Kapitel 13
Müde tappte Krallenpfote gemeinsam mit den anderen drei Katzen zum Lager. Heute war er mit Erdbeerfleck und Regenflug auf der Morgenpatrouille gewesen und danach hatte er beim Kampftraining gegen Wasserpfote kämpfen müssen, während die beiden Mentoren ihnen zugesehen hatten. Dann hatten sie noch über die Jagdtheorie geredet.
Beim Lagereingang kamen ihnen Eisensee und Rußpfote entgegen.
"Geht ihr jetzt noch trainieren?", fragte Feldkralle interessiert, "Es ist doch schon dunkel."
Krallenpfote warf einen kurzen Blick zum Himmel. Tatsächlich war es schon fast komplett dunkel und man sah nur noch ein paar letzte Sonnenstrahlen.
"Richtig. Heute gehen Rußpfote und ich mal nachts jagen. Ihr könnt euch uns gerne anschließen, wenn ihr wollt", fügte die silber-graue Kätzin dann hinzu und sah die vier Katzen fragend an.
Doch Feldkralle schüttelte sofort den Kopf. "Nein, danke, Eisensee. Wasserpfote sollte sich lieber ein wenig für die Morgenpatrouille ausruhen."
Mit diesen Worten neigte der Kater den Kopf als Abschied und ging ins Lager, Wasserpfote folgte ihm nach einer kurzen Verabschiedung.
"Und was ist mit euch?", fragte Eisensee nun Erdbeerfleck. Diese blickte nachdenklich zu Krallenpfote.
"Eigentlich würde ich schon gerne mal sehen, wie du dich nachts bei der Jagd machst. Aber du hattest einen anstrengenden Tag hinter dir, ich denke, du solltest selbst entscheiden, ob du jetzt noch jagen gehen willst."
Für einen Moment überlegte Krallenpfote. Er war wirklich müde, aber eigentlich hatte er Lust, noch jagen zu gehen. Kurz sah er zu Rußpfote, die ihn bittend anblickte.
"Bitte, Krallenpfote, es würde bestimmt noch mehr Spaß machen, wenn du dabei wärst."
Noch für einen Moment sah er seine Freundin unentschlossen an. Er war jetzt seit einigen Tagen im Clan und verstand sich wirklich gut mit Rußpfote und Wasserpfote. Bereits jetzt waren die Schwestern seine engsten Freunde.
Schließlich nickte er zustimmend. "Von mir aus können wir mitgehen."
Also liefen die Katzen los und Rußpfote reihte sich neben Krallenpfote ein.
"Ich bin froh, dass du mitkommst", meinte sie und sah ihn fröhlich an. Zu Anfang war sie noch eher schüchtern und verschlossen gewesen, doch mittlerweile hatte Krallenpfote das Gefühl, dass sie deutlich offener bei ihm war.
"Ja, ich auch. Aber ich hoffe, dass ich morgen dafür lange schlafen darf.
Rußpfote schnurrte belustigt und stupste ihn leicht mit der Nase an. "Bestimmt."
Als die beiden Mentoren einen Moment später zum Stehen kamen, blieben auch die Schüler bei ihnen stehen.
"Wir fangen erstmal mit ein bisschen Theorie an. Rußpfote, sage mir doch mal bitte, was das Jagen in der Nacht für Vorteile hat."
"Wir können im Dunkeln sehen, was viele andere Tiere nicht können", meinte die Schülerin nach kurzem Zögern unsicher. Ihr Mentor nickte ihr anerkennend zu, während sich Erdbeerfleck nun an ihren Schüler wandte.
"Und was gibt es für Nachteile, Krallenpfote?"
Kurz schwieg er, bevor er seine Antwort gab: "In der Nacht ist es leiser als am Tag, dadurch können uns die Beutetiere leichter hören und wir müssen noch leiser sein als sonst."
Seine Mentorin nickte zufrieden. "Genau. Dann probier doch mal, ein Beutetier aufzuspüren und zu fangen. Achte dabei darauf, was wir eben besprochen haben."
Krallenpfote prüfte die Luft und hatte schnell den Geruch einer Spitzmaus ausgemacht. Also begann er, sich an das Tier anzuschleichen, doch kurz bevor er abspringen wollte, verursachte er mit seinem Schwanz ein leises Geräusch. Normalerweise hätte dies die Maus vermutlich nicht aufgeschreckt, doch da es in der Nacht so still war, bemerkte sie ihn sofort und setzte zur Flucht an. Krallenpfote schaffte es trotzdem noch, sie zu erlegen, war allerdings etwas unzufrieden, da er das Tier aufgeschreckt hatte.
Mit der Maus im Maul ging er schließlich zurück zu den anderen drei Katzen, die ihn beobachtet hatten.
"Guter Fang", meinte Erdbeerfleck, als er zurück kam, doch er brummte nur leise.
"Ich hab die Maus aufgeschreckt, weil ich zu unkonzentriert war."
"Das passiert", schaltete sich nun Eisensee ein, "Du hast die Maus trotzdem gefangen und bis zu deinem eher kleinen Fehler warst du wirklich gut."
Bei dem Lob der Zweiten Anführerin nickte Krallenpfote schließlich. "Danke."
