❥ 42.
Noch Momente nach dem Sirius gegangen war, stand ich immer noch so da ohne mich geregt zu haben. Zu viele Gedanken wirbelten in meinem Kopf herum, alle wollten sie gehört werden, doch ich war nicht fähig klare Gedanken zu fassen. Es war schwer überhaupt erst zu realisieren was gerade passiert war. Sirius, der gerade noch vor mir stand und seine Gefühle für mich gestanden hatte. Der mir vor ein paar Minuten noch zugesichert hatte, dass er um mich kämpfen würde. Seine Hand, die Momente zuvor noch meine gehalten hatte. Ich schloss angespannt meine Augen und versuchte tief durchzuatmen. Mein Kopf arbeitete und versuchte das Gesehene zu verarbeiten. Mein Herz klopfte fest in meiner Brust. Dann kam dieses unvermeidbare breite Lächeln auf meine Lippen, wenn ich das alles Revue passieren ließ. Ich genoss den Moment still und heimlich für mich selbst. Doch es hielt nicht lange an, denn ich wusste nicht ob ich Sirius jetzt schon verzeihen konnte, aber gleichzeitig war es doch das was ich die ganze Zeit wollte oder nicht?
Ich stand hier und rührte mich nicht. Ich wusste nicht ob ich lachen oder weinen sollte. Was sollte ich nur tun? Was war das richtige in dieser Situation? Was war wichtiger, das richtige zu tun oder glücklich zu sein? Diese Zweifel zerrissen mich beinahe. Wieder schloss ich meine Augen und seufzte. Lily. Ich brauchte sie, sie würde wissen wie ich mich entscheiden sollte.
Also sammelte ich mich und verließ den Ort, die Stelle, die in mir eine Achterbahnfahrt der Gefühle ausgelöst hatte.
Meine Beine fühlten sich schwer wie Blei an als ich mich auf den Weg zum Gemeinschaftsraum machte. Das alles sollte mich nicht so unter Stress setzten, wie es tatsächlich tat. Es sollte eine leichte Entscheidung sein. Ich sollte mich gegen ihn entscheiden, ich sollte ihn loslassen, meinen Wunden Zeit geben zu heilen. Doch ich war so unheimlich in ihn verliebt, dass es weh tat. Es war definitiv nicht die beste Option, doch was konnte ich schon gegen dieses Herzklopfen machen?
Lily würde mich eigenhändig umbringen, wenn sie erkennt, dass ich es tatsächlich in Erwägung zog mich auf ihn einzulassen. Und doch machte ich mich auf den Weg zu ihr und stellte mich ihrer Meinung.
Kaum war ich durch das Portal geklettert, würde ich mich am liebsten ohrfeigen. Meine beste Freundin saß zusammengesunken in einem der Sessel vor dem Kamin und starrte in die lodernden Flammen. Sie hatte einen harten Tag hinter sich. Snape, der sie beleidigt und ihr Herz gebrochen hatte. Sie hatte ganz andere Sorgen als ich. Ich musste eine schreckliche Freundin sein, sie mit meinen Problemen zu belästigen. Ich presste meine Lippen aufeinander und bahnte mich durch die Gryffindors zu meiner Freundin. Seufzend kniete ich mir vor ihr hin und legte meine Hände auf ihre Knie "Wie geht es dir?", fragte ich und lockte sie aus ihrer Trance. Sie blickte mich an und zwang sich zu einem Lächeln "Mir ging es schon mal besser", sagte sie so ehrlich, dass ich schwer schluckte. Ich wünschte ich könnte ihr den Schmerz nehmen.
Bis ich mir der Groschen fiel. Ich konnte ihr den Schmerz nehmen, eine der Fähigkeiten die ich meiner Banshee Macht zu verdanken hatte.
"Gib mir deine Hände", forderte ich sie auf und streckte meine Hände aus. "Was meinst du?", Lily sah mich sichtlich verwirrt an. "Vertrau mir", sagte ich nur und wartete, bis sie ihre Hände in meine legte. Ich schloss meine Augen und konzentrierte mich.
Nur wenige Sekunden später, hörte ich Lily aufschrecken und ich wusste dass es funktionierte. Violetter Schmerz ging von ihren Venen in meine über. Ich saß weiter vor ihr und nahm ihr den Schmerz, in der Hoffnung, dass uns niemand beobachtete. Lily entspannte sich, es half ihr und es war das mindeste was ich für sie tun konnte.
"Besser?", fragte ich und ließ ihre Hände los. Lily nickte "Wie hast du das gemacht? Ist es das wovon du damals erzählt hast? Als du die Begegnung mit deinem jüngeren Ich hattest?", sprudelte es aus ihr heraus. Ich nickte nur und konnte mir ein Lächeln über ihre Faszination nicht verkneifen.
