Epilog
"Regenflug, Echofeder, ihr werdet beide eine Jagdpatrouille anführen. Sucht euch jeweils zwei oder drei Katzen, die euch begleiten werden. Regenflug, deine Patrouille geht-"
Krallenstreifs Einteilung von Patrouillen wurde unterbrochen, als drei kleine Kätzchen mit lautem Quieken zu ihm sprangen.
"Papa!" Seejunges sah mit großen Augen zu ihm hoch. "Kannst du mit uns spielen?"
"Oder uns Geschichten erzählen!", warf Fliederjunges ein und auch Wolfjunges nickte hastig.
Krallenstreif warf einen kurzen entschuldigenden Blick zu den Kriegern, bevor er sich mit einem mahnenden Ausdruck an seine Jungen wandte.
"Ihr müsst euch noch ein wenig gedulden. Lasst mich noch die Patrouillen fertig einteilen, danach hab ich Zeit für euch."
Ein wenig enttäuscht grummelte Fliederjunges und auch Seejunges schien nicht glücklich darüber. Wolfjunges zuckte ebenfalls unbegeistert mit einem Ohr.
Doch sie blieben still und so richtete Krallenstreif seine Aufmerksamkeit wieder auf Regenflug und Echofeder.
"Regenflug, du wirst mit deiner Patrouille in der Nähe des Flusses jagen gehen. Echofeder, ihr werdet zwischen Lager dem und dem Donnerweg am Rand unseres Territoriums nach Beute suchen. Dort waren in letzter Zeit nicht viel Patrouillen und wir können aktuell alle Beute brauchen, die wir finden können."
Es stimmte. Die aktuelle Blattleere war eine der schlimmsten, die Krallenstreif erlebt hatte. Kaum Beute ließ sich blicken und die Katzen wurden immer dünner.
Er unterdrückte ein Seufzen und verabschiedete sich von den beiden Kriegern mit einem Nicken.
Regenflug suchte sich ruhig und schnell zwei Katzen, die mit ihm gingen, und verschwand danach aus dem Lager.
Echofeder auf der anderen Seite schien eher nervös. Erst vor kurzem war er Krieger geworden und würde nun zum ersten Mal eine Patrouille anführen.
Krallenstreifs Blick fiel auf Finsterpfote, der gerade mit Blütensturm das Lager betrat.
Der schwarze Kater hatte im Gegensatz zu seinem Bruder aufgrund einer unglücklichen Verletzung einiges an Training verpasst und war noch immer Schüler.
Aber auch seine Kriegerernennung konnte nicht mehr lange dauern.
"Bist du jetzt fertig, Papa?"
Wolfjunges' Stimme riss Krallenstreif aus seinen Gedanken und er drehte sich zu den Jungen.
"Zumindest für's Erste, ja. Kommt mit."
Er gab den Kleinen einen sanften Stoß mit der Pfote und tappte zur Kinderstube, die Jungen dicht hinter ihm.
Vor dem Bau ließ er sich mit aufgeplustertem Fell in die dünne Schneeschicht sinken.
Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bevor er winzige Pfoten an seinem Rücken spürte. Belustigt drehte er seinen Kopf und beobachtete, wie Seejunges sich hochzog und stolz auf seine Flanke setzte.
Auch Fliederjunges folgte enthusiastisch, während Wolfjunges sich zwischen Krallenstreifs Pfoten legten und mit einem zufriedenen Lächeln in sein warmes Fell kuschelten.
Es war Fliederjunges, der einen Moment später mit einem genervten durchbrach.
"Da drüben ist Rabenjunges."
Seine Stimme war ein leises Grummeln und belustigt warf Krallenstreif ihm einen Blick zu, bevor er zu Rabenjunges schaute.
Der kleine Kater bahnte sich seinen Weg durch den Schnee zum Frischbeutehaufen. Sein dichter Pelz war gegen die Kälte aufgeplustert.
Krallenstreif wusste, dass Fliederjunges sich nicht immer besonders gut mit ihm verstand. Doch für den größten Teil gingen sich die beiden einfach aus dem Weg.
Rabenjunges schien allerdings jedem aus dem Weg zu gehen. Noch immer redete er nur mit den wenigsten Katzen und hielt Abstand von den meisten.
