Kapitel 24
"Okay, das reicht."
Bei Krallenstreifs Worten ließen Donnerpfote und Efeupfote sofort von einander ab und blickten zu ihren Mentoren. Eisflug stand neben Krallenstreif und hatte ebenfalls genau beobachtet, wie die beiden Schüler sich in ihrem Trainingskampf schlugen.
Sie waren beide keine schlechten Kämpfer, doch Donnerpfote verschaffte sich mit seiner Größe erfolgreich einen Vorteil gegen seine kleinere Schwester.
"Das war wirklich gut. Ich denke, wir beide haben jetzt genug von dem Kampf gesehen."
Kurz pausierte Eisflug, um zu Krallenstreif zu schauen. Der jüngere Krieger nickte zustimmend, also fuhr Eisflug fort.
"Wir konnten in dem Kampf eure Stärken, aber auch eure Schwächen sehen. Deshalb werden wir uns jetzt wieder aufteilen und uns darauf konzentrieren, an euren Schwächen zu arbeiten. Donnerpfote, wir gehen zu einem anderen Ort, damit wir uns nicht gegenseitig in die Quere kommen."
Mit einem Nicken zum Abschied trabte Eisflug aus der Trainingskuhle. Donnerpfote stupste Efeupfote kurz an und sprang dann schnell hinter seinem Mentor her.
Nachdem sie weg waren, arbeitete Krallenstreif mit Efeupfote an ihren Schwächen. Die größte war, dass sie sich zu sehr davon beeindrucken ließ, wenn ihr Gegner größer war.
Nach einiger Zeit erklärte Krallenstreif das Trainings schließlich für beendet und Efeupfote ließ sich schnaufend auf den Boden fallen. Er schnurrte belustigt und schüttelte sich, um den Sand aus seinem Fell zu bekommen.
"Ich hoffe, du schaffst den Weg zurück zum Lager, ohne vor Erschöpfung umzukippen."
Die junge Kätzin lachte belustigt auf und erhob sich, um sich ebenfalls mit einem Schütteln vom Sand zu befreien.
"Den Weg zurück zum Lager müsste ich gerade noch so hinbekommen, denke ich."
"Dann ist ja gut."
Krallenstreif lächelte kurz und machte sich dann auf den Rückweg zum Lager. Efeupfote lief für eine kurze Zeit schweigend neben ihm her.
Allerdings schien sie ein wenig unruhig und warf ständig wieder kurze Blicke zu Krallenstreif. Als es ihm zu viel wurde, blieb er mit einem Schnaufen stehen und schaute seine Schülerin auffordernd an.
"Du willst doch irgendwas. Was ist los?"
Für einen Herzschlag zögerte Efeupfote, doch dann schien sie es sich anders zu überlegen.
"Meine Mutter hat mir erzählt, dass du nicht im Clan geboren bist. Stimmt das?"
Krallenstreif seufzte leise. Es war kein genervtes Seufzen. Nein, viel eher war es in einer gewissen Art nostalgisch.
Er war jetzt bereits seit vielen Monde im EchoClan und hatte auch bereits seit einer längeren Zeit nicht mehr über den WasserClan nachgedacht. So sehr er es auch gehasst hatte, dort zu leben und auch wenn fast alle seine Erinnerung dort schrecklich waren, hielt der Clan am Ende doch auch einige schöne Erinnerung. Schließlich hatte er dort auch immer Silberkralle gehabt.
Als Krallenstreif merkte, dass er noch immer nicht geantwortet hatte, schüttelte er kaum merklich den Kopf und lief langsam wieder los.
"Ja, das stimmt. Ich war bereits im Schüleralter, als ich zum EchoClan gekommen bin."
"Wirklich?" Efeupfote sah ihn mit neugierig glänzenden Augen an. "Wo hast du davor gelebt? Und wie bist du zum EchoClan gekommen? Und warum? Und-"
"Hey, hey, stopp!", unterbrach Krallenstreif die Schülerin lachend. "Nicht so viele Fragen auf einmal."
Beschämt legte Efeupfote die Ohren an und murmelte "Tut mir leid." Im nächsten Moment sah sie allerdings wieder genauso fröhlich und neugierig wie zuvor aus.