"Wow", sagte sie und lächelte auch.
"Aber nun sag mal, was ist mit dir los?", fragte Lily und hatte wieder ihren besorgten Gesichtsausdruck, von der eben noch bestehenden Freude war nichts mehr zu sehen.
"Ich weiß nicht, was du meinst", sagte ich mit gerunzelter Stirn und hoffte, dass sie es mir abkaufte, doch Lily schüttelte nur den Kopf.
"Scarlett, du hast ein unglaublich sprechendes Gesicht. Du kannst mich anlügen, aber deine Mimik sagt mehr als deine Worte."
Ich seufzte "Dabei hatte ich mir doch so viel Mühe gegeben", sagte ich sarkastisch und verdrehte die Augen
"Nun sag schon!", drängte sie.
Ich stand auf "Okay, aber nicht hier", mein Blick huschte durch den Raum, es waren zu viele Schüler hier um über meine Gefühle zu sprechen. "Ich wollte ohnehin in unseren Schlafsaal gehen und die anderen sind eh nicht da", sagte Lily schulterzuckend und stand ebenfalls auf.
Als ich die Tür hinter uns schloss und wir allein waren, seufzte ich.
"Oh je Scarlett, mach mir keine Angst", sie setzte sich auf mein Bett
"Es wird dir wahrscheinlich nicht gefallen", sagte ich nur und zuckte mit den Schultern.
"Das wird sich dann herausstellen und spann mich ja nicht auf die Folter!", mahnte sie mich und klopfte mit der Hand neben sich. Ich setzte mich und begann zu erzählen.
Lily hörte mir aufmerksam zu, während meine Stimmung immer zwischen Freude und Verzweiflung hin und her schwang. Während Lilys Mimik immer härter wurde. Ohne dass sie es ausgesprochen hatte wusste ich was sie dachte.
"Oh Scarlett, das ist nicht gut!", sagte sie als ich fertig war und ich immer noch ein Lächeln auf den Lippen trug.
"Ich weiß, aber ich will es so gerne glauben!", seufzend vergrub ich meine Hände in meinem Schneidersitz.
"Du denkst doch nicht etwa tatsächlich darüber nach dich auf ihn einzulassen?", sie blickte mich mit großen Augen an.
Der Vorwurf der in ihren Augen lag, tat beinahe weh. Aber sie hatte allen Grund dazu, er hatte mich schließlich verletzt und Lily hatte mich am Boden zerstört vorgefunden.
Sie war an meiner Seite als ich versucht hatte, das zu verarbeiten und nun war ich bereit, dass alles wegzuschmeißen.
Ich zuckte nur mit den Schultern, denn mehr konnte ich nicht sagen. Für meine beste Freundin war das Antwort genug.
"Du spielst mit dem Feuer Scarlett!", sagte sie und warf ihre Hände in die Luft.
"Ich weiß, aber was soll ich denn machen? Ich habe es mir nicht ausgesucht mich in ihn zu verlieben. Ich kann meine Gefühle nicht einfach ignorieren, sie werden sonst nur noch stärker. Verstehst du was ich meine?" Lily nickte und legte einen Arm um meine Schulter "Ich weiß, doch er wird dich wieder verletzten"
"Aber was wenn nicht? Was wenn er sich wirklich Mühe gibt? Ich weiß das klingt total schwachsinnig aber ich kann nicht mehr gerade aus denken. Oh man! Ich klinge wie ein kleines verrücktes Mädchen!"
Lily schüttelt den Kopf "Nein das tust du nicht! Du bist einfach nur Hals über Kopf in ihn verliebt. Ich kann diese Entscheidung nicht für dich treffen, ich kann dir nur das ans Herz legen was ich denke. Du wirst wissen was das richtige ist", sie nahm meine Hand in ihre und drückte sie sanft. "Ich bin mir da nicht sicher", sagte ich ehrlich und raufte mir die Haare. "Du musst es nicht heute wissen. Du musst dich nicht heute für oder gegen ihn entscheiden!", gab sie mir zu bedenken. Stumm nickte ich. Sie hatte Recht, er sagte er würde mir Zeit geben, diese sollte ich auch in Anspruch nehmen.
"Ich hab einfach so Angst Lily! Angst wieder verletzt zu werden oder die falsche Entscheidung zu treffen!" Ein Kloß bildete sich in meinem Hals.Während ich meine Zweifel aussprach, strich Lily mir beruhigend über den Rücken.
