1. Kapitel✔
Dunstvogel schleppte ihr erlegtes Kaninchen ins Lager und ging damit zur Kinderstube, um Traumsplitter etwas Beute zu bringen. Außerdem wollte sie sie etwas ablenken, da die meisten ihrer Jungen tot zur Welt gekommen waren und die Königin deswegen oft traurig war; ebenso wie über den Tod ihres Gefährten. Die hellrot getigerte Kätzin vermutete stark, dass dies wegen der Schlacht von vor einem Mond lag. Dort war die Königin noch trächtig gewesen und stand kurz vor der Geburt ihrer Jungen, ihr Gefährte hingegen hatte alles getan, um sie zu beschützen und somit auch die Jungen, doch schlussendlich musste er dafür mit seinem Leben bezahlen.
Wie viele großartige Katzen sie dort verlassen mussten.
Mit gesträubtem Nackenfell dachte Dunstvogel an die Versammlung, die in ein paar Sonnenläufen stattfinden würde. Vor allem aber war Traumsplitter sehr nervös, da sie Angst hatte, Taubenstern würde Splitterjunges Namen nicht akzeptieren. Generell war der ganze Clan angespannt, alle gaben sich die beste Mühe keine Fehler zu machen, aus Angst, am Ende blutüberströmt auf dem Totenfels zu liegen.
Am Eingang der Kinderstube sah sie Nachtschwalbe und Fleckenfarn, die sich angeregt über den Bau eines neuen Tunnels unterhielten, welcher der neue Schülerbau werden sollte. Sie wusste, wie sehr Fleckenfarn Tunnelgräber werden wollte, doch dann war es schon zu spät und sie wurde Moorläuferin. Mit einem kurzen Seufzen kroch sie in den Tunnel und sah amüsiert, wie Splitterjunges, Haferjunges und Roggenjunges auf der schlafenden Traumsplitter herumkletterten.
Die drei Jungen schienen Dunstvogel noch nicht entdeckt zu haben, denn sie sprangen weiter auf der schlafenden Königin herum. Erst als Dunstvogel miaute: »Traumsplitter. Ich hab dir ein Kaninchen mitgebracht«, sprangen sie von der Königin. Verschlafen öffnete die blaugraue Kätzin ihre Augen und blickte sie dankbar an. »Wollen wir sie uns teilen?« Aufgeregt hüpfte Splitterjunges durch die Kinderstube und japste: »Ich will auch Frischbeute fressen. Darf ich? Bitte! Traumsplitter erlaubt es mir nie.« Schnurrend leckte Dunstvogel der Tochter ihrer Freundin über den Kopf und miaute streng: »Nein. Du bist noch nicht alt genug, um Frischbeute zu fressen. In einem halben Mond wirst du es wie Haferjunges und Roggenjunges essen dürfen.«
Missmutig fragte die kleine Kätzin: »Versprochen?«
»Versprochen«, erwiderte die hellrot getigerte Moorläuferin und setzte sich neben Traumsplitter, die angefangen hatte ihren Pelz zu säubern.
Sie legte ihr Kaninchen hin und nahm einen großen Bissen von dem hellbraunen Tier. Im hinteren Teil des Baus rangen die drei Jungen miteinander. Währenddessen betrachtete Grasjunges bloß mit ausdruckslosen Augen die Wände der Kinderstube. Er war, seitdem die große Schlacht am Versammlungsort stattgefunden hatte, wie ausgewechselt. Von dem fröhlichen und aufgedrehten Kater war nichts mehr geblieben. Aber wer konnte es ihm verübeln; er musste schließlich mitansehen, wie seine Mutter, um ihn zu schützen, starb. Er war der einzige von seinen Wurfgefährten, der sich schnell genug in einem Dornenbusch verstecken konnte, bevor dieselbe Kätzin, die auch schon seine Mutter ermordet hatte, seine vier Monde alten Wurfgefährten tötete.
Dunstvogel vermutete stark, dass diese Kätzin jenes Katzengesicht war, welches der junge Kater mit seinen Krallen immer und immer wieder in den Boden kratzte. Aber außer des struppigen Fells der Mörderin wusste Dunstvogel nicht mehr über diese Kätzin, die die drei Katzen umgebracht hatte.
