❥ 43.
Es war einige Zeit vergangen, seit ich mich dazu entschieden hatte, glücklich zu sein. Sirius und mir eine Chance zu geben. Was hatte ich schließlich schon zu verlieren, außer meinem Herz, das ihm eh bereits gehörte?
Die Art und Weise, wie mich Sirius im Zug nach Hause in seinen Armen gehalten hatte, wie er mich küsste und dabei die Schmetterlinge in meinem Bauch einen wilden Tango tanzten, ließen mich diese Entscheidung auch nicht bereuen. Denn dieser Moment, der nur uns beiden gehört, zauberte mir immer wieder ein Lächeln auf die Lippen.
Mein Herz hatte ihm vielleicht noch nicht endgültig verziehen, aber es gehörte ihm. Ich würde meinem eigenen Glück nicht weiter im Weg stehen, nicht mehr dem Schmerz der Vergangenheit nachhängen, sondern das Hier und Jetzt genießen.
Selbst meine Eltern standen auf meiner Seite.
"Ach Liebes! Ich freue mich so unglaublich für dich! Wenn er dafür verantwortlich ist, dass du von einem Ohr zum anderen strahlst, dann ist er hier herzlich willkommen! Nicht wahr Richard?", sagte meine Mutter als ich ihr von meiner Beziehung erzählte und fasste sich ans Herz.
"Solange du glücklich bist, bin ich es auch Kleines!", meinte mein Vater, auch wenn seine väterliche Skepsis nicht zu übersehen war.
So wurden die unerträglichen Zweifel immer kleiner, bis sie gänzlich von meiner Glückseligkeit überdeckt wurden und es verging kein einziger Tag, an dem nicht seine Eule auf meiner Fensterbank saß und darauf wartete, mir einen Brief zu überbringen. Ich liebte es seine Briefe durchzulesen, denn ich wusste wie ungern er sie normalerweise schrieb und doch setzte er sich jeden Tag hin und gab sich Mühe, für mich etwas zu schreiben. Ich sog seine geschrieben Worte in mich auf und es fühlte sich fast so an als wäre er bei mir.
Wir schrieben über alles Mögliche, sowohl oberflächliches (Einmal hatte er erzählt wie James und er sich Streiche spielten und er mehrmals mit einem Kübel Eiskaltes Wasser geweckt wurde) aber auch über tiefgründigere Themen. Es war schön jemanden zu haben mit dem man über alles sprechen konnte. Das Briefe schreiben gab uns beiden Gewissheit. Mir gab es weiterhin die Gewissheit, dass er es tatsächlich ernst meinte und ich mir das alles nicht eingebildet hatte und ihm gab es die Gewissheit, dass ich mich nicht doch umentschieden hatte.
Und dann, endlich, wurde er von James' Eltern zu mir gebracht und ich platzte beinahe vor Freude. Für mein rasendes Herz fühlte es sich beinahe so an, als hätte ich ihn Ewigkeiten nicht gesehen und nicht nur zwei Wochen. Das Wiedersehen fühlte sich wie Weihnachten und Geburtstag zusammen an. Diese Freude war Sirius ebenso anzusehen, wie mir. Noch am selben Tag hatte er mich gefragt ob ich seine Freundin sein möchte. Ich würde nie vergessen wie er sich auf den Weg machte, nachdem ich ihm alles gezeigt hatte, und mit einer Rose zurück kam. Wie schüchtern er war, als er mir die Frage stellte und wie sehr er strahlte als ich sie ohne zu Zögern bejahte.
Ich öffnete langsam meine Augen und bemerkte wie Sirius lächelnd auf mich herabsah. "Du siehst süß aus, wenn du schläfst", sagte er. Ich lachte und kniff meine Augen zu, damit die Sonne mich nicht so blendete "Ich weiß nicht ob ich es süß oder eher gruselig finden soll, dass du mich beim schlafen beobachtest", sagte ich und stützte mich auf meine Ellenbogen. Sirius grinste "du könntest eh nichts dagegen machen", neckte er mich und handelte sich dabei einen Schlag auf den Arm ein. "Du hättest ja auch nicht am helligsten Tag im Gras einschlafen müssen."
