22. Kapitel
Windbrise kauerte vor dem Kriegerbau und nagte an einer Sumpfratte. Der Tod von Bernsteinauge lag ihm noch schwer im Magen. Auch die Stimmung im Lager war düster. Einige Tage waren seit dem Tod des Kriegers vergangen.
Das Dornengestrüpp raschelte, als die Grenzpatrouille das Lager betrat.
Schlangenzahn tappte zu Fleckenpelz, der die Patrouille angeführt hatte. "Irgendwelche Veränderungen?", fragte der kahle Kater. Der schwarz-weiße Krieger schüttelte den Kopf. "Nein, alles Bestens. Hunde haben wir auch nicht gerochen."
Schlangenzahn nickte, wandte sich ab und tappte auf den Anführerbau zu. Fleckenpelz schlenderte in den Kriegerbau, während Sprenkelfell und Taubenfeder sich ein Stück vom Beutehaufen nahmen und sich unter einer Tanne niederließen. Windbrise zwang sich die letzten Bisse der Ratte zu verzehren und erhob sich dann. Er beschloss alleine jagen zu gehen, der Frischbeutehaufen war knapp und der Clan sah schwach aus.
Windbrise kroch durch das Dornengestrüpp und schlug den Weg zum Fluss ein. Die Sonne schenkte dem Wald ein bleiches Licht. Als der Krieger die Uferböschung erreichte, sah er wie das Schilf raschelte. Er prüfte die Luft und roch einen Buchfink. Langsam schlich Windbrise sich an und erblickte dann das braune Gefieder des Vogels.
Mit einem gekonnten Sprung landete er auf den Buchfink und tötete ihn mit einem Nackenbiss. Er war klein und hatte kaum Fleisch dran. Windbrise vergrub die spärliche Beute und trottete auf den Fluss zu. Im letzten Mond war es sehr heiß, deshalb war der Fluss gesunken und man hätte fast durchlaufen können. Doch nun war er wieder etwas angestiegen. Die Tage wurden langsam kühler.
Windbrise nahm sich vor einen Fisch zu fangen, falls er Glück hat. Er war nicht besonders gut darin. Der schwarze Kater kauerte sich in das Kies und starrte in das ruhige Wasser. Mehrere Herzschläge vergingen und er wollte schon aufgeben, doch da entdeckte er eine Forelle die geschickt gegen die Strömung schwamm.
Im richtigen Moment schoss er seine Pfote in das kühle Wasser, packte die Forelle mit den Krallen und warf sie ans Ufer. Der Fisch zappelte wild, doch Windbrise biss kräftig in die glitschige Haut und er erschlaffte.
Später fing er noch eine fette Ratte, die im zwischen die Pfoten lief. Windbrise war dankbar über die erfolgreiche Jagd. Hastig tappte er mit der Beute im Maul zurück zum Lager.
Als er dort ankam, brachte er Veilchenhauch und Raven die Forelle.
Das schwarz-weiße Junge sprang auf und stürmte seinem Vater entgegen der sich durch die Kinderstube zwängte. "Schau, Mutter, Vater hat einen Fisch gefangen!", rief er.
Windbrise ließ ihn vor Veilchenhauch fallen. "Der ist für euch zwei", sagte er.
"Danke, Windbrise", entgegnete die graue Kätzin und teilte den Fisch in zwei Hälften.
Raven aß gierig seinen Teil der Forelle und Windbrise fiel dabei auf, wie groß sein Sohn schon war. Er wird bald Schüler werden.
Er leckte Raven zum Abschied über den Kopf und verließ dann die Kinderstube. Er trottete zum Frischbeutehaufen, nahm die Ratte, die er gefangen hatte und lief damit zum Anführerbau.
Windbrise wollte mit Kurai über die Schülerzeremonie seines Sohnes reden. Der schwarze Krieger miaute eine Begrüßung in die Höhle des Moossteins. Zwei orangefarbene Augen leuchteten aus der Dunkelheit. "Was willst du, Windbrise?", fragte der Anführer, doch er klang mehr interessiert als genervt.
"Es gibt da etwas, dass ich mit dir besprechen möchte", miaute der Krieger und trat in den düsteren Bau. Windbrise platzierte die Ratte vor Kurais Pranken. Der schwarz-weiße Kater nickte ihm dankbar zu und schlug seine spitzen Zähne in die Beute.
"Also, was möchtest du besprechen?", fragte Valention, während er die Ratte verschlang. Windbrise setzte sich aufrecht hin und kringelte den Schwanz ordentlich um seine Pfoten. "Es geht um Raven. Ich denke es wird bald Zeit, dass du ihn zum Schüler ernennst."
Kurai sah ihn mit einem verständnisvollen Blick an und nickte. "Natürlich, du hast recht. Die Zeremonie wird in einem Viertelmond stattfinden."
Windbrise war über den freundlichen den Ton des sonst übellaunigen Anführers überrascht.
Für einen Moment wusste er nicht was sagen, da er mit einer bissigen Reaktion gerechnet hatte. Windbrise verbeugte sich kurz und miaute: "Danke, Kurai." Mit einem Schwanzschnippen deutete der weiß gestreifte Kater an, dass er entlassen war.
Windbrise schob sich aus dem dunklen Bau und wollte die gute Nachricht sofort Raven überbringen. Zielstrebig tappte er auf die Kinderstube zu und schob sich durch das Gebüsch, welches den Eingang schützte.
Veilchenhauch schlief in ihrem Nest, während Raven sich das Brustfell wusch. Als sein Vater auf ihn zu tappte, blickte er sofort hoch.
"Hallo!", maunzte er und berührte Windbrise mit seiner Nase.
"Ich habe gerade mit Kurai geredet und er hat verkündet, dass in einem Viertelmond deine Ausbildung als Schüler beginnen wird."
Ravens blaue Augen leuchteten aufgeregt. "Wirklich?" Er hüpfte auf und ab. "Das ist ja toll! Ich habe schon so lange darauf gewartet!", rief er.
Windbrise schnurrte amüsiert und meinte: "Ich will hoffen, dass du mir keine Schwierigkeiten machen wirst, wenn ich die trainiere."
Raven entgegnete rasch: "Ich werde immer auf dich hören, versprochen!" Windbrise nickte und leckte ihm über den Kopf. "Gut."
Der Krieger erhob, sich verabschiedete sich von seinem Sohn und trat aus dem Bau.
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