Ein Zeichen
Terra wachte mitten in der Nacht auf, weil jemand ihr versehentlich auf den Schwanz trat. Leise zischend fuhr sie hoch und wollte den Übeltäter anfauchen, aber dann sah sie, dass es nur Sprungflügel war. Die Heilerin hatte nach der Schülerzeremonie von Dunkelherz, der Blendfeuer als Mentor bekommen hatte, verkündet, weiterhin beim WindClan zu bleiben. Weises Reh war schließlich damit beschäftigt, Eichelpfote im DonnerClan auszubilden, und der SchattenClan hatte schon Luftfell als vollwertige Heilerin. Bei der gleichen Zeremonie hatte Schattenstern Seelenpfote auch endlich einen Kriegernamen gegeben. Seelensplitter. Terra hoffte, die weiße Kätzin würde irgendwann wieder zu ihrem früheren Ich finden, aber ob das jemals geschehen würde...
»Tut mir leid«, flüsterte Sprungflügel.
»Was ist denn los?«, fragte Terra neugierig.
Die Heilerin zögerte kurz, antwortete dann aber: »Ein Zeichen vom SternenClan.«
Bevor Terra weiter nachhaken konnte, verschwand die weiße Kätzin in der Dunkelheit der Nacht. Ich werde ihr nicht folgen, dachte sie. Wenn es wichtig ist, wird sie es uns schon sagen. Also legte sie sich wieder hin. In letzter Zeit fühlte sie sich immer unglaublich müde und dass sie den Großteil des Tages im Heilerbau verbringen musste, tat das Übrige. Ihr Hinterbein tat zwar nicht mehr weh, aber wenn sie es stark belastete, schoss manchmal trotzdem ein stechender Schmerz hindurch. Hoffentlich bleibt das nicht so.
Der Rest der Nacht verlief ruhig und als Terra aufwachte, war Sprungflügel auch wieder zurück. Und nicht nur das. Die Heilerin stand direkt über ihr und starrte sie mit ihren eisblauen Augen eindringlich an.
»Ist alles in Ordnung?«, fragte Terra leicht beunruhigt. Sie verhält sich doch normalerweise nicht so?
»Du bist die einzige, die noch in Frage kommt«, miaute Sprungflügel kaum hörbar und legte ihr auf einmal eine Pfote auf den Bauch. Dann nickte sie, offenbar zufrieden mit sich selbst. »Habe ich es mir doch gedacht. Herzlichen Glückwunsch, Terra. Du erwartest Junge!«
»Was?« Sie brauchte einen Moment, um zu begreifen, was die Heilerin soeben gesagt hatte. Ihr Herz machte einen Sprung und sie kam so schnell auf die Beine, dass ihre Hinterpfote schmerzte. Doch das war ihr egal. »Was hast du gesagt?«
»Du erwartest Junge! Ich wundere mich etwas, dass du es noch nicht bemerkt hast. Bist du in letzter Zeit nicht immer müde und etwas unkonzentriert?«
»Ja, aber...« Terra fand keine Worte, um ihre Gefühle zu beschreiben. Da war eine heftige Freude, aber gleichzeitig auch die Sorge, dass sie diese Jungen auch verlieren könnte, bevor sie überhaupt geboren waren. Sie hatte die Krämpfe im Bauch und das ganze Blut im Gras keineswegs vergessen. Langsam setzte sie sich wieder hin.
»Wirst du nicht Hechtkralle mit dieser guten Nachricht überraschen?«, wunderte Sprungflügel sich.
Nach einigem Zögern schüttelte Terra den Kopf und wich dem stechenden Blick der Heilerin aus. »Noch nicht. Ich...«
Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Spritzklang sich in ihrem Nest leicht hin und her bewegte und offenbar kurz davor war, aufzuwachen.
»Ich erkläre es dir später«, sagte sie schnell, bevor Spritzklang mitbekommen konnte, worum es ging. Sprungflügel schien zu verstehen, dass es ihr wirklich wichtig war, und nickte ernst.
