Kapitel 35
Von Träubchen:
Zusammen mit Wellenstern und Federsturm ging ich zurück zum Lager. Die Blätter fingen langsam an bunt zu werden was man gerade so noch sehen konnte. Der Mond schien schon am Himmel und Sterne leuchteten am Himmel. Alles war wolkenfrei und die Baumkronen bildeten an manchen Stellen Überdachungen, wie diese Baue der Wesen. In meinen Gedanken stolperte ich über einen seltsamen Stock, der im Boden fest saß und nicht einmal wackelte. „Au!" Ich war auf meine Halswunde gefallen, die zum Glück aber nicht aufgeplatzt war. Wellenstern kam sofort, um mir zu helfen und begann mir aufzuhelfen. Dabei fiel mir auf, dass sich eine seltsames Ding um ihren Hals schlang und sie festhielt, als sie weiter gehen wollte.
Sie schrie vor Schmerz, als sich dieses Ding in ihren Hals bohrte und legte sich neben diesen Stock an dem das Ding befestigt war. Vor Schreck brachte ich keinen Ton heraus. Ich wollte ihr die Schlaufe runter nehmen, doch Federsturm hielt mich auf. „Das ist von Zweibeinern ein Ding mit dem sie Füchse einfangen. Je mehr man zieht, desto enger wird es." Aber wie sollte ich zu sehen wie Wellenstern vor Schmerzen sich wälzte und ihre Augen geschlossen hatte? Federsturms Augen füllten sich mit Tränen. „Geh und hol Hilfe, ich bleibe bei ihr." Sie beugte sich über Wellenstern und begann sie sorgfältig zu putzen. Geschockt drehte ich mich um und rannte Richtung des Lagers wobei ich spürte wie meine Wunde am Hals immer mehr aufriss, doch es ging um Leben und Tod! Niemals hätte ich es mir verziehen, wenn ich zu spät gewesen wäre! So schnell war ich noch nie gerannt und vor allem nicht für eine Clankatze. Endlich kam ich im Lager an und blieb außer Puste stehen.
Meine Wunde brannte und ich merkte wie Blut raus sickerte und mein Fell beschmierte. „Hilfe! Wellenstern stirbt!" Sofort drehten sich alle zu mir um und riefen durcheinander. Schwankend vor Schmerz ging ich zu Flusskralle, der auf dem Baumstamm saß und blieb am Versammlungsfleck stehen. Die Menge bildete einen Halbkreis. „Wellenstern ist in einem Zweibeinerding gefangen, das um ihrem Hals ist und ... sie verletzt! Sie...kann sterben!" Ich sah nur noch wie Flusskralle erschrocken aufsprang und Katzen befahl sie zu suchen. „Liliensee!" Sie kam angerannt, als ich vor Erschöpfung umfiel und liegen blieb. Die Menge redete durcheinander, während die Stimmen immer leiser wurden und schließlich alles schwarz wurde.
Von Federsturm:
„Alles wird gut, aber du musst still halten!" Wellenstern wälzte sich immer noch auf dem Boden ohne mir zuzuhören, aber dadurch drang die Schlaufe nur immer mehr in ihre Haut ein. „Bitte, du musst still halten!" Tränen füllten meine Augen. Es war schrecklich sie so zu sehen. Schließlich wurden ihre Bewegungen schwacher und mir wurde klar, dass sie bald ein Leben verlieren würde. Ihr Körper war voller Blut und ihr Pelz total verschwitzt. Ein letztes Mal zuckte sie noch, dann blieb sie liegen. Es war zu spät für dieses Leben. Sie war tot. Ihre glasigen Augen sahen ins Leere.
Gleich darauf tauchte Nebelschleier mit einer riesigen Patrouille auf und setzte sich neben mich. „Es ist zu spät. Ihr erstes Leben ist weg und ihr zweites auch bald."Nebelschleier prüfte nur die Schlaufe und dann den Stock. „Was passiert, wenn wir den Stock heraus ziehen?" Was? Ich wusste es nicht. So etwas hatte ich vorher noch nie gesehen. Ohne auf meine Antwort zu warten zog sie daran, aber er bewegte sich nur leicht. „Wir müssen ihn ausbuddeln." Ich konnte mich nicht bewegen, sondern nur bei meiner Mutter sitzen und ihr lieb zureden auch wenn sie mich nicht hörte. Nebelschleier, Blattsturm und Blendherz buddelten während sich nun auch Flusskralle zu mir setzte und mir den Schwanz auf die Schulter legte.
