Kapitel 20
Mit leisen Pfoten bewegte sich die weiße Kätzin über die Zweibeiner Brücke auf dem FlussClan Territorium. Sie reckte die Nasen in die Luft. Eine Patrouille war nicht weit von hier. Nebelschweif preschte über die Ebene. Ihre Wunden brannten und schmerzten, dennoch rannte sie weiter. Erschöpft erreichte sie die WindClan Grenze. Vielleicht hätte sie sich doch vorher von Gelbzahn heilen lassen sollen. Eine Patrouille kam auf sie zu. Als die drei Katzen Näher kamen, erkannte Nebelschweif, Fetzohr, Moorkralle und Kurzbart. Sie stellten sich ihr mit gesträubtem Fell gegenüber. ,,Die Verräterin, läuft uns in die Pfoten!" fauchte Fetzohr. Nebelschweif stellte sich ihnen gegenüber. ,,Ich bin hier um an Streifenpelz' Totenwache teilzunehmen." zischte die weiße Kätzin, deren Fell noch befleckt war von der Schlacht. Kurzbart entspannte sich wieder. ,,Da sind nur Katzen vom Clan erlaubt. Du gehörst nicht dazu." knurrte Moorkralle. Nebelschweif blieb standhaft. ,,Ich werde nicht gehen." gab sie mit erhobenem Kinn zurück. Moorkralle und Fetzohr sprangen auf die weiße Kätzin. Sie rollten wie ein buntes Fellknäuel über den Boden. Nebelschweif war erschöpft und hatte kaum noch Kraft gegen eine Katze zu kämpfen, schon gar nicht gegen zwei. Dennoch schnappte sie nach Fetzohrs Bein und biss zu bis er aufjaulte. Die WindClan-Krieger bearbeiteten die Kätzin mit seinen Krallen, dass Nebelschweif kaum hinterher kam diese abzuwehren. Moorkralle biss ihr fest in die Flanke und die weiße Kätzin ließ Fetzohr los und jaulte laut auf. ,,Das reicht!" rief Kurzbart. Die beiden anderen WindClan Krieger, sahen auf und hielten Nebelschweif auf dem Boden gedrückt. Keuchend sah sie zu Kurzbart. Dieser sah entschuldigend in ihre matten blauen Augen, aus denen jeglicher Glanz verschwunden war. ,,Wir bringen sie zu Riesenstern, er würde es euch übelnehmen, wenn ihr die Verräterin umbringt, bevor er die Gelegenheit dazu gehabt hätte." miaute Kurzbart und ging voraus. Fetzohr und Moorkralle packten die weiße Kätzin am Fell und zerrten sie mit. Nebelschweif stolperte zwischen den beiden Kriegern her.
Nachdem sie das Hochland überschritten hatten, kamen sie zu einer Kuhle in der das WindClan-Lager lag. Erschrocken sah sie in die Senke. Sie erinnerte sich plötzlich wieder an eine Schlacht, als sie gerade erst zur Schülerin ernannt wurde. Der DonnerClan hatte den WindClan hier angegriffen, unter der Führung von Kiefernstern. Ihre Mutter hatte ihr Leben in dieser Schlacht verloren. ,,Komm, Verräterin!" fauchte Moorkralle und stieß sie voran. WindClan Katzen kamen aus ihren Nestern um einen Blick auf die DonnerClan Kätzin zu werfen. Kurzbart steuerte einen großen dunklen Granitfelsen an, der wie ein Plateau aus der Erde herausragte. Darauf saß Riesenstern. ,,Wir haben sie auf unserem Territorium gefunden, sie wollte an Streifenpelz' Totenwache teilnehmen." knurrte Fetzohr. Er und Moorkralle ließen die Kätzin los und sie sank erschöpft zu Boden. ,,Warum sollte eine DonnerClan Katze an einer Totenwache für unseren Krieger teilnehmen wollen, nach dem sie ihn umgebracht haben!" fauchte Fetzohr und wandte sich an den Clan. ,,Wenn ihr mich fragt, ist sie hier um uns auszuspionieren, weil der DonnerClan einen Gegenangriff plant!" fuhr der getigerte Kater fort. Nebelschweif schüttelte schwach den Kopf und hievte sich auf ihre zitternden Beine. ,,Das ist nicht wahr." miaute sie schwach. ,,Der DonnerClan plant keinen Angriff." hauchte sie und sah hoch zu Riesenstern. ,,Ich will nur die Totenwache halten." flehte sie. Riesenstern sprang von dem Felsen. Er brachte den murmelnden Clan mit einem Schwanz schnippen zum Schweigen. ,,Für alle die es nicht wissen, dies ist Nebelschweif aus dem DonnerClan, sie ist die Schwester von Blaustern und Gefährtin von Streifenpelz!" miaute der Anführer laut. Eine schildpattfarbene Kätzin trat vor. ,,Streifenpelz hat mir von ihr