❥ 48.
Die Wut und die Enttäuschung, die ich wegen Sirius verspürte, verflog nicht so schnell wie ich es gerne hätte. Aber vielleicht war genau das auch gut so.
Nach dem was er sich geleistet hatte, sollte ich ihm ohnehin nicht zu schnell verzeihen.
Ich war enttäuscht, dass er sein Ansehen in der Schule über mich gestellt hatte.
Ich war wütend, weil er dies mit einer Selbstverständlichkeit getan hatte, die mir nicht passte. Er hatte die Frechheit besessen, in unserer Auseinandersetzung alle Schuld auf mich zu schieben.
Sirius hingegen, versuchte zwar seine Wut gegenüber mir zu unterdrücken, aber ich merkte sie ihm trotzdem an. Er war wütend, weil die Art wie ich ihn auf den Boden zu holen versucht habe, seinen Stolz verletzte. Was wiederum mich wütend machte, weil er sich schon wesentlich mehr Fehltritte in unserer Beziehung erlaubt hatte als ich. So entstand ein ewiger Kreislauf aus Enttäuschung, Wut und Frust.
Dieser Kreislauf zwang uns, mehr oder weniger, Abstand von einander zu nehmen. Das war für uns das Beste, bevor wir beide den restlichen bestehenden Teil unserer Beziehung komplett zerstörten.
Ich wusste, dass Sirius sein Verhalten bereute und jedes Mal, wenn die sich die Möglichkeit ihm bot, versuchte er sich zu entschuldigen. Es könnte so einfach sein, aber das war es nun mal nicht.
Sirius war Sirius und ein unglaublicher Sturkopf. Auch wenn er wusste, dass er sich mit seinem Verhalten auf dünnem Eis befand, schien er seinen Fehler dabei nicht vollständig einsehen zu können.
Und ich war nun mal ich. Ich nahm vieles zu Ernst und hatte Schwierigkeiten bedingungslos zu verzeihen. Außerdem waren wir beide zu verletzt, als dass wir das einfach hinter uns lassen konnten.
Doch alles in Allem, waren wir uns beide viel zu wichtig um den anderen wegen so etwas zu verlieren.
Meine Gedanken schweiften immer wieder ab und ließen mich nicht zurück in das Hier und Jetzt.
Oftmals saß ich einfach nur da und wusste nicht, was ich tun konnte, gegen meinen rauchenden Kopf und die klammernden Gedanken.
Auch an diesem Tag begleiteten mich starke Kopfschmerzen. Eine lange schlaflose Nacht lag hinter mir, ich fror und mein Körper war geschwächt.
Alle Sinne in mir schrien danach im Bett liegen zu bleiben und mich auszuruhen.
Allerdings machte ich mir selbst einen Strich durch die Rechnung, an diesem Wochenende würde es nach Hogsmeade gehen und das würde ich mir nicht entgehen lassen.
Ich hatte ohnehin das Gefühl, so groß Hogwarts auch war, dass mir die Decke langsam über dem Kopf zusammenbrach.
"Scarlett, du siehst gar nicht gut aus", bemerkte Lily als ich mich zu den Mädchen an den Gryffindor-Tisch setzte.
Ich zuckte mit den Schultern "Ich fühle mich auch nicht besonders", ich nahm mir eine Banane und stückelte sie voller Konzentration in mein Porridge.
"Meinst du, dass es eine gute Idee ist
heute nach Hogsmeade zu gehen?"
Ich blickte zu Lily auf "Mach dir keine Sorgen Lils. Ich hol mir so einen Siriup von Madame Pomfrey und ich bin wieder fit wie ein Turnschuh", ich zwinkerte.
"Okay", sagte sie und schien sich fürs Erste damit zufrieden zu geben.
Während ich aß erzählte mir Lily von James' Annäherungsversuchen und das er einfach keine Ruhe geben wollte, woraufhin ich nur schmunzeln konnte.
So sehr sie sich auch bemühte es sich einzureden, allmählich fing sie an Gefallen daran zu finden.
Flashback
"Scarlett, darf ich dich mal was fragen?" James stand vor mir und schien vor Nervosität nicht still stehen zu können.
"Ja klar, was gibt's?", fragte ich und blickte gebannt zu ihm auf.
Er kratzte sich am Nacken "Ich weiß nicht wie ich es sagen soll..."