"Bevor ich zum EchoClan gekommen bin, hab ich bei einem anderen Clan gelebt. Der Clan hieß WasserClan und er ist weit weg von hier. Aber dort habe ich mich nie wohl gefühlt, also bin ich gegangen. Für einige Zeit bin ich alleine einfach herum gereist, bevor ich zwei freundliche Katzen mit ihren beiden Jungen getroffen habe. Der Vater hieß Broke, aber früher trug er den Namen Borkenkralle und war ein Krieger des EchoClans. Er hat mir den Weg erklärt und ich habe beschlossen, dass ich mir den Clan mal ansehen werde. Und jetzt bin ich hier."
Er lächelte seine Schülerin an. Sie hatte ihm mit großen Augen zugehört und schien beeindruckt von Krallenstreifs Geschichte.
"Wow... Das hört sich wirklich beeindruckend an - aber auch irgendwie angsteinflößend. Ich glaube nicht, dass ich jemals ohne den Clan leben wollen würde oder könnte."
"Nun, das musst du ja zum Glück auch nicht. Der EchoClan ist dein Zuhause und wird es auch immer sein."
Genau so wie er auch mein Zuhause ist und bleibt.
Bei dem Gedanken wurde Krallenstreifs Lächeln noch ein wenig größer und ein angenehmes Gefühl machte sich in ihm breit. Er hatte hier wirklich sein Zuhause und seine Familie gefunden.
Zufrieden nickte nun auch Efeupfote und schnurrte leicht. "Das stimmt! Ich habe den ganzen Clan, aber vor allem hab ich Mama und Papa und Aschenpfote und Donnerpfote. Und dich natürlich!"
Sie lächelte ihn gut gelaunt an und Krallenstreif nickte leicht als Zustimmung.
"Aber sag mal... Was ist mit deiner Familie? Ich meine, hattest du nicht auch Eltern oder Geschwister oder Freunde, die du zurück gelassen hast, als du deinen alten Clan verlassen hast?"
Es war still für einige Momente, die für Krallenstreif wie eine Ewigkeit vorkamen. Sein Herz war bei den Worten ein wenig gesunken und er schloss kurz die Augen.
Natürlich musste er sie schnell wieder öffnen, um zu vermeiden, gegen einen Baum zu laufen. Als er dann endlich begann zu reden, war seine Stimme vergleichsweise leise und zögerlich.
"Meine Mutter ist bei meiner Geburt gestorben, also kannte ich sie nicht mal wirklich. Geschwister hatte ich keine und kurz bevor ich alt genug war, um Schüler zu werden ist auch mein Vater gestorben. Schließlich ist auch meine beste und einzige Freundin dort gestorben und dann habe ich mich entschlossen, den Clan endlich zu verlassen."
"Das... Das tut mir wirklich leid, Krallenstreif. Das wusste ich nicht..."
Bedrückt senkte die Kätzin den Blick und Krallenstreif konnte praktisch spüren, wie schlecht sie sich nun fühlte, weil sie ihn darauf angesprochen hatte. Also gab er ihr mit der Schnauze einen leichten Stoß und lächelte sie sanft an, sobald sie ihren Blick wieder zu ihm wandte.
"Keine Sorge, es ist okay. Du hast Recht, du wusstest es nicht und es war eine berechtigte Frage. Jetzt hast du die Antwort. Außerdem ist es schon lange her. Ich vermisse sie zwar alle natürlich immer noch, aber ich weiß ja, dass sie im SternenClan sind und es ihnen dort gut geht. Das ist alles, was ich wissen muss."
Langsam lächelte auch Efeupfote wieder. Kurz darauf erschien das Lager vor ihnen und sie betraten es. Krallenstreif sagte ihr noch kurz, dass sie morgen lange schlafen könnte, weil sie heute so viel gearbeitet hatte und verabschiedete sich dann.
Er tappte mit einer Maus zu Flammenschatten und Finsterpfote, die sich in der Nähe des Schülerbaus ein Eichhörnchen teilten und ließ sich bei ihnen nieder, während die Sonne langsam unterging und Platz für den Mond und die Nacht machte.
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro