15. Kapitel
Regenpfotes Sorgen wurden am nächsten Tag noch verstärkt, als weitere Katzen anfingen, zu husten. Langstreif musste sich zu Zahnlos gesellen und nur Mauseschweif blieb bis jetzt verschont. Eichenfell und Samtflügel hatten sich ebenfalls angesteckt.
Die vier Katzen durften den Heilerbau nicht verlassen und keine Katze durfte zu ihnen, nicht einmal ihre Familien. So hatte es Weißdorn angeordnet, denn das war die einzige Chance, um weitere Ansteckungen zu vermeiden.
Regenpfote wollte irgendetwas tun, um seinem Clan zu helfen. Doch er war keine Heilerkatze und wusste nichts über Krankheiten und Kräuter. Das einzige, was er tun konnte, war zu jagen, damit niemand Hunger leiden musste.
Noch gab es Beute und die Krankheit hielt sich in Grenzen. Mauseschweif hatte viel schlimmere Zeiten erlebt, das hatte sie den Jungen und Schülern oft erzählt. Zum Beispiel von der Zeit, als eine lange Blattleere über dem Wald lag und man sich durch eine Schwanzlänge hohe Schneedecke kämpfen musste. Zu dieser Zeit mussten sie einen Mond lang hungern, da es keine Beutetiere gab. Da brach auch der Grüne Husten aus und löschte fast den halben Clan aus.
Regenpfote schüttelte seinen Kopf, um alle trüben Gedanken zu vertreiben. Weißdorn hatte verkündet, dass es bis jetzt noch keinen Fall von Grünem Husten gab, alle Erkrankten hatten Weißen Husten. Diese Krankheit war zwar ebenfalls ansteckend, aber bei weitem nicht lebensgefährlich.
„Wo bleibst du denn, Regenpfote?", rief ihm sein Mentor zu. „Ich komme schon Hasenpelz!", miaute er und machte sich eilig auf den Weg hinter dem braungetigerten Kater her. Sie waren auf dem Weg in die Mooskuhle. Dort wollten sie gemeinsam mit Sturmpfote und Mondstrahl trainieren.
Kurz bevor sie die Kuhle erreichten, miaute Regenpfote zögerlich: „Ich mache mir Sorgen um die kranken Katzen." Hasenpelz drehte seinen Kopf zu ihm und schaute ihn mit Verständnis in den Augen an. „Wir alle machen uns Sorgen. Aber wir müssen uns auf das Wesentliche konzentrieren! Wenn die anderen Clans glauben, wir wären schwach, dann würden sie uns angreifen und das würde niemandem helfen. Deshalb müssen wir trainieren, jagen und an den Grenzen patrouillieren, so als ob nichts wäre."
Regenpfote nahm sich vor, immer sein Bestes zu geben und alles für seinen Clan zu tun. Schnell lief er weiter und stürmte in die Trainingskuhle. Beinahe wäre er in seinen Bruder hineingerannt, doch er konnte rechtzeitig abbremsen.
„Hallo, Hasenpelz! Hallo Regenpfote!", grüßte sie Mondstrahl. „Hallo!", miaute Sturmpfote ebenfalls. Hasenpelz, der hinter Regenpfote in die Kuhle gekommen war, begrüßte Mondstrahl und Sturmpfote mit einem Schwanzwinken.
„Was lernen wir heute?", wollte Regenpfote wissen. „Heute lernt ihr den Paarkampf!", beantwortete Mondstrahl seine Frage. Als Sturmpfote und Regenpfote sie irritiert ansahen, erklärte sie: „Bei dieser Kampftechnik seid ihr ein Team und müsst euch gemeinsam gegen einen Feind verteidigen. Ihr müsst perfekt aufeinander abgestimmt sein, ansonsten funktioniert es nicht!"
„Verstanden!", miauten beide gleichzeitig. „Also gut! Dann geht es los!", ordnete die Kätzin an. Hasenpelz stellte sich diesmal an den Rand der Lichtung und spielte den stillen Beobachter. Mondstrahl erklärte ihnen, auf was sie besonders achten mussten und welche Tricks ihnen helfen könnten.
