Eine Überraschung
Sprenkelpfotes Fell prickelte vor Aufregung. Es ist so weit! Heute werden wir alle zusammen die Streuner vertreiben und den WindClan zurück bekommen! Sie schaute sich ein letztes Mal im DonnerClan-Lager um, in dem Schattenstern, Brud und sie die letzten Tage untergekommen waren. Nun wimmelte es hier nur so vor Katzen, weil die Krieger vom SchattenClan ebenfalls eingetroffen waren. Die drei Anführer saßen zusammen und besprachen ein letztes Mal den Plan, den sie sich überlegt hatten.
»Bist du auch so aufgeregt?«, fragte Fliegenpfote, der neben ihr von einer Pfote auf die andere trat.
Sprenkelpfote schnurrte. »Ja! Ich hoffe nur, alles wird gut gehen!«
»Keine Sorge.« Er stieß sie leicht an. »Ich bin ja da und werde dich beschützen!«
Bevor die kleine Kätzin etwas antworten konnte, trennten die drei Anführer sich und Wolfstern kletterte auf den Steinhaufen, von dem aus sie immer zu ihrem Clan sprach. Sie brauchte nichts zu sagen, damit die Aufmerksamkeit aller Katzen sich sofort auf sie richtete.
»Heute wird Funkenstern zusammen mit seinen Streunern aus dem WindClan vertrieben!«, kam sie sofort zur Sache. »Ihr alle wisst, wie unser Angriffsplan aussieht! Wenn wir uns daran halten, kann nichts schief gehen! Wir haben den Überraschungsmoment auf unserer Seite! Und denkt daran, wenn ihr euch einem Gegner gegenüber wiederfindet, der stärker als ihr ist, zieht ihr euch sofort zurück! Wir wollen nicht zu viele Verletzte haben!«
»Für den Notfall ist Brud da!«, fügte Schattenstern hinzu und deutete auf den Wolf, der seinen schweren Kopf hin und her wiegte und bestätigend bellte. Bei dem Geräusch zuckten mehrere der DonnerClan- und SchattenClan-Katzen zusammen. Besonders die Krieger des SchattenClans schienen eine fürchterliche Angst vor dem Wolf zu haben. Sprenkelpfote bemerkte sogar wie eine hellgrau-weiße Kätzin mit schwarzen Flecken fast unkontrolliert zitterte, bis einer ihrer Clan-Gefährten ihr beruhigend über den Rücken strich.
Haben sie schon vorher Wölfe gesehen?, fragte Sprenkelpfote sich. Gab es da, wo sie herkommen, welche? Oder liegt es an etwas anderem? Selbst die DonnerClan-Katzen waren nicht so ängstlich.
Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, stupste Fliegenpfote sie von der Seite an. »Komm, wir gehen schonmal zu unserer Gruppe.«
Sprenkelpfote sprang hinter ihm her zum Renner und einer SchattenClan-Kätzin namens Weizenherz. Sie hatte gelbbraunes Fell und weiße Beine. Bisher hatte die Schülerin nur ein Mal mit ihr gesprochen, aber sie hatte den Eindruck, dass die Kriegerin ganz in Ordnung war, wenn auch etwas eigenwillig. Dafür war sie sehr geschickt, genauso wie der Renner. Ihre Gruppe würde unter den ersten Angreifern sein, um die Streuner zu erschrecken. Schattenstern war ursprünglich dagegen gewesen, dass Sprenkelpfote dazu gehörte, doch schließlich hatte sie sie trotzdem gelassen.
»Seid ihr bereit?«, fragte Weizenherz und blickte die zwei Schüler erwartungsvoll an.
Beide nickten.
»Dann los.« Die SchattenClan-Kriegerin ging voraus in Richtung Lagerausgang, wo sie wartete, bis Rose mit ihrer Gruppe unter den Ästen hindurch gekrochen war, bevor sie selbst sich auf den Weg machte.
Sprenkelpfotes Herz klopfte wie verrückt, während sie sich dem Fluss immer weiter näherte, auf dessen anderer Uferseite der WindClan völlig ahnungslos auf sie wartete. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie Weizenherz' Bewegungen. Die Kätzin schien ziemlich kampferfahren zu sein, obwohl sie noch gar nicht so alt war. Ihre Bewegungen waren schnell und geschmeidig. Die Halme um sie herum bewegten sich kaum, wenn sie sie berührte. Sprenkelpfote versuchte, es ihr nachzumachen, gab es jedoch schnell auf. Nicht sie ist meine Mentorin, sondern Kräuselsturm. Ich werde das schon schaffen.