Auch Grasjunges Vater Wachtelbauch schien sich nicht mehr für ihn zu interessieren, denn er besuchte ihn nie und hatte sich sofort nach dem Tod seiner ehemaligen Gefährtin eine neue gesucht. Ausgerechnet Dunstvogels ehemalige Mentorin Mohngeflüster.
Eigentlich hatten sich die zwei Kätzinnen immer recht gut verstanden, aber sie konnte nicht nachvollziehen, wie ihre ehemalige Mentorin so etwas machen konnte. Dunstvogel wusste zwar, dass Mohngeflüster in den Kater verliebt war, aber sie war auch die beste Freundin von Wachtelbauchs ehemaligen Gefährtin gewesen.
Schnell verdrängte sie diesen Gedanken und wandte sich wieder Traumsplitter zu, welche sie besorgt ansah. »Ich mache mir echt Sorgen um Fleckenfarn, sie steht kurz vor der Geburt und in ein paar Sonnenaufgängen ist die Versammlung. Was ist, wenn ihre Jungen in den nächsten Sonnenaufgängen kommen und sie die frischgeborenen Jungen dann zum Versammlungsort tragen muss?« Dunstvogel lehnte sich an ihre blaugraue Freundin. »Mehr als hoffen können wir leider nicht«, antwortete sie leise.
»Wie kannst du da bloß so ruhig sein, es sind unsere Brüder und Schwestern!« Mischte sich Nachtschwalbe ein als sie die Kinderstube betrat. Sie hatte das frische Nestmaterial fallen gelassen, das sie hereingetragen hatte, und funkelte die Moorläuferin wütend an.
»Ach ja? Willst du, dass ich mir die ganze Zeit Sorgen mache? Fleckenfarn hat sich ja auch nie Sorgen über mich gemacht. Nur über die ach so tolle Nachtschwalbe, weil sie ja so perfekt ist!«, fauchte Dunstvogel sie an.
»Na und?! Wir sind eine Familie und du bist ja auch selbst schuld, mit deinem ewigen Genörgel!«
Dunstvogel war kurz davor, ihr mit den Krallen über das Gesicht zu fahren, doch sie hielt sich zurück und erwiderte wütend: »Es ist ja wohl meine Entscheidung, ob ich Tunnelgräber oder Moorläufer werden will! Außerdem, damals hat mich Fleckenfarn auch alleine gelassen!« Die kleine schwarze Kätzin fauchte entsetzt. »Wie kannst du es wagen? Fleckenfarn würde niemals eine Katze alleine lassen. Außerdem weißt du genau, wie sehr es sich unser Vater gewünscht hat mit seinen drei Jungen durch die Tunnel zu rennen.«
Dunstvogels Stimme zitterte vor Wut. »Aber ihr alle wusstet, dass ich panische Angst hatte in diese Tunnel zu gehen.«
»Ja, aber du hast diese Angst überwunden und schau, jetzt bist du in einem Tunnel, ganz ohne Angst.«
Dunstvogel war kurz davor, aus ihrem Pelz zu fahren und ihr ganzer Pelz war gesträubt. »Aber ich liebe es, über die Graslandschaft zu rennen. Außerdem entscheidet Taubenstern bei den meisten welchen Rang wir haben und ich bin mit meinem ziemlich zufrieden.« Gerade, als die schwarze Kätzin etwas erwidern wollte, durchschnitt Dohlenschlags lauter Ruf die Luft, woraufhin die Clankatzen schnell zum Weißfels sprangen und sich mit gesenkten Köpfen niederließen. Dunstvogel war eine der letzten und setzte sich neben Blattstimmes Sohn; Sandbach.
Keine der anwesenden Katzen wollte den zwei Katern auf dem Weißfels in die Augen sehen und auch die aufgedrehtesten Katzen waren still und rührten sich nicht.
Flügelschatten rief auffordernd: »Wachtelbauch, Sumpfkraut, Nektartropfen, Finkenpfote und Dunstvogel! Ihr geht jagen und ich werde euch begleiten.« Er machte eine kurze Pause, in der er wartete, bis die angesprochenen nickten und fuhr dann fort. »Blattstimme, Nussschale, Mondtraum, Sandbach und Nebelpfote! Ihr grabt den Tunnel für den Schülerbau weiter.«
Dunstvogel stellte sich auf und war gerade auf dem Weg zum Lagerausgang, als ein Gewicht sie zu Boden riss.
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