Kapitel 55
Glauben an den SternenClan half ihnen im Moment nicht wirklich weiter. Das wusste auch Federflug, als sie am Abend vor dem Halbmond im Lager saß. Es waren ein paar Sonnenaufgänge seit ihrer Rückkehr verstrichen, ohne weitere Angriffe des WolkenClans. Aber die Katzen im Lager fürchteten sich. Sie wollten mit dem DonnerClan ein gemeinsames Lager machen, aber weder im WindClan Lager noch im DonnerClan Lager. Sie wollten sich ein Lager im Hinterland des WindClan Territoriums aufbauen. Einen konkreten Platz hatten einige Krieger aus beiden Clans mit Stammeskatzen ausgekundschaftet. Es war ein windgeschütztes Buschgebiet hinter dem Territorium, es war ein perfekter Platz zum Schlafen. Jagen war dort auch ganz gut möglich, aber die Kräuter mussten nun einmal auch mit. Am nächsten Morgen wollte sie mit einigen der Schüler, die Kräuter ins neue Lager bringen.
Schlafen war trotzdem eine schwierige Angelegenheit. Die Sorgen um die Clans, mit denen sie zusammenlebten waren zu groß. Windblüte schlief tief und fest in ihrem Heilerbau, sie war auch froh drum, dass wenigstens eine Heilerin der Clans schlief. Steinsager war auch dort und schlief tief und fest. Aber sie war ungewollt dem Seher des Stammes skeptisch gegenüber, auch wenn er über die Heilerkenntnisse verfügte. Nur mit Mühe zwang sie sich in ihren Bau zurück und kuschelte sich in ihr Nest. Windblütes sanftes Schnarchen lullte sie langsam ein, bis sie in einen traumlosen Schlaf sank. Sie spürte nur noch wie sich ein weiches Fell an ihres kuschelte und glaubte einen vertrauten Geruch wahrzunehmen. Aber sie konnte ihn im Halbschlaf nicht wirklich zuordnen.
Am nächsten Morgen wurde sie von Rascheln geweckt und schlug die Augen gerade noch rechtzeitig auf, um zu sehen wie Bachstrom aus dem Bau witschte. Sie dachte sich aber nicht viel dabei, schließlich war sie vielleicht einfach nur neben ihr gewesen. Federflug stand auf und streckte sich, draußen ging gerade die Sonne auf. Sie wollten gleich aufbrechen zu ihrem neuen Lager. Behutsam stupste sie Windblüte wach, die rasch die Augen öffnete und aufstand. "Lass uns schonmal Kräuter sortieren und überlegen, was wir die Schüler tragen lassen und was wir selbst nehmen." Federflug nickte: "Die Todesbeeren nehme ich lieber selbst, bevor sie irgendjemand schluckt." Windblüte nickte und schob ihr die Beeren mit Wacholderbeeren und ein paar Weidenblätter zu. Federflug zog selbst ein altes, großes Blatt hervor.
Wenig später waren sie schon mit den Schülern im Schlepptau unterwegs zum Clanlager. Federflug achtete genau darauf, dass sich die Schüler nicht zu weit von ihnen entfernten. Gewitterpfote hatte definitiv auch etwas tragen wollen. Die blinde dunkelgraue Kätzin lief dich neben ihrer Schwester Schlammpfote her. Im Maul trug sie mit hochgerecktem Kopf ein Bündel mit Kräutern. Ihre Schwester berührte sie immer wieder, um ihr Sicherheit zu geben. "Es ist nicht mehr weit", Flinktatze, die ihre Schülerin begleitete wandte sich ihnen zu: "Nur noch da über den Hügel." Sie wurde schneller, und lief auf den besagten Hügel zu. Federflug beobachtete fasziniert, wie Schlammpfote geschickt ihre Schwester in die Richtige Richtung stupste und sie zu höherem Tempo brachte. Die beiden Schwestern schienen sich blind, in Gewitterpfotes Fall wörtlich, zu vertrauen.
Das provisorische Lager auf den ersten Blick gar nicht so anders wie das WindClan Lager. Der Heilerbau war allerdings größer angelegt, hatte dafür aber keine wirklichen Lagerplätze. "Wir müssen uns wohl Kuhlen graben", Windblüte schnupperte an der Erde: "Das wird ein hartes Stück Arbeit. Der Boden ist hart wie die Steine im Felsenkessel." "Oder wir lassen sie so in den Blättern verpackt", Steinsager zuckte mit dem Ohr: "Ich meine, wir sind zu dritt und werden wohl aufpassen können, dass die Jungen nicht dran gehen." "Sicher", Windblüte seufzte und zog das Moosbündel aus den Haufen. "Aber wir haben immerhin genügend Moos für drei vernünftige Nester. Steinsager grummelte nur etwas unverständliches und sah zu wie die dunkle Heilerin das Moos in drei gleich große Haufen teilte.