erzählt, sie hat ein Recht hier zu sein." miaute sie. Moorkralle trat zu Morgenblüte. ,,Diese Verräterin hat keine Rechte hier." knurrte er. Aschenfuß, eine graue Königin trat ebenfalls vor. ,,Ich möchte sie aber dabei haben." miaute sie. ,,Ich auch." stimmte Morgenblüte zu. Kurzbart trat zu seinen Schwestern. ,,Ich will sie auch dabei wissen." sagte er entschlossen. Nebelschweif neigte dankbar den Kopf. Riesenstern knurrte voller Unbehagen. ,,Gut, vorher möchte ich mit ihr alleine sprechen, in meinem Bau." knurrte er. Nebelschweif stolperte den WindClan Anführer hinterher in einem Ginsterbusch unter dem Felsen. Im Bau kauerte sie sich nieder. In Riesensterns Augen blitzte Sorge auf. ,,Streifenpelz hat vor der Schlacht gemeint, dass nicht alles so ist wie es scheint." fing Riesenstern an. ,,Ich kann das alles erklären." murmelte Nebelschweif. Der schwarz-weiße Kater sah sie abwartend an. ,,Braunschweif ist wirklich keine Gefahr mehr, er ist blind und gebrochen. Ich habe auf der Versammlung nur Blaustern beschützt, ihr wärt fast auf sie losgegangen. Besser ich als sie." erklärte die am Boden liegende Kätzin. ,,Und trotzdem hättest du ihn töten sollen, wir hatten eine Abmachung, du hast gesagt, du kümmerst dich darum!" fauchte Riesenstern mit gesträubtem Fell. ,,Ich konnte ihn nicht töten." hauchte sie. ,,Wieso nicht? Bei Stachelkralle schien das auch kein Problem zu sein." zischte er. Nebelschweif sah zu Boden. ,,Ich kann es dir nicht sagen, weil es nicht mein Geheimnis ist." antwortete sie. ,,Entweder du sagst es jetzt sofort oder du wirst dieses Lager nicht mehr lebend verlassen." drohte der WindClan Anführer. Nebelschweif sah ihn mit großen Augen an, sie wünschte sich nichts sehnlicher als zu sterben. ,,Würdest du das für mich tun?" fragte sie. Riesenstern sah sie erschrocken an, als er sah das sie aufgegeben hatte. Er wandte den Blick von ihr ab, weil er nicht länger in diese matten Augen sehen konnte. ,,Ich will es nur Verstehen. Es wird unter uns bleiben, wie alles andere." miaute er leise. Nebelschweif seufzte erschöpft. ,,Ich konnte ihn nicht töten weil, ich das Gelbzahn niemals hätte antun können." Riesenstern unterbrach sie. ,,Was hat eure Heilerin damit zu tun?" zischte er ungeduldig. ,,Sie hat ihm die Augen ausgekratzt, ihrem eigenem Sohn. Sie wollte sich um ihn kümmern. Ich konnte doch nicht ihr einziges Junges töten. Insbesondere da er keine Gefahr mehr darstellte." erklärte Nebelschweif schmerzerfüllt. Riesenstern setzte sich einen Augenblick und schluckte hart. ,,Das habe ich nicht gewusst. Tut mir leid." Nebelschweif schnaubte verächtlich. ,,Das es dir leid tut, dreht die Zeit auch nicht zurück. Nur durch deine Rachsucht seid ihr in den Kampf gezogen, in der Streifenpelz von Dunkelstreif getötet wurde!" schrie sie schmerzerfüllt. ,,Er ist Tod und er wird nicht mehr wieder kommen." schluchzte sie kraftlos. ,,Meinst du nicht, ich würde mir keine Vorwürfe machen? Meinst du nicht, ich würde nicht um ihn trauern?" fauchte Riesenstern. ,,Du bist nicht die einzige die ihn verloren hat." Nebelschweif sprang auf und ignorierte ihre schmerzen. ,,Ich dachte nur es würde leichter werden, tut es aber nicht. Ich glaube der SternenClan hasst mich." presste sie unter Schmerzen hervor. Plötzlich sank sie wieder zusammen. Riesenstern stieß sie mit der Nase an. Ihre Atmung flachte sich immer mehr ab. Riesenstern rief nach dem Heiler. Rindengesicht kam sofort in den Bau und versuchte die Blutungen mit Spinnweben zu stillen. ,,Der SternenClan hasst dich nicht, er wird dich mit Freude empfangen, wenn es soweit ist." murmelte der WindClan Anführer. Nebelschweif hatte die Augen geschlossen, sie öffnete diese wieder leicht. ,,Wir wissen beide das ich niemals in den SternenClan kommen werde. Ich habe zu oft das Gesetz gebrochen." hauchte sie schwach und schloss die Augen.
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