❥ 59.
In der nächsten Zeit konnte man tagtäglich mit ansehen, wie Jackson aufblühte. Er erkannte wirklich eine neue Seite an sich, eine Seite die selbst ich noch nicht wirklich an meinem Bruder kannte.
Er wurde von Dad direkt in die Landwirtschaft eingelernt und eingespannt. Es war witzig mit anzusehen, denn nun lernte er was es bedeutete tatsächlich mit Hand anzulegen.
Es waren plötzlich Dinge, die andere als völlig normal empfanden, die er zu schätzen begann.
Wie zum Beispiel draußen im Garten ein Lagerfeuer zu machen und zu grillen.
Zusammen mit der Familie fernsehen zu schauen, eine brillante Erfindung der Muggel, was unglaublich Spaß machte, auch wenn es nicht viele Sender zur Auswahl gab.
Mit dem Auto einkaufen zu fahren, in Supermärkten die Vielfalt der Auswahlmöglichkeiten zu bestaunen. Alles Dinge, die man von Zaubererfamilien nicht kennt, besonders von der Familie Avery.
Er war so begeistert davon diese neue Welt und sein neues Ich kennenzulernen, dass es beinahe ansteckend war.
"Wie findest du das?", fragte Jackson und trat aus der Umkleidekabine. Er trug eine schwarze Jeans die ihm bis zu den Knie ging und ein dunkelrotes Shirt. Ich streckte die Daumen in die Höhe und blickte mich währenddessen nach Sirius um. Wir waren zu dritt in die nächste Stadt gereist, weil Jackson immer noch nicht alles an Kleidung hatte, die er brauchte.
Es war unser persönliches Glück, dass Sirius bereits achtzehn war und wir mit ihm apparieren konnten. Bei uns würde es noch wenige Wochen dauern bis wir die Prüfung ablegen konnten.
Plötzlich konnte ich den Haarschopf meines Freundes ausmachen, der aus der Damenabteilung auf mich zu gelaufen kam. "Hier probier das mal an", sagte er und drückte mir ein schwarzes Kleidungsstück in die Hand. Es war ein schwarzer Jumpsuit mit tiefen Ausschnitt "Sirius-", doch er grinste mich nur an "Jetzt probier ihn schon an, der wird dir stehen, glaub mir", sagte er und schob mich Richtung Umkleide.
Ich gehorchte dieses mal und schlüpfte in den Jumpsuit der ziemlich angenehm auf der Haut lag. Tatsächlich gefiel ich mir darin und fühlte mich wohl. Ich zog den Vorhang der Umkleide auf und trat heraus um mich vor Sirius und Jackson zu drehen. Sirius' Augen strahlten "Der ist gekauft, da brauchst du auch gar nicht zu widersprechen", sagte er fest entschlossen. Ich grinste nur Kopfschüttelnd "Hatte ich auch gar nicht vor", und verschwand wieder in der Kabine.
Nach dem wir alles beisammen und den Einkauf gezahlt hatten, kauften wir uns zum Abschluss des Tages noch ein Eis und spazierten durch den Park ehe wir nach Hause apparierten.
*
Ich schlug meine Augen auf, für einen kurzen Moment, dachte ich es wäre alles in Ordnung bis ich merkte, dass ich nicht in meinem Bett lag. Die Umgebung war in ein düsteres Licht getaucht. Ich sah mich um und erschrak nein! Das konnte nicht möglich sein. Todesser traten aus allen Ecken hervor und allesamt grinsten sie boshaft "Schön, dass du wieder da bist mein Kind!", mein Vater hob seine Arme willkommend in die Luft. Ich wollte schreien, endlich aufwachen aus diesem Albtraum, doch nichts geschah. "Hast du etwa wirklich gedacht, du könntest dich ewig verstecken?", er lachte kalt "Du gehörst jetzt zu dem dunklen Lord"
Ich schüttelte den Kopf "Nein!", ich wollte aufstehen, aber meine Beine hatten ihre Funktion vergessen. Nach Hilfe rufen wollte ich, doch meine Stimme wusste nicht mehr wofür sie da war.
"Also wo waren wir stehen geblieben?", mein Vater klatschte in die Hände. "Ach ja richtig!", er machte eine Handbewegung, kurz darauf kamen zwei Todesser mit einem wehrlosen Mädchen in der Mitte.
Ich wusste sofort was sie wollten "Nein! Ich mach das nicht!", schrie ich. Mein Vater sah mich tadelnd an "Ach Scarlett, das Thema hatten wir doch schon!", er schnalzte mit der Zunge, als würde er mit einem ungezogenen Kind sprechen. "Niemals, eher würde ich sterben!"