"Du wirst nicht wissen können was die richtige Entscheidung ist! Vielleicht muss er dich erst noch einmal verletzen, damit du endgültig mit ihm abschließen kannst", ihre Worte waren so ehrlich, dass sie mir einen Stich in meinem Herzen versetzten. Doch ich musste sie hören. Was hatte ich erwartet? Das sie vor Freude in die Hände klatschen würde, ohne mir das Leid vor Augen zu führen, dass ich durch ihn erleiden musste?
"Meinst du damit, dass ich ihm noch eine Chance geben sollte?", fragte ich und konnte meine Hin und Her Gerissenheit förmlich spüren.
"Ich weiß es nicht Scarlett! Vielleicht solltest du dich darauf einlassen, vielleicht solltest du versuchen ihn zu vergessen!"
Tränen der Verzweiflung traten mir in die Augen "Ich weiß nicht, ob ich das kann!", sagte ich schniefend "Ihn einfach hinter mir zu lassen, ohne nicht alles versucht zu haben. Ich bekomme ihn einfach nicht mehr aus dem Kopf. Was wenn ich mit ihm eine wundervolle Zeit erleben würde, was wenn es unsere einzige Chance ist?"
"Bei Merlin! Du triffst keine Entscheidung über Leben und Tod meine Süße!"
Diese Art und Weise, brachte mich zu einem kleinen Lachen. "Du hast ja Recht aber im Moment fühlt es sich so an!"
Stille breitete sich in unserem Schlafsaal aus.
"Egal wie du dich entscheidest, ich stehe hinter dir", sagte sie und da war es um mich geschehen. Die Tränen flossen nur so über meine Wangen "Womit habe ich dich verdient?", ich sah zu ihr und lächelte.
"Womit solltest du mich nicht verdient haben?", fragte Lily und blickte mich fragend an. Ich wischte mir meine Tränen weg und lachte leise. "Du bist nicht meiner Meinung und du unterstützt mich trotzdem!"
Lily schüttelte lächelnd den Kopf "Wir müssen nicht immer einer Meinung sein Scarlett!"
Ich nickte und blickte auf meine zusammengefalteten Hände "Du hast ja recht!"
"Aber dir muss auch klar sein, dass wenn du wieder verletzt wirst, werde ich natürlich für dich da sein, aber ich werde dir auch sagen-"
"Ich hab es dir ja gesagt... ich weiß", beendete ich ihren Satz.
Wieder schwiegen wir und ich wurde mit jedem Moment der verging, müder.
Die nächsten Tage waren eine reine Folter. Sirius ließ mir die Zeit und ging mir aus dem Weg. Doch ich erwischte ihn immer wieder dabei, wie er zu mir sah und mich nicht aus den Augen lassen konnte.
Diese Spannung zwischen uns wurde mit jedem Tag an dem ich keine Entscheidung traf, stärker.
Es war eine Spannung die gleichsam erdrückend als auch anziehend wirkte und das machte es in keinem Fall besser.
Diese Spannung konnte jederzeit reißen und dann würde ich keine Kontrolle mehr über richtig und falsch haben. Das war mir bewusst und Sirius schien das ebenfalls zu merken. Doch ich wusste noch immer nicht, wie ich mich entscheiden sollte.
Ich ließ ihn zappeln bis zum bitteren Ende, was wiederum ein berauschendes Gefühl in mir auslöste, weil ich wusste wie sehr er auf eine Antwort brannte.
Eine Woche war seitdem vergangen und nun war der letzte Tag in Hogwarts angebrochen.
Die Rumtreiber tauschen am Frühstückstisch immer wieder vielsagende Blicke aus. Hatte er wohl allen erzählt, worauf er wartete?
Als plötzlich alle auf einmal zu mir sajlhen und mich dabei erwischten wie ich sie anstarrte, verschluckte ich mich vor Schreck an meinem Rührei.
Ich begann zu husten und wollte einen Schluck Wasser nehmen, als Marlene mir so heftig auf den Rücken schlug, dass ich das Wasserglas umschmiss und dessen Inhalt sich über den ganzen Tisch verteilte.
"Oh Entschuldige", sagte Marlene und begann zu lachen. Ich wimmelte mit einer Handbewegung ab und war froh, dass ich damit nicht zu viel Aufmerksamkeit auf mich gezogen hatte.
Als ich mich wieder beruhigt hatte, blickte ich wieder zu den Rumtreibern.
Sirius warf mir einen Blick zu, der mir sagte, dass er nicht länger warten würde.
Ich würde heute eine Entscheidung treffen müssen. Aber ich war ich schon dazu bereit?
Ich schluckte schwer und wandt mich den Mädchen zu, die alle wild schnatterten.
