„Hey, Regenpfote, hast du irgendeine Idee?", fragte Sturmpfote seinen Bruder. Natürlich hatte er selbst zahlreiche Ideen für Tricks, doch Regenpfote kannte seinen Mentor bestimmt besser als er.

„Ja, das habe ich zufällig wirklich! Den Trick, den du bei Mondstrahl angewandt hast, können wir ja nicht verwenden, da er ihn bereits gesehen hat. Wir könnten versuchen auf seinen Rücken zu gelangen und ihn von dort aus zu bearbeiten!", schlug er vor.

Sturmpfote dachte über den Vorschlag ausführlich nach, dann schüttelte er den Kopf. „Das ist an sich keine schlechte Idee, doch wie wollen wir auf seinen Rücken kommen? Noch eine weitere Idee?"

Betrübt schüttelte Regenpfote den Kopf und sprang auf einen Baumstamm, der schon vor langer Zeit umgestürzt war. Auf der anderen Seite sprang er wieder hinab.

Sturmpfote konnte seinen Bruder nun nicht mehr sehen, da der dicke Baum ihm die Sicht versperrte, doch irgendwie ahnte er, dass sein Bruder gleich zurückspringen würde. Vorsichtshalber zog er sich einige Schwanzlängen zurück.

Und tatsächlich sprang Regenpfote mit einem Satz über den Baum hinweg und landete vor Sturmpfote. Dieser staunte, denn er hätte erwartet, dass er wieder auf den Baumstamm und danach wieder hinab springen würde.

„Wie hast du das geschafft? Du bist ja beinahe über den Stamm geflogen!", miaute er ungläubig.

Regenpfote schaute seinen Bruder stolz an und erklärte: „Ich hab ein wenig Anlauf genommen und hab mir fest vorgestellt, dass ich es schaffe und ich hab es geschafft!"

„Das sehe ich! Und du bist nicht mit dem Bauch oben liegen geblieben, du hast das Holz nicht einmal berührt!"

Regenpfote freute sich anscheinend über die Begeisterung seines Bruders. „Könnten wir das nicht auch bei Hasenpelz anwenden? Ich könnte, bevor er sich aufrichtet, über ihn hinwegspringen und während er sich zu mir dreht, kannst du auf seinen Rücken gelangen. Er muss seine Aufmerksamkeit wieder dir widmen und versucht sicherlich dich abzuwerfen. Dann könnte ich ihm die Beine wegziehen, genauso wie du es gemacht hast, nur eben von der anderen Seite. Bevor er zu Boden fällt, springst du ab, denn sonst wirst du womöglich noch begraben."

„Das ist ein toller Plan! Damit wird er bestimmt nicht rechnen!", freute sich Sturmpfote. Auf so etwas wäre er bestimmt nicht gekommen. Er freute sich wirklich für seinen Bruder, dass ihm das eingefallen war.

Regenpfote schaute nach oben durch die kahlen Zweige der Bäume. „Es ist schon fast Sonnenhoch! Wir sollten uns beeilen!"

„Da seid ihr ja endlich! Wir haben schon auf euch gewartet!", rief ihnen Hasenpelz schon von weitem entgegen.

„Wir haben uns die perfekte Strategie ausgedacht!", verkündete Sturmpfote vielsagend.

„Wollen wir doch hoffen, dass ihr sie auch umsetzen könnt!" Sturmpfote hoffte das auch.

Regenpfote schaute zu ihm und Sturmpfote nickte ermutigend. Regenpfotes Taktik ist perfekt! Hasenpelz wird das nicht erwarten!, versuchte er sich selbst zu beruhigen.

Die beiden Schüler stellten sich genauso nebeneinander auf, wie bei dem Kampf mit Mondstrahl, doch diesmal hatten sie einen guten Plan. Hasenpelz stand drei Schwanzlängen von ihnen entfernt und näherte sich in geduckter Haltung. Sturmpfote und Regenpfote machten es ihm gleich.

Sie ließen ihn eine weitere Schwanzlänge näher kommen, dann rannte Regenpfote plötzlich los. Hasenpelz blieb überrascht stehen, doch er bereitete sich sofort auf den Angriff vor.

Sturmpfote kniff die Augen zusammen, um nicht sehen zu müssen, wie sein Bruder in Hasenpelz hineinkrachte. Er wird es schaffen! Denk nur daran, wie er über den Baumstamm gesprungen ist!

Und tatsächlich sprang Regenpfote, gerade außerhalb Hasenpelz Reichweite, ab und flog direkt über seinen Mentor hinweg. Dieser hatte keine Zeit, um sich auf die Hinterbeine zu erheben. Wie Regenpfote vorausgesehen hatte, drehte Hasenpelz sich zu seinem Schüler um und ging diesmal in Angriffsstellung.

Während Regenpfote den braunen Kater mit Scheinangriffen ablenkte, schlich sich Sturmpfote leise von hinten an.

Noch bevor Hasenpelz wusste, was geschah, war Sturmpfote schon auf seinem Rücken und hielt sich fest. Ohne seine Krallen einzusetzen war das zwar ein wenig schwierig, doch es gelang ihm, sein Gleichgewicht zu bewahren.

Sturmpfote konnte aus dem Augenwinkel beobachten, wie Regenpfote mit einem gezielten Pfotenhieb die Hinterbeine seines Mentors zur Seite stieß. Schnell sprang Sturmpfote von ihm hinunter, um nicht plattgedrückt zu werden.

Tatsächlich fiel Hasenpelz zu Boden, doch bevor er sich wieder erheben konnte, stürzte sich Regenpfote auf ihn.

„Eins, zwei, drei! Gewonnen!", riefen Sturmpfote und Regenpfote gemeinsam.

Regenpfote hüpfte von seinem Mentor runter und ließ ihn aufstehen. „Das war wirklich eine sehr gute Strategie!", schnurrte Hasenpelz. „Diese Technik könnte euch in einem richtigen Kampf einen Vorteil verschaffen. Ihr seid wirklich ein sehr gutes Team!", miaute er anerkennend.

„Ja, das war wirklich sehr beeindruckend!", bemerkte Mondstrahl, die alles vom Rand der Lichtung aus beobachtet hatte.

„Das war Regenpfotes Idee! Er hat sich das ganz allein ausgedacht!", verkündete Sturmpfote stolz.

Regenpfote senkte bescheiden seinen Kopf. „Es war unsere Idee", meinte er.

„Nein!", musste Sturmpfote widersprechen. „Ich wäre auf so etwas nie gekommen und hätte auch nicht gedacht, dass es tatsächlich funktioniert, bevor du mir deinen Plan erklärt hast! Es war zwar riskant, aber auch genial!"

„Ja, das stimmt, Regenpfote! Keiner von uns hat damit gerechnet!", miaute Mondstrahl anerkennend.

„Das hast du sehr gut gemacht, Regenpfote. Ich hatte fast das Gefühl, du würdest über mich hinweg fliegen, als wärst du ein Vogel und keine Katze!" Hasenpelz blickte seinen Schüler stolz an und streifte mit seiner Schwanzspitze die graue Flanke des Schülers.

Mondstrahl kam zu Sturmpfote und gratulierte auch ihm. Es kam ihm so vor, als wäre sie auch von ihm sehr beeindruckt und zufrieden.

Sturmpfote begann erfreut zu schnurren und folgte Mondstrahl, Hasenpelz und Regenpfote aus der Trainingskuhle zurück ins Lager.