Die Todesser stießen das Mädchen nach vorne, sodass es keinen Halt mehr hatte auf den Boden fiel. Sie war kaum älter als ich.
Ich schüttelte den Kopf , immer und immer wieder. Tränen stiegen mir in die Augen. Ich werde das nicht tun. Langsam ging ich ein paar Schritte zurück, bis ich etwas spitzes scharfes in meinem Rücken spürte. Ich versuchte einen Schrei zu unterdrücken, als sich die Messerspitzen in meinen Rücken bohrten. Noch einen Schritt und ich würde mich eigenhändig aufspießen.
"Eine Todesserin muss die unverzeihlichen Flüche beherrschen", wieder war da dieser tadelnde Blick meines Vaters.
"Ich möchte aber keine Todesserin sein", sagte ich doch meine Worte blieben unerhört. "Es ist ganz einfach siehst du", er drehte sich zu dem armen Mädchen "Crucio!", ihre schmerzerfüllten Schreie erfüllten die ganze Halle und ich konnte nichts dagegen tun. "NEIN!", schrie ich "HÖR AUF DAMIT!", doch Vater grinste nur. "Warum denn, es macht doch Spaß! Du wirst sehen, nichts macht mehr Spaß als Muggeln eine Lektion zu erteilen"
"Sie hat dir nichts getan, lass sie in Ruhe!"
"Jetzt bist du an der Reihe mein Kind. Übe den Folterfluch sie ist es ohnehin nicht wert!"
"Niemals! Ich werde das nicht tun, lasst sie gehen!"'
"Ich werde nicht mit dir diskutieren!", spuckte mein Vater aus
"Ich werde das nicht tun!"
Wieder schnalzte er mit der Zunge "Na schön, du hast es ja nicht anders gewollt... AVADA-"
Ich schlug meine Augen auf. Dieses Mal lag ich wieder in meinem Bett und Sirius neben mir. Ich wusste es war nur ein Albtraum, aber dennoch war ich nass geschwitzt von dem Angstschweiß. Gänsehaut hatte sich über meiner ganzen Haut ausgebreitet. Mir war kalt und warm zu gleich. Meine Haare klebten an meiner feuchten Haut. Da war sie wieder, eine der schlimmen Phasen. Ich setzte mich auf, in der Hoffnung Sirius würde nichts bemerken. Auf den Zehenspitzen schlich aus meinem Zimmer. Ich wusste es war falsch und ich sollte das nicht tun, doch ich konnte nicht anders.
Ich schlich in die Küche auf der Suche nach meinen Schmerzmitteln. Die Heilmittel die mich kurzzeitig alles vergessen ließen. Ich brauchte sie. Sie hatten mir anfangs unglaublich geholfen, ich wusste ich konnte eine Sucht nach ihnen wecken, aber ich brauchte sie. Es musste niemand erfahren, dass ich sie mir wieder geholt hatte und immer wieder zu mir nahm, wenn es zu schlimm war.
Im dunkeln suchte ich nach dem geheimen Versteck. Zu meinem Glück kannte ich mir hier bestens aus. Sie waren zum greifen nah, doch ich griff in die Leere. Nein! Das war nicht möglich, ich hatte sie doch erst vor ein paar Tagen dort versteckt. Panik breitete sich in mir aus. Plötzlich und ohne Vorwarnung ging das Licht in der Küche an. Ich zuckte zusammen. Verdammt.
"Suchst du die hier?", Sirius stand hinter mir und hielt das gelbe Döschen mit den Tabletten in die Höhe. "Sirius, ich kann das erklären!", sagte ich und klang dabei furchtbar verzweifelt. Sirius verschränkte die Arme vor seiner Brust "Ach ja? Auf die Erklärung bin ich mal gespannt", seine Augen funkelten, er war wütend auf mich. "Du hast mir versprochen, dass du damit aufgehört hast!"
"Hab ich ja auch!", sagte ich zu meiner Verteidigung, was auch der Wahrheit entsprach. Doch in diesem Moment klang das einfach nur lächerlich.
Mein Kopf schmerzte "Das ist gerade schwer zu glauben", sagte er und ließ mich nicht aus den Augen. Er ließ die Tabletten hinter seinem Rücken verschwinden "Hast du wirklich geglaubt, ich würde nicht merken, dass du wieder schlecht träumst? Denkst du wirklich, ich hätte nicht mitbekommen, dass du dir diese Tabletten geholt hast? Du kannst nichts vor mir geheim halten, ich kann dich lesen Scarlett!"