"Das wäre nicht passiert, wenn du was spannendes erzählt hättest", erwiderte ich schulternzuckend und grinste ihm frech entgegen. Ich liebte diese Art und Weise, wie wir uns ärgerten einfach und ich wusste, dass es Sirius ebenso ging, wenn ich in seine sturmgrauen Augen schaute, um die herum sich nun tiefe Lachfalten bildeten.
Sein Lachen ließ ein Kribbeln durch meinen Körper laufen, das sich noch verstärkte, als seine kalten Fingerspitzen Muster auf die freiliegende Haut meines Bauches malten. Für einen Moment schloss ich meine Augen und genoß einfach die Berührung und die wärmenden Sonnenstrahlen auf meinem Gesicht. Leider hielt mein seelischer Frieden nicht lange an, denn im nächsten Moment begann Sirius mich zu kitzeln und hörte erst auf, als ich vor Lachen und Kreischen kaum noch Luft bekam und Tränen über meine Wangen liefen.
"Du bist ein grauenvoller Mensch", brachte ich außer Atem hervor und zog meine Beine an, um meinen Bauch von ihm abzuschirmen, "Wirklich grauenvoll", wiederholte ich und strafte ihn mit einem finsteren Blick, den er aber nicht sonderlich ernst zu nehmen schien, denn in seinen Augen lag ein belustigtes Glitzern.
"Darauf stehst du doch", erwiderte er mit einem anzüglichen Grinsen. Ich stieß einen empörten Laut aus, wusste aber, dass er Recht hatte. Trotz der Dinge, die er in der Vergangenheit getan hatte, (die alles andere als gut gewesen waren), gehörte ihm mein Herz.
Umso glücklicher war ich deshalb, dass er und meine Eltern sich sehr gut verstanden. Zwar waren letztere anfänglich um einiges zurückhaltender und skeptischer, als sie es normalerweise gegenüber Freunden von mir waren, aber das legte sich bereits am zweiten Abend, an dem Sirius und ich für die ganze Familie gekocht hatten und wir den gesamten Abend damit verbrachten, Brettspiele zu spielen und uns zu unterhalten.
Ungemütlich war es nur geworden, als mein Vater Sirius am nächsten Morgen zur Seite genommen hatte und mich zu meiner Mutter ins Wohnzimmer geschickt hatte, egal wie viel ich protestierte. Nicht, dass ich davon ausging, dass mein Vater Sirius irgendetwas tun würde - dafür war er viel zu liebenswürdig und Sirius viel zu tough, aber es gefiel mir einfach nicht, nicht zu wissen, worüber zu redeten. Oder genauer gesagt, was sie redeten, worüber war offensichtlich - über mich.
Doch, wenn ich auf Sirius' Wörter vertraute, war es nur ein typisches 'Wenn du meine Tochter verletzt wirst du es bereuen'- Gespräch, in dem mein Vater aber auch betont hatte, was ein anständiger und netter Kerl Sirius doch sei. Damit hatte sich wenigstens eine meiner Sorgen bezüglich der Beziehung mit Sirius in Luft aufgelöst. Das viel größere Problem, das mir die gesamte Zeit, in der Sirius bei mir war, Bauchschmerzen bereitete, waren Lily und die anderen Mädels.
Auch, wenn ich wusste, dass es falsch war, hatte ich ihnen noch nichts von meiner Entscheidung, Sirius' Freundin zu sein, erzählt zu haben. Ich hatte zu viel Angst vor ihrer Reaktion, und habe immer eine Ausrede gefunden, die dagegen sprach, den angemessenen Brief abzuschicken. Mal war es, dass ich nicht wollte, dass ihre Reaktion meine Zeit mit Sirius vermieste, mal war es, dass ich es ihnen doch lieber in Person sagen wollte und manchmal überkamen mich die Zweifel, ob diese Beziehung überhaupt diesen Sommer überstehen würde. Es gab zwar nichts, dass auf das Gegeteil hindeutete, aber alleine die Anzahl von Freundinnen, die Sirius in den letzten Jahren gehabt hatte und die andauernde Leichtigkeit und Spielerischkeit, die diese Beziehung hatte, gab mir zu Bedenken.
