. Die junge Kätzin sprang fröhlich voraus und zu Krallenpfote und stieß ihn spielerisch mit dem Kopf in die Flanke.
"Hallo, Krallenpfote! Zeigst du uns heute ein paar Kampfzüge?"
Nibo, der mittlerweile mit seinen Eltern auch bei ihnen angekommen war, ließ seine Maus fallen und nickte begeistert.
"Oh ja, bitte!"
"Lasst ihn doch erstmal etwas essen", meinte Broke und fuhr Juli mit dem Schwanz über die Ohren. Die Jungen ließen enttäuscht die Köpfe sinken, doch Krallenpfote schnürte belustigt auf und wandte sich an Broke.
"Ist schon okay, ich kann den beiden auch jetzt ein bisschen was zeigen. Ehrlich gesagt würde ich danach auch gerne weiter ziehen und nach dem Clan suchen, von dem du mir erzählt hast."
Broke neigte verstehend den Kopf, also ging Krallenpfote mit den beiden ein Stück weiter weg, bevor er anfing, den beiden einige seiner einfachsten Kampfzüge zu zeigen. Beim Training fiel ihm schnell auf, dass Nibo trotz seiner Größe und Kraft nicht annähernd so gut beim Kämpfen war wie seine Schwester, die ihre Schnelligkeit geschickt ausnutzte und immer wieder Treffer landete.
Nach einer Weile beschloss er, dass es reichte und die drei trotteten zurück zu Broke und Lilia, die einen Teil des Kaninchens und die Maus für die drei jüngeren übrig gelassen hatten.
Nachdem sie gegessen hatten und Broke Krallenpfote erklärt hatte, in welcher Richtung er gehen musste - leider musste er durch den Zweibeinerort - verabschiedete sich Krallenpfote von der Familie und machte sich auf den Weg in Richtung Zweibeinerort.
EchoClan... Ich bin auf dem Weg.
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