Kapitel 28
Es waren fast drei Monde vergangen, seit Rabenjunges auf die Welt gekommen war. Krallenstreif ruhte sich gerade ein wenig am Rande des Lagers aus, während er das Junge abwesend beobachtete.
Rabenjunges war ein zurückhaltender Kater. Er redete nicht gerne mit anderen und beobachtete meistens nur stumm, was im Lager vor sich ging oder ging alleine auf Erkundung.
Es war nicht so, dass er nicht reden konnte. Das Junge hatte ohne Probleme reden gelernt, er schien es einfach nicht zu mögen, mit anderen Katzen als seiner Mutter oder ab und zu den anderen Königinnen zu reden. Auch mit Krallenstreif, der oft in der Kinderstube zu Besuch war, hatte er zumindest ein paar Worte gewechselt.
Gerade war einer der wenigen Momente, in denen Rabenjunges tatsächlich spielte. Er kauerte sich auf den Boden und wartete einen Moment, bevor er auf eines Blätter am Boden sprang. Bei der Landung überschlug er sich und landete auf seinem Rücken, das Blatt fest zwischen seinen Pfoten.
Krallenstreif lächelte leicht bei dem Anblick. Es war schwer nicht daran zu denken, dass es mittlerweile nur noch einige Tage dauern konnte, bis seine eigenen Jungen auf die Welt kamen.
Es war lautes Trommeln von Pfoten und das Rascheln des der wenigen Blätter, die noch an den Zweigen des Lagereingangs hafteten, das Krallenstreif aus seinen Gedanken riss.
Nur wenige Momente später kam Graufeder ins Lager geschossen und blieb schwer atmend stehen. Seine Augen waren weit aufgerissen in Panik und sein gesamtes Fell stand gesträubt von seinem Körper ab.
"Dachse!"
Sofort sprangen sowohl Krallenstreif als auch andere Krieger auf und sprangen zu ihm.
"Erdbeerfleck und ich waren jagen, als wir zwei Dachsen begegnet sind. Sie ist auf einen Baum geklettert, wo die Dachse sie nicht erreichen können, aber jetzt sitzt sie fest. Ich bin so schnell ich konnte her gekommen, um Hilfe zu holen."
Gleich zwei Dachse. Es könnten die sein, die Finsterpfote vor einer Weile auf Patrouille gerochen hatte.
Weder Eisensee noch Nebelstern waren gerade hier. Eisensee war in der Kinderstube am Schlafen und Nebelstern war auf Grenzpatrouille.
Ohne länger darüber nachzudenken, warf Krallenstreif einen schnellen Blick auf die anwesenden Krieger.
"Stachelstreif, Flammenschatten, Donnerklaue, ihr kommt mit. Graufeder, bring uns zu den Dachsen, schnell!"
Graufeder wirbelte sofort herum und rannte aus dem Lager, dicht gefolgt von Krallenstreif und den Katzen, die er aufgezählt hatte.
So schnell sie konnten, rasten die Krieger durch den Wald. Es dauerte nicht lange, bis sie durch das Unterholz brachen und auf eine Lichtung hinaussprangen.
Nur wenige Schwanzlängen von ihnen entfernt waren zwei Dachse. Einer von ihnen schien noch sehr jung, allerdings trotzdem groß und definitv gefährlich genug. Krallenstreif vermutete, dass es sich hier um Mutter und Junges handelte.
Erdbeerfleck war allerdings auf keinem der Bäume, stellte Krallenstreif fest. Nein, stattdessen lag nur ein winziges Stück von den Dachsen entfernt ein dunkelroter Fellball.
Für einen Moment dachte Krallenstreif mit Schock, dass sie bereits zu spät waren, doch dann sah er, wie Erdbeerfleck sich bewegte. Unter offensichtlichen Schmerzen versuchte sie, sich in Sicherheit zu ziehen.
Doch auch die Dachse hatten die Bewegung bemerkt und mit einem Fauchen setzten sie der Kätzin nach. Ohne zu Zögern sprangen die restlichen Krieger nach vorne und warfen sich auf die Dachse, bevor sie Erdbeerfleck erreichen konnten.
Krallenstreif spürte Klauen, die seine Flanke aufrissen, doch er ignorierte das Brennen und gab dem Dachs vor ihm stattdessen einen Schlag auf die Schnauze. Er nutzte den dadurch entstandenen Moment von Benommenheit des Daches und sprang an ihm vorbei.
Sein Blick fiel auf Donnerklaue, der gerade vom Rücken des Jungtiers sprang.
"Donnerklaue! Renn zurück zum Lager und hol eine Heilerin! Schnell!"
Der junge Krieger nickte und stürmte von der Lichtung in Richtung Lager. Krallenstreif auf der anderen Seite wandte sich wieder dem Dachs vor ihm zu und schaffte es im letzten Moment, seinem Schlag auszuweichen.
Gemeinsam schafften es die Krieger, die beiden Dachse schließlich in die Flucht zu schlagen. Stachelstreif wartete für einen Herzschlag, bevor er sich aufrichtete.
"Ich werden den Dachsen folgen, um zu sehen, ob sie das Territorium wirklich verlassen."
Schwer atmend nickte Krallenstreif leicht und wartete, bis der andere Krieger verschwunden war. Danach sprang er schnell zu Erdbeerfleck. Flammenschatten und Graufeder lauerten beide bereits neben ihr und versuchten mit all ihren Wissen und Mitteln, der verletzten Kätzin zu helfen.
Auch Krallenstreif kauerte sich neben sie. Doch er bekam keine Chance, in irgendeiner Weise zu helfen, denn im selben Moment brach Donnerklaue gefolgt von Kamillenduft und Sandfell auf die Lichtung.
