Kapitel 59
Federflug blieb erstarrt stehen als eine blutüberströmte Dunstpfote von Gewitterpfote und Funkenpfote hereingebracht wurde. "Du bist so ein Mäusehirn", schimpfte Gewitterpfote, ihre blassblauen Augen glühten wütend. "Sie hat sich mit Nachtjägerstern alleine angelegt, der hätte Frischbeute aus ihr gemacht. Flinktatze hat ihr wortwörtlich den Hintern gerettet, heiliger SternenClan!" Die dunkelgraue Schülerin stürmte wieder aus dem provisorischen Kräuterlager. Funkenpfote folgte ihr auf dem Schritt. Federflug schüttelte verzweifelt den Kopf, es waren schon so viele verletzte gekommen. Wie viele musste der SternenClan noch aufnehmen, bis auch dieser Krieg endlich ein Ende hatte? Sie wusste es nicht, niemand würde ihr diese Fragen beantworten können. Der SternenClan hatte vielleicht aber auch keine Ahnung wie es ausgehen würde. Sie konnten aber auch kaum noch eingreifen, ohne körperlich zu ihnen zu kommen.
Federflug gab ihr bestes die Wunden von Dunstpfote zu versorgen, damit die Schülerin wieder zurück in den Kampf kam. Es gab hier an diesem Punkt kein zurück mehr, für keinen der fünf Clans und den Stamm. Nachtjägerstern hatte sie alle in diesen Krieg geführt. Krallenstern stand auf ihrer Seite anders als sie erwartet hatte. Jener Anführer, dem die neun Leben verwehrt geblieben waren, nahm keine Rache am SternenClan. Sie warf einen Blick nach draußen. Krallenstern kämpfte Seite an Seite mit seinem Sohn Flammenherz. Sie standen Schulter an Schulter, Vater und Sohn und wehrten sich gegen zwei Katzen aus dem SchattenClan. Von Krallenstern hätte sie wirklich alles erwartet. Er war nicht einfach nur ihr Anführer, der SternenClan hattte Gründe, warum er nur ein Leben hatte.
Der Anführer des WindClans hatte dennoch nicht einen Herzschlag lang davor zurückgescheut es wirklich zu tun. Er stellte sich gegen Nachtjägerstern, bereit sein Leben dafür aufzugeben. Sie waren WindClan Katzen keine Hauskätzchen. Sie würden auch diesen Kampf gewinnen egal um welchen Preis, sie es machten. Selbst Federflug juckte es in den Pfoten ihre Clangefährten und alle die sie geschworen hatte zu schützen zu beschützen. Windblüte schien es ähnlich zu gehen. Die schwarze Kätzin hatte die Krallen ausgefahren, ihre gelb-goldenen Augen glühten wild. Sie hatten alle Kriegerblut in sich. Manche zeigten es mehr und manche weniger offensichtlich, dass sie Krieger waren. Der SternenClan hielt seine schützenden Pfoten über ihnen allen, damit sie ihrem Schicksal folgen konnten. Doch im Moment schien es, als würden sie ihr Schicksal nicht erfüllen konnten.
Federflug grub die Krallen in die Erde, draußen tobte ein Kampf niemand konnte ihn gewinnen. Sie warf einen Blick auf das Schlachtfeld. Es war nicht wirklich etwas mehr zu sehen, die meisten Katzen wälzten sich am Boden. Mittendrin waren Schüler, Katzen die vielleicht kaum Ausbildung hatten. Katzen würden sterben, sterben daran, dass andere nach Macht gierten. "Oh SternenClan", murmelte sie: "Bitte schützt die Katzen, sie sind zu jung um zu sterben." Doch als Einzige Antwort setzte strömender Regen ein. Die ganze Zeit davor hatte es nur genieselt, doch jetzt ließ das Wetter seiner Wut freien Lauf. Ein Donner dröhnte in ihren Ohren, jetzt war auch noch ein Gewitter aufgezogen. Es war wirklich kein gutes Wetter, vorallem in der Blattleere, wo es eigentlich nicht gewittern sollte.
Es hätte eigentlich schneien sollen in der Blattleere, aber das tat es schon seit Sonnenaufgängen nicht. Der Schnee war wieder geschmolzen, es war auch zu warm für neuen Schnee. Dafür hatten sie jetzt ein Gewitter aus dem Nichts. Ein Blitz erleuchtete die Katzen draußen und bot ihr ein grauvolles Bild. Gewitterpfote war wieder mit dabei, der Blitz erleuchtete ihre hellblauen Augen. Sie wurde von Flinktatze gestützt und schließlich vor Federflug abgelegt. Eine klaffende Wunde zog sich an ihrer Kehle entlang. Steinsager war am Schnellsten mit den Reaktionen, er holte Moos und Spinnenweben. Windblüte hatte schon Ringelblumen zu Brei gekaut, die der Seher des Stammes auf die Wunde schmierte. Flinktatze brachte immer noch weitere verletzte Katzen. Ihre Kräutervorräte wurden immer mehr geschrumpft. Sie brauchten von allem zu viel.