Als sie am Ufer angekommen waren, schlichen sie sich ein Stück weiter flussaufwärts. Rose und ihre Gruppe, bestehend aus einer weiteren DonnerClan- und zwei SchattenClan-Katzen, war flussabwärts gegangen. Die dritte Gruppe der ersten Angriffswelle wurde von Blume angeführt, die immer wieder gereizt mit den Ohren zuckte, wenn Harzjäger, der Stellvertreter des SchattenClans, sie überholte. Sprenkelpfote fragte sich, warum der getigerte Kater überhaupt an der ersten Angriffswelle teilnahm, aber Windstern hatte bestimmt seine Gründe, ihn zu schicken. Als alle drei ersten Gruppen ihre Positionen eingenommen hatten, warteten sie nur wenige Herzschläge, bevor sie sich leise ins Wasser gleiten ließen.
Zum Glück hat Aqua uns beigebracht wie man schwimmt, dachte Sprenkelpfote, während sie heftig mit den Beinen paddelte. Der DonnerClan kann das sowieso. Wo der SchattenClan das wohl gelernt hat?
Sie schüttelte ihren Kopf, um all diese Fragen loszuwerden. Sie lenken mich nur ab. Ich muss mich konzentrieren!
Endlich trafen ihre Pfoten auf festen Untergrund. Wie erwartet waren sie von der Strömung des Flusses etwas abgetrieben, aber das war nicht schlimm. Sie wechselte einen schweigenden Blick mit Fliegenpfote, der ihr aufmunternd zunickte. Das einzige, was ihr an diesem Plan nicht gefiel, war, dass sie ihr Fell nicht ausschütteln durften, weil die Spritzer sonst von den Streunern gesehen werden könnten.
Auf Weizenherz' Ohrenzucken hin presste Sprenkelpfote sich an den Boden und bewegte ihre Pfoten Stück für Stück vorwärts, immer weiter die Böschung hinauf. Sie mussten dem WindClan-Lager so nah wie möglich kommen, bevor sie entdeckt wurden. Bald schon hielt Weizenherz an und die anderen taten es ihr gleich. Sprenkelpfote folgte dem Blick der Kätzin nach rechts, wo Blume und weiter hinten Rose mit ihren Kriegern auch schon aus dem Wasser gekommen waren. Die drei nickten sich zu.
Sprenkelpfote stupste Fliegenpfote ein letztes Mal mit der Nase an, woraufhin er überrascht blinzelte. Dann schnippte Weizenherz mit dem Schwanz. Das Zeichen zum Angriff. Die SchattenClan-Kätzin schoss zuerst vor, der Renner folgte ihr dicht auf und die zwei Schüler zögerten nur wenige Herzschläge.
In dem Moment, in dem Sprenkelpfote freie Sicht auf das WindClan-Lager hatte, wusste sie, dass etwas nicht stimmte. Funkenstern und seine Streuner standen mit gesträubtem Fell und gebleckten Zähnen da als würden sie nur darauf warten, angegriffen zu werden. Der Schock fuhr Sprenkelpfote tief in die Glieder.
Woher weiß er von unserem Angriff? Hat Laufherz sich verplappert? Wie sonst könnte er davon erfahren haben? Oder...
Bevor sie weiter darüber nachdenken konnte, stieß Funkenstern einen lauten Angriffsschrei aus, woraufhin seine Streuner mit großen Sprüngen auf die Angreifer zu kamen. Sprenkelpfote stemmte ihre Pfoten in den Boden, um nicht mit Weizenherz zusammenzustoßen, die sofort von einem muskulösen Kater mit zerfetzten Ohren umgerissen wurde. Sie rollten fauchend über den Boden, tauschten heftige Hiebe aus.
»Sie wissen von uns!«, hörte die Schülerin Harzjägers Ruf in Richtung des anderen Flussufers, wo die restlichen Krieger auf ihren Einsatz warteten. »Wir müssen...« Er wurde unterbrochen, als ein Streuner den Fehler machte, sich mit ihm anzulegen.
Sprenkelpfote warf einen Blick hinter sich und sah erleichtert, dass die Halme am anderen Ufer sich bereits bewegten und die restlichen Krieger und Schüler sich bereit machten, zu ihnen zu stoßen. Im selben Moment wurde sie von einem hellgrauen Kater mit einer schwarzen Maske um die Augen zu Boden gestoßen. Sie kannte ihn. Spinne. Er hatte sie damals zu Dunkelherz geführt. Wütend versuchte sie, ihn von sich zu stoßen, aber er war zu stark.
»Lass mich los!«, kreischte sie. Ein fürchterlicher Schmerz schoss durch ihre Schultern, als Spinne die Krallen ausfuhr. Verzweifelt schlug sie nach ihm, doch im nächsten Moment hielt sie inne. Ich muss mich an das erinnern, was Kräuselsturm mir beigebracht hat und darf nicht einfach drauf los schlagen. Ich bin eine Kriegerin!
Mit einer ruckartigen Bewegung stieß sie dem Kater ihre Hinterbeine in den Bauch, was ihn dazu brachte, vor Schmerzen auf zu keuchen und den Griff zu lockern. Sie machte es nochmal und drehte sich dann zur Seite, um unter ihm hervor zu kriechen. Gleich danach wirbelte sie herum und fuhr ihm mit ausgefahrenen Krallen über die Seite. Spinne fauchte verärgert, zuckte dann jedoch mit den Ohren, als er den Hilferuf eines anderen Streuners hörte, und raste davon.