„Hab's!" Nebelschleier stand mit dem Stock im Maul da und nun dehnte sich auch wieder die Schlaufe an Wellensterns Hals. Vorsichtig zog ich sie runter und wir legten das Ding in einen Busch. In dem Moment schnappte Wellenstern nach Luft und bewegte wieder ihre Augen. „Was..." Ihre Stimme wurde wieder etwas kräftiger und schließlich stand sie auf und blickte in die Runde. „Wo ist Träubchen? Ihr ist es zu verdanken, dass ich nicht mehr leben verloren habe." Alle schauten verwundert in die Runde. „Sie ist ohnmächtig geworden, weil ihre Wunde wieder aufgegangen ist.", meldete sich Blattsturm. „Liliensee kümmert sich um sie." Ich war immer noch geschockt und saß wie versteinert da. Es ging ihr zwar gut, aber ich hätte auch gehen können. Dann wär Träubchens Wunde nicht aufgegangen! Warum hatte ich nur so reagiert?
Wütend auf mich selbst stand ich auf und ging, ließ die Patrouille und meine Mutter zurück. Hoffentlich dachten sie nicht, dass ich sie hasste. Jetzt fragte ich mich mal wieder: Was hätte ich ohne meiner Kraft gewusst und was nicht? Bin ich ich selbst, wenn ich Dinge weiß, die andere nicht wissen? Oder bin ich dann meine Kraft? Kann sie vererbt werden?
Ich hatte das Gefühl wegen meiner Kraft nie ich selbst zu sein und das konnte nicht einmal Schilfpfote verstehen und auch nicht Wellenstern. „Federsturm? Was ist los?" Nebelschleier stand hinter mir mit ruhigen Augen. „Sag schon." Wie sollte ich ihr das erklären. „Ich habe schon einmal gesagt, dass ich die Macht der Weisheit habe, oder?" „Ja?" „Ich weiß nicht was ich durch die Macht weis und was nicht. Und wie kann ich ich selbst sein, wenn eine Kraft meine Persönlichkeit beeinflusst?" Da war Nebelschleier auch sprachlos. Sie setzte sich neben mich und sah hoch zum Himmel. Zwischen den Baumkronen waren die Sterne zu sehen und gaben mir ein gutes Gefühl. „Nur weil du eine Kraft hast heißt es nicht, dass du nicht du sein kannst. Das bedeutet nur, dass du du mit deiner Kraft bist, aber sie beeinflusst nicht wer du wirklich bist." Das hörte sich vernünftig an.
„Bist du nicht mehr eifersüchtig?", fragte ich. Nebelschleier wedelte nur ruhig mit ihrem Schwanz. „Nein. Ich habe meinen Platz im Clan erkannt und merke nun umso mehr, dass es keinen Grund gab eifersüchtig zu sein, da du so sehr mit deiner Kraft zu kämpfen hast. Es ist schön normal zu sein, aber ich werde dich unterstützen, wenn du Anführerin bist." Dachte sie das wirklich? Es war ein tolles Gefühl, dass Nebelschleier wieder die alte war. Glücklich stand ich auf. „Danke." „Oh nein! Unsere Nachtwache! Schnell!" Nebelschleier rannte schon los und ich folgte ihr. Stimmt! Mist! Wir setzten uns vor den Lagereingang und warteten. „Oh, da seid ihr ja!" Flusskralle kam zu uns. „Ich bin stolz auf euch. Ihr habt wieder eure Fähigkeiten bewiesen und seid wirklich bereit. Wir sehen uns morgen nach der Wache wieder."