Ich lachte "Du bist nie so wortkarg, was ist los?"
"Es geht um Lily", sagte er seufzend und ließ seine Schultern hängen. Er setzte sich auf den anderen freien Sessel.
Die Verzweiflung sprach förmlich aus ihm "Ich weiß langsam nicht mehr, was ich tun soll...", als er zu mir sah, seine Brille den Nasenrücken hochschob, sah er so unbeholfen aus, dass er mir leidtat.
"Ich versuche schon alles, aber das einzige, was sie für mich übrig hat, ist Abscheu"
Ich runzelte die Stirn "Sagt wer?"
"
Es ist doch offensichtlich, Scarlett. Sie wöllte noch nicht einmal mit mir befreundet sein, denke ich."
"Ich weiß nicht was in ihr vorgeht, dass wissen wir beide nicht. Aber verabscheuen tut sie dich auf keinen Fall und das weißt du!"
James seufzte "Was soll ich tun? Keiner kennt sie besser als Du. Ich hab doch schon alles erdenkliche versucht.", er klang dabei so enttäuscht und frustriert, dass es mir fast schon wehtat.
"Du liebst sie wirklich, richtig?"
"Schon seit ich sie das erste Mal gesehen habe."
"Hast du sie denn schon mal gefragt wie es ihr geht?"
Nun runzelte James die Stirn "Ich wüsste nicht, was das bringen sollte."
Ich lachte leise "Oh das ist so typisch! Du hast ja keine Ahnung, welche Wunder eine so simple Frage bringen kann! Vertrau mir James.
Frage sie wie es ihr geht, sei ihr ein Freund und provoziere sie nicht durchgehend"
Bei dem Blick, den mir der sonst so coole Junge zu warf, könnte man meinen, ich hätte ihm gerade ein neues Weltbild offenbart.
"Danke, Scarlett, du bist bist die Beste!", er stand auf und drückte mir einen Kuss auf die Wange.
Flashback Ende
Nach dem Frühstück machte ich mich, wie ich es Lily versprochen hatte, auf den Weg zum Krankenflügel.
"Scarlett, ich möchte mit dir reden", Sirius hatte mich am Eingang der großen Halle abgepasst.
"Ich bin eigentlich auf den Weg zum Krankenflügel", erklärte ich seufzend.
Sirius zuckte mit den Schultern "Ich begleite dich!" und ging schon mal ein paar Schritte vor.
Ich rollte mit den Augen und holte ihn schließlich ein.
Die ersten Momente verliefen schweigend. Es schien als lagen so viele unausgesprochene Worte in der Luft, die nur den Weg auf unsere Zungen finden mussten.
Sirius rückte immer noch nicht mit der Sprache raus, was an meiner Geduld nagte. Was dieses Thema anging, war ich mittlerweile echt ungeduldig.
"Du hättest nicht mitlaufen müssen", sagte ich irgendwann.
"Ich bin immer noch dein Freund und wenn ich dich begleiten möchte, dann mach ich das auch."
"Sirius", doch er hörte mir gar nicht zu
"Ich darf ja wohl meine eigene Freundin, die mir nebenbei bemerkt aus dem Weg geht, zum Krankenflügel begleiten oder darf ich das nicht mehr?-"
"Sirius, wo liegt wirklich Problem?", ich blieb stehen und stellte mich vor ihn.
"Ich möchte nicht, dass du nach Hogsmeade gehst!", sagte er gerade heraus, ohne Umschweife, ohne Vorwarnung.
Ich zog meine Augenbrauen nach oben "Nenn mir einen vernünftigen Grund, weshalb ich nicht nach Hogsmeade sollte und ich werde mir es vielleicht überlegen!", das war natürlich gelogen. Den Gefallen würde ich ihm nicht tun, er hatte mir nichts zu befehlen.
"Du bist angeschlagen", sagte er schulterzuckend.
Die Aussage war so lächerlich, dass ich nicht anders konnte als zu Grinsen.
"Ich bitte dich Sirius, dass kannst du besser. Wir wissen beide, dass das nicht der Grund ist."
"Was ist denn dann deiner Meinung nach der Grund?"
"Nun, Tobias, wollte mit mir an diesem Wochenende nach Hogsmeade und du hast plötzlich gemerkt, dass es noch andere Jungs um dich herum gibt. Deswegen willst du nicht, dass ich nach Hogsmeade gehe. Außerdem zum hundersten Mal, ich hatte nie vor, tatsächlich mit ihm auszugehen."
