Kapitel 1
Wellenjunges schlug die Augen auf und blickte sich hektisch um. Sie spürte das Fell ihrer Mutter an ihrem Rücken und die warmen Körper ihrer drei Brüder an ihrer Flanke. Sie richtete ihren Blick zur Decke und an die Wände des Baus und erkannte sofort die Kinderstube. Sie atmete erleichtert aus. Also war sie doch nicht tot. Aber was war es dann gewesen?
Plötzlich tippte jemand sie an die Schulter und sie fuhr herum. In dem schwachen Dämmerlicht, das gerade so in die Kinderstube fiel, konnte Wellenjunges ihren Bruder Flugjunges ausmachen. Seine bernsteinfarbenen Augen waren weit aufgerissen und sein Fell stand ihm zu Berge.
„Du hast das Gleiche geträumt", miaute er mit leicht zittriger Stimme. „Oder?", fügte er ängstlich hinzu. Wellenjunges nickte stumm. Sie hatte die Worte immer noch im Kopf: Fünf werden kommen zu zerstören den Frieden. Vier werden gebraucht, um die Fünf zu besiegen.
Plötzlich regte sich hinter Wellenjunges eine weitere Katze. Sie drehte sich um und erkannte ihren Bruder Eulenjunges. „Ich habe das auch geträumt", miaute er mit leiser Stimme. Wellenjunges dritter Bruder, Falkenjunges, setzte sich nun leise auf und blickte seine Geschwister mit ängstlichem Gesicht an. „Warum waren wir alle in einem Traum? Und noch in einem Albtraum?", fragte er mit zitternder Stimme.
Plötzlich regte sich Eichenflug, Wellenjunges Mutter. Verschlafen hob sie den Kopf. „Du hattest einen Albtraum?", murmelte sie mitfühlend und leckte Falkenjunges sanft die Ohren. Doch Falkenjunges schüttelte den Kopf. „Wir - wir alle", erwiderte er. Seine Stimme war hoch und dünn. Fünf werden kommen zu zerstören den Frieden. Vier werden gebraucht, um die Fünf zu besiegen. Die Worte gingen Wellenjunges nicht mehr aus dem Kopf.
Eichenflug legte ihren Schwanz um ihre vier Jungen und zog sie näher zu sich heran. „Ist schon gut, meine Kleinen", miaute sie sanft und leckte jedem beruhigend das Fell. „Wollt ihr nicht ein wenig rausgehen und spielen? Das Wetter ist so schön." „Au ja!", rief Wellenjunges und sauste schon zum Ausgang, ihre drei Brüder folgten ihr dicht auf den Fersen. „Aber lauft den Kriegerin nicht zwischen die Pfoten und bleibt auf der Lichtung!", rief Eichenflug ihnen hinterher, doch Wellenjunges schoss schon aus dem Bau und purzelte direkt in die Pfoten von einem schlanken, hellbraun getigerten Krieger. Sie blinzelte hoch und erkannte Steinflamme. „Oh", miaute sie und rappelte sich auf. „Tut mir leid..."
Steinflamme schaute die kleine Kätzin verärgert an. „Ich habe sogar den Ruf deiner Mutter noch gehört", antwortete er. Wellenjunges schrumpfte unter seinem Blick ein wenig zusammen. Doch dann begann der Kater, belustigt zu schnurren. „Ist schon gut", miaute er freundlich. „Junge haben eben zu viel Energie." Mit diesen Worten tappte er Richtung Lagerausgang.
Als der Kater weg war, maunzten ihre drei Brüder neckend. „Da kann wohl jemand nicht aufpassen, was?", meinte Flugjunges. Wellenjunges holte mit ihrer Pfote aus und traf ihren Bruder leicht am Kopf. „Ey!", miaute der und sprang zurück. „Da kann wohl jemand seine Zunge nicht im Zaum halten, was?", entgegnete Wellenjunges scherzhaft.
Falkenjunges sprang vor. „Der Wasserclan greift an!", jaulte er plötzlich. Wellenjunges fuhr herum, sofort in Stellung. „Wo?", rief sie. „Ich zerfetz diesen räudigen Fellknäueln den Pelz!" „Da!", rief Eulenjunges und deutete auf einen stämmigen braunen Kater, der gerade das Lager betrat und seinen Schüler Flechtenpfote zum Schülerbau schickte.