Ohne auch nur einen Moment zu Zögern, sprang Kamillenduft zu Erdbeerflecks Seite und ließ die Kräuter fallen, die sie in ihrem Mund hielt.
"Ich brauche Spinnenweben."
Krallenstreif nickte und gemeinsam mit Graufeder und Donnerklaue schaute er nach Spinnenweben in ihrer Nähe.
Sandfell kauerte sich währenddessen neben Erdbeerfleck und sprach in einem beruhigenden Ton mit seiner Gefährtin und Flammenschatten war damit beschäftigt, Kamillenduft mit dem Zerkauen der Kräuter zu helfen.
Nur wenige Momente später kamen die drei Kater mit Spinnenweben zurück, die sie neben Kamillenduft ablegten.
Die Heilerin beeilte sich, die Spinnenweben auf die Wunden zu drücken in einem Versuch, die Blutung zu stillen. Doch es dauerte nicht lange, bis auch diese vom Blut durchdrungen waren und Kamillenduft eine neue Schicht aufbringen musste.
"Können wir irgendwie helfen?" Unsicher schaute Donnerklaue die Heilerin nach seiner Frage an, doch sie schüttelte nur leicht den Kopf.
"Flammenschatten hilft mir schon sehr. Noch mehr Pfoten wären nur im Weg." Kurz hielt sie inne, um die Spinnenweben erneut zu wechseln. "Obwohl... Könnten du und Graufeder vielleicht nach noch mehr Spinnenweben schauen?"
Donnerklaue und nickte und sofort machten er und Graufeder sich wieder auf die Suche.
Krallenstreif hingegen tappte langsam näher. Er stellte sicher, dass er nicht in Kamillendufts Weg war, als er sich neben seiner ehemaligen Mentorin niederließ.
"Krallenstreif." Erdbeerfleck sah mit einem schwachen Lächeln zu ihm. "Du hast gut gekämpft. Ich bin so stolz auf dich."
Auch Krallenstreif rang sich ein gequältes Lächeln ab. "Danke. Aber das habe ich alles von dir gelernt."
Erdbeerfleck schnurrte leicht auf, doch es wurde von einem Hustenanfall unterbrochen.
Besorgt ließ Krallenstreif seinen Blick zurück zu Kamillenduft und Flammenschatten schweifen, die noch immer damit beschäftigt waren, die Wunden zu versorgen. Kamillenduft hob ihren Blick zu Krallenstreif und dann zu Sandfell, bevor sie leicht den Kopf schüttelte und sich wieder den Wunden zuwandte.
Krallenstreifs Herz zog sich zusammen. Ein unglaublicher Schmerz fuhr durch seinen Körper gefolgt von einer Kälte, die ihn eng umgriff. Er fühlte sich taub. Alles um ihn herum erschien ihm surreal und falsch.
Doch das war es nicht. Es war echt und real und... Krallenstreif holte zittrig Luft.
Er hob seinen Blick und traf Sandfells. Die Augen des älteren Kriegers waren erfüllt von Schmerz und Trauer. Aber er zwang sich zu einem leichten Lächeln und blickte runter zu seiner Gefährtin.
Sandfell drückte seine Schnauze sanft in Erdbeerflecks Pelz und schloss seine Augen.
"Ich liebe dich."
Es war nur ein sanfter Hauch, so leise dass er kaum zu hören war. Doch in diesem leisen Flüstern lagen so viele Emotionen. So viel Liebe und Wärme.
Erdbeerfleck atmete leicht aus. Es klang wie ein Versuch zu Schnurren, doch ihr fehlte die Kraft dafür.
"Ich..." Sie brach ab und holte tief Luft. Es wirkte, als würde sie selbst das eine Wort unglaublich viel Konzentration und Energie kosten. "dich auch."
Erschöpft schloss sie ihre Augen und nahm einen rasselnden Atemzug. Krallenstreifs Herz schmerzte bei dem Anblick und er konnte sehen, wie auch Sandfell leicht zitterte.
Blätter raschelten hinter ihm und noch immer leicht betäubt von dem Wissen, dass Erdbeerfleck gerade im Sterben lag, riss Krallenstreif seinen Blick los von ihr.
Schwer atmend stand Haselsee auf der Lichtung und starrte mit großen Augen auf das Bild vor ihr. Verwirrt schaute Krallenstreif ihr entgegen. Die Kätzin verließ selten das Lager. Viel zu gerne, verbrachte sie die Zeit in der Kinderstube bei den Königinnen und Jungen.
"Krallenstreif." Außer Atem richtete Haselsee ihren Blick nun zu ihm. "Du musst zurück ins Lager. Eisensee, sie... Sie bekommt ihre Junge!"
Krallenstreif erstarrte für einen Moment. Doch dann sprang er schnell auf und rannte ohne zu Zögern los. Am Rande der Lichtung hielt er noch einmal kurz inne und warf einen Blick zurück zu Erdbeerfleck.
Auf Wiedersehen, Erdbeerfleck. Eines Tages treffen wir uns im SternenClan wieder.
Noch kurz blickte er zu ihr, dann preschte er von der Lichtung und durch den Wald Richtung Lager. Es tat ihm weh, dass er in ihren letzten Momenten nicht bei ihr bleiben konnte, doch er musste zu Eisensee.
Im Lager kam ihm sofort Efeuwind entgegen. "Aschenbrust ist bei ihr und Sturmflug auch."
Krallenstreif nickte dankbar und sprang mit großen Sätzen zur Kinderstube. Dort atmete er noch einmal tief durch, bevor er den Bau betrat.
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