Aber dann bekamen sie plötzliche Gesellschaft. Wasserfall und Birkenflug zerrten Hellpelz mit einer blutigen Wunde am Kopf in ihr Lager. Der sandfarbene Kater wirkte benommen, aber er hielt tapfer die Spinnenweben fest. Auch die anderen beiden Heiler hatten Kräuter dabei. Sie ließen Hellpelz ins feuchte Gras sinken und legten die Kräuter ab. "Wir holen mehr", Birkenflugs bernsteinfarbene Augen leuchteten. "Danke", murmelte Federflug an die beiden Heilerinnen gerichtet, die wieder davoneilten. Hellpelz hob schwach den Kopf und sah sie an, seine grünen Augen waren ziemlich glasig. Windblüte drückte seinen Kopf wieder nach unten: "Liegen bleiben, du hast eine echt schwere Verletzung." Hellpelz murmelte nur etwas undeutliches und ließ sich dann in das Gras sinken. Federflug schmierte Ringelblumenbrei auf den Kopf des Heilers, damit sich nichts entzündete.
"Was ist überhaupt passiert", wandte sich Windblüte an Birkenflug, die wieder da war, während Steinsager und Federflug den WolkenClan Heiler versorgten. "Nachtjägerstern hat ihn dafür verantwortlich gemacht, dass ein paar Katzen gestorben sind." Murmelte Birkenflug undeutlich, ihre hellbraunen Ohren zuckten nervös. "Er hat ihm die Krallen über den Kopf gezogen und ihn dann gegen einen Stein geschleudert." "Na hoffentlich hat er ihm nicht irgendeinen Knochen gebrochen", murmelte Steinsager. Der braungraue Kater betastete mit skeptischem Blick den Schädel. "Scheint aber nichts gebrochen zu sein. Das wär auch tödlich gewesen für ihn. Aber ich gehe mal davon aus, dass er eine Gehirnerschütterung hat. Das heißt quasi, dass er einen so heftigen Schlag auf den Kopf bekommen hat, dass sein Gehirn quasi vorübergehend nicht so richtig funktioniert."
Sie brachten Hellpelz in eine dunkle ruhige Ecke und gaben ihm Mohnsamen gegen die Kopfschmerzen. Er hob den Kopf auch erstmal nicht mehr. Draußen kam in diesem Moment auch ein fürchterlicher Lärm auf. Federflug spähte nach draußen, Fuchsienherz und Nachtjägerstern wälzten sich über das Gras. Sie hatten sich ineinander verbissen Krallen und Zähne flogen durch die Luft. Die meisten anderen Katzen hatten ihre Kämpfe aufgegeben und sahen zu. Es war aber hauptsächlich ein wildes Knäul aus dunkelrotem und nachtschwarzem Fell. Dann flog Fuchsienherz im hohen Bogen beiseite und schlug mit einem dumpfen Knall auf. Sie blieb liegen, Nachtjägerstern wollte ihr wohl nachsetzen, aber jemand schleuderte ihn beiseite. Eine hochgewachsene hellbraune Gestalt hatte sich ihm in den Weg gestellt, Krallenstern. "Fass sie nicht an", fauchte der Anführer des WindClans.
"Das hättest du wohl gerne", Nachtjägerstern warf sich auf ihn. Krallenstern schleuderte ihn mit einem Pfotenhieb beiseite. Nachtjägerstern versuchte es wieder und wieder, aber Krallenstern hatte sich bisher keinen Millimeter bewegt. Er duckte sich immer wieder unter den Hieben weg oder blockte sie ab. Aber bewegen tat er sich davon nicht. Das schien den Anführer des WolkenClans nur noch mehr zu frustrieren. Er warf sich mit Schwung gegen den hellbraunen Kater, der sich zum ersten Mal bewegte. Aber anstatt auszuweichen, grub der braune Kater die Krallen in die Brust von Nachtjägerstern. Der schwarze Anführer grub die Zähne in Krallensterns Kehle. Blut spritzte aus dessen Maul hervor und Krallensterns Blick wurde immer glasiger. Er hatte die wichtige Ader in der Kehle getroffen, das war ein Todesurteil.
Federflug stürzte vor, als Krallenstern zu Boden sank. Doch Flinktatze war schneller, die dunkelgraue Kriegerin stieß Nachtjägerstern den Kopf in die Brust. Dort waren Krallensterns Spuren noch deutlich zu sehen. Die jüngere Kriegerin war schneller als der größere Nachtjägerstern. Sie hatte schnelle starke Hiebe. Ihre strahlend weißen Krallen wirkten fast unnatürlich in dem Kampf. Wie auch immer sie weiß waren und nicht braun oder rot. Nachtjägerstern gab ihr dennoch ein ordentliches Kontra. Alle Katzen um sie herum waren im Schock erstarrt und konnten nicht anders als zuzuschauen. Dann schlug ein Blitz des Gewitters ein und erleuchtete Flinktatzes dunkelgraues Fell. Es wirkte einen Moment silbergrau. Federflug wich einen Schritt zurück, geblendet von dem hellen Licht. Sie blinzelte hektisch, um wieder etwas sehen zu können, dunkle Flecken tanzten vor ihren Augen.
Als sie wieder klar sehen konnte war es schon vorbei. Flinktatze stand über der Leiche von Nachtjägerstern. "Es ist vorbei", krächzte die Kätzin heiser.
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