"Das klingt doch in Ordnung", Krallenstern zuckte mit dem Ohr. Er warf einen Blick zu Blutstern, der seine Tochter lange ansah. "Das ist in Ordnung", sagte er betont langsam, die blattgrünen Augen fest in Federflugs blaue Augen. "Aber", er sah Krallenstern wieder an: "Wir sind jetzt quasi, wenn auch nur vorübergehend, ein Clan. Wir sollten vielleicht einander ein wenig Ehrlichkeit gegenüberbringen, auch wenn wir sonst Konkurrenten sind." Er sah Windblüte an, die den den Kopf schieflegte: "Hier oder mit allen Katzen gemeinsam?" Durch Krallenstern ging ein Ruck: "Wir machen das mit allen Katzen gemeinsam. Sie haben die Wahrheiten in diesem Bündnis genauso verdient wie wir." Er stand auf und lief bedächtig langsam in Richtung des Felsens, der ihnen als Versammlungsstein diente, Steinsager und Blutstern folgten.
"Alle Katzen, die alt genug sind, um ihre eigene Beute zu machen, mögen sich hier versammeln." Krallensterns Ruf hallte durch das Lager und zog damit die Aufmerksamkeit auf sich. Er, Steinsager und Blutstern standen auf dem Stein und sahen zu den sich versammelnden Katzen herunter. Federflug setzte sich neben Windblüte an den Rand der Versammlung. Fuchsienherz und Schimmerfell ließen sich unter dem Stein nieder. Ein eigenartiger Anblick, Fuchsienherz war bei jeglichen Versammlungen seit ihrer Rückkehr bisher nicht da gewesen. Aber Bachstrom passte anscheinend auf wortwörtlich alle Jungen des WindClans auf. Die spielten gerade gedämpft im hinteren Teil des Lagers. Krallenstern schien dennoch noch auf irgendetwas zu warten. Sein braunes Fell war nervös gesträubt, was Federflug ein ungutes Gefühl gab. Sie warf einen Blick zu Flammenherz.
Der orangebraune Krieger starrte unbewegt nach vorne. Seine bernsteinfarbenden Augen starrten ausdruckslos nach vorne, seinem Vater in die Augen. Auch wenn keiner der beiden so wirklich wusste, dass sie so nah mit einander verwandt waren. Federflug ließ ihren eigenen Blick zu ihrem Vater, Blutstern wandern. Flammenherz war genauso eine HalbClan Katze wie sie. Ein schmerzlicher Stich erinnerte sie sich daran, dass Flammenherz noch eine Schwester gehabt hatte, die ihr Leben für den Clan gegeben hatte. Jetzt würde es endlich auch Krallenstern erfahren. Es führte zu einem unwohlen Gefühl in ihrer Magengegend. Aber gleichzeitig spürte sie auch wieder den Hauch der Wärme, die vom SternenClan ausging. Krallenstern überließ währenddessen Blutstern den Platz ganz vorne auf dem Stein überließ. Ihr Vater schien noch nachzudenken, was er sagte.
"Wir stehen im Krieg", begann der Anführer des DonnerClans schließlich: "Normalerweise sind wir Feinde, Konkurrenten. Aber hier und heute müssen wir gemeinsam als ein Clan kämpfen. Früher in meinen, unseren Vorfahren hätten wir uns Tiger- oder LöwenClan genannt. Feuerstern, einer meiner Vorgänger als DonnerClan Anführer hat dieses Bündnis so genannt. Wir sind in diesem Moment ein Clan und dazu gehört auch, dass wir uns zu unseren Familien stehen, auch wenn sie über den Clan hinausgehen. Ich stehe zu meinen beiden Töchtern Fuchsienherz und Federflug aus dem WindClan. Nein ich bin stolz auf sie, auf die Heilerin und auf die Zweite Anführerin des WindClans. Ich habe Braunherz, die Mutter der beiden geliebt und hätte nie und nimmer Anspruch auf mein Recht auf meine Töchter erhoben auch wenn ich der Vater bin."
Diese Worte wurden mit Schweigen angenommen und Federflug sah wie Windblüte Flammenherz nachdenklich anstarrte. "Willst du oder soll ich", wollte sie von der schwarzen Heilerin wissen. "Ich kann es machen", die DonnerClan Heilerin stand auf: "Es gibt noch mehr zu sagen, diesmal von der Seite der Heiler. Es ist noch ein Anführer Vater. Krallenstern hat Junge bekommen, du bist der Vater von Flammenherz und Schneeglanz auch wenn du sie nicht selbst großgezogen hast. Sie sind von Funkellicht und Erdkralle großgezogen worden. Du verdienst auch das Recht es zu wissen." Eine Weile starrten sich die Heilerin des DonnerClans und der WindClananführer und an. Krallenstern Gesichtsausdruck war undeutbar, er schien es erst fassen zu müssen, fand keine Worte dafür.
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