Sofort preschten die vier Jungen auf den Kater zu. Wellenjunges sprang auf seinen Rücken und krallte sich dort fest, Flugjunges und Eulenjunges verbissen sich in seinem Schwanz und Falkenjunges baute sich knurrend vor ihm auf. „Verschwinde aus unserem Territorium, Flohpelz!"
Überrumpelt von dem plötzlichen Angriff, sank der Kater zu Boden. „Ich ergebe mich!", rief er. Falkenjunges tappte näher, sodass seine Schnauze die von dem braunen Kater berührte. „Wir dulden keine Wasserclankatzen auf unserem Territorium. Das nächste Mal wirst du nicht so einfach davonkommen." Braunfleck schnurrte und schlang seinen Schwanz um seinen Sohn. „Du wirst ein großartiger Krieger werden", miaute er liebevoll. Falkenjunges Augen leuchteten.
„Und was ist mit uns?", miaute Wellenjunges. Sie würde auch eine großartige Kriegerin werden!
„Ihr werdet alle großartige Krieger werden", schnurrte Braunfleck und erhob sich, wobei Wellenjunges von seinem Rücken sprang.
„Kannst du uns ein paar Kampftechniken zeigen?", bettelte Falkenjunges. Seine Augen waren groß und bittend. Braunfleck zuckte mit den Ohren. Er warf einen Blick zu seiner Gefährtin, die sich vor der Kinderstube sonnte und sie beobachtete. Eichenflug nickte zustimmend. „Aber denk dran, dass sie erst zwei Monde alt sind", miaute sie noch. Braunfleck nickte und wandt sich wieder an seine Jungen. „Na gut", sagte er. „Aber wir gehen ein wenig an den Rand der Lichtung, damit wir die anderen Katzen nicht stören." Die vier Jungen nickten eifrig und sprangen hinter ihrem Vater her zu einem Platz am Rande der Lichtung.
Wellenjunges hüpfte aufgeregt auf und ab. Sie würde alles perfekt machen! Sie würde eine großartige Kriegerin werden! Aufmerksam hörte sie ihrem Vater zu, als er den Zug erklärte.
„Ich zeige euch jetzt den Rückwärtstritt. Es ist ein Überraschungsangriff, der sehr effektiv sein kann." Mit diesen Worten schlug er mit seinen Hinterbeinen in die Luft. Sofort meldete sich Eulenjunges: „Kann ich es ausprobieren?" Braunfleck nickte. „Natürlich. Es ist aber nicht so leicht, wie es aussieht. Du musst versuchen, dein Gewicht auf die Vorderpfoten zu verlagern." Eifrig nickte Eulenjunges und begab sich in Position. Dann schlug er mit seinen Hinterpfoten aus. Wellenjunges unterdrückte ein Auflachen. Eulenjunges glich mehr einem Dachs als einer schlanken Katze.
„Darf ich es auch mal versuchen?", fragte Falkenjunges. Als Braunfleck nickte, begab er sich in Position und schlug mit seinen Hinterbeinen kraftvoll aus. Braunflecks Augen leuchteten auf. „Sehr gut, Falkenjunges!", rief er. Eulenjunges zuckte enttäuscht mit den Ohren. Braunfleck bemerkte das. „Nicht schlimm, Eulenjunges", miaute er „Du musst nur noch mehr Kraft in deinen Tritt legen und darauf achten, dass dein Gewicht wirklich auf den Vorderpfoten liegt." Wieder gut gelaunt, nickte Eulenjunges mit leuchtenden Augen.
„Braunfleck!" Braunfleck drehte sich um. Brombeerblatt, die zweite Anführerin des Clans, hatte ihn gerufen. Entschuldigend sah er seine Jungen an. „Ich muss los", erklärte er ihnen. „Aber ich glaube, Felsbrocken und Gänseflügel könnten ein wenig Gesellschaft gebrauchen." Mit diesen Worten leckte er jedem seiner Jungen kurz über die Wange und sprang über die Lichtung davon. Enttäuscht blickte Flugjunges ihm nach. „Jetzt konnte ich den Trick gar nicht mehr probieren..." Wellenjunges war ebenfalls ein wenig enttäuscht.
„Kommt, vielleicht erzählen sie uns ja nochmal die Geschichte mit dem zugefroren Teich!", rief Eulenjunges und sprang seinem Vater nach über die Lichtung zum Bau der Ältesten. Sofort wieder begeistert rannte Wellenjunges ihm hinterher.
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