"Scarlett, bitte."
"Nein Sirius nicht auf diese Weise. Ja ich habe dir vielleicht die Augen geöffnet, dass ein bisschen Eifersucht nicht schadet. Mir aber Dinge verbieten zu wollen, ist der falsche Weg."
Ich drehte mich um und ging in den Krankenflügel.
Sirius folgte mir "Dann gehen wir wenigstens zusammen! Wir haben ohnehin schon ewig nichts mehr mit einander gemacht."
Ich schüttele den Kopf und ließ mir von Madame Pomfrey den Saft gegen meine Erkältung geben.
"Ich bin mit den Mädchen verabredet"
Als ich zu meinem Freund blickte, sah wie enttäuscht er nun war und die gerade aufgeflammte Hoffnung in seinen Augen schwand, zog sich mein Herz zusammen.
Das erste Mal seit mehreren Tagen griff ich nach seiner Hand.
"Wir treffen uns dort und gehen dann gemeinsam wieder zurück, okay?"
Ich verschränkte unsere Finger miteinander "Nur wir zwei?"
"Nur wir zwei!"
Sirius lächelte und ich lächelte zurück. Ich vermisste ihn so schrecklich, dass es vor allem in diesem Moment wehtat.
Das warme Butterbier wärmte meinem Magen von innen und ich fühlte mich schon viel besser. Madame Pomfrey, meinte zwar, der Saft würde nur kurze Zeit halten, aber das reichte mir für diesen Moment.
Der Tag in Hogsmeade hatte uns allen gut getan, wir konnten alle mal abschalten und sahen was anderes als die Schlosswände. Es hat den ganzen Tag geschnien, sodass wir nicht anders konnten als eine Schneeballschlacht zu veranstalten.
"Du musst bald los oder nicht? Es ist gleich fünf", meint Alice mit einem Blick auf die Uhr.
Ich erschrak, die Zeit hatte ich total aus den Augen verloren.
Sirius würde bestimmt schon auf mich warten.
Ich trank schnell mein Butterbier aus und wischte mir den Schaummund ab.
"Wir sehen uns später Mädels!", sagte ich
"Willst du nicht lieber in warmen warten? Es ist dunkel draußen!", sagte Lily und die anderen stimmten ihr zu.
"Macht euch keine Sorgen, mich wird schon niemand klauen", ich zwinkerte
"Pass aber auf dich auf!", ich nickte und ging nach draußen um mich mit Sirius zu treffen.
Doch Sirius war nicht da. Ich machte mir keinen Kopf drüber, wartete und malte mit meinem Schuh Muster in den Schnee.
Sirius kam immer noch nicht und allmählich begann ich zu frieren.
Plötzlich erklang ein lautes Knacken hinter mir und ich zuckte vor Schreck zusammen.
"Verdammt Sirius, das kannst du nicht mit mir machen!", Fast erwartete ich ein gröllendes Lachen, weil er es wie so oft geschafft hatte, mich auf den Arm zu nehmen.
Doch Sirius war nirgends zu sehen.
So langsam machte mir die Situation Angst.
Ich blickte mich um, sicher versteckte er sich einfach hinter dem Haus, um mich nochmals zu erschrecken.
"Das ist so langsam echt nicht mehr witzig!", sagte ich.
Mir verging die Lust, den würde ich mir vorknöpfen.
Ich lief an der Hauswand entlang und blickte auf den Schnee der so hell war in der Dunkelheit.
Als ich hinter dem Haus ankam, entdeckte ich nicht etwa meinen Freund, der gleich aus einer Ecke springen wollte, sondern zwei Paar Springerstiefel.
Ich riss meine Augen auf und drehte mich vor Schreck um. Doch hinter mir standen noch zwei weitere Männer.
Alle in Schwarz gekleidet. Noch bevor ich schreien konnte nahmen sie mir meine Stimme.
Die zwei hinteren Männer packten mich an den Armen.
Das Letzte was ich sah war, wie mir etwas schwarzes übergezogen wurde.
Das Letzte was ich hörte war, wie jemand meinen Namen rief. Es war fast ein Hauchen, so fern klang es.
Dann verlor ich das Bewusstsein...
~♡~
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