Oh, wir hatten es nicht verpasst. Inzwischen war es Mondhoch. Wellenstern war anscheinend mit Träubchen im Heilerbau zur Sicherheit. Ich und Nebelschleier sahen uns an und gleich spürte ich tiefe Verbindung zwischen uns. Nicht so wie bei Schilfpfote und mir, sondern viel tiefer. Nebelschleier hatte recht. Ich war ich auch mit meiner Kraft und die Entscheidungen waren immer noch meine eigenen. Sie beeinflusste nicht meine Entscheidungen. Wieso hatte ich es nicht früher gesehen?
Von Schilfpfote:
Schnell versteckte ich mich, als Federsturms Augen in meine Richtung leuchteten. Anscheinend hatte sie mich nicht gesehen, sonst würde sie meinen Namen nennen. Oh, sie durfte nicht reden! Stimmt. Ich setzte mich neben sie ohne ein Geräusch zu machen, damit sie mich nicht bemerkte. Ich zog ihren wilden und süßen Geruch ein und spürte gleich wie sie mich anstupste. Ihre gelben Augen sahen mich wachsam in der Dunkelheit an und sie drückte sich an mich, was mich verlegen werden ließ. Ich war eigentlich ein Schüler und sollte schlafen, was nun auch Federsturm mir mit einem Blick Richtung Schülerbau bedeutete. Mann! Sie sollte sich freuen! Enttäuscht schlich ich mich zurück in den Schülerbau. „Hmm was?" Sonnenpfote murmelte im Schlaf. Schnell legte ich mich hin und schlief bald ein.
„Schilfpfote, Training!" Müde öffnete ich meine Augen. Rabenauge stand am Eingang. Sein Fell war ungepflegt und seine Augen unwachsam. Er hatte ja noch weniger geschlafen als ich! Ich stand auf und folgte ihn auf die freie Fläche. Nicht viele waren wach, nur die Mentoren, Wellenstern, Flusskralle und ein paar Katzen. Wahrscheinlich für eine Patrouille. Müde schleppte ich mich hinter Rabenauge in den Wald zur Platane und er wollte gleich, dass ich ihn angriff. Ernsthaft? „Wirklich?" Er nickte nur. Also überlegte ich. Sollte ich eine Seite antäuschen, eine andere Seite ansehen oder einfach springen?
Ich schaute nach linkst kauerte mich nieder und sprang nach rechts, war aber nicht schnell genug. Rabenauge sprang ,als er meinen Trick durchschaute, zur Seite und sprang auf mich zu. Knapp schlitterte ich unter seinem Bauch an die andere Seite und sprang auf seinen Rücken. „Es reicht. Du bist zwar nicht schnell, hast aber schon viele Strategien im Kopf. Dein Trick hätte funktioniert, wenn du schneller gewesen wärst, aber der Rutsch unter meinem Bauch war super. Du hast schon viel drauf!" Er zeigte mir wie ich auf den Hinterpfoten angreifen konnte ohne am Bauch getroffen zu werden. Leicht war es nicht das Gleichgewicht zu halten, aber nach ewigem Üben schaffte ich es endlich. „Am besten wäre es, wenn du es auch im Kampf einsetzen würdest." Stimmt.
„Das Training ist beendet. Es wäre gut, wenn du bei Sonnenfall noch jagen würdest." Ich nickte und folgte ihm ins Lager zurück. Müde ließ ich mich an einem Busch nieder und schloss die Augen. Etwas rüttelte mich, sodass ich die Augen öffnete. Ich konnte noch eine weiße Kätzin erkennen, die schon im dunklen Wald verschwand. „Warte!" So schnell ich konnte rappelte ich mich auf und folgte ihr in den Wald. Überall waren Geräusche und alles war dunkel als ich versuchte ihr zu folgen, doch sie hielt nicht an! Ich bekam Panik, als ich stehen blieb. Ich drehte mich und bemerkte, dass ich mich umgeben von gelben Augen befand. Was war das für ein Albtraum! Eine Stimme flüsterte: „Wenn der Sturm kommt, kann nur die helle Sonne die Clans retten!" Was? Erschrocken öffnete ich meine Augen und bemerkte Federsturm neben mir. „Alles gut?" Ich nickte nur. Sollte ich ihr davon erzählen?
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