Vielleicht hatte ich auch einfach nur zu viele Geschichten zu Beziehungen, die harte Arbeit waren und in denen Meinungsverschiedenheiten keine Seltenheit waren, gehört. Denn das blieb zwischen Sirius und mir aus. Es war alles so schön und leicht und voller Spaß, dass ich nicht glauben konnte, dass es wirklich etwas Ernstes war. Denn etwas Ernstes würde doch dem Wort ernst gerecht werden müssen oder nicht?
Das waren Gedanken, die mir nachts durch den Kopf schwirrten, wenn Sirius auf der anderen Seite der Wand im Gästezimmer schlief und ich wieder für mich alleine war. In diesen Momenten wünschte ich mir einfach nur mit Lily über alles reden zu können. Sie verstand meine Sorgen besser als jeder andere Mensch auf Erden und ich wusste, dass sie mir auch bei diesem Problem helfen könnte. Ich musste es ihr einfach sagen, egal was sie dann von mir halten würde. Aber erstmal wollte ich Sirius' Besuch hinter mich bringen, ohne dass der kommende Stress mit Lily einen Schatten über uns warf.
Mit diesem Plan im Hinterkopf vergingen die letzten Tage, die Sirius bei mir war, wie im Flug. Es fühlte sich an, als wäre er gerade erst angekommen, als unserer vorletzter Tag zusammen begann. Wie jeden Morgen wachte ich von der gleißenden Sonne, die mein Zimmer erhellte auf. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich noch eine halbe Stunde hatte, bis ich Sirius wecken konnte. Zu Beginn seines Besuches hier hatten wir eine solche Uhrzeit abgemacht, weil er im Gegensatz zu mir ein Langschläfer war und sehr grumelig wurde, wenn man ihn zu früh weckte.
Passend zum strahlenden Wetter, das mich heute erwarten würde, zog ich ein geblümtes Sommerkleid an und nutzte die verbleibende Zeit, um mich zu schminken und meine Haare zu machen. So verging die Zeit, bis ich endlich ins Gästezimmer gehen konnte recht schnell. Schon bei dem Gedanken an Sirius' verschlafende Art, mit der er mich zu sich auf die Matratze zog, um noch einige Minuten Schlaf dazuzugewinnen, ließ mein Herz höher schlagen. Doch als ich die Tür zum Zimmer öffnete begrüßte mich anstatt der gewöhnlichen Dunkelheit, in der ich das Bett kaum ausmachen konnte, gleißendes Sonnenlicht und ein ordentlich gemachtes Bett.
Irritiert drehte ich mich einmal um meine eigene Achse, als wenn Sirius sich irgendwo im Zimmer versteckt hätte, aber natürlich tat er das nicht. Als ich wieder in den Flur hinaustrat warf ich einen Blick zum Badezimmer, aber da die Tür sperrangelweit offen stand, war er auch dort nicht.
Dann hörte ich aus dem Erdgeschoss Stimmen, die sich mit den Küchengeräuschen, welche jeden Morgen das Haus erfüllten, mischten. Ich war mir hundertprozentig sicher, dass eine der Stimmen Sirius' war und lief sofort die Treppe herunter. Es war komisch, dass er nicht nur so früh wach war, sondern sich dann auch noch dafür entschied, sich mit meinen Eltern zu unterhalten. Zwar verstanden sie sich ganz gut, aber Sirius hatte auch nach all den Tagen in unserem Haus noch immer Angst, etwas falsches zu sagen, dass meine Eltern dazu bringen würde ihn zu hassen, wie er mir vor zwei Tagen gebeichtet hatte.
Als ich am Ende der Treppe ankam, verstummten plötzlich die Stimmen und selbst das Klirren vom Geschirr endete abrupt. Mit einem mulmigen Gefühl in meiner Magengegend durchquerte ich den schmalen Flur, der zur Küche führte. Irgendetwas ging hier vor sich, auch wenn ich mir nicht erklären konnte, was. Alles, was ich hören konnte, waren meine eigenen Schritte, die vom Teppichboden gedämpft wurden.
Wenige Sekunden später betrat ich die Küche. Die bis auf ein ziemliches Chaos leer zu sein schien, zumindest für einige Sekunden, denn im nächsten Moment kamen meine Eltern und Sirius aus ihren Verstecken und begannen "Happy birthday" zu singen. Es dauerte einen Moment, bis bei mir der Groschen fiel, dass heute der dreißigste Juli war, und damit mein Geburtstag. Obwohl ich vor einigen Tagen sogar noch darüber geredet hatte, hatte ich es wieder vollkommen vergessen.