Regenpfote und Sturmpfote stellten sich Seite an Seite auf und sahen Mondstrahl aufmerksam und abwartend an. Das Ziel der Übung war, gemeinsam Mondstrahl zu Fall zu bringen und sie für drei Herzschläge am Boden zu halten.
Die beiden Brüder tauschten einen letzten Blick, bevor Mondstrahl angriff. Jeder von ihnen wusste, was er zu tun hatte.
Als Mondstrahl nur mehr einen Schritt von ihnen entfernt war, stiegen Regenpfote und Sturmpfote gleichzeitig auf die Hinterbeine und schlugen ihr mit den Pfoten auf die Ohren und die Schnauze. Die Krallen waren dabei natürlich eingezogen, da sich ja niemand verletzten sollte.
Mondstrahl fauchte überrascht, obwohl sie das erwartet haben musste. Sie wich einen Schritt zurück und stieg ebenfalls auf die Hinterbeine. Abwechselnd schlug sie auf die beiden Schüler ein. Die beiden Brüder ließen sich davon jedoch nicht unterkriegen und bearbeiteten weiterhin alles, was sie mit ihren Pfoten erwischten.
Doch es schien, als ob sie trotzdem verlieren würden. Mondstrahl war einfach zu schnell und ihre Schläge waren zu gezielt. Nach einer Weile konnte Regenpfote nicht mehr. Seine Hinterpfoten hatten zu schmerzen begonnen und seine Vorderpfoten waren träge geworden. Seine Ohren und seine Schnauze schmerzten von den harten Schlägen.
In dem Moment, als er dachte, sie müssten aufgeben, duckte sich Sturmpfote und schlüpfte unter den Bauch seiner Mentorin. Er befand sich jetzt direkt unter ihr und bevor Mondstrahl überhaupt mitbekam, was genau passierte, stieß Sturmpfote ihre Hinterläufe unter ihrem Körper weg und rollte sich blitzschnell zur Seite. Mondstrahl kippte mit einem überraschten Jaulen zu Boden.
Sofort sprang Regenpfote ihr auf den Rücken, um sie festzuhalten. Sturmpfote kam ihm zu Hilfe und gemeinsam hielten sie die silberne Kätzin fest. Nach ein paar Augenblicken, in denen sie sich noch heftig bewegte, miaute sie jedoch: „Ich gebe ja schon auf, aber geht runter von mir!"
Daraufhin sprangen die Schüler von ihr herunter. Sturmpfote schnurrte lauthals und Regenpfote jubelte: „Wir haben gewonnen!" „Gemeinsam waren wir stärker als allein!", bemerkte Sturmpfote.
„Bruder, du warst genial!", rief Regenpfote begeistert. „Ich hätte schon gedacht wir verlieren, aber wie du unter Mondstrahl durchgetaucht bist und ihre Hinterläufe weggestoßen und wie du dich dann weggerollt hast! Das hast du einfach großartig gemacht! Ohne diesen Trick hätten wir bestimmt nicht gewonnen!"
„Ja, Sturmpfote! Regenpfote hat Recht! Damit habe ich keinesfalls gerechnet!", miaute Mondstrahl, nachdem sie aufgestanden war und sich einzelne Moosklumpen aus dem Fell geschüttelt hatte.
Sturmpfote leckte verlegen sein Brustfell, doch er wirkte auch sehr stolz.
„Jetzt habt ihr euch erst einmal eine Pause verdient. Ihr könnt bis Sonnenhoch machen, was ihr wollt. Zu Sonnenhoch seid ihr wieder da und dann kämpft ihr gegen mich!", miaute Hasenpelz, der sich zu Mondstrahl gesellt hatte.
Regenpfote musste schlucken. Er freute sich darauf und doch hatte er ein wenig Angst, gegen seinen Mentor zu kämpfen. Er wollte ihm unbedingt beweisen, dass er genauso gut wie sein Bruder war.
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