"Es tut mir leid", ich machte einen Schritt auf ihn zu und schloss ihn in meine Arme. Nur erkannte er viel zu schnell, was ich vorhatte. Noch ehe ich versuchen konnte, nach den Tabletten zu greifen, hatte er nach hinten gegriffen und mich an meinen Handgelenk gepackt " Netter Versuch! Das kannst du vergessen!"
"Bitte Sirius!", flehte ich "Nein", erwiderte er nur trocken. "Bitte lass mich vergessen!", schluchzte ich "Nein" "Lass mich vergessen, nur das eine mal!" Tränen stiegen mir in die Augen, die Erinnerungen waren so schmerzhaft. Er legte seinen Finger liebevoll unter mein Kinn und drückte es nach oben, damit er mir in die Augen sehen konnte "Du wirst dadurch nicht vergessen, sondern nur kurzzeitig nicht mehr daran denken müssen. Es würde nicht bei einen Mal bleiben und das weißt du", sagte er.
"Sirius", sagte ich "Ich brauche sie, nur heute, das ist eine Ausnahme!" Er schüttelte den Kopf "Du wirst keine der Tabletten bekommen!"
"Sirius!", ich war wütend, warum musste er ausgerechnet jetzt den Verantwortungsvollen spielen.
"Du kannst das vergessen Scarlett, es gibt keinen Grund der Welt, dass du das jetzt brauchst. Du bist gesund!"
"Ich hab sie getötet verdammt noch mal", kaum hatte ich das ausgesprochen verloren meine Beine an Halt und ich ließ mich am Küchentresen auf den Boden sinken. Ich schlang meine Arme um meine Knie und schluchzte. Sirius verstand nicht und setzte sich zu mir. Wie sollte er das auch verstehen, ich hatte es niemanden gesagt und verdrängt. Nur Dumbledore wusste davon, er war der einzige der mir bei der Sache Beistand leisten konnte. "Was?", fragte Sirius und ich erzählte von dem armen Mädchen, dessen Leben ich nicht retten konnte.
"Du hast niemanden getötet, das war dein Vater!", sagte er nachdem ich fertig war. "Wenn ich sie mit dem Cruciatus Fluch gefoltert hätte würde sie vielleicht noch leben. Das war kurz bevor ich befreit wurde... wenn ich es doch nur durchgezogen hätte, aber stattdessen musste sie mit ihrem Leben bezahlen"
"Sie wäre dort eh nicht lebend raus gekommen, es grenzt ja schon an ein Wunder, dass du es geschafft hast"
"Das weißt du nicht", sagte ich trocken.
"Nein, das weiß ich tatsächlich nicht", er seufzte "aber du warst selbst ein Opfer du kannst nichts dafür. Außerdem woher willst du wissen, dass er sie nicht auch getötet hätte, wenn du sie gefoltert hättest?"
"Selbst wenn dem so wäre Sirius, ändert das nichts an der Tatsache, dass sie durch meine Hand gestorben ist. Er hat sie getötet, weil er wusste, dass ich mir bis zum Rest meines Lebens die Schuld daran geben werde."
Kaum hatte ich das ausgesprochen brach ich in Tränen aus. Die Schuldgefühle und die schmerzhaften Gefühle waren so stark, dass sie mich mit all ihrer Kraft umwarfen. Sirius Arme gaben mir den schützenden Halt, doch er konnte mir diese Schmerzen nicht nehmen auch wenn er mich noch so fest hielt. Das war definitiv die schlimmste Erinnerung an der ganzen Entführung. Nicht etwa die grausame Folter die ich ertragen musste, sondern das arme Mädchen, das ich nicht retten konnte. Das Mädchen, das vor meinen Augen ihren letzten Atemzug gemacht hatte. Das Mädchen, das noch ihr ganzes Leben vor sich hatte. Das Mädchen, dessen kalte leblose Augen mich bis zum Rest meines Lebens verfolgen würden.
Doch meine Tränen kamen auch von der Erleichterung, dass ich die Last nun von meiner Seele sprechen konnte. Die Erleichterung, Sirius das gesagt zu haben.
Er war der Fels in meiner Brandung. Der mich mit seinen Armen so fest umschlungen hatte und mir zeigte, dass er für mich da war.
Er war meine Stütze, die ich brauchte um aufzustehen und mich ins Bett zu legen.
Er ließ mich nicht mehr los bis ich in einen traumlosen Schlaf sank.
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