Verdammt, damit hab ich nicht gerechnet. Heute eine Entscheidung zu treffen.
"So Mädels und wieder ist ein Jahr vorbei", sagte Alice als wir endlich ein Abteil im Hogwartsexpress gefunden hatten.
"Kaum zu glauben es hat doch erst gerade angefangen", warf ich ein und setzte mich.
"Findest du? Das ganze lernen hat sich viel zu lange gezogen!", seufzend verschränkte Marlene ihre Arme und zuckte mit den Schultern.
"Du hast doch kaum etwas gemacht", erinnerte Lily sie lachend.
Der Zug setzte sich in Bewegung und ich wusste nicht mehr wo mir der Kopf stand. Ich wusste was ich wollte, ich wusste was Sirius wollte und doch schien es falsch und richtig zu gleich.
"Hey habt ihr das gesehen", empört schrie Marlene auf "Die alte Hexe ist einfach mit den ganzen Süßigkeiten an uns vorbei gelaufen!"
Ich seufzte und stand auf "Ich geh ihr nach und hol uns was", die Ablenkung konnte ich gut gebrauchen.
Meine Freundin nickte mir dankbar zu und ich verließ das Abteil.
Ich blickte den Gang entlang und hielt meinen Zauberstab in den Händen. Es hatte eine beruhigende Wirkung auf mich in diesem Moment.
Ich wollte gerade weiter gehen als Sirius plötzlich vor mir stand. Ich wäre beinahe gegen ihn gelaufen, wenn ich nicht rechtzeitig gestoppt hätte.
Er lächelte breit und blickte auf mich herab.
Die Süßigkeiten waren längst vergessen.
Ich wollte gerade etwas sagen, als Sirius mir meinen Zauberstab aus der Hand nahm. Mein Herz begann wild in meiner Brust zu pochen.
Ich zog meine Augenbrauen hoch und blickte ihn böse an "Gib ihn mir zurück!", beharrte ich und versuchte ihn mir zurück zu holen.
Doch Sirius schüttelte den Kopf und hob ihn in die Höhe.
Da Sirius ungefähr einen Kopf größer war als ich standen meine Chancen gleich bei Null.
"Das ist nicht witzig Sirius!"
"Doch schon", sagte er und blickte mich herausfordernd an.
Meine Geduld platzte allmählich und ich würde sicher nicht vor ihm zu springen beginnen, wenn ich eh keine Chance hatte.
"Sirius, ich warne dich, sonst..."
"Sonst was?", dieses mal zog er seine Augenbrauen hoch.
Er hob seine Hände beschwichtend in die Höhe "Ich mach doch gar nichts, du kannst ihn dir problemlos holen", er zuckte mit den Schultern.
Ich schnaubte, während Sirius sich fest hinstellte und seine Hände mit meinem Zauberstab hinter seinem Rücken versteckte.
Sobald ich versuchte um ihn herum zu gehen drehte er sich mit.
Ich verdrehte meine Augen und stemmte meine Hände in die Hüften "Na schön"
Ich überwand die letzten Zentimenter zwischen uns und schob meine Hand zwischen Arm und Taille durch. Ich war ihm so nah, dass ich sein Atem hören konnte. Es war für uns beide eine liebevolle Qual.
Auf einmal leistete er keinen Widerstand mehr und ich konnte meinen Zauberstab problemlos nehmen. Sekunden später war sein Vorhaben klar, denn er legte seine Arme um mich und drückte meinen Kopf gegen seine Brust. Damit hatte ich dieses kleine Duell verloren. Ich sog seinen Geruch in mich ein und genoss seine Nähe.
Verdammt. Ich hätte es wissen müssen.
Er hielt mich fest und strich mir durch mein Haar.
Plötzlich wusste ich nicht mehr, dass es sowas wie einen Widerstand gab, aber ich wollte auch nichts unternehmen um diesen Moment zu zerstören.
"Sirius..."
Doch anstatt zu antworten umarmte er mich noch fester und damit noch viel liebevoller.
Und ich war vollkommen verloren in seinen Armen.
Ich hatte meine Entscheidung noch nicht getroffen, doch es war längst klar was ich wollte.
"Ich hab immer noch keine Entscheidung gehört", er drückte mir einen Kuss auf meine Haare. Verdammt wie konnte ich ihm da widerstehen?
Ich drehte mich in seiner Umarmung und vergrub mein Gesicht in seiner Brust.
Ich konnte Sirius lächeln hören "Das deute ich mal als ein Ja."
Und ich verneinte es nicht. Er wusste genau, dass er schon längst gewonnen hatte, dass er mich für sich gewonnen hatte.
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