Flockenherz

Die Sonnenstrahlen schienen warm auf die Lichtung und breiteten ihre Wärme auf die verschiedenen Baue aus. Im Clan war es noch ziemlich ruhig, nur ein paar Vögel zwitscherten leise und langsam begann nun auch der Rest des Waldes zu erwachen. Flockenherz streckte sich vorsichtig in ihrem Bau und streichelte ihre beiden schlafenden Junge. Sie war wohl die einzige Katze, die so früh morgens schon wach war. Angenehme Wärme zog sich durch das Fell der Königin und füllte sie mit neuer Energie für den Tag. Ohne ihre kleinen Junge zu stören, stand sie auf und tappte vorsichtig aus ihrem Bau. Der Boden unter ihr war schlammig und feucht, da es nachts geregnet hatte, aber die Sonne würde alles schon ziemlich bald trocknen lassen. Flockenherz lief weiter, sie suchte sich einen sonnigen Platz, an dem sie sich niederließ, um sich zu putzen. Langsam begann nun auch der restliche Clan sich zu regen und zu erwachen. Spiegelpfote war die erste, die aus ihrem Bau kam. Die Schülerin kneifte die Augen zusammen, geblendet vom hellen Sonnenlicht und lief dann schnurstracks zum Heilerbau. Flockenherz beobachtete sie interessiert. Was will sie dort? Dann fiel es ihr wieder ein. Herzpfote befand sich noch dort! Die tapfere Schülerin hatte ihre Schwester gerettet und leidet nun schon seit drei Tagen unter Atemproblemen und einer leichten Erkältung. Die beiden Schwestern kamen gerade fröhlich aus dem Heilerbau und Spiegelpfote stützte Herzpfote leicht an der Schulter. Diese nieste einmal und schniefte kurz, dann gaben sich die beiden Schüler ihre Zungen. Herzpfotes Flanke bewegte sich regelmäßig, anscheinend ging es ihr wieder besser! Flockenherz erhob sich seufzend und lief dann zum Königinnenbau, da ihre Jungen gerade erwachten und kurz davor waren, nach ihrer Mutter zu rufen. Sie leckte den beiden Kätzchen liebevoll über die Stirn und begann kurz danach, ihre 2 Monde alten, noch blinden Jungen zu säugen. Als sie endlich zufrieden waren, wollte Flockenherz Herzpfote aufsuchen. Die Königin trabte zu Frostfell, die allein auf der Lichtung saß. "Sie ist im Heilerbau", antworte dir Kriegerin. "Aber morgen möchte sie schon wieder weitertrainieren und in den Schülerbau zurückziehen", fügte sie dann verschmitzt hinzu. Kein Wunder, sie ist ja auch eine eifrige Schülerin und möchte alles lernen. Flockenherz lächelte. Meine Jungen werden hoffentlich genauso loyal. Herzpfote ist ein gutes Vorbild für Sie! Auf dem Weg zum Heilerbau begegnete sie die Kriegerin Schneestern, der gerade leise mit Wellenherz tuschelte. Flockenherz lauschte, konnte aber nur so etwas wie 'Traum', 'Vollmond' und 'alle' verstehen. Vielleicht kann ich ja später mit ihm reden... Am Heilerbau angekommen, entdeckte sie Herzpfote sofort. Die Schülerin spielte gerade gelangweilt mit einem Moosbällchen, doch als sie Flockenherz erblickte, hellte sich ihr Gesicht sofort auf. "Wie geht es Dir?", fragte die Königin sanft. "Meine Erkältung ist fast weg", erzählte ihr Herzpfote, "und ich kann auch wieder normal atmen!" "Das freut mich zu hören!" Flockenherz lächelte erleichtert. Sie empfand zu der Schülerin fast genauso viel Liebe wie für ihre eigenen Jungen und spürte eine besondere Verbindung zu ihr. "Weiß Eisblüte schon davon?", fragte die Königin dann. "Ja, ich habe ihr vorher schon erzählt dass ich morgen weiter trainieren möchte." Flockenherz redete noch ein bisschen mit der jungen Schülerin, als sie plötzlich ein Maunzen hörte. "Wolkenjunges ruft", erklärte sie der Schülerin und verließ den Bau. Nachdem sie Wolkenjunges zufrieden gestellt hatte, der ein wenig kalt war, tappte Flockenherz zu Schneesterns Bau. Sie steckte ihren Kopf durch die herunterhängenden Blätterranken und sah Schneestern, der wieder mit Wellenherz redete. Plötzlich stockten die beiden. Hat er mich gesehen? "Flockenherz" Schneestern hievte sich auf seine Pfoten. "Was willst du?" "Ich wollte nicht stören, ich habe nur vorhin gehört wie ihr..." Schneestern tauschte einen kurzen Blick mit Wellenherz, dann seufzte er. "Eigentlich sollte es niemand erfahren, aber dir kann ich vertrauen", erklärte er, "bitte erzähle es niemandem weiter." Flockenherz neigte den Kopf vor ihrem Anführer. "Natürlich", versprach sie und setzte sich. "Der SternenClan hat mit uns gesprochen...", begann Wellenherz...