Sprenkelpfote atmete tief durch und sah sich um. Der Kampf um sie herum wütete wild. Sie fühlte sich als wäre sie mitten in einem Sturm gefangen. Zum Glück waren die restlichen DonnerClan- und SchattenClan-Katzen nun ebenfalls angekommen. Ihre Mutter konnte sie zwar nirgendwo sehen, aber irgendwo weiter hinten schnappte Brud nach einigen Streunern, die sich in sein Fell gekrallt hatten und versuchten, ihn zu Fall zu bringen. Fliegenpfote kämpfte nicht weit entfernt gegen eine kleine Streunerin, schien ihre Hilfe aber nicht zu brauchen.
Wo ist der WindClan?
Der Gedanke flammte so hell vor ihrem inneren Auge auf, dass sie eine brennende Sorge in sich aufsteigen fühlte. Was hat Funkenstern mit ihnen gemacht, wenn er von dem Angriff wusste? Wo ist Nebelpfote? Und wo ist Dunkelherz? Letzteren entdeckte sie schließlich nicht weit entfernt. Er hatte seine Krallen im Fell eines hellbraun getigerten SchattenClan-Schülers vergraben. Sprenkelpfote rannte auf ihn zu. Ich muss ihn fragen! Egal was er getan hat, ich bin immer noch seine Schwester! Er wird mich bestimmt nicht anlügen. Jedenfalls nicht, wenn es um eine so wichtige Sache geht!
Kurz bevor sie bei den kämpfenden Katern ankam, explodierte der SchattenClan-Schüler plötzlich in einer Kugel aus gebleckten Zähnen und ausgefahrenen Krallen. Er stürzte sich auf Dunkelherz und nagelte ihn mit einer solchen Kraft zu Boden, dass Sprenkelpfote erschrocken nach Luft schnappte. Als der Schüler auch noch Anstalten machte, ihrem Bruder in die Kehle zu beißen, kreischte sie entsetzt auf.
»Nein!« Sie legte das letzte Stück in nur wenigen Sprüngen zurück und versuchte, den Schüler von Dunkelherz runter zu stoßen, der die Augen erschrocken aufgerissen hatte. Aber der Schüler bewegte sich nicht von der Stelle. »Lass ihn los! Bitte!«
»Sonnenpfote!« Plötzlich war eine graue Kätzin des SchattenClans da. Beim Klang ihrer Stimme schien der Schüler aus seiner Starre zu erwachen. Benommen schüttelte er den Kopf und wich einige Schritte zurück. Dunkelherz nutzte die Gelegenheit, um die Flucht zu ergreifen.
»Was ist nur in dich gefahren?«, fuhr Sprenkelpfote den SchattenClan-Schüler, Sonnenpfote, an. »Das Gesetz des Kriegers verbietet es, jemanden zu töten!«
Ohne eine Antwort abzuwarten, drehte sie sich um und überließ Sonnenpfote der grauen Kätzin, die beruhigend auf ihn einredete. Sprenkelpfote rannte hinter Dunkelherz her, der nach einer Weile keuchend stehen blieb, als er bemerkte, dass sie ihm folgte.
»Was willst du?«, fauchte er.
»Wo ist der WindClan?«, fragte sie und ignorierte seinen feindseligen Tonfall.
Dunkelherz antwortete nicht.
»Sag mir wenigstens, ob er in Sicherheit ist! Was ist mit Nebelpfote? Wo ist er?«
»Ich war es nicht, der euch verraten hat«, miaute Dunkelherz nur. Er wich ihrem Blick aus und zuckte mit den Ohren. »Der WindClan ist in Sicherheit. Dort, wo Funkenstern und seine Streuner vorher waren.«
Sprenkelpfote atmete erleichtert aus und schaute ihren Bruder dann mitleidig an. »Warum nur bist du auf Funkensterns Seite? Siehst du nicht, was er mit dem WindClan gemacht hat?«
Dunkelherz schwieg. Nur seine Ohren zuckten missmutig. »Lass mich«, fauchte er schließlich, drehte ihr den Rücken zu und warf sich wieder in den Kampf.
Im selben Moment wurde Sprenkelpfote von jemandem umgestoßen. Der Streuner bohrte ihr sofort die Krallen in die Flanke und zerrte sie über den Boden als wäre sie ein Stück Beute. Sie knurrte wütend und spannte ihre Muskeln an, um sich zu verteidigen. Kräuselsturms Training ist nicht umsonst gewesen!
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Es ist wieder Cliffhanger-Zeit, jei XD Jedenfalls ist es schon eine ganze Weile her, dass ich euch mal gefragt habe, wer denn eure Lieblingsfigur ist. Also mache ich es jetzt nochmal. Schließlich sind mittlerweile ein paar Katzen (und Wölfe) mehr dazugekommen: Wer ist oder sind eure Lieblingsfigur/en?
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