Von draußen ertönten allmählich die Geräusche aufwachender Katzen. Terra hievte sich aus ihrem Nest und verließ den Heilerbau, um sich etwas Frischbeute zu holen. Aus irgendeinem Grund fühlte sie jetzt die Verantwortung, mehr zu essen, damit es ihren Jungen an nichts mangelte. Auf dem Frischbeutehaufen lag noch eine Maus, die sie sich holte und etwas abseits aß. Von dort aus beobachtete sie Hechtkralle, der gerade dabei war, die Morgenpatrouille einzuteilen. Obwohl er so viel zu tun hatte, fand er immer noch Zeit für sie, wofür sie ihm unglaublich dankbar war. Auch jetzt kam er gut gelaunt auf sie zu, während die Patrouille sich auf den Weg zum Lagerausgang machte.
»Wartet!«, ertönte im selben Moment jedoch die Stimme von Schattenstern. Die schwarze Kätzin war aus ihrem Bau gekommen und stand jetzt auf dem Stein, von dem aus sie immer zu ihrem Clan sprach. »Alle Katzen versammeln sich bitte kurz. Es gibt etwas Wichtiges zu besprechen.«
»Worum geht es?«, fragte Terra Hechtkralle, als er bei ihr ankam.
»Keine Ahnung.«
Geht es um das Zeichen vom SternenClan?, dachte Terra, als sie Sprungflügel sah, die sich zwischen den Katzen hindurch nach vorne zu Schattenstern schlängelte.
»Sprungflügel hat ein Zeichen vom SternenClan erhalten«, verkündete die Anführerin dann auch und nickte der Heilerin auffordernd zu. »Bitte berichte uns, was du gesehen hast.«
»Ich habe geträumt und in meinem Traum stand ich am Ufer eines sehr großen Sees«, erklärte Sprungflügel. »Der See war so groß, dass ich das andere Ufer nicht sehen konnte. Ich fand das seltsam und habe mich runtergebeugt, um das Wasser zu probieren. Und es war salzig.«
»Salziges Wasser?« Efeubein klang nicht überzeugt. »Sowas gibt es?«
»Der Traum ist noch nicht vorbei«, fuhr Sprungflügel fort und brachte den dunkelbraunen Kater so zum Schweigen. »Als ich wieder hochgeschaut habe, sah ich eine Gestalt im Wasser. Sie sah aus wie eine Katze, aber ihr ganzes Fell hat geleuchtet.«
»Wie eine SternenClan-Katze?«, fragte Hechtkralle.
Die Heilerin schüttelte den Kopf. »Nein. SternenClan-Katzen haben Sternenglanz im Fell. Dieses Leuchten war aber irgendwie gelbgrün. Die Gestalt war über und über damit bedeckt. Ich konnte nicht mal die Fellfarbe erkennen. Sie hat einfach nur geleuchtet. Und um sie herum hat die Luft auch geleuchtet. Wie eine Wolke schwebte es irgendwie um sie herum. Selbst das Spiegelbild im Wasser war unglaublich hell.«
»Und was bedeutet das?«, wollte Funkenlicht wissen. »Wie deutest du dieses Zeichen?«
»Der SternenClan hat es für mich gedeutet«, meinte Sprungflügel. »Ich hörte nämlich eine Stimme, die mir sagte: Der Erlöser ist eine Illusion. Er wird sich offenbaren, wenn die Nacht am dunkelsten ist.«
»Meine Frage bleibt«, miaute Funkenlicht. »Was bedeutet das?«
Sprungflügel wechselte einen Blick mit Schattenstern, die dieses Mal das Reden übernahm. »Was Sprungflügel berichtet hat, ist noch nicht alles. Der SternenClan hat uns dazu aufgefordert, den FlussClan zu suchen. Er lebt an einem Ort namens Wassernest der Sonne und es gibt jemanden, der uns dorthin führen wird.«
Terra sah die Anführerin genauso ratlos an wie die restlichen Katzen. Wer soll uns dahin führen? Ich höre das erste Mal von diesem Ort!
»Wer?«, fragte endlich Dachspfote, der vor Aufregung nicht mehr still sitzen konnte.
»Ojiha«, antwortete Sprungflügel. »Er kommt von dort.«
............................................................................................................................................................................
Lied zum Kapitel: Two Steps From Hell – Never Give Up On Your Dreams
Bạn đang đọc truyện trên: Truyen247.Pro