10 Minuten später verließ Flockenherz nachdenklich den Bau. Irgendetwas würde passieren, das war klar. Es war eine Prophezeiung. Ein Teil. Ein Anfang. Ob die anderen Anführer auch einen Traum hatten? Vor lauter Gedanken achtete Flockenherz nicht auf den Weg und stieß mit Sturmpelz zusammen. "Flockenherz, was ist denn mit dir passiert? Warum so nachdenklich?" Ihr Gefährte lächelte schmunzelnd. "Nichts, nein, ich brauche keine Hilfe", murmelte Flockenherz abwesend. "Äh..." Sturmpelz starrte ihr verwirrt hinterher, als sie geradewegs in den Schülerbau spazierte. "Ich glaube, du wohnst zwei Baue weiter." Spiegelpfote kicherte. Sie war gerade dabei ihr Moos auswechseln, hörte jedoch kurz auf, um Flockenherz den Weg zum Königinnenbau zu erklären. "Jaja, danke", miaute diese zum Abschied, bevor sie endlich zum richtigen Bau lief. Was könnte wohl gemeint sein? Sie traf Warmpelz vor dem Bau, ihr Bauch schien sich noch nicht so weit entwickelt zu haben. "Wie geht es deinen Jungen?", fragte Flockenherz. "Ich glaube ganz gut, danke der Nachfrage", erwiderte die trächtige Königin. "Und deinen?" Flockenherz nickte. "Ja, sie haben schon geschlafen." Warmpelz schaute verwirrt drein. "Geht's dir gut?", fragte sie. "Jaja" Flockenherz schüttelte sich. Sie sollte aufhören, so viel über die Prophezeiung zu rätseln und sich um anderes sorgen. Schneestern wird sich bestimmt darum kümmern. Er hat schon mal eine Prophezeiung erfüllt. Dann wird er es diesmal auch schaffen. Hoffentlich...
"Ich habe nur wegen etwas nachgedacht", erklärte sie Warmpelz. Diese schien eher nicht davon überzeugt zu sein, aber Flockenherz war schon wieder weg. Diesmal aber bei ihren eigenen Jungen, sie wollte ein bisschen mit ihnen spielen, da sie den ganzen Tag nichts zu tun hatten. Also schnappte sie sich ein kleines Moosbällchen und warf es Wolkenpfote zu, welche ihn wieder zurückrollte. Dann war Königsjunges dran. Der kleine Kater versuchte einen Wurf, schaffte es aber nicht und der Ball rollte aus dem Bau hinaus. Flockenherz lächelte. Sie liebte ihre Jungen über alles und dieser Moment war einfach wunderschön. Sie spielten noch eine Weile, dann wurden die beiden müde. Flockenherz legte sie in ihr Moosnest und setzte sich neben sie. Später schlief sie auch ein, Seite an Seite mit ihren lieben, kleinen Jungen und überglücklich.