Als der schiefe Chor sein Lied beendet hatte, zog mein Vater mich in eine feste Umarmung: "Alles Gute zum Geburtstag, Schätzchen", sagte er und drückte mich an sich. Ich schloss für einen Moment und genoss die liebevolle Geste, die ich mir noch vor wenigen Jahren nicht im Traum hatte vorstellen können. Als ich meine Augen öffnete, stand meine Mutter, mit einem Kuchen voller brennender Kerzen in der Hand, vor mir. Neben ihr grinste Sirius über das ganze Gesicht und ließ mich nicht einen Moment aus den Augen.
"Alles Gute, mein Schatz. Du kannst dir was wünschen.", verkündete Mum und streckte mir die Arme mit dem schokoladig glänzenden Kuchen entgegen.
Obwohl ich diesem Aberglauben nicht viel glauben schenkte, holte ich tief Luft und pustete die sechszehn Kerzen in einem Versuch aus. Dabei wünschte ich mir das Erste, was mir in den Sinn kam: Dass mein Leben auch nach Ende der Ferien genauso weiterlief, wie bisher. Mit Sirius an meiner Seite, der stetigen Unterstützung meiner Eltern und den besten Freunden, die ich mir wünschen konnte und die meine Entscheidung, mit Sirius zusammen zu sein hoffentlich verstanden.
Der gesamte Morgen fühlte sich ab diesem Zeitpunkt wie eine Achterbahnfahrt der Glücksgefühle an. Nachdem ich die Kerzen ausgepustet hatte, gratulierten mir auch meine Mutter und Sirius nochmal, die sich, wie sich herausstellte, zusammengetan hatten, um mir den Geburtstagskuchen zu backen. Danach wurde ich ins Wohnzimmer geführt, das mit Girlanden und Luftballons geschmückt worden war und mir wurden meine Geschenke überreicht, auch wenn sie mir kaum gleichgültiger sein könnten. Alleine, dass alle Drei sich so viel Mühe mit dem Schmücken und dem Vorbereiten eines ausgiebigen Frühstückes und dem Kuchen gegeben hatten, machte diesen Geburtstag bereits zum Besten, den ich je hatte.
Je länger der Tag vorranschritt, desto mehr verstärkte sich das Gefühl. Jedes einzelne Geschenk, das ich bekommen hatte, war etwas, das ich mir eh gewünscht hatte oder etwas, das perfekt auf meinen Geschmack abgestimmt war. Mum und Dad hatten mir ein Set mit hübsch verzierten Büchern und ein neues, größeres Bücherregal für mein Zimmer sowie ein hübsches Kleid, dass ich zu Beginn des Sommers in einem Schaufenster bewundert hatte.
Von Sirius bekam ich ein mysteriöses, in Geschenkpapier eingepacktes Kästchen, das sich als Schmuckschächtelchen herausstellte und ein wunderschönes silberfarbenes Armband beinhaltete, an dem ein feingliedriges 'S' hing.
"'S' für Sirius?", fragte ich amüsiert, auch wenn meine Wangen bei Anblick des Geschenks glühten. Er würde mir ein solches Geschenk doch sicher nicht machen, wenn diese Beziehung für ihn nur ein Sommerspaß war, oder?
"Oder 'S' für Scarlett, was immer du möchtest.", erwiderte Sirius mit einem Lächeln.
"Danke, es ist wunderschön.", meinte ich, ebenfalls mit einem Lächeln auf den Lippen und gab ihm als Dankeschön einen Kuss, bevor ich ihn in meine Arme schloss. "Vielen Dank, du weißt gar nicht, wie viel mir das bedeutete.", flüsterte ich in sein Ohr, während seine mittlerweile recht langen Haare mein Gesicht kitzelten. In diesem Moment schien die Welt ein bisschen zu perfekt, um wahr zu sein.
~♡~
Dieses Kapitel widme ich der wundervollen little_angel_forever
Die sich bereit erklärt hat, dieses wunderschöne Kapitel zu schreiben und damit für mich einzuspringen.
Vielen lieben dank, ohne dich hätte ich das nicht geschafft und danke für das schöne Kapitel
Bis bald,
Eure Jule
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