Auch Erdbeerfleck schnippte ihm mit der Schwanzspitze leicht gegen das Ohr. "Das stimmt. Krallenpfote ist ein wirklich talentierte Jäger", erklärte sie Eisensee und fügte dann belustigt hinzu: "Aber beim Kämpfen gegen Wasserpfote muss er dafür wohl noch üben."
Das stimmte, er kam definitiv nicht an Wasserpfotes Talent beim Kämpfen ran.
"Ich verliere auch immer gegen Wasserpfote beim Kämpfen", flüsterte Rußpfote ihm leise ins Ohr, wurde aber direkt von Eisensee wieder unterbrochen.
"In Ordnung, Rußpfote, versuch du es mal."
Die Schülerin nickte und hatte kurz darauf bereits ein Eichhörnchen aufgespürt, das sie ohne große Probleme erlegte und wieder zu ihnen zurück brachte.
"Gut gemacht", schnurrte Eisensee zufrieden. Dann sah sie zu Erdbeerfleck. "Was sagst du dazu, wenn wir die beiden jetzt einfach ein wenig selbstständig jagen lassen? Dann können wir selbst auch nochmal auf Beutesuche gehen."
Die rot-weiße Kätzin nickte zustimmend und kurz darauf waren die beiden schon im Unterholz verschwunden, um selbst auf die Jagd zu gehen.
Als sie sich alle am selben Ort wieder trafen, hatte Krallenpfote noch eine Amsel gefangen. Rußpfote war anscheinend leer ausgegangen, während Eisensee und Erdbeerfleck je eine Maus hatten. Dann machten sie sich alle zurück auf den Weg zum Lager.
Dort angekommen brachten sie ihre Beute zum Frischbeutehaufen und Rußpfote stolperte ohne ein weiteres Wort und offensichtlich komplett erschöpft in den Schülerbau. Auch Erdbeerfleck zog sich nach einer kurzen Verabschiedung in den Kriegerbau zurück.
"Willst du nicht auch schlafen gehen? Du musst müde sein", wandte sich Eisensee an ihn, als der Schüler keine Anstalten machte, Rußpfote zu folgen.
"Stimmt schon. Aber ich hab den ganzen Tag noch fast gar nichts gegessen", antwortete er und nahm sich ein Eichhörnchen vom Frischbeutehaufen. "Willst du dir vielleicht das Eichhörnchen mit mir teilen?", fragte er zögerlich und nach kurzem Überlegen nickte die Kätzin und die zwei ließen sich zusammen nieder.
"Du hast also Borkenkralle... Ich meine, Broke getroffen?", fragte Eisensee schließlich und seufzte leise. "Ich vermisse ihn... Geht es ihm wirklich gut, wie du es am Anfang gesagt hast?"
Krallenpfote schluckte seinen Bissen von dem Eichhörnchen runter und sah zu Eisensee.
"Ja. Ich habe nicht gelogen, ihm geht es sehr gut. Er ist glücklich mit seiner Familie. Er... Er hat mir von dir erzählt, weißt du?"
Neugierig sah die Zweite Anführerin ihn an und er fuhr fort: "Er hat mir von seiner Nichte namens Eisenpfote erzählt. Dass er sich immer besonders gut mit ihr verstanden hat. Er wäre bestimmt stolz, wenn er dich jetzt hier sehen könnte."
"Danke", flüsterte Eisensee leise und sah ihn dankbar an. "Das bedeutet mir viel. Kurz nachdem er gegangen ist, sind meine Eltern gestorben. Danach habe ich ihn noch mehr vermisst als sowieso schon..."
Mitfühlend sah Krallenpfote sie an. "Das tut mir leid für dich. Ich weiß, wie sich sowas anfühlt, meine Eltern sind auch tot." Kurz schwieg er. "Tut mir leid, falls ich dir zu nahe trete, aber... Du wirkst sehr jung für eine Zweite Anführerin."
Nun schnurrte Eisensee leicht belustigt. "Keine Sorge, du trittst mir damit nicht zu nahe. Du hast ja recht. Ich bin erst seit knapp einem Mond Zweite Anführerin und war davor auch erst ungefähr einen Mond Kriegerin. Ich hatte damals auch überhaupt nicht damit gerechnet, aber Kamillenduft meinte, dass sie ein Zeichen vom SternenClan bekommen hat, das sagt, dass ich die Zweite Anführerin werden soll. Deshalb bin ich jetzt auch die Zweite Anführerin."
"Ein Zeichen vom SternenClan also. Na dann warst du ja definitiv die richtige Wahl von Nebelstern", meinte Krallenpfote und schnurrte leicht.
Aber wenn Eisensee wirklich erst seit ungefähr zwei Monden Kriegerin war, dann war sie wirklich noch sehr jung und auch nur vielleicht vier oder fünf Monde älter als er selbst, was nicht besonders viel war.
"Das hoffe ich zumindest", erwiderte Eisensee ebenfalls schnurrend und setzte sich auf. Auch Krallenpfote erhob sich und musste ein Gähnen unterdrücken.
"Ich bin ziemlich müde und sollte glaube ich, langsam schlafen gehen. Gute Nacht, Eisensee."
"Gute Nacht, Krallenpfote. Du hast dir die Erholung nach dem anstrengenden Tag wirklich verdient", erwiderte Eisensee und ging dann Richtung Kriegerbau, während Krallenpfote selbst zum Schülerbau ging und sich in seinem Nest zusammen rollte. Beinahe sofort sank er in einen ruhigen Schlaf.
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