Krallenstreif schüttelte leicht den Kopf und blickte zurück zu Fliederjunges, der sich auf seiner Flanke hingekauert hatte.
"Rabenjunges ist fast Schüler, dann wird er in den Schülerbau ziehen. Aber ich hoffe, du weißt du, dass er genauso wie du zum Clan gehört und du ihn als deinen Clangefährten respektieren solltest.
"Ja, Papa", murmelte Fliederjunges leise und legte seinen Kopf hin. Seejunges und Wolfjunges konnten ihr belustigtes Lachen offensichtlich kaum unterdrücken.
Krallenstreif schnaubte ein wenig amüsiert und legte dann seinen Kopf auf den Boden neben Wolfjunges.
"Kannst du... Kannst du uns von Mama erzählen?"
Er schaute zu Seejunges. Die kleine Kätzin hatte einen bettelnden Ausdruck in ihren Augen und Krallenstreifs Herz tat weh.
Seine Jungen waren gesund und glücklich. Zumindest zum größten Teil.
Doch manchmal war es schwer nicht zu bemerken, wie sehr auch die Kleinen Eisensee vermissten. Wie sehr es ihnen wehtun musste, ihre Mutter nicht einmal zu kennen.
Krallenstreif kannte diesen Schmerz nur zu gut. Er würde alles tun, um ihn seine Jungen zu ersparen. Doch leider war das nicht möglich.
"Natürlich."
Die drei Jungen lächelten augenblicklich und richteten ihre ungeteilte Aufmerksamkeit auf ihn.
"Eure Mutter war eine unglaubliche Katze. Sie war stark und mutig und gütig."
Krallenstreif konnte das Lächeln nicht unterdrücken, als er an seine Zeiten mit Eisensee zurück dachte.
"Sie hat den Schnee geliebt."
"Wirklich?"
Wolfjunges hob seinen Kopf und sah Krallenstreif mit großen Augen an. Krallenstreif nickte mit einem Schnurren.
"Wirklich. Ich erinnere mich noch, einmal waren wir draußen im Wald. Das war, bevor wir Gefährten waren. Wir waren beide ausgewachsene Katzen und doch haben wir im Schnee gespielt, als wären wir kleine Junge."
Für eine Weile redete Krallenstreif weiter, erzählte seinen Jungen Geschichten über Eisensee.
Solange bis die drei gähnten und ihre Augen zu fielen.
Mit einem Lächeln sah Krallenstreif zu ihnen runter, wie sie tief in sein Fell gekuschelt schliefen. Dann hob er seinen Blick und winkte Rußfell zu sich.
Seine beste Freundin kam zu ihm herüber und blickte lächelnd zu den Jungen, bevor sie fragend zu Krallenstreif schaute.
"Kannst du die Abendpatrouille übernehmen? Nimm Stachelstreif und Blitzläufer mit."
"Natürlich. Brauchst du vorher noch Hilfe dabei, die Jungen in die Kinderstube zu bringen?"
Krallenstreif schnurrten belustigt.
"Tatsächlich wäre das sehr nett, ja."
Auch Rußfell schüttelte mit einem leisen Lachen den Kopf und hob schließlich vorsichtig die beiden Jungen von Krallenstreifs Flanke.
Langsam erhob sich auch der Zweite Anführer und hob Wolfjunges hoch. Der kleine Kater zuckte kurz leicht im Schlaf, doch dann schlief er ruhig weiter.
In der Kinderstube ließ sich Krallenstreif mit seinen Jungen im Nest nieder und verabschiedete sich kurz von Rußfell.
Die Kinderstube war ansonsten fast leer. Sturmflug schief bereits in ihrem Nest und Haselsee schien noch draußen auf Rabenjunges aufzupassen. Auch Traumregen war scheinbar noch nicht im Bau.
Mit einem warmen Gefühl des Glücks blickte Krallenstreif auf seine schlafenden Jungen.
Es wäre eine Lüge zu sagen, dass er Eisensee nicht noch immer jeden Tag vermisste.
Doch dann sah er seine Jungen und wurde erfüllt von einem Schwall von Liebe und Zuneigung zu den drei.
Glücklich legte er seinen Kopf hin und schloss seine Augen.
Ich vermisse dich, Eisensee. Aber ich weiß, du passt auf uns